MarineForum Wochenschau vom 10. März 2017

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vor­rangig vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak und Syrien bes­timmt. Daneben gibt es aber natür­lich auch Mel­dun­gen zu anderen (mar­iti­men) Ereignis­sen oder Entwick­lun­gen in der Region.

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

Marineforum

IRAN

Erneut bedrängten Wach­boote der iranis­chen Rev­o­lu­tion­s­gar­den (IRGC Pas­daran See) ein Schiff der US Navy bei der Pas­sage der Straße von Hor­muz. Das gemein­sam mit eini­gen britis­chen Ein­heit­en fahrende Satel­liten-/Raketen­flug­bahn-Ver­mes­sungss­chiff „Invin­ci­ble“ des Mil­i­tary Sealift Com­mand der US Navy sah sich im Fahrwass­er der Meerenge zu einem Auswe­ich­manöver genötigt, als die Boote „in bedrohlich­er Art“ direkt auf es zuhiel­ten und auch auf Funkan­rufe nicht reagierten.

In staatlichen iranis­chen Medi­en warf ein Kom­man­deur der Rev­o­lu­tion­s­gar­den später dem Kom­man­dan­ten des US-Schiffes mit seinem Auswe­ich­manöver „unpro­fes­sionelles, sicher­heits­ge­fährden­des Ver­hal­ten“ vor. Überdies erk­lärte das iranis­che Außen­min­is­teri­um, da die iranis­chen Rev­o­lu­tion­s­gar­den für die Sicher­heit in der Meerenge ver­ant­wortlich seien, hät­ten „in Ein­klang mit inter­na­tionalem Recht“ alle passieren­den Schiffe im Funkverkehr auss­chließlich die iranis­che Sprache (Far­si) zu nutzen. Dass diese sich ncht unter den inter­na­tion­al üblichen Welt-Verkehrssprachen find­et, scheint in Teheran nie­man­den zu stören.

Im „Nachk­lapp“ zur kür­zlichen Großübung „Velay­at 95“ der iranis­chen Marine führten Rake­ten­trup­pen der Rev­o­lu­tion­s­gar­den zwei Testsch­ießen mit bal­lis­tis­chen Flugkör­pern gegen Seeziele durch. Zunächst wurde am 4. März eine Kurzstreck­en­rakete „Fateh-110“ über eine Dis­tanz von 250km auf ein vor der iranis­chen Küste im Golf von Oman ver­ankertes Ziel geschossen; am 9. März fand ein zweit­er Schuss in ver­mut­lich das gle­iche Ziel­ge­bi­et statt, dies­mal mit ein­er Kurzstreck­en­rakete „Hormuz‑2“. Bei­de Raketen sollen ihre Ziele „präzise getrof­fen“ haben.

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwicklung.

Den­noch zeich­net sich im Kampf gegen den IS in Syrien eine „vor­sichtige Koop­er­a­tion“ zwis­chen den Rus­s­land, der Türkei und den USA ab – auch wenn Rus­s­land und die Türkei in Syrien abseits der Ter­ror­bekämp­fung unverän­dert eigene, nationale Ziele verfolgen.

Ver­mut­lich auch in Vor­weg­nahme von Entschei­dun­gen des US-Präsi­den­ten Trump zu ein­er „neuen Syrien-Strate­gie“ trafen sich am 7. März in Antalya (Türkei) die Stre­itkräftechefs der Türkei, Rus­s­lands und der USA, um die Lageen­twick­lung in Syrien und Möglichkeit­en ein­er begren­zten Koop­er­a­tion und „De-Con­flict­ing“ (Ver­mei­dung unge­woll­ter Zusam­men­stöße) zu disku­tieren. Nur einen Tag später gab das US-Vertei­di­gungsmin­is­teri­um die Ver­legung ein­er 400 Mann starken Artillerie-Ein­heit des US Marine Corps nach Syrien bekan­nt. Die mit 25km weit reichen­den Haub­itzen aus­gerüstete Truppe soll syrischen (Oppositions-)Milizen aktive Feuerun­ter­stützung bei der Vertrei­bung des IS aus sein­er syrischen Hochburg al Raqqa geben. Bish­er waren in Nordsyrien etwa 500 US-Sol­dat­en (US Army; Spe­cial Forces) als „Berater“ syrisch­er kur­dis­ch­er Milizen im Einsatz.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion (Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“)

Eine US-geführte multi­na­tionale Koali­tion set­zt mit Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ Luftschläge gegen islamistis­che Ter­ror­grup­pen im Irak und in Syrien fort. Ziele sind Kom­man­dozen­tren (vor allem auch Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men US-Trägerkampf­flugzeuge, sowie landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Noch immer ist kein US-Flugzeugträger im Per­sis­chen Golf im Ein­satz. Die „George H.W. Bush“ Car­ri­er Strike Group führt seit dem 13. Feb­ru­ar aus dem östlichen Mit­telmeer her­aus Luftschläge gegen IS-Ziele in Irak und Ost­syrien durch. In den US-Ver­band inte­gri­ert ist die dänis­che Fre­gat­te „Peter Wille­moes“; sie soll ihn bis Mitte Mai begleiten.

All­ge­mein war erwartet wor­den, dass die „Bush“ CSG nach ein­er Ende Feb­ru­ar in Sou­da Bay (Kre­ta, Griechen­land) durchge­führten Nachver­sorgung in den Per­sis­chen Golf ver­legen würde. Der Flugzeugträger wird inzwis­chen (zulet­zt am 8. März) jedoch wieder im östlichen Mit­telmeer bei weit­eren Luftschlä­gen gegen IS gemeldet.

Syrien: Rus­s­land – Türkei

Rus­s­land macht weit­er­hin keinen wirk­lichen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Oppo­si­tion­sre­bellen; alle gel­ten gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten”. Nach wie vor erfol­gen rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte auch in Gebi­eten, in denen keine islamistis­chen Milizen aktiv sind. Die Türkei ist neben dem Kampf gegen IS im Rah­men ihrer nationalen Kur­den­poli­tik vor allem bemüht, auf Autonomie set­zende syrische Kur­den (zugle­ich von den USA unter­stützte syrische Rebellen) möglichst weit nach Osten in Rich­tung Irak abzudrängen.

Nach der gemein­sam von Rus­s­land und der Türkei im Bürg­erkrieg aus­ge­han­del­ten Feuer­pause scheinen die Luft­waf­fen bei­der Staat­en Freiräume zu find­en, der Bekämp­fung des IS nun aber ver­mehrt Pri­or­ität zu geben, koor­dinieren wohl auch einen Teil ihrer Einsätze.

JEMEN: Kampf gegen AQAP – Al Qae­da on the Ara­bi­an Peninsula

Der amphibis­che Träger „Makin Island“ der US Navy wird nur vage „im Oper­a­tions­ge­bi­et der 5. US Flotte“ gemeldet. Einiges spricht aber dafür, dass er im Golf von Aden operiert und mit eingeschifften Kampf­flugzeu­gen AV-8B Har­ri­er und/oder Kampfhub­schraubern AH‑1 Cobra des US Marine Corps‘ in Luftschläge gegen den an der jemeni­tis­chen Süd­küste aktiv­en, örtlichen Ableger der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion al-Kai­da einge­bun­den ist.
Har­ri­er startet von der ‘Makin Island’ (Foto: US Navy)
Für die seit Mitte Okto­ber ver­legte „Makin Island“ Amphibi­ous Ready Group (ARG) nähert sich allmäh­lich das Ende ihres 6- bis 7‑monatigen Ein­satzes. Ablö­sung ist auch schon auf dem Weg. Die „Bataan“ ARG mit dem amphibis­chen Träger „Bataan“ und den Dock­lan­dungss­chif­f­en „Mesa Verde“ und „Carter Hall“ hat bei ihrem Marsch über den Atlantik am 7. März bei den Azoren das Zuständigkeits­ge­bi­et der 6. US-Flotte erre­icht. Bei „zügiger Durch­fahrt“ kön­nte die Ein­satz­gruppe Ende März im Golf von Aden ein­tr­e­f­fen, aber möglicher­weise ste­hen auf dem Wege dor­thin noch Übun­gen auf dem Programm.

 

BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)

Eine auf Ini­tia­tive Rus­s­lands, der Türkei und des Iran vere­in­barte Feuer­pause wird nur dort einge­hal­ten, wo Oppo­si­tion­s­grup­pen ihr auch aus­drück­lich zuges­timmt haben. Ander­norts gehen die Kämpfe weit­er, und islamistis­che Grup­pen wie IS und al-Nus­ra bleiben ohne­hin ausgeklammert.

Bei den unter UN-Führung am 23. Feb­ru­ar in Genf durchge­führten neuen Friedens­ge­sprächen hat es wie erwartet keinen Durch­bruch gegeben. Unverän­dert sind nur wenige Kon­flik­t­parteien bere­it, für eine poli­tis­che Lösung irgendwelche Kom­pro­misse einzuge­hen und Abstriche an eigene Forderun­gen zu machen. Immer­hin einigte man sich aber auf eine Tage­sor­d­nung für eine „Ende März“ geplante weit­ere Gesprächerunde. Ziel der Gen­fer Gespräche ist die Vere­in­barung von Rah­menbe­din­gun­gen für eine poli­tis­che Über­gangslö­sung bis hin zu freien Wahlen.

Neue Gespräche soll es am 20. März auch in Astana (Kasach­stan) geben. Hier ste­ht aber keine umfassende poli­tis­che Lösung auf der Agen­da, son­dern „nur“ der Ver­such, die frag­ile Feuer­pause in einen dauer­haften, formellen Waf­fen­still­stand zu überführen.

Mar­itime Aspekte

Im östlichen Mit­telmeer operiert das Ständi­ge Mit­telmeergeschwad­er (Med­Sqn) der rus­sis­chen Marine. Zu diesem von der Schwarzmeer­flotte geführten und rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste einge­set­zten Ver­band gehören zurzeit neben eini­gen Hil­f­ss­chif­f­en als Kampfein­heit­en nur die Fre­gat­te „Admi­ral Grig­orovich“ und der Minen­such­er „Kovrovets“ (bei­de Schwarzmeer­flotte). Die Fre­gat­te hat am 6. März formell den Zer­stör­er „Smetliviy“ in der Med­Sqn abgelöst und dürfte aktuell den US-Flugzeugträger „George HW Bush“ im östlichen Mit­telmeer beschat­ten. Der abgelöste Zer­stör­er kehrte ins Schwarze Meer in seinen Heimath­afen Sewastopol zurück.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub der dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an. Nach Abschluss eines zwis­chen­staatlichen Abkom­men mit Syrien zu ein­er erweit­erten Nutzung der rus­sis­chen Liegen­schaften in der Marineba­sis Tar­tus (samt infra­struk­turellem Aus­bau) haben sich die Trans­port­fahrten noch inten­siviert. Fast täglich passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nordlaufend.

 

INDIEN

Im Feb­ru­ar 2016 hat­te indis­che Marine ihren Flugzeugt­gräger „Viraat“ aus dem aktiv­en Dienst genom­men; am 6. März wurde das Schiff nun formell ausgemustert.

Das 1959 in Dienst gestellte 30.000 ts große Schiff hat­te bis 1984 als HMS „Her­mes“ bei der britis­chen Roy­al Navy gedi­ent, wurde dann 1986 von der indis­chen Marine gekauft und in „Viraat“ umbenannt.

Schon seit Jahren war die Indi­en­sthal­tung prob­lema­tisch. Zum einen reflek­tierte der Flugzeugträger, der neben Hub­schraubern auch Kampf­flugzeuge Har­ri­er ein­set­zte, immer weniger den aktuellen Stand der Tech­nolo­gie. Zum anderen aber wur­den Instand­set­zun­gen immer häu­figer notwendig, und sie wur­den bei zunehmend kri­tis­ch­er Ersatzteil­lage für die sehr alten Anla­gen auch immer teurer.

Natür­lich war die „Viraat“ vor ihrem Trans­fer in Großbri­tan­nien noch ein­mal gründlich über­holt und in Teilen auch mod­ernisiert wor­den. Nach 13 Dien­st­jahren bei der indis­chen Marine wur­den in ein­er zwei­jähri­gen Werftliegezeit zur „Life Exten­sion“ prak­tisch alle Anla­gen und Ein­rich­tun­gen noch ein­mal gründlich über­holt und mod­ernisiert. Flug­be­trieb­sein­rich­tun­gen, darunter auch Hangar und Flugzeug­fahrstüh­le wur­den den Erfordernissen mod­ern­er Kampf­flugzeuge angepasst; das Schiff erhielt ein neues weitre­ichen­des Überwachungsradar und mod­ern­ste Fer­n­melde- und Führungssysteme.

Bei Abschluss der Werftliegezeit (2001) war die indis­che Marine opti­mistisch, die „Viraat“ nun prob­lem­los weit­ere „min­destens zehn Jahre“ ein­set­zen zu kön­nen. Nur drei Jahre später musste der Flugzeugträger begleit­et von Gerücht­en über einen „kom­plet­ten tech­nis­chen Zusam­men­bruch“ schonn wieder für fast ein Jahr in die Werft. Spätestens nun war der indis­chen Marine klar, dass die Tage des Vet­er­a­nen gezählt waren. Sie plante nur noch für weit­ere fünf Jahre mit der „Viraat“, wollte sie 2009 durch die in Rus­s­land gebraucht gekaufte „Admi­ral Gor­shkov“ erset­zen. Deren Über­nahme verzögerte sich unter tech­nis­chen Prob­le­men und Finanzstre­it­igkeit­en allerd­ings immer wieder. Erst 2013 kon­nte die indis­che Marine den ex-rus­sis­chen Flugzeugträger als „Vikra­ma­ditya“ in Dienst stellen.

Damit wäre nun eigentlich der Zeit­punkt gekom­men gewe­sen, die immer wieder ver­längerte Dien­stzeit der „Viraat“ zu been­den, aber man mochte sich noch nicht tren­nen. Der Vertei­di­gungsmin­is­ter meinte, das alte Schiff könne dur­chaus noch drei Jahre durch­hal­ten. Anfang 2016 bot dann aber ein vor der Ostküste bei Visakha­p­at­nam durchge­führten “Inter­na­tion­al Fleet Review” den würdi­gen Rah­men, den 57 Jahre alten Vet­er­a­nen (und kurz danach auch die trägergestützten Kampf­flugzeuge Har­ri­er) aus dem aktiv­en Dienst zu verabschieden.

Final Sun­set Cer­e­mo­ny’ für die ‘Viraat’ (Foto: ind. Marine)Fast genau ein Jahr später wurde die „Viraat“ nun formell aus­ge­mustert. An der „Final Sun­set Cer­e­mo­ny“ im Naval Dock­yard in Mum­bai nah­men neben 1.300 früheren Besatzungsmit­gliedern incl. dem ersten indis­chen Kom­man­dan­ten der „Viraat“ u.a. auch Indi­ens Vertei­di­gungsmin­is­ter, Marinechef Admi­ral Lan­ba und der britis­che First Sea Lord Admi­ral Sir Philip Jones teil.

Die Zukun­ft des alten Flugzeugträgers ist noch unklar. Pläne zur weit­eren Ver­wen­dung als Muse­umss­chiff mit Neben­funk­tion als schwim­mendes Hotel und Kon­ferenzzen­trum scheit­erten an finanziellen Fra­gen; die indis­che Marine mochte sich nicht wie vom Unternehmer gefordert zur Hälfte an den Kosten beteili­gen. Eine zurzeit über­legte, mögliche Alter­na­tive zur Ver­schrot­tung ist die Versenkung vor der indis­chen Küste als kün­stlich­es Riff. Als Attrak­tion für Sport­tauch­er kön­nte der alte Flugzeugträger so sein Andenken bewahren.
Ohne die „Viraat“ muss sich die indis­che Marine einige Jahre mit der „Vikra­ma­ditya“ als einzigem Flugzeugträger beschei­den. Früh­estens 2018, ver­mut­lich aber wohl doch erst ab 2020 soll mit der zurzeit in Goa aus­gerüsteten „Vikrant“ der erste indis­che Flugzeugträger-Eigen­bau die Nach­folge der „Viraat“ antreten.

 

RUMÄNIEN

NATO

Im west­lichen Schwarzmeer hat die von Rumänien aus­gerichtete multi­na­tionale Übung „Posei­don 2017“ begonnen.

Übun­gen dieser auf den The­men­bere­ich Minen­ab­wehr fokussierten Serie sind noch neu. Ein erstes „Posei­don“ fand erst 2015 noch als bilat­erale Übun­gen der rumänis­chen und der bul­gar­ischen Marine statt. Bei­de Mari­nen beschlossen, die Serie als jährlich­es Vorhaben fortzuführen, wobei sie sich jew­eils als Aus­richter abwech­sel­ten. Nach dem vor Bul­gar­ien durchge­führten „Posei­don 2016“ find­et sich nun wieder Rumänien in der Gastgeberrolle.

Die ursprünglich rein bilat­erale Übung hat sich schnell zu einem multi­na­tionalen Vorhaben erweit­ert. In diesem Jahr sind vom 5. bis 13. März bei der aktiv­en Phase ins­ge­samt 17 Schiffe/Boote aus sieben NATO-Mari­nen (Rumänien; Bul­gar­ien, Deutsch­land, Griechen­land, Polen, Spanien, Türkei) mit von der Par­tie, unter ihnen die vier Ein­heit­en des zurzeit von Polen geführten Ständi­gen NATO-Ein­satzver­ban­des SNMCMG‑2.

Nach ein­er Hafen­phase in Kon­stan­ta ste­ht bei den aktiv­en Übun­gen vor der rumänis­chen Küste im west­lichen Schwarzmeer erneut Minen­ab­wehr (Schaf­fen sicher­er Seev­erkehrsrouten durch Suche und Neu­tral­i­sa­tion von Seem­i­nen) im Mit­telpunkt. Beson­der­er Wert wird dabei auf die Zusam­me­nar­beit aller Teil­nehmer nach NATO-Stan­dards und unter Beach­tung von NATO-Ver­fahren gelegt. Für die rumänis­che Marine ist „Posei­don 2017“ auch Teil der Vor­bere­itung und Zer­ti­fizierung für die in 2018 wahrzunehmende Rolle in der NATO Response Force (NRF).

 

RUSSLAND

2016 war der Beginn ein­er fäl­li­gen Grundüber­hol­ung des Flugzeugträgers „Admi­ral Kuznetsov“ für März 2017 angekündigt worden.

Schon direkt nach Rück­kehr von seinem Ein­satz vor Syrien sollte der einzige Flugzeugträger der rus­sis­chen Marine zur Zvez­dochka-Werft ins Weiße Meer ver­legen. So schnell geht es nun aber doch nicht. Zurzeit ist man noch damit beschäftigt, den genauen Arbeit­sum­fang und die damit ver­bun­de­nen exak­ten Kosten der Grundüber­hol­ung und Mod­ernisierung zu ermit­teln; grob ver­an­schlagt wer­den umgerech­net etwa 320 Mio Euro.

Zu den genan­nten Arbeit­en gehört ein Aus­tausch von vier der acht Kessel der Damp­fantrieb­san­lage; die anderen vier sollen im Schiff verbleiben, bedür­fen aber ein­er Instand­set­zung. Im Rah­men der Mod­ernisierung ist die Instal­la­tion neuester Elektronik‑, Funk‑, Aufklärungs‑, Nav­i­ga­tions- und Gefechts­führungssys­teme geplant. Ein­er Quelle zufolge ste­ht auch eine Ein­rüs­tung mod­ern­er Waf­fen auf der Agen­da. Wie die meis­ten Flugzeugträger ander­er Mari­nen ver­fügt die „Admi­ral Kuznetsov“ über primär zur Eigen­vertei­di­gung gedachte Waf­fen­sys­teme wie Nah­bere­ichs-Flu­gab­wehr-FK (SA-N‑9) und Nah-/Näch­st­bere­ichs-Abwehrsys­teme („Close-in-Weapon-Sys­tem“ Kash­tan; 30-mm AK-630). Hier dürfte ein Ersatz von SA-N‑9 durch eine Marinevari­ante der bodengestützten SA-15 Gaunt­let sowie von Kash­tan durch zurzeit neu für die Marine entwick­elte Pantsir M zu erwarten sein.

Daneben trägt die „Admi­ral Kuznetsov“ aber auch zwölf mehr als 400km weit reichende, über­schallschnelle und bei Bedarf nuk­lear bestück­bare Seeziel-FK SS-N-19. Hier kön­nte eine Umrüs­tung auf bei der rus­sis­chen Marine zunehmend Stan­dard wer­dende Marschflugkör­p­er Kali­br oder zurzeit entwick­elte, über­schallschnelle (Mach 5) Seeziel-FK Tsirkon geplant sein.

Die Zusam­menset­zung der fliegen­den Kom­po­nente mit Mig-29K Fulcrum‑D, Su-33 Flanker‑D und diversen Hub­schraubern soll auch in der Zukun­ft beibehal­ten wer­den. Geplant sind allerd­ings „neue Sicher­heitssys­teme für die Lan­dung der bor­dgestützten Flugzeuge“. Hier spie­len ver­mut­lich Erfahrun­gen aus dem Syrien-Ein­satz eine Rolle, bei dem zwei Flugzeuge nach Prob­le­men mit der Lan­de­fan­gan­lage ins Meer stürzten und versanken.

Für die exak­te Ermit­tlung von Arbeit­en und Kosten wer­den bis zu zwei Monate ver­an­schlagt. Die Entschei­dung über Beginn und Umfang der Grundüber­hol­ung und Mod­ernisierung der „Admi­ral Kuznetsov“ soll bis Anfang Juli fall­en, und erst dann kann die Werft auch mit einem formellen Auf­trag rech­nen. Die Marine­führung geht davon aus, dass alle Arbeit­en bin­nen zweiein­halb Jahren abgeschlossen wer­den und der einzige Flugzeugträger der rus­sis­chen Marine ab 2020 wieder oper­a­tiv ein­satzk­lar wird. Ob dieser Zeit­plan einge­hal­ten wer­den kann, scheint angesichts der derzeit bei fast allen Rüs­tung­spro­jek­ten der rus­sis­chen Marine zu verze­ich­nen­den, teils mehrjähri­gen Verzögerun­gen eher fraglich.

 

SÜDAFRIKA

DEUTSCHLAND

Die ersten sechs bilat­eralen südafrikanisch-deutschen Übung „Good Hope“ fan­den vor Südafri­ka statt; bei „Good Hope VII“ ist in diesem Jahr Deutsch­land Gast­ge­ber, und die Ost­see ist Schau­platz des Geschehens.

Den Rah­men für „Good Hope VII“ bildet eine Euro­pareise der südafrikanis­chen Fre­gat­te „Ama­to­la“. Das in Deutsch­land gebaute und vor 12 Jahren in Dienst gestellte Schiff vom Typ MEKO A200 SAN hat­te sich dazu Mitte Feb­ru­ar auf den Weg gemacht. Erstes Ziel war Großbri­tan­nien wo in der Devon­port Naval Base (Ply­mouth) die Absolvierung eines etwas verkürzten Basic Oper­a­tional Sea Train­ing (BOST) der britis­chen Roy­al Navy auf dem Pro­gramm stand.

Durch die Nord­see ging es dann nach Kiel, wo die „Ama­to­la“ am 27. Feb­ru­ar an der Tir­pitz­mole fest­machte. Nach ein­er „Pre Sail Con­fer­ence“ mit Absprache let­zter Übungs­de­tails began­nen die ins­ge­samt 14-tägi­gen Übun­gen in See. „Good Hope VII“ ist dabei in mehrere Phasen aufgeteilt und wird im Ver­lauf zunehmend anspruchsvoller. Unter­schiedlich­ste Übungsszenar­ien zu Flu­gab­wehr, Seeziel­bekämp­fung, Schadens­ab­wehr, Mann-über-Bord-Manövern oder Ver­sorgung in See fordern Schiffe und Besatzun­gen, bis alle Teil­nehmer schließlich in der Abwehr mehrdi­men­sion­aler Bedro­hun­gen als soge­nan­nte „Com­bined Task Group“ effek­tiv gemein­sam han­deln kön­nen. Für die Südafrikan­er ist dabei vor allem auch Inter­op­er­abil­ität unter NATO-Ver­fahren wichtig, ist sie doch zunehmend auch in afrikanis­chen Gewässern bei Anti-Pira­terie-/Mar­itime Secu­ri­ty Oper­a­tions gefordert, sich in nach NATO Stan­dards geführte und operierende inter­na­tionale Ver­bände zu integrieren.

Neben der „Ama­to­la“ und dem von der Deutschen Marine als „Host Ship“ abgestell­ten Ein­satz­grup­pen­ver­sorg­er „Bonn“ nehmen noch die Fre­gat­te „Augs­burg“ und ein Seefer­naufk­lär­er P3‑C Ori­on an „Good Hope VII“ teil. Zeitweilig wer­den aber auch noch weit­ere deutsche Ein­heit­en — so wie ver­füg­bar — in die Übung einge­bun­den. So waren in den ersten Übungsta­gen z.B. die neue Fre­gat­te „Baden-Würt­tem­berg“ und die Korvette „Lud­wigshafen am Rhein“ beteiligt, und sog­ar für die in Kiel gebaute neue Fre­gat­te „El Moudamir“ der algerischen Marine bot „Good Hope VII“ wenige Wochen vor ihrer geplanten Über­führung Gele­gen­heit zu oper­a­tivem Train­ing in multi­na­tionalem Umfeld.

Mitte März geht „Good Hope VII“ zu Ende, und die „Ama­to­la“ wird sich dann wieder auf den lan­gen Heimweg machen. Am 19. April wird die Fre­gat­te im Heimath­afen Simon­stown (bei Kap­stadt) zurück erwartet.

 

USA

Einen Monat nach der human­itären Oper­a­tion „Con­tin­u­ing Promise 2017“ (CP17) in der Karibik, hat die US Navy im Paz­i­fik das Gegen­stück „Pacif­ic Part­ner­ship 2017“ (PP17) begonnen.

Human­i­tar­i­an and Civic Assis­tance Mis­sions” wie „Con­tin­u­ing Promise“ und „Pacif­ic Part­ner­ship“ sollen das poli­tis­che Inter­esse der USA an den Regio­nen und die Selb­stverpflich­tung der US-Navy zur Unter­stützung der besucht­en Län­der unter­stre­ichen. Ger­ade der abseits üblich­er mil­itärisch­er Aus­bil­dung­sun­ter­stützung und Rüs­tung­shil­fe stat­tfind­en­den human­itären Hil­fe (medi­zinis­chen Betreu­ung) der zivilen Bevölkerung wird dabei eine ganz beson­dere Bedeu­tung beigemessen.

Wie bere­its bei CP17 verzichtet die US Navy in diesem Jahr auch bei PP17 auf den Ein­satz eines großen Hos­pi­talschiffes und set­zt stattdessen auf einen vom Mil­i­tary Sealift Com­mand betriebe­nen Hochgeschwindigkeits-Kata­ma­ran (Expe­di­tionary Fast Trans­port ves­sel – EPF). T‑EPF‑1 „Spear­head“ (bei CP17) und T‑EPF‑4 „Fall Riv­er“ (bei PP17) bieten natür­lich nicht die gle­ichen Kapaz­itäten wie z.B. das große Hos­pi­talschiff „Com­fort“, das 2015 im Rah­men von CP-15 mehr als 130.000 Patien­ten ver­sorgte. Aber auch sie sind mit einem mod­u­lar eingerüsteten Bor­d­hos­pi­tal und con­tainer­isierten, schnell aufzubauen­den Lan­dan­la­gen gut vor­bere­it­et, von ambu­lanten Behand­lun­gen bis zu Oper­a­tio­nen ein bre­ites Spek­trum medi­zinis­ch­er Leis­tun­gen abzudeck­en. Im Gegen­satz zu den früheren Ein­sätzen der großen Hos­pi­talschiffe wer­den CP-17 und PP-17 aber auch nur knapp drei Monate dauern und nur jew­eils drei „Mis­sion-Stops“ bein­hal­ten (früher 5–6 Monate mit bis zu 10 „Mis­sion Stops“).

Die „Fall Riv­er“ lief nach Über­querung des Paz­i­fik, Zwis­chen­ver­sorgung und Ein­schif­fung let­zter Spezial­is­ten aus Aus­tralien, Großbri­tan­nien, Japan und Süd­ko­rea am 2. März zu ihrem Ein­satz aus Sin­ga­pur aus. Fünf Tage später begann sie traf sie zu ihrem ersten „Mis­sion Stop“ in Ham­ban­to­ta auf Sri Lan­ka ein.

Erst­mals über­haupt ist ein südasi­atis­ches Land Ziel von „Pacif­ic Part­ner­ship“; alle frühere Ein­sätze hat­ten sich auf den Süd­paz­i­fik und Südostasien beschränkt. Bis zum 18. März soll der Kata­ma­ran in Sri Lan­ka der Bevölkerung medi­zinis­che Hil­fe brin­gen und mit eingeschifftem Per­son­al und Mate­r­i­al bei kom­mu­nalen Infra­struk­tur­pro­jek­ten helfen. Danach ste­hen dann noch zwei eben­falls jew­eils etwa zehn Tage dauernde „Mis­sion Stops“ in Malaysia und Viet­nam auf dem Pro­gramm der „Fall River“.

 

USA

Repräsen­tan­ten­haus und Sen­at haben sich für das (schon am 1. Okto­ber begonnene) laufende Haushalt­s­jahr 2017 auf eine „Defense Appro­pri­a­tions Bill“ verständigt.

Für die US Navy sieht der noch formell als Gesetz zu ver­ab­schiedende Entwurf eine Erhöhung der Aus­gaben für Neubaut­en um US$ 2.8 Mrd auf ins­ge­samt US$ 21,2 vor – ein Aufwuchs von 13 Prozent, der nicht zulet­zt sig­nal­isiert, dass man es mit dem von Präsi­dent Trump propagierten Flot­ten­pro­gramm dur­chaus ernst meint. Damit soll der Baube­ginn von zehn neuen Schiffen/U‑Booten finanziert wer­den; drei mehr als noch im Entwurf der Oba­ma-Regierung gefordert. Auf der Liste find­en sich zwei U‑Boote der VIR­GINIA-Klasse, je drei Zer­stör­er ARLEIGH BURKE und Lit­toral Com­bat Ships, ein amphibis­ch­er Träger sowie – über­raschend – ein 13. Dock­lan­dungss­chiff der SAN ANTO­NIO-Klasse. Für dieses bish­er in kein­er Pla­nung erschienene Schiff wur­den im Bud­geten­twurf 2017 sog­ar schon die Gesamtkosten von US$ 1,8 Mrd „lock­er gemacht“.

Der Bud­geten­twurf bein­hal­tet überdies Vorschüsse zur Finanzierung von Entwick­lung bzw. Bau vorge­fer­tigter Teile neuer nuk­lear-strate­gis­ch­er U‑Boote der COLUM­BUS-Klasse (OHIO Replace­ment) und des drit­ten neuen Flugzeugträgers „Enter­prise“ sowie für beschle­u­nigten Bau eines Ark­tis-tauglichen großen Eisbrechers.