Kampfhubschrauber LCH (Light Combat Helicopter)
Über Chinas neuen Kampfhubschrauber WZ-10 haben wir schon vor längerer Zeit berichtet. Nun sollten wir uns auch dem asiatischen Konkurrenten, Indien, zuwenden. Beide Staaten verbindet nicht nur die wirtschaftspolitische Zuordnung zu den BRICS-Staaten, den “Schwellenländern” Brasilien, Russland, Indien, China und (zunehmend) Südafrika, die politisch kooperieren.
LCH Prototyp TD 2 auf der Aero India 2011 mit Pixel-Tarnschema (Quelle: Wikipedia) |
Beide Staaten sind auch globale Rivalen um Rohstoffe, regionale Rivalen um Einfluss insbesondere in Südostasien und durch eine “heiße Grenze” im Himalaye getrennt, deren Verlauf umstritten ist. Indien verfügt zudem über einen Zwillingsstaat an seiner westlichen Grenze, Pakistan, mit dem es ebenfalls bereits verschiedene Kriege ausgefochten hat.
Auf dem modernen Kampffeld sind im konventionellen Krieg eigene Kampfhubschrauber zur Unterstützung der Truppe nicht mehr weg zu denken. Das wissen auch die indischen Militärs, die n der Wüstenregion nach Pakistan, im Hochgeirge des Himalaya und im tropischen Urwald an der Grenze zu Maynmar (Burma) natürlich ebenfalls gerne Kampfhubschrauber im Einsatz hätten. Dazu kommt der Aufbau einer amphibischen Komponente bei der Marine — der ebenfalls den Wunsch zum Einsatz von Kampfhubschraubern zur Unterstützung in einer Landungszone nach sich ziehen dürfte.
Kaufen oder selber bauen — diese Frage stellt sich für Indien immer weniger. Zwar werden Angebote für rudn 20 schwere Kampfhubschrauber eingeholt — der Boeing AH-64 D Apache und die Mil Mi-28 N Havor sollen in der Endausscheitung sein — aber: Ein so großes Land möchte sich von Zulieferern möglichst unabhängig machen, und die Eigenentwicklung verstärkt nicht nur die nationale Kompetenz und schafft Arbeitsplätze, sondern führt über die hohen Stückzahlen bei einer umfasenden Ausstattung auch zu annehmbaren Herstellungskosten.
Bezeichnung:
Die Maschine wird derzeit noch als “LCH” — Light Combat Helicopter — bezeichnet.
Entwicklung
Der LCH wurde aus dem “HAL Dhruv” abgeleitet, der in den 1980er Jahren mit Hilfe von MBB entwickelt wurde und 1992 seinen Erstflug absolvierte. Dementsprechend lässt sich eine gewisse familiäre Ähnlihckeit des Dhruv mit dem MBB BK 117 nicht verleugnen.Auch eine bewaffnete Version des Dhruv (mit 20 mm Kanone, Raketen oder Lenkwaffen wie der Mistral) ist gedacht — was eine gewisse Paralellität zur chinischen Entwicklung darstellt, wo der Waffeneinsatz von Hubschraubern zuerst mit bewaffneten Heereshubschraubern vom Typ Z‑9 (Dauphin-Lizenz) erprobt wurde.
Während im Feburar 2011 die ersten fünf Hubschrauber der MK-III-Version mit Shakti-Triebwerken (Gasturbine Turbomece Adiden 1H1, 1.032 kw) des Dhruv an das indische Heer ausgeliefert wurden, konnte nahezu zeitgleich der erste Prototyp des LCH als “Technologie-Demonstrator” (TD seinen Erstflug absolvieren. Mit der verstärkten Turbine des MK III war nämlich auch eine Forderung für den LCH übernommen — ein starkes Triebwerk, das den Einsatz auch im Hochgebirge des Himalaya bis auf 6000 m Einsatzhöhe ermöglicht.Der LCH hat das dynamische System des Dhruv als Ausgangsbasis für seine Entwicklung genommen. Er ist allerdings wesentlich schlanker und bietet mit dem üblichen Tandemcockpit eine recht geringe Frontfläche.
Bewaffnung und Einsatzmöglichkeiten:
Der Hubschrauber ist vor allem zur Gefechtsfeldunterstützung, für bewaffnete Aufklärung sowie — zu einem späteren Zeitpunkt — auch an die Bekämpfung anderer Luftfahrzeuge gedacht. Unter der Bugnase wird eine schwenkbare 20-mm-Kanone montiert, die duch optische Sensoren (sowie Infrarot und Laser) über der Bugnase des Hubschraubers sehr genau gesteuert werden kann.
Dazu kommen vier Waffenstationen an den Hilfsflügeln, etwa für Behälter für 12 ungelenkte 70-mm-Raketen oder die lasergelenkten Panzerabwehrrakete Lahat (IAI), die später durch die Nag aus einheimischer Produktion ersetzt werden soll.
Varianten und Serien:
Seit März 2010 fliegt der erste Prototyp TD‑1, im Sommer 2011 wurde der zweite Prototyp TD‑2 — speziell für Waffenversuche — in den Flugbetrieb gneommen. Der dritte Prototyp wurde für 2012 erwartet, die Auslieferung an die indischen Streitkräfte ist abs 2014 geplant.
Zum derzeitigen Kenntnisstand (2011) beabsichtigen Heer (> 110 Maschinen) und Luftwaffe (< 70 Maschinen) die erste Einführung. Bestellungen der Marine sind noch nicht bekannt, wären aber zu erwarten.
Leistung:
Mit einer Abflugmasse von deutlich weniger als 6.000 kg soll eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 27o km/h und eine Reichweite von 550 km erreicht werden.