Seit dem Jahreswechsel ist es nun soweit: im Marineforum hat der bisherige Redakteur „Marinen aus aller Welt“, Kapitän zur See a.D. Klaus Mommsen, endgültig den Weg in den Ruhestand angetreten. Sein 70. Geburtstag und das 25. “Dienst”-Jubiläum beim MarineForum waren für ihn Anlass, „selbstbestimmt das Feld zu räumen.“
1992 war also das Jahr, in dem der damalige Fregattenkapitän Mommsen beim MarineForum anfing. In diesem Vierteljahrhundert hat Klaus Mommsen die Zeitschrift MarineForum und vor allem auch deren Internet-Auftritt wesentlich mitgeprägt. Vor knapp 15 Jahren Jahren haben wir über ihn — aufgrund der hohen Qualität der Artikel des MarimeForum – nach einer Kooperation angefragt. Es erschien uns wichtig, die vielen Informationen der Zeitschrift nicht nur kurzzeitig bereit zu stellen. Und die spezifische Fachlichkeit der vielen Artikel war und ist zugleich eine Ergänzung unseres Anliegens, die globale Entwicklung seit dem Ende des „Kalten Krieges“ darzustellen 1.
Mit den Fachartikeln des MarineForum wurden unsere Ausführungen ergänzt. Zugleich haben wir die geostrategischen Hintergründe der maritimen Rüstung unterschiedlicher Staaten – von China über Indien, Russland bis zu den USA – dargestellt, und damit der Darstellung des MarineForum den Hintergrund gegeben, der notgedrungen in einer spezifischen Zeitschrift nicht dargestellt werden kann.
Schon nach kurzer Zeit hat uns Kapitän zur See a.D. Klaus Mommsen nicht nur diese Partnerschaft bestätigt. Wir konnten immer wieder auch auf seine Internetdateien zurück greifen, um entsprechende Aufsätze und Berichte dann auf unserer Internetseite einzustellen und so dauerhaft zur Einsicht bereit zu halten.
Es ist heute an der Zeit, dem MarineForum, namentlich auch Klaus Mommsen, für diese jahrelange Zusammenarbeit zu danken. Wir wünschen ihm für seinen 2. Ruhestand — das “Leben danach”. ist ja ein wirklicher Einschnitt in den Tagesablauf — und dem MarineForum einen guten Start und ein möglichst langes, zufriedenstellendes weiteres Wirken.
Kapitän zur See a.D. Axel Stephenson wird mit Jahresbeginn 2018 dem Redaktionsteam MarineForum als neuer Redakteur „Marinen aus aller Welt“ angehören. Wir freuen uns auf eine weitere Zusammenarbeit mit diesem ausgewiesenen Kenner der Entwicklung.
(1)
Seit dem Ende des “Kalten Krieges” und der bipolaren Konfrontation — der sich nur wenige Staaten entziehen konnten — können wir aber mehrere Tendenzen feststellen
- Die USA ziehen sich immer weiter aus der Diplomatie zurück. Der Trend zum Isolationismus (America first) nimmt zu.
Das ist auch dem Eindruck geschuldet, dass die USA zwar als global stärkste Militärmacht agieren können — damit aber noch nicht automatisch die Übernahme “westlicher Werte” verbunden ist. Im Gegenteil — es wurde immer versäumt, über den “militärischen Sieg” hinaus zu denken und ein langfristiges Konzept des “nation building” anzulegen und durchzuhalten. - Anstelle der bipolaren Welt entwickelt sich immer mehr eine mulitpolare Struktur.
Ursprüngliche “Satelliten” eines Blocks treten aus dem Schatten des dominierenden Partners und entwickeln zunehmend eigenes Selbstbewusstsein (Brasilien, China, EU). Sie sind einerseits gefordert — und andererseits gibt Ihnen der Zerfall der UdSSR und der Rückzug der USA auch die Möglichkeit dazu, sich zunehmend “selbst zu behaupten”.
Btw.: auch NK entzieht sich so dem dominierenden Einfluss Chinas — und holt sich mit Russland einen Staat zum Rückhalt, der selbst um die Beibehaltung der sowjetischen Großmacht kämpft und unter Putin daran anknüpfen möchte. - Bisherige unterschiedlichen Blöcken zugeordnete Stellvertreter finden wieder zueinander.
- Man nehme die “Arabische Liga”. Sie war eine Palaver-Organisation, in der sich Angehörige des US-Blocks (Saudi-Arabien, Golfstaaten) und des UdSSR-Blocks (Algerien, Syrien) gegenseitig gelähmt und paralysiert haben. Einzelne Staaten haben eine “Schaukelpolitik” betrieben und sich immer wieder in der Orientierung geändert (Ägypten, Irak). Der Diplomatie der beiden Großmächte beschränkte sich darauf, diese Wackelkandidaten von einem Wechsel der Loyalitäten abzuhalten und diesen zu verhindern — oder zu fördern.
Jetzt finden die regionalen, zusammen gehörenden Kulturen über den nachkolonialen Grenzziehungen hinaus wieder zusammen. Die einheitliche Schrift und Sprache, die überwiegend gemeinsame Kultur mir nur regionalen Abweichungen, grenzüberschreitende Medien wie Radio, TV, Internet tragen
genauso dazu bei wie der vorgenannte Rückzug der USA. - In diesem Kontext möchten wir dann auch die türkisch sprachigen Staaten (“Turan”) nennen, die ja zwischen dem NATO-Partner Türkei und den UdSSR-Mitgliedern Aserbaidschan, Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan aufgeteilt waren. Beide Gruppierungen lösen sich nahezu zeitgleich aus ihrer bisherigen Orientierung und nähern sich auch im Herrschaftssystem einander an — bei der Türkei mit Erdogan ist das für uns offensichtlich. Die Türkei scheint sich in eine Autokratie zu entwickeln, wie das in den ehemaligen Sowjetstaaten schon der Fall ist. Dass sich die zentralasiatischen Staten (unter maßgeblicher Beteiligung von China, Iran, arabischen Staaten und der Türkei) gleichermaßen von Moskau entfernen, kriegen wir nur nicht so mit. Die zunehmende wirtschaftliche Zusammenarbeit (“neue Seidenstraße”) fördert diese Entwicklung genau so wie das türkische Satellitenprogramm, das seit Jahrzehnten in Zentralasien ausgestrahlt wird.
- Man nehme die “Arabische Liga”. Sie war eine Palaver-Organisation, in der sich Angehörige des US-Blocks (Saudi-Arabien, Golfstaaten) und des UdSSR-Blocks (Algerien, Syrien) gegenseitig gelähmt und paralysiert haben. Einzelne Staaten haben eine “Schaukelpolitik” betrieben und sich immer wieder in der Orientierung geändert (Ägypten, Irak). Der Diplomatie der beiden Großmächte beschränkte sich darauf, diese Wackelkandidaten von einem Wechsel der Loyalitäten abzuhalten und diesen zu verhindern — oder zu fördern.
- Diese Veränderung des “Machtgefüges” ist natürlich mit Erschütterungen verbunden.
Bisher ist es aber gelungen, die Konflikte auch auf regionale Ebene zu beschränken. Das geschieht auch weiterhin, wenn sich Staaten “von aussen” aus der regionalen Umwälzung heraus halten und “Neutralität” bewahren.
Trump hat mit der Botschaftsverlegung diese Neutralität wohl endgültig verlassen — und gleichzeitig zeigt der IS-Terror, dass es durchaus möglich ist, den Konflikt in die USA zu tragen. 09–11 war diesbezüglich ein Fanal. Damit besteht die zunehmende Gefahr, dass sich regionale Umbrüche eben nicht mehr auf die Region beschränken lassen sondern global ausstrahlen.