MarineForum Wochenschau 16. Dezember 2016

Dieser Artikel wird mit fre­undlich­er Genehmi­gung der „Marine­Fo­rum – Zeitschrift für mar­itime Fra­gen“ veröf­fentlicht.

NAH-/MITTELOST

Die militärische/sicherheitspolitische Lage im Nahen-/Mit­tleren Osten bleibt vom Bürg­erkrieg in Syrien und von der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors in Irak, Syrien und Libyen bestimmt.

KAMPF GEGEN DEN ISLAMISTISCHEN TERROR (Fortschrei­bung)

Bei der Bekämp­fung des islamistis­chen Ter­rors bleibt eine inter­na­tion­al über­greifende Koali­tion weit­er­hin Fernziel. Noch zu viele Eigen­in­ter­essen einzel­ner Staat­en sowie die Spal­tung zwis­chen Schi­iten und Sun­niten bes­tim­men die Entwick­lung. Den­noch wird der IS in Syrien und im Irak, wo die Offen­sive auf Mosul fort­dauert, zunehmend auch aus Kernge­bi­eten seines „Kali­fats“ zurückge­drängt und wurde auch in Libyen aus sein­er Hochburg Sirte vertrieben.

Syrien – Irak: US-geführte Koali­tion („Oper­a­tion Inher­ent Resolve“)

Ziele sind Kom­man­dozen­tren (vor allem auch Führungsper­so­n­en), Stützpunk­te, Depots und von Islamis­ten kon­trol­lierte Öl-Anla­gen, daneben aber auch logis­tis­che Straßen­trans­porte und Grup­pen ver­legen­der Kämpfer, die im Irak auf den Flüssen Euphrat und Tigris vor allem auch Boote nutzen. Viele Angriffe dienen der direk­ten Unter­stützung (Close Air Sup­port) irakisch­er Boden­trup­pen oder kur­dis­ch­er Milizen — aktuell vor allem bei der Offen­sive zur Rücker­oberung von Mosul. Zum Ein­satz kom­men seegestützt von Flugzeugträgern oder landgestützt von Flug­plätzen der Golf­s­taat­en, Jor­daniens und der Türkei operierende Kampf­flugzeuge der Stre­itkräfte zahlre­ich­er Staat­en. Die britis­che Roy­al Air Force nutzt ihre Basis in Akrotiri (Zypern).

Im Per­sis­chen Golf ist zurzeit kein US-Flugzeugträger im Ein­satz. Die Führung der Task Force 50 (TF 50) in Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ hat der britis­che Com­modore Andrew Burns auf dem Hub­schrauberträger „Ocean“ der Roy­al Navy über­nom­men. Die „Ocean“ kann zwar selb­st keine Kampf­flugzeuge ein­set­zen, aber mit ihren Führungs- und Fer­n­meldesys­te­men die Ein­sätze landgestützt operieren­der Koali­tions­flugzeuge koordinieren.

Der Hub­schrauberträger soll seine Funk­tion bis zum Feb­ru­ar 2017 wahrnehmen, bis mit der „George H.W. Bush“ Car­ri­er Strike Group der näch­ste US-Flugzeugträgerver­band zu einem geplanten mehrmonati­gen Ein­satz in der Gol­fre­gion ein­trifft. Par­al­lel zu sein­er Führungsrolle in Oper­a­tion „Inher­ent Resolve“ unter­stützte die „Ocean“ in den let­zten drei Wochen die bilat­erale britisch-bahrainis­che ampb­hibis­che Übung „Pearl Dag­ger 16“.

Auch die am 30. Novem­ber im Zuständigkeits­bere­ich der 5. US-Flotte eingetrof­fene „Makin Island“ Ampibi­ous Ready Group ist noch nicht in den Per­sis­chen Golf ein­ge­laufen. Die „Makin Island“ kön­nte vom nord­west­lichen Golf aus ihre an Bord mit­ge­führten Kampf­flugzeuge AV-8B Har­ri­er des US Marine Corps in Luftschläge gegen IS im Irak (Mosul) ein­brin­gen, soll zunächst aber noch bis Monat­sende amphibis­ches Tarin­ing im Golf von Aden und vor Dschibu­ti durchführen.

Der US-Flugzeugträger „Eisen­how­er“ operiert nach Ver­lassen der Gol­fre­gion noch im östlichen Mit­telmeer, set­zt von dort seine Kampf­flugzeuge gegen IS-Ziele in Ost-Syrien und Irak (Unter­stützung der Offen­sive bei Mosul) ein. Bis zumin­d­est zum 14. Dezem­ber dauerten die Flugzeugein­sätze aber noch an, aber Einiges spricht dafür, dass die „Ike“ in den näch­sten Tagen den Rück­marsch zum Heimat­stützpunkt Nor­folk antreten wird.

Die franzö­sis­che „Groupe Aeron­aval“ (GAN) hat ihren Ein­satz dage­gen been­det; Am 13. Dezem­ber kehrten der Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ und die beglei­t­en­den Ein­heit­en nach Toulon zurück.

Syrien: Rus­s­land

Rus­s­land nimmt zwar auch islamistis­che Ter­ror­grup­pen ins Visi­er, macht aber weit­er­hin keinen Unter­schied zwis­chen Islamis­ten und Milizen der syrischen Oppo­si­tion, die gle­icher­maßen als “Ter­ror­is­ten” gel­ten. Nach wie vor erfol­gen viele rus­sis­che Luftan­griffe in direk­ter Unter­stützung syrisch­er Stre­itkräfte in Gebi­eten, in denen islamistis­che Milizen nicht aktiv sind.

Libyen: US-Oper­a­tion „Odyssey Lightning“

Die US Navy hat ihre Beteili­gung an der im Som­mer „auf Bit­ten der inter­na­tion­al anerkan­nten libyschen Regierung der nationalen Ein­heit“ in Libyen begonnenen anti-IS-Oper­a­tion „Odyssey Light­ning“ been­det. Der IS wurde aus sein­er Hochburg, der Küsten­stadt Sirte ver­trieben. Der zulet­zt vor Sirte einge­set­zte amphibis­che Träger „Wasp“ hat mit den zu sein­er Amphibi­ous Ready Group gehören­den Dock­lan­dungss­chif­f­en „San Anto­nio“ und „Whid­bey Island“ das Mit­telmeer ver­lassen und wird rechtzeit­ig zu Wei­h­nacht­en im Heimath­afen Nor­folk zurück erwartet.

BÜRGERKRIEG IN SYRIEN (Fortschrei­bung rus­sis­che Intervention)

Die Kon­flik­t­parteien im Lande sind eben­so wie aus­ländis­che Mächte und Reli­gion­s­grup­pen (Schiiten/Sunniten) weit­er­hin unfähig, teils auch unwillig zu ein­er poli­tis­chen Lösung.

Rus­s­land block­iert unverän­dert jede Entschei­dung des UN Sicher­heit­srates. Im Bewusst­sein tatkräftiger rus­sis­ch­er Unter­stützung lässt der syrische Machthaber Assad keinen Zweifel daran, dass er nach der Eroberung von Alep­po nun auch in anderen Lan­desteilen (Prov­inz Idlib) auss­chließlich auf mil­itärischen Erfolg setzt.

Mar­itime Aspekte

Mit dem Nord­flot­ten­ver­band um den Flugzeugträger „Admi­ral Kuznetsov“, den Kampfein­heit­en und Hil­f­ss­chif­f­en des Ständi­gen Mit­telmeergeschwaders (Med­Sqn), kurzfristig aus dem Schwarzmeer ver­legten Schif­f­en, sowie im Trans­port mil­itärisch­er Güter nach Syrien einge­set­zten Lan­dungss­chif­f­en und Frachtern unter­stützt die rus­sis­che Marine zurzeit mit etwa 15 Kampf- und Hil­f­ss­chif­f­en das syrische Regime im Bürg­erkrieg. Eine in Medi­en/In­ter­net-Blogs behauptete Präsenz von U‑Booten lässt sich aus offe­nen Quellen weit­er­hin nicht ver­i­fizieren, aber britis­che Medi­en bericht­en unter Beru­fung auf NATO-Kreise von „umfan­gre­ichen U‑Jagdoperationen der NATO zur Ver­fol­gung zweier rus­sis­ch­er U‑Boote der OSCAR-II-Klasse“. Eine Begleitung der „Kuznetsov“ Task Force durch nuk­lear­getriebene U‑Boote wäre dur­chaus nicht ungewöhn­lich. Auch Car­ri­er Strike Groups der US Navy und die franzö­sis­che Groupe Aeron­aval wer­den rou­tinemäßig von U‑Booten begleitet.

Neben dem zum Nord­flot­ten­ver­band gehören­den FK-Kreuzer „Petr Velikiy“ und dem U‑Jagdzerstörer „Severo­morsk“ und haben sich der Zer­stör­er „Smetliviy“ und die Fre­gat­te „Admi­ral Grig­orovich“ der Schwarzmeer­flotte im östlichen Mit­telmeer dem Flugzeugträger angeschlossen. Auch Ein­heit­en des rou­tinemäßig zwis­chen Zypern und der syrischen Küste operieren­den Ständi­gen Mit­telmeergeschwaders (Med­Sqn) sind in die Sicherung der Flugzeugträger-Ein­satz­gruppe eingebunden.

Die logis­tis­che Kom­po­nente beste­ht aus mit dem Nord­flot­ten­ver­band ver­legten zwei Bergeschlep­pern und drei Tankern/Versorgern, darunter auch ein Spezial­tanker zur bedarf­sweisen Auf­fül­lung der Dampf­sys­teme der Antrieb­san­la­gen des Flugzeugträgers und des Kreuzers mit speziellem Speise­wass­er (Des­til­lat). Zusät­zlich hat die Schwarzmeer­flotte zwei Flot­ten­tanker/-ver­sorg­er ins Mit­telmeer geschickt.

Seit nun fast einem Monat, seit den Mitte Novem­ber öffentlichkeitswirk­sam durchge­führten „koor­dinierten Luftschlä­gen“ (gemein­sam mit strate­gis­chen Bombern und von See geschosse­nen Marschflugkör­pern), ist der Ein­satz der „Admi­ral Kuznetsov“ fast kom­plett aus der Berichter­stat­tung rus­sis­ch­er Medi­en ver­schwun­den. Lediglich der Ver­lust eines zweit­en Kamf­flugzeuges wurde noch ein­mal the­ma­tisiert. Auch der rus­sis­che Gen­er­al­stab, der bei früheren Ver­legun­gen des Flugzeugträgers fast täglich die Anzahl der Flugein­sätze meldete, schweigt sich völ­lig aus. Man darf wohl annehmen, dass die Ein­satzrate der Trägerkampf­flugzeuge dies­mal nicht zu Pro­pa­gan­dazweck­en taugt. Nach gut ein­er Woche (offiziell tot­geschwiegen­er) „oper­a­tiv­er Pause“ vor Anker vor dem syrischen Hafen Tar­tus soll die „Admi­ral Kuznetsov“ Inter­net Blogs zufolge inzwis­chen wieder Ein­satzflug­be­trieb aufgenom­men haben. Auch diese doch eigentlich pos­i­tive Mel­dung wird in offiziellen Presseerk­lärun­gen des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums aber bish­er nicht erwähnt.

Die weit­eren Aktiv­itäten des „Kuznetsov“-Verbandes bleiben abzuwarten. Die aufwändi­ge Ver­legung der Trägerkampf­gruppe ist primär bloße Pro­pa­gan­daak­tion, nur wenig geeignet, die oper­a­tive Lage in Syrien zu bee­in­flussen. Rus­s­land will Fähigkeit­en und Willen zu heimat­fern­er „Pow­er Pro­jec­tion From-the-Sea“ demon­stri­eren — ganz sich­er auch Aus­druck eines unter Präsi­dent Putin wach­senden Selb­st­be­wusst­seins mit Anspruch auf Anerken­nung als „auf Augen­höhe mit den USA“ glob­al operierende Supermacht.

Das Hauptziel der Ver­legung dürfte mit den Mitte Novem­ber durchge­führten Aktio­nen bere­its erre­icht sein, und die Aktiv­itäten der „Admi­ral Kuznetsov“ wer­den sich daher in Gren­zen hal­ten; vielle­icht gibt es noch eine weit­ere „Fähigkeits­demon­stra­tion“ (mit Beteili­gung von U‑Booten?). Zu erwarten ist wohl ein „offizieller“ Besuch vor Tar­tus, bei dem dann mit hochrangi­gen syrischen Poli­tik­ern und Mil­itärs öffentlichkeitswirk­sam „Bünd­nis­sol­i­dar­ität“ beschworen und der Ein­satz des Flugzeugträgers der rus­sis­chen Bevölkerung noch ein­mal als wesentlich­er und erfol­gre­ich­er Beitrag im Krieg gegen den Ter­ror­is­mus dargestellt wird. Die Zeit vom Jahreswech­sel bis über das ortho­doxe Wei­h­nacht­fest (6. Jan­u­ar) hin­aus ist bei der rus­sis­chen Marine tra­di­tionell von Inak­tiv­ität geprägt. Mitte Jan­u­ar dürfte die „Kuznetsov“-Task Force aus dem östlichen Mit­telmeer ablaufen, denn am 9. Feb­ru­ar wird der Flugzeugträger im Heimath­afen Sewero­morsk zurück erwartet.

Mit Frach­tum­schlag im rus­sis­chen Schwarzmeer­hafen Noworossiysk (direk­te Anbindung an das rus­sis­che Eisen­bahn­netz), dauert die auch als „Syr­i­an Express“ beze­ich­nete Liefer­ung von Rüs­tungs­gütern nach Syrien und Nach­schub der dort einge­set­zten rus­sis­chen Trup­pen an.

Fast täglich passieren Lan­dungss­chiffe der rus­sis­chen Marine (auch der Nord­flotte und der Baltischen Flotte) oder speziell für diese Trans­porte gebraucht in der Türkei gekaufte und als Hil­f­ss­chiffe in die rus­sis­che Marine inte­gri­erte, ex-zivile Frachtschiffe den Bosporus süd- oder nord­laufend. Aktuell scheinen sich die Trans­porte, die der rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­ter Shoigu als „human­itär­er Hil­fe“ darstellt, sog­ar noch zu inten­sivieren. Am 14. Dezem­ber passierte der Frachter „Alek­san­dr Tkachenko“ den Bosporus mit Kurs auf Syrien, voll beladen mit russ­sichen mil­itärischen Fahrzeugen.

ÄGYPTEN

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Taufe hat die deutsche tkMS im Rah­men ein­er Feier in Kiel das erste U‑Boot vom Typ 209/1400mod an die ägyp­tis­che Marine abgeliefert.

S‑41“ wurde noch bei der Feier direkt formell in Dienst gestellt und zugle­ich das zweite U‑Boot auf den Namen „S‑42“ getauft. Zur Übernahme/Indienststellung und Namensge­bung war der ägyp­tis­che Marinebe­fehlshaber Vizead­mi­ral Osama Rabie per­sön­lich nach Kiel angereist.

S41“ und „S42“ sind die ersten zwei von ins­ge­samt vier von der ägyp­tis­chen Marine bestell­ten U‑Booten TYP 209/1400 mod: kon­ven­tionell diesel-elek­trisch angetriebene (kein außen­luftun­ab­hängiger Antrieb) U‑Boote, wie sie ähn­lich vor etwa zehn Jahren in Kiel auch für Südafri­ka (Typ 209‑1400 SAN) gebaut wur­den. Zwei erste U‑Boote waren schon 2011 in Deutsch­land bestellt wor­den, aber im Bun­dessicher­heit­srat gab es auf­grund der poli­tis­chen Lage in Ägypten zunächst noch Vor­be­halte gegen das Pro­jekt. Erst nach­dem diese fall­en gelassen wor­den waren, kon­nten Ende 2012 die bei­den Boote formell bei der Kiel­er HDW in Auf­trag gegeben wer­den. Im Feb­ru­ar 2015 fol­gte dann sog­ar noch eine Nachbestel­lung von zwei weit­eren U‑Booten. Trotz der poli­tis­chen Wirren (Sturz von Präsi­dent Mur­si) hat­te der Bun­dessicher­heit­srat keine Ein­wände. U‑Boote seien zwar Rüs­tungs­güter, aber sie kön­nten „nicht im Inneren (zur Unter­drück­ung oppo­si­tioneller Kräfte) einge­set­zt wer­den“; die Export­genehmi­gung sei damit „unprob­lema­tisch“, so Wirtschaftsmin­is­ter Gabriel damals.

Die Erneuerung der U‑Bootkomponente ste­ht seit mehr als 20 Jahren auf der Agen­da der ägyp­tis­chen Marine. Optio­nen reicht­en dabei von aus­ge­musterten deutschen U‑Booten TYP 206A über gebrauchte ex-jugoslaw­is­che U‑Boote der HEROJ-Klasse bis zu neuen chi­ne­sis­chen oder rus­sis­chen U‑Booten. Konkreten Aufträ­gen standen allerd­ings immer knappe Bud­gets bei zugle­ich deut­lich­er Nachrangigkeit hin­ter Heer und Luft­waffe ent­ge­gen. So musste es zunächst bei ein­er Ende der 1990-er Jahre mit US-Hil­fe durchge­führten Kampfw­ert­steigerung für vier etwa 15 Jahre zuvor aus Chi­na importierte U‑Boote der ROMEO-Klasse bleiben. Mit der Beschaf­fung von U‑Booten in Deutsch­land wird das Vorhaben nun endlich realisiert.

Mit vier neuen U‑Booten vol­lzieht die ägyp­tis­che Marine einen 1:1 Ersatz ihrer alten ROMEO, aber inof­fiziellen Mel­dun­gen zufolge hat man Inter­esse an noch zwei weit­eren U‑Booten (möchte vielle­icht mit Israel gle­ichziehen). Genan­nt wer­den hier neben noch ein­mal zwei Booten TYP 209/1400mod auch U‑Boote vom Typ 212A oder 214 mit außen­luftun­ab­hängigem Antrieb, aber für diese Typen gilt ein Export in ein nah-/mit­telöstlich­es, nicht krisen­freies Land als eher unwahrschein­lich. Ange­blich will auch Chi­na noch in die Erneuerung der ägyp­tis­chen U‑Boot-Kom­po­nente ein­steigen. Schon im Sep­tem­ber 2015 soll Peking zwei „mod­ern­ste U‑Boote“ ange­boten haben, und dies zu einem „unschlag­baren Preis“. Ein unge­nan­nter ägyp­tis­ch­er Mari­ne­of­fizier sprach damals von ein­er „schwieri­gen Entschei­dung“. Zum aktuellen Sach­stand gibt es allerd­ings seit­dem keine Mel­dun­gen mehr.

FRANKREICH

Das strate­gis­che U‑Boot (SSBN) „Le Temeraire“ hat eine 18-monatige Grundüber­hol­ung begonnen.

Die franzö­sis­che Marine hat vier U‑Boote der LE TRI­OM­PHANT-Klasse in Dienst, die als Eckpfeil­er der nationalen nuk­learen Abschreck­ung in ablösenden Ein­sätzen jew­eils mehrmonatige nuk­learstrate­gis­che Patrouillen durch­führen. Die Entwick­lung dieser getaucht 14.300 ts ver­drän­gen­den, 138m lan­gen nuk­lear­getriebe­nen U‑Boote hat­te als Ersatz der alten LE REDOUBTABLE-Klasse 1986 begonnen. Typ­boot „Le Tri­om­phant“ wurde 1997 in Dienst gestellt; „Le Temeraire“ fol­gte 1999, „Le Vig­i­lant“ dann 2004. „Le Ter­ri­ble“ kom­plet­tierte als viertes und let­ztes Boot 2010 das Vorhaben.

Etwa alle acht bis zehn Jahre muss der ver­brauchte nuk­leare Brennstoff erset­zt wer­den, und die U‑Boote durch­laufen bei dieser Gele­gen­heit immer auch eine Grundin­stand­set­zung mit Mod­ernisierung / Angle­ichung an neue Tech­nolo­gien. Im Rah­men des aktuellen Zyk­lusses wer­den die U‑Boote neben der Reak­tor-Neube­fül­lung und der Instal­la­tion mod­erner­er Elek­tron­ik, Fer­n­meldesys­teme und auch eines neuen Gefechts­führungssys­tems auch auf den neuen strate­gis­chen Flugkör­p­er M‑51 umgerüstet.

Ursprünglich waren für die vier SSBN der LE TRI­OM­PHANT-Klasse Flugkör­p­er M‑5 vorge­se­hen (Reich­weite 11.000 km, zehn nuk­leare Gefecht­sköpfe). Deren Entwick­lung fiel aber als „über­teuert“ Anfang der 90er Jahre Bud­getkürzun­gen zum Opfer. 1996 gab die Regierung dann grünes Licht für die Entwick­lung ein­er „abgemagerten“, tech­nol­o­gisch — und damit auch finanziell — weit weniger aufwendi­gen Ver­sion des M‑5 — eben des M‑51. Dieser 12m lange, mehr als 50 t schwere neue Flugkör­p­er soll — mit sechs Gefecht­sköpfen — eine Reich­weite von 8.000 km haben.

Le Tri­om­phant“ und „Le Vig­i­lant“ haben diese Umrüs­tung bere­its absolviert; das zulet­zt gebaute vierte U‑Boot der Klasse, „Le Ter­ri­ble“, war von vorn­here­in für M‑51 gebaut wor­den. Als let­ztes der vier U‑Boote ist nun die „Le Temeraire“ an der Rei­he. Anfang Dezem­ber ver­legte sie zur DCNS-Werft nach Brest und wurde dort auch sofort ins Trock­endock ver­holt. Mitte bis Ende 2018 soll das U‑Boot nach Restar­beit­en im Heimat­stützpunkt Ile Longue (Bre­tagne) und Erprobun­gen wieder in den oper­a­tiv­en Dienst zurückkehren.

Für die vier SSBN der LE TRI­OM­PHANT-Klasse ste­ht im üblichen Inter­vall wohl nur noch eine weit­ere Grundüber­hol­ung und Reak­tor-Neube­fül­lung auf dem Pro­gramm. Danach erre­ichen sie allmäh­lich das Ende ihrer Dien­stzeit. Erste Stu­di­en und vor­bere­i­t­ende Des­ig­nar­beit­en zu ein­er Nach­fol­geklasse haben bere­its begonnen; Baube­ginn kön­nte Mitte der 2020-er Jahre sein.

RUSSLAND

Mit der „Alek­san­dr Obukhov“ hat die rus­sis­che Marine am 9. Dezem­ber das erste Minen­jagdboot ein­er neuen Klasse in Dienst gestellt.

Eigentlich wollte die Sredne Nevskiy Werft in Kolpino (bei St. Peters­burg) das im Rah­men von Pro­jekt 12700 aus Kom­posit-Werk­stof­fen gebaute erste Boot der ALEXAN­DRIT-Klasse (890ts, 61m) schon vor einem Jahr an die rus­sis­che Marine übergeben. Der Stapel­lauf erfol­gte auch plan­mäßig im Juni 2014, und auch die Aus­rüs­tung des Neubaus ver­lief zunächst im Zeit­plan. Dann aber musste die Über­gabe an die rus­sis­che Marine ver­schoben wer­den; zunächst auf April 2016, dann in mehreren Schrit­ten immer weit­er auf Dezember.

Dabei war die für die Nord­flotte vorge­se­hene „Alek­san­dr Obukhov“ offen­bar schon länger fer­tig, führte auch schon im Dezem­ber 2015 Erprobun­gen in See durch. Als Grund für die Verzögerun­gen wur­den die im Zusam­men­hang mit der Ukraine-Krise von der EU ver­hängten Sank­tio­nen genan­nt, wobei dies­mal aber nicht schiff­stech­nis­che Anla­gen (Diesel­mo­toren) betrof­fen waren. Vielmehr habe Frankre­ich für den oper­a­tiv­en Ein­satz unverzicht­bare, bestellte Minen­jagddrohnen nicht geliefert. Man suchte nach in Rus­s­land pro­duziertem Ersatz, aber die für April 2016 ver­sproch­ene Liefer­ung heimis­ch­er Minen­jagddrohnen und der dazu gehören­den Führungs-/Ein­satzsys­teme blieb aus.

Erst Anfang Novem­ber fand man – nun doch wieder in Frankre­ich – eine „nicht unter das EU-Embar­go fal­l­ende“ Alter­na­tive. Bei der von der ECA Group pro­duzierten „Inspek­tor Mk2“ han­delt es sich um eine Über­wasser­drohne (USV), die neben zahlre­ichen zivilen Anwen­dun­gen (z.B. Meeres­bo­den­erkun­dung, Umweltschutz) mit entsprechen­der mod­u­lar­er Aus­rüs­tung auch mil­itärisch z.B. zur Minen­jagd genutzt wer­den kann. Man kann davon aus­ge­hen, dass das bei zivilen Anwen­dun­gen vom Embar­go nicht betrof­fene USV dazu mit rus­sis­chen Geräten bestückt wird.

Inspek­tor Mk2“ wurde als Einzel­stück nur für die „Alek­san­dr Obukhov“ beschafft. Weit­ere derzeit sechs geplante Schwest­er­boote sollen auss­chließlich heimis­che Minen­jagdsys­teme erhal­ten. Ein zweites Boot ist bere­its im Bau, aber ein Brand (Juni) verzögert den Stapel­lauf der zukün­fti­gen „Georgiy Kur­ba­tov“. Zwei weit­ere Boote sollen 2017 bei Sredne Nevskiy auf Kiel gelegt werden.

Mit der ALEXAN­DRIT-Klasse beschafft die rus­sis­che Marine erst­mals mehr als 25 Jahren wieder hochseefähige Minen­jagdboote. Zulet­zt hat­te sie Ende der 1980er Jahre zwei größere (67m, 1150 ts) Ein­heit­en der GORYA-Klasse in Dienst gestellt, die allerd­ings ohne Nach­fol­ger blieben – sich­er auch ein Zeichen für nachträglich erkan­nte Defizite bei Design und/oder oper­a­tiv­er Nutzung.

Arbeit­spferde“ bei der Minen­ab­wehr der rus­sis­chen Marine sind noch immer die großteils noch aus den 1970-er Jahren stam­menden Boote der NATYA- und SONYA-Klasse. Nach gut 40 Jahren drängt deren Ersatz; eine ganze Rei­he Boote dieser Klassen sind auch bere­its aufgelegt, wer­den aktuell zur Ver­schrot­tung ange­boten. Die Größe der neuen ALEXAN­DRIT-Boote spricht dafür, dass diese nicht nur küsten­nah, son­dern mit größer­er oper­a­tiv­er Reich­weite auch am Rande der Erweit­erten Wirtschaft­szo­nen operieren, bei Bedarf auch außer­heimis­che Ein­sätze unter­stützen sollen.

SPANIEN    

Das Forschungss­chiff „Hes­perides“ der spanis­chen Marine hat mit Aus­laufen aus dem Heimath­afen Carta­ge­na die 30. Spanis­che Antark­tis-Kam­pagne begonnen.

Nach langer Anreise mit Zwis­chen­ver­sorgung und Ein­schif­fung let­zter Wis­senschaftler in argen­tinis­chen oder chilenis­chen Häfen soll das Schiff am 16. Jan­u­ar im Ein­satzge­bi­et im Süd­po­larmeer eintreffen.

Drei Monate lang ste­hen dort ins­ge­samt 17 Forschung­spro­jek­te auf dem Pro­gramm – 13 davon durch das für Forschung zuständi­ge Min­is­teri­um für Wirtschaft und Indus­trie finanziert. Ein Großteil der Arbeit­en erfol­gt in enger Zusam­me­nar­beit mit dem zivilen Forschungss­chiff „Sarmien­to de Gam­boa“ und den zwei spanis­chen Antark­tis-Sta­tio­nen „Gabriel de Castil­la“ und “Juan Car­los I“. Die Band­bre­ite reicht dabei von mil­itär­geo­graphis­chen Ver­mes­sun­gen und Samm­lung von Wass­er- und Sed­i­ment­proben bis hin zur Durch­führung rein zivil­er biol­o­gis­ch­er Forschung­spro­jek­te und Daten­samm­lung in Zusam­men­hang mit dem Kli­mawan­del. Ein Teil der Pro­jek­te erfol­gt Koop­er­a­tion mit der Europäis­chen Union sowie zivilen Forschung­sein­rich­tun­gen in Großbri­tan­nien, Kolumbi­en, den Nieder­lan­den und Por­tu­gal – und wird auch von dort finanziert. Ende Mai wird die „Hes­perides“ wieder in Carta­ge­na zurück erwartet.

Die von der dama­li­gen staatlichen Bazan in San Fer­nan­do gebaute und 1991 in Dienst gestellte 2.700-ts große „Hes­perides“ ist das einzige speziell für weltweite Forschungs- und Ver­mes­sungs­fahrten aus­gerüstete Schiff der spanis­chen Marine. Ihr Bau wurde vom spanis­chen Außen­min­is­teri­um finanziert; heute wird sie gemein­sam von der Marine und dem Wirtschaftsmin­is­terum betrieben. Dies zeigt schon die nicht auss­chließlich mil­itärische Nutzung.

Das Schiff ist mit einem ver­stärk­ten Eis­brecher­bug für Oper­a­tio­nen in den Polar­zo­nen opti­miert, und Ein­sätze in der Antark­tis sind denn auch Rou­tine, find­en fast jährlich im südlichen Som­mer statt. In einem Hangar kann ein leichter Hub­schrauber AB-212 mit­ge­führt wer­den. Mod­ern­ste Sonar- /Echolotausrüstung ist einem 12 x 3 m großen Behäl­ter unter dem Kiel unterge­bracht: zusät­zlich gibt es ein Schlepp­sonar. Die „Hes­perides“ bietet neben der Stammbe­satzung von 55 Seeleuten bis zu 37 Wis­senschaftlern und Tech­nikern Platz.