Sieben Multifunktionskonsolen dienen als HMI (Human Machine Interface) innerhalb der integrierten Sonar und Waffenleitanlage. Offene Systemstrukturen vereinfachen die Integration aller informationsbringenden Systeme. Die Daten der akustischen Sensoren, des Navigation Management Systems und der Waffenleitanlage werden auf Plausibilität geprüft, analysiert und klassifiziert dem Operator zur Verfügung gestellt. Weiterentwickelte Sensoren von Atlas Elektronik wie das Enhanced Flank Array Sonar (EFAS), das erstmals auf dem 2. Los der Klasse 212A zum Einsatz kommen wird, ein Conformal Array im Bug, das die sonst im Allgemeinen übliche Kreisbasis ersetzt, sowie ein nach hinten gerichtetes Sonarpanel bilden ein hochsensibles, akustisches Sensornetzwerk.
Hochfrequente Bodennavigationssonare und nach vorn gerichtete Nahbereichssensoren dienen der Navigation und zur Umgehung von Minen, können aber auch bei Tauchereinsatz und Nutzung unbemannter Fahrzeuge wertvolle Dienste leisten.
Zwei Optronikmasten von Zeiss, ausgestattet mit HDTV Kanal, IR Kamera, Laser Entfernungsmesseinrichtung und ESM Sensoren liefern Überwasserlagebilder an das Combat Management System. Im Funkraum laufen analoge, digitale, IP basierte Kommunikationssignale zusammen. Klasse 216 verfügt über drei Fernmeldemasten zur Abdeckung aller relevanten Frequenzbänder inklusive Satellitenkommunikation. Darüber hinaus ermöglicht das Bojensystem »Callisto« die Kommunikation über UHF Satcom, UHF LOS, VHF, HF, GPS tiefgetauchtem Zustand.
Ein Mast mit RADAR/COMMS-ESM-Antenne ermöglicht verdeckte SIGINT-Aktivitäten. Daneben vervollständigen Schnorchel- und Radarmast die Ausfahrgerätekonfiguration.
Schiffstechnischer Leitstand
Die schiffstechnische Zentrale liegt achtern von der Operationszentrale und räumlich durch eine transparente, verschiebbare Wand abgegrenzt. Dies bringt den Vorteil, dass die taktisch operationellen Aktionen von der Schiffstechnik getrennt werden können, Befehlsketten und Kommunikation innerhalb der Teams nicht interferieren. Gleichzeitig kann eine direkte Kommunikation ermöglicht werden, wenn gewünscht.
Im schiffstechnischen Leitstand befindet sich der Steuerstand, der von einer Person bedient wird, und die schiffstechnische Automation, durch die alle schiffstechnischen Systeme von zwei Personen fernbedient werden können. Der Maschinenraum wird bis auf Rondengänge unbemannt gefahren.
Signaturen
Die wichtigste Eigenschaft des U‑Bootes ist, dass es unentdeckt operieren kann. Um diese generelle Eigenschaft in besonderem Maße zu erreichen, ist es erforderlich, die Signaturen des Bootes zu minimieren. Dies gilt insbesondere für ein vergleichsweise großes Boot, dass allein durch seine Größe tendenziell ein höheres Signaturniveau besitzt als ein kleineres Boot.
Schräggestellte Oberflächen, die Werkstoffauswahl und Sonarcoating von Oberdeck und Turm minimieren das Zielmaß. Alle Komponenten werden schalloptimiert ausgelegt, die Komponenten im Maschinenraum doppelelastisch in Schalldämm- Modulen gelagert. Flüssigkeitsschall wird über optimierte Pumpen, Ventile, Leitungen, Kupplungen, Schalldämpfer und Kompensatoren minimiert.
Der eigenerzeugte Luft- und Körperschall wird permanent über Own-Noise-Sensoren erfasst und der sich daraus ergebene Einfluss auf die bootseigene Unterwassersensorleistung im Sonar System rechnerisch analysiert und weitest möglich kompensiert.
Die Propellerblätter bestehen aus dämpfendem Composite-Werkstoff. Die Anzahl und Form der Blätter sowie die Propellerdrehzahl wurden kavitationsarm, nachstrom- und vortriebsoptimiert ausgelegt. Die asymmetrischen Ruderflächen verbessern den Propulsionswirkungsgrad im Vergleich mit herkömmlichen Rudern um ca. 6 Prozent und ergeben ein sehr gleichmäßiges Nachstromfeld.
Das magnetische Feld des Druckkörpers und der Geräte wird mit einem magnetischen Eigenschutzsystem auf ein Minimum reduziert. Im Gegensatz zur Klasse 212A wird der Druckkörper dabei aus Kostengründen nicht aus amagnetischem Stahl ausgeführt, da nur wenige Marinen dies fordern.
Geringe IR-Signaturwerte werden über hydrodynamisch optimierte Formgebung von Turm und Ausfahrgeräten, beschichtete Ausfahrgeräte und geringe Temperaturdifferenzen bei der Abgasausbringung während des Dieselbetriebes über Kühlung erreicht. Zur Minimierung der elektromagnetischen Radarsignatur werden die Ausfahrgeräte mit radarabsorbierendem Material beschichtet.
Besatzungskonzept und Wohnraum
Der zunehmende Nachwuchsmangel bei den Marinen und deren reduzierten Sollstärken verlangen nach Entwürfen, die einerseits mit einer kleinen Besatzung auskommen und andererseits der Besatzung ein angenehmes Arbeitsumfeld bieten.
Bei der Klasse 216 ist vorgesehen, dass eine vergleichsweise kleine Besatzung von 33 Personen das Boot im 3‑Wachsystem fährt. Der Besatzung stehen dabei zehn Schlafräume mit je maximal 6 Kojen sowie ein Fitnessraum in der vorderen Druckkörpersektion zur Verfügung. Für zusätzliches Personal, wie beispielsweise Spezialkräfte, Taucher, Schüler oder Spezialisten sind darüber hinaus 5 zusätzliche reguläre Kojen und 16 Behelfskojen vorgesehen. Unterhalb der Operationszentrale, die mittschiffs angeordnet ist, befinden sich zwei großzügige Messen. Neben dem Einnehmen der Mahlzeiten kann die Crew hier durch Umgruppieren der Sitzplätze einen Kino- bzw. Briefingraum schaffen. Die große Kombüse und verschiedene Vorratsbereiche für Proviant grenzen unmittelbar an.
Grau- und Schwarzwasser werden über eine Aufbereitungsanlage geleitet, gesiebt und mikrofiltriert. Das entstehende Filtrat erfüllt die MEPC 159(55) und darf außenbords gegeben werden. Das Konzentrat wird gesammelt und nach der Mission im Hafen von Bord gegeben, ebenso wie diverser biologisch inaktiv aufbereiteter Abfall. Durch diese Maßnahmen können einerseits der notwendige Tankinhalt minimiert und andererseits auch neueste Umweltauflagen erfüllt werden.
Zusammenfassung
Die Klasse 216 zeichnet sich durch hohe Verlegegeschwindigkeit, große Reichweite, lange Missionsdauer und ihre Flexibilität in Ausrüstung und Design aus. Die Kombination aus erprobten Komponenten, bewährten Philosophien und Zukunftstechnologien führt zu einem ausgewogenen Design, das den Anforderungen moderner Marinen nach »out of area« Einsätzen gerecht wird.
Das U‑Boot der Klasse 216 ermöglicht autarke Einsätze fernab des Heimathafens über Zeiträume, die sich auf mehr als das doppelte der heutigen Einsätze der Klasse 212A erstrecken. Aufgrund der langen Missionszeit ist dabei eine umfangreiche Sensor- und Waffenausstattung unabdingbar, um sich ändernden Szenarien im Einsatzgebiet zu begegnen. Durch modernste Technik steht die große Klasse 216 im Signaturniveau und der Manövrierfähigkeit ihren kompakteren Schwestern in Nichts nach.
Zum Autor
Peter Hauschildt, Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH, ist Abteilungsleiter Forschung und Entwicklung, Konzepte und Projekte für die Deutsche Marine und Sven Kohsiek, Howaldtswerke- Deutsche Werft GmbH, ist Entwicklungskonstrukteur im Bereich U‑Boot-Entwurf, Konzepte und Projekte für die Deutsche Marine