NAH-/MITTELOST
Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mittleren Osten bleibt vorrangig von der Bekämpfung des islamistischen Terrors und von den Bürgerkriegen in Syrien und Jemen bestimmt.
Vor der jemenitischen Küste im Roten Meer hat die saudi-arabische Marine weitere von Houthi-Rebellen gelegte Seeminen gefunden und unschädlich gemacht.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
ISLAMISTISCHER TERROR IN SYRIEN UND IRAK
Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrors in Syrien und Irak bleibt eine international übergreifende Koalition weiterhin Fernziel. Zu viele Eigeninteressen einzelner Staaten sowie die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten bestimmen die Entwicklung.
Russland hat eine nach dem US-Luftschlag gegen eine syrische Luftwaffenbasis aufgekündigte Kooperation zum „De-Conflicting“ von Flugzeugeinsätzen mit den USA wieder in Kraft gesetzt. Im syrischen Bürgerkrieg erklärte „Sicherheitszonen“ (s.u.) werden von Russland auch als Flugverbotszonen verstanden. Die USA erklären dazu, ihre Kampfflugzeuge würden islamistische Terroristen auch weiterhin „überall bekämpfen, wo es Ziele gebe“.
SYRIEN — IRAK: US-geführte Koalition (Operation „Inherent Resolve“)
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt mit Operation „Inherent Resolve“ Luftschläge gegen islamistische Terrorgruppen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kommandozentren (Führungspersonen), Stützpunkte, Depots und von Islamisten kontrollierte Öl-Anlagen, daneben aber auch logistische Straßentransporte und Gruppen verlegender Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direkten Unterstützung (Close Air Support) irakischer Bodentruppen oder kurdischer Milizen — aktuell vor allem bei der unverändert andauernden Offensive zur Rückeroberung von Mosul. Zum Einsatz kommen US-Trägerkampfflugzeuge und von Flugplätzen der Golfstaaten, Jordaniens und der Türkei operierende Kampfflugzeuge und Drohnen der Streitkräfte zahlreicher Staaten. Die britische Royal Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).
Der US-Flugzeugträger „George H.W. Bush“ setzt weiterhin seine Kampfflugzeuge aus dem nordwestlichen Persischen Golf heraus gegen IS-Ziele in Irak und Syrien ein. Die dänische Fregatte „Peter Willemoes“ hat sich wie geplant am 5. Mai vom Verband getrennt und den Rückmarsch in die Heimat angetreten. Sie war seit dem 9. Februar in die „Bush“ Carrier Strike Group integriert.
SYRIEN: Russland – Türkei
Russland macht weiterhin keinen wirklichen Unterschied zwischen Islamisten und Oppositionsrebellen; alle gelten gleichermaßen als “Terroristen”. Nach wie vor erfolgen russische Luftangriffe in direkter Unterstützung syrischer Streitkräfte gerade auch in Gebieten, in denen keine islamistischen Milizen aktiv sind.
Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rahmen ihrer nationalen Kurdenpolitik vor allem bemüht, auf Autonomie setzende syrische Kurden (dazu gehören auch von den USA unterstützte Milizen) zu „neutralisieren“ und möglichst weit nach Osten bis in den Irak abzudrängen.
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BÜRGERKRIEG IN SYRIEN
Bei einer neuen Gesprächsrunde in Astana (Kasachstan) haben Russland, der Iran, die Türkei (und etwas später auch Syrien) mit Wirkung vom 6. Mai vier „De-Eskalationszonen“ in Syrien eingerichtet und zu „Schutzzonen für die Bevölkerung“ erklärt. Alle Kampfhandlungen sollten dort eingestellt werden. Russland will dies mit eigenen Beobachtern überwachen; eine unabhängige UN-Beobachtermission wird von Syrien verweigert.
Die syrische Oppostion lehnt die Zonen als quasi „Teilung Syriens“ ab. Tatsächlich finden sich die vier Zonen in westlichen Landesteilen, in denen syrische Regierungstruppen mit Unterstützung Russlands, des Iran und der libanesischen Hisbollah in den letzten Monaten weitgehend die Oberhand gewonnen haben – und das Bestreben, diesen Zustand zu zementieren und so Freiräume für Operationen in anderen Gebieten zu gewinnen, ist allzu offensichtlich. Die Kampfhandlungen in den vier Zonen sollen inzwischen deutlich nachgelassen haben, aber ob es hier zu einer dauerhaften Waffenruhe kommt, bleibt abzuwarten. Bisher wurden Feuerpausen immer nur dort eingehalten, wo Oppositionsgruppen ihr ausdrücklich zugestimmt hatten, und islamistische Gruppen wie IS und al-Nusra waren ohnehin ausgeklammert. Die syrische Regierung und ihre Verbündeten dürften neue Gefechte immer mit der Notwendigkeit zur Bekämpfung islamistischer Terroristen begründen.
Der UN Sonderbeauftragte für Syrien de Mistura hat für den 16. Mai eine neue (die insgesamt 6.) Gesprächsrunde in Genf (Schweiz) angekündigt.
Maritime Aspekte
Kampfschiffe der US Navy bleiben weiterhin im östlichen Mittelmeer präsent. Der am Tomahawk-Angriff (7. April) beteiligte Zerstörer „Ross“ ist in diesen Tagen zu einem Besuch in Haifa (Israel) eingelaufen.
Im östlichen Mittelmeer operiert weiterhin auch das von der russischen Schwarzmeerflotte geführte Ständige Mittelmeergeschwader (MedSqn) der russischen Marine. Zum Verband gehören zurzeit neben einigen Hilfsschiffen als Kampfeinheiten die Fregatten „Admiral Grigorovich“ und „Admiral Essen“, der Minensucher „Valentin Pikul“, sowie — möglicherweise – auch der Zerstörer „Severomorsk“.
Die „Admiral Grigorovich“ soll dem Verband „bis zum Sommer“ zugeteilt sein; die „Admiral Essen“ dürfte dagegen nur kurzzeitig zur MedSqn gehören. Der Neubau (zweites Schiff der GRIGOROVICH-Klasse) befindet sich auf der Überführungsfahrt aus der Ostsee zur künftigen Heimat bei der Schwarzmeerflotte. Das russische Verteidigungsministerium nutzte die Passage der Straße von Gibraltar (5. Mai) und das Einlaufen ins Mittelmeer dazu, kurzerhand die Zugehörigkeit der „mit Marschflugkörpern Kalibr bestückten“ Fregatte zur MedSqn zu verkünden.
Auch dem Nordflottenzerstörer „Severomorsk“ dürfte nur ein kurzer Einsatz im östlichen Mittelmeer beschert sein. Das Schiff ist zusammen mit einem Tanker und einem Bergeschlepper schon seit Oktober unterwegs, hatte damals zusammen mit dem längst in den Nordflottenbereich zurückgekehrten Flugzeugträger „Admiral Kuznetsov“ ins Mittelmeer verlegt, danach Afrika umrundet und war dann überraschend durch die Straße von Gibralter erneut ins Mittelmeer eingelaufen. Zukletzt wurde die „Severomorsk“ am 3. Mai bei Nachversorgung in Limassol (Zypern) gemeldet. Im Gegensatz zur „Admiral Essen“ gibt es für sie offenbar keine formell erklärte Integration in die MedSqn.
Auf der Überführungsfahrt aus der Ostsee ins Schwarzmeer befindet sich auch das vierte für die russische Schwarzmeerflotte bestimmte, neue U‑Boot der KILO-III-Klasse. Beschattet von der britischen Fregatte „Somerset“ passierte die „Krasnodar“ am 5. Mai in Begleitung eines Bergeschleppers den Englischen Kanal. Vermutlich wird das russische Verteidigungsministerium auch das U‑Boot mit Erreichen des Mittelmeeres offiziell als „Teil der MedSqn“ erklären.
Mit Frachtumschlag im russischen Schwarzmeerhafen Noworossiysk (Anbindung an das russische Eisenbahnnetz), dauert die auch als „Syrian Express“ bezeichnete Lieferung von Rüstungsgütern nach Syrien und Nachschub für die dort eingesetzten russischen Truppen an. Jede Woche passieren mehrere Landungsschiffe der russischen Marine (auch dazu verlegte Einheiten der Nordflotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Transporte gebraucht in der Türkei und Deutschland gekaufte und teils als Hilfsschiffe in die russische Marine integrierte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend. Transportiert wird zurzeit vor allem auch Baumaterial für die begonnenen Arbeiten zur Erweiterung der russischen logistischen Basis in Tartus (Syrien).
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FRANKREICH
Drei der fünf französischen Fregatten der LA FAYETTE-Klasse sollen grundüberholt und modernisiert werden.
Langfristig ist der Ersatz der LA FAYETTE durch neue Fregatten FTI („Fregate de Taille Intermediaire“) geplant, aber deren Zulauf soll erst 2025 beginnen. Bei parrallel zu ihrer Indienststellung erfolgender Ausmusterung werden einige der zwischen 1993 und 2002 in Dienst gestellten Stealth-Fregatten der LA FAYETTE-Klasse also noch mehr als ein Jahrzehnt gefragt sein. Hinzu kommt, dass die französische Marine angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen (u.a. neue Bedrohung durch Russland) mittel- bis langfristig immer mindestens 15 Kampfschiffe im operativen „Kampfkern“ der Flotte halten will.
So soll denn eine durch DCNS in Toulon durchzuführende Grundüberholung drei der fünf LA FAYETTE-Fregatten eine Indiensthaltung bis etwa Ende der 2020-er Jahre ermöglichen. Alle schiffstechnischen Anlagen (Antrieb, Generatoren, Ruderanlagen etc …) sollen runderneuert und darüber hinaus Führungssysteme und Bewaffnung dem heutigen Bedarf und technologischen Standard angepasst werden. So werden die alten Gefechtsführungssysteme durch eine Variante der auch auf dem Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ installierten Anlage ersetzt und moderne Anlagen für Tactical Data Link installiert.
Mit einem 100-mm-Geschütz und Seeziel-FK Exocet MM40 sind die Schiffe vor allem für Überwasser-Seekrieg und Maritime Security Operations optimiert. Diese Hauptwaffensysteme will man auch behalten. Flugabwehr-Fähigkeiten beschränken sich mit Flugabwehr-FK Crotale auf Eigenverteidigung im Nahbereich. Auch dies will man beibehalten, die älteren Crotale aber durch zwei vollautomatisierte Nahbereichs-Flugabwehrsysteme Sadral (mit jeweils sechs Mistral Flugkörpern) ersetzen, wie sie auch auf Zerstörern der GEORGE LEYGUES-Klasse installiert sind.
Nicht zuletzt will man auch eines der in den letzten Jahren zunehmend schmerzlich empfundenen Defizite der LA FAYETTE-Klasse beseitigen und die drei Fregatten endlich auch zur U‑Jagd befähigen. Dazu ist u.a. die Nachrüstung mit einem modernen aktiven-/passiven Rumpfsonar, U‑Jagdtorpedos und einem Torpedoabwehrsystem vorgesehen. Im Vorgriff auf diese Umrüstung soll die Fregatte „Surcouf“ im Rahmen einer im September beginnenden planmäßigen Werftliefgezeit das von Thales entwickelte Niederfrequenzsonar „Blue Watcher“ erhalten und ab dem Frühjahr 2018 in See erproben. Die „Surcouf“ ist allerdings (wie auch Typschiff „La Fayette“) offenbar nicht für die „Lebensverlängerung“ vorgesehen. Medien nennen hier die drei jüngsten Schiffe „Courbet“, „Aconit“ und „Guepratte“. Deren Modernisierung soll ab 2020 im Rahmen langfristig geplanter, routinemäßiger Werftliegezeiten durchgeführt werden, die erste „runderneuerte“ Fregatte dann 2021 zur fahrenden Flotte zurückkehren.
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NORDKOREA
In den Spannungen um Nordkorea zeichnet sich eine mögliche Atempause ab.
Zumindest vorerst gibt es in Nordkoreas staatlicher Propaganda keine verbalen Angriffe auf den neu-gewählten südkoreanischen Präsidenten, der ja seine Bereitschaft zu bilateralen Gesprächen signalisierte. Darüber hinaus bemüht sich angeblich China, hinter den Kulissen auch zwischen Nordkorea und den USA direkte Kontakte herzustellen. Ein neuer nordkoreanischer Atomwaffentest scheint allerdings nur eingefroren, nicht abgesagt. Experten betrachten Vorbereitungen am Atomtestgelände Punggye-ri als so weit abgeschlossen, dass ein Test jederzeit auch sehr kurzfristig durchgeführt werden kann. So setzt China denn weiterhin auf verstärkten politischen und wirtschaftlichen Druck auf das Regime in Nordkorea, während die USA unverändert auch militärische Optionen nicht ausschließen wollen.
‘Carl Vinson’ bei Übungen in der Japansee (Foto: US Navy)Die „Carl Vinson“ Carrier Strike Group der US Navy operiert seit Ende April in der Japansee, führte dort u.a. „öffentlichkeitswirksam“ Übungen mit zwei Zerstörern der japanischen und einem der südkoreanischen Marine durch. Primäres Ziel ist demonstrative Präsenz. Bei realen Einsätzen unter Bedrohung halten US-Flugzeugträger üblicherweise mindestens 400sm Abstand von einer feindlichen Küste. Man kann davon ausgehen, dass die „Carl Vinson“ in einem tatsächlichen militärischen Konflikt Luftschläge gegen Nordkorea nicht aus der Japansee, sondern aus dem Pazifik, östlich von Japan durchführen würde.
In der Region operiert weiterhin auch das US-U-Boot “Michigan“. Das modifizierte frühere strategische U‑Boot der OHIO-Klasse führt anstelle der früheren Atomraketen mehr als 180 Marschflugkörper Tomahawk mit und kann überdies Kampfschwimmer für Kommandooperationen einsetzen. Auf dem Weg in den Westpazifik ist überdies der für Raketenabwehr optimierte US-Kreuzer „Lake Erie“. Noch in diesem Monat plant die US Navy im Westpazifik angeblich eine größere Übung, um ihre Fähigkeiten zum Abfangen nordkoreanischer Raketen noch einmal zu testen – und zu demonstrieren.
Erstmals hat die japanische Regierung eine 2016 beschlossene Verfassungsänderung („aktiver militärischer Schutz verbündeter Seestreitkräfte“) zur Anwendung gebracht. Nicht von ungefähr kam dabei neben einem Zerstörer mit dem Hubschrauberträger „Izumo“ auch das zurzeit größte Kampfschiff der japanischen Marine zum Einsatz. Zwei Tage lang „schützten“ beide Einheiten einen Versorger der US Navy, der östlich (!) Japans nach Süden bis ins Seegebiet von Okinawa verlegte.
In den durchfahrenen Seegebieten bestand für das zu “schützende” US-Schiff zu keiner Zeit eine reale Bedrohung; die Aktion ist also vorrangig als politisches Signal der Entschlossenheit zu werten. Die „Izumo“ wurde auch nicht extra für diesen Einsatz in Marsch gesetzt. Für sie ist schon seit längerer Zeit eine mehrmonatige Reise nach Südostasien und Indien geplant, und nach dem Ende des „Geleit-Einsatzes“ nahm sie denn auch sofort Kurs auf Singapur (International Fleet Review). Nach weiteren Besuchen in Indonesien und auf den Philippinen ist im Juli vor Indien die Teilnahme an der diesjährigen trilateralen Übung „Malabar“ mit der indischen Marine und der US Navy geplant. Erst im August soll die „Izumo“ nach Japan zurückkehren.
Die Verlegung weiterer US-Carrier Strike Groups um die „Nimitz“ (Everett, Bundestaat Washington) oder die „Ronald Reagan“ (Yokosuka, Japan) bleibt offenbar Option, aber ein weiterer US-Flugzeugträger wird frühestens in der zweiten Maihälfte vor der koreanischen Halbinsel erwartet. Die in Japan stationierte „Ronald Reagan“ wird zwar seit dem 9. Mai in See, führt aber nach Abschluss einer viermonatigen Wartungsperiode zunächst ein operatives Work-up zur Wiedererlangung voller Einsatzbereitschaft durch. Mindestens bis Ende Mai soll die „Carl Vinson“ im Krisengebiet den Willen zu „dauerhafter Präsenz“ demonstrieren.
Übrigens:
Einige Medien stellen in diese Tagen im Westpazifik vor Guam (USA) begonnene amphibische Übungen der Streitkräfte Frankreichs, Großbritanniens, der USA und Japans in einen direkten Zusammenhang mit der Lageentwicklung um Nordkorea. Diese Darstellung ist sachlich nicht haltbar. Die Übungen sind seit mehr als einem Jahr geplant, sind Teil der diesjährigen Kadetten-Ausbildungsreise “Mission Jeanne d’Arc 2017” der französischen Marine mit dem aus dem Hubschrauberträger „Mistral“ und der Fregatte „Courbet“ bestehenden Ausbildungsgeschwader.
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PHILIPPINEN
Gut zwei Jahre nach Bestellung bei der indonesischen PT PAL in Surabaya hat die philippinische Marine (PN) die Beschaffung von zwei „Strategic Sealift Vessel“ (SSV) abgeschlossen.
Schon seit Jahren hatte (mindestens) ein größeres amphibisches Schiff auf der Wunschliste der philippinischen Marine ganz oben gestanden, war aber nie bezahlbar gewesen. Es sollte im militärischen Seetransport zwischen den Inseln und als Führungsplattform eingesetzt werden, eine Haupteinsatzrolle aber auch in Nothilfe nach Naturkatastrophen finden. Jedes Jahr werden die Philippinen von etwa 20 Taifunen getroffen, und daneben ereignen sich immer wieder auch Erdbeben oder Vulkanausbrüche. In dem aus mehr als 7.000 Inseln bestehenden südostasiatischen Staat haben solche Naturkatastrophen fast immer auch eine maritime Dimension; sehr oft sind betroffene Regionen nur noch von See her uneingeschränkt erreichbar, und gerade hier waren die Fähigkeiten der PN nur begrenzt.
Im Juni 2013 erlaubte das Budget schließlich die internationale Ausschreibung von zwei als „Strategic Sealift Vessel“ bezeichneten amphibischen Mehrzweckschiffen. Nur die indonesische PT PAL war bereit, sie im vorgegebenen Finanzrahmen (mit Anfangsfinanzierung weniger als 100 Mio. US Dollar) zu bauen; im Juli 2014 erhielt PT PAL denn auch den Auftrag zum Bau zweier Schiffe vom LPD-125. Das Design basiert auf den 11.500 ts verdrängenden, 125m langen Docklandungsschiffen der indonesischen MAKASSAR-Klasse. Die Schiffe bieten ein Flugdeck und einen Hangar für zwei mittelschwere Hubschrauber, können in ihrem Dockteil zwei kleine Landungsboote (LCVP) mitführen und schnell (mit Modulen) auch zu Hospitalschiffen umgerüstet werden. Ihre militärische Transportkapazität wird mit bis zu 17 Kampfpanzern und 500 Soldaten angegeben.
Schon im Frühjahr 2016 war das erste Schiff fertig. Am Tag der Marine (Geburtstag der PN) wurde die „Tarlac“ am 31. Mai 2016 feierlich in Dienst gestellt. Genau ein Jahr später wurde nun auch das zweite Schiff von Surabaya zu den Philippinen überführt. Auch die „Davao del Sur soll am Tag der Marine am 31. Mai formell in Dienst gestellt werden.
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RUSSLAND
Vor der türkischen Küste hat die russische Marine Bergungsoperationen am Wrack der am 28. April gesunkenen „Liman“ offenbar abgeschlossen.
Das Spezialschiff zur Fernmelde-/elektronischen Aufklärung (Signals Intelligence — SIGINT) war wahrscheinlich bei einem routinemäßigen Einsatz zur Vermessung (Parameter) von Radar-/Funkstellen an der türkischen Küste und Erfassung türkischen militärischen Funkverkehrs, als es am Rande der türkischen Hoheitsgewässer nordnordwestlich des Eingangs zum Bosporus in dichtem Nebel mit einem Viehtransporter kollidierte. Ein Wassereinbruch konnte mit bordeigenen Mitteln nicht unter Kontrolle gebracht werden, erfolgte aber so langsam, dass alle 78 Besatzungsmuitglieder das Schiff kontrolliert verlassen konnten.
Schon unmittelbar nach der Havarie hatte die Schwarzmeerflotte ihren Bergeschlepper SB-739 und das zivile Tiefsee-Forschungsschiff „Khesersy“ (mit mehreren Unterwasserdrohnen) zur Untergangsstelle beordert. Für die russische Marine kam es vor allem darauf an, das streng geheime Aufklärungsgerät auf der in etwa 90m Tiefe liegenden „Liman“ vor fremdem Zugriff zu schützen. Erste Geräte wurden von den Drohnen der „Khesersy“ geborgen, die aber nach wenigen Tagen durch das militärische Tiefseeforschungsschiff „Seliger“ abgelöst wurde.
Zusätzlich verlegte die Schwarzmeerflotte noch ihr U‑Bootrettungsschiff „Epron“ und das Bergeschiff KIL-158 der KASHTAN-Klasse zur Unglücksstelle. Beide Schiffe setzten neben Drohnen vor allem auch Taucher (wahrscheinlich „Sättigungstauchen“) ein, die im Wrack der „Liman“ alle sensitiven Anlagen und Geräte ausbauten. Diese Arbeiten sind inzwischen beendet, und am 11. Mai werden alle Schiffe auch schon wieder zurück in ihren Heimathäfen gemeldet. Ganz offensichtlich belässt Russland es bei der Bergung von geheimem Gerät und verzichtet auf eine Hebung der ja auch schon mehr als 50 Jahre alten „Liman“. Die russische Marine spricht beim im Bau befindlichen neuen SIGINT-Schiff „Ivan Khurs“ (Stapellauf soll am 16. Mai sein) auch bereits von ihrem „Ersatz“.
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USA
Huntington Ingalls hat in Pascagoula (Mississippi) den zweiten amphibischen Träger der neuen AMERICA-Klasse zu Wasser gelassen.
Am 1. Mai wurde die „Tripoli“ aus dem Baudock auf eine Transportplattform gezogen und von dieser dann etwas später ins Wasser abgesenkt. Nach Endausrüstung, Erprobungen und Abnahmefahrten soll der Neubau 2019 in Dienst gestellt werden.
Die amphibischen Träger der AMERICA-Klasse (LHA-6-Klasse) ersetzen die bereits ausgemusterten amphibischen Träger der TARAWA-Klasse. Ihr Design basiert auf Grundelementen der WASP-Klasse, aber sie sind mit gut 45.000ts (257m) deutlich größer als diese.
Wesentlichster Unterschied ist der Verzicht auf ein bisher bei amphibischen Trägern der US-Navy übliches internes Dock. Die Neubauten können also keine Landungsfahrzeuge zum Ausschiffen von schwerem Gerät oder Fahrzeugen mitführen. Ihre operative Schlagkraft beschränkt sich auf die eingeschiffte fliegende Komponente (Hubschrauber, Schwenkrotorflugzeuge V‑22 Osprey und Kampfflugzeuge F‑35B Lightning II); die Schiffe werden denn oft auch als „Marine Corps Flugzeugträger“ bezeichnet.
Anfang 2011 wurde allerdings in einer Rückbesinnung auf „traditionelle amphibische Operationskonzepte“ das Design noch einmal überdacht und entschieden, die neuen amphibischen Träger nun doch mit einem Dock zum Einsatz von Landungsfahrzeugen zu versehen. Für „America“ und „Tripoli“ kam diese Kehrtwende jedoch zu spät; sie werden so die beiden einzigen Schiffe der AMERICA-Klasse bleiben. Mit LHA‑8 schließt sich die BOUGAINVILLE-Klasse (auch AMERICA Flight II genannt) an. Der Bau von LHA‑8 „Bougainville“ soll in der zweiten Jahreshälfte 2018 beginnen, das Schiff dann 2024 in Dienst gestellt werden.
Die 2014 in Dienst gestellte „America“ (LHA‑6) steht nach diversen Manöverteilnahmen vor ihrem ersten planmäßigen Einsatz. Am 1. Mai hat der amphibische Träger gemeinsam mit den anderen Einheiten seiner Amphibious Ready Group vor der Küste Kaliforniens mit der Composite Training Unit Exercise COMPTUEX begonnen. Diese letzte vor einem Einsatz durchzuführende, mehrwöchige Übung führt den Verband zu voller Einsatzbereitschaft.