Irland (Ireland)
Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Republik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Baile Atha Cliath / Dublin | |
Einwohner (Population): | 4,019 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 70.273 | |
Wehretat (Defence Budget): | 1,010 Mrd. US-$ (2004) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 34.280 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
Irland — das war für Jahrtausende hin das Ende der eropäischen Welt: eine entfernte Insel vor den unergründlichen Weiten des atlantischen Ozeans, sogar zu unbedeutend, als dass sie dem benachbarten römischen Empire eine Eroberung wert gewesen wäre.
Geschichte:
Einige keltische Kleinfürstentümer — als “Königreiche” bezeichnet — teilten sich die Herrschaft auf der Insel, die nach dem Ende des römischen Imperiums im 5. Jahrhundert sogar Sklaven aus dem ehemaligen römischen Reichsgebiet raubte. Diese Sklaven brachten das Christentum nach Irland, das dann nach dne Wirren der Völkerwanderugn von iro-schottischen Wandermönchen wieder auf dem Kontinent verbreitet wurde.
Die Raubzüge der Wikinger um die Jahrtausendwende beendeten diese frühe irische Blüte — und seit den Eroberungen durch die Normannen dominierten englische Großgrundbesitzer und die englische Krone das Leben der Insel am Rande Europas.
Auch die erneute Entdeckung Amerkas durch Kolumbus (irische Mönche sollen vorher schon nach Island und zu anderen Inseln im Westen aufgebrochen sein, und die Fahrten der Wikinger nach Nordamerika sind auch archäologisch belegt) brachte keine große Änderung. Irland blieb ein “Armenhaus des britischen Empire”, aus dem vor allem in Folge der Hungersnöte von 1845 bis 1849 hunderttausende nach Westen aufbrachen.
Das Festhalten am katholischen Glauben und die Beibehaltung keltischer Traditionen und Sprache mag als (unbewusste) Distanzierung von der britischen Krone gedeutet werden — jedenfalls blieb der Wunsch auf Unabhängigkeit im irischen Gedankengut erhalten, gefördert durch soziale Spannungen zwischen den konservativen britischen Großgrundbesitzern und den irischen Kleinbauern und Tagelöhnern. Der nach blutigen Aufständen gewährte Dominion-Status vom 6. Dezember 1921 garantierte erstmals eine größere innenpolitische Eigenständigkeit der südlichen Inselteile, während der protestantisch geprägte Norden weiterhin Bestandteil Großbritanniens blieb. Als Irland am 18. April 1949 aus dem Commonwealth ausschied, verblieben sechs nordirischen Grafschaften im Vereinigten Königreich.
In den Jahrzehnten danach war die Sicht des Kontinents auf die Insel durch zwei Gesichtspunkte dominiert:
- In Nordirland herrschte ein blutiger Terrorkrieg zwischen katholischen und protestantischen Iren,
- während der Süden der Insel in einem behäbigen Dämmerschlaf unter dem strengen Blick der katholischen Kirche versank. “Schafe und Wollpullover für Fischer und Bauern in einer unberührten grünen Hügellandschaft mit alten Türmen und Kirchen, und das abendliche irische Bier (Guiness) in der Kneipe mit irischer Volskmusik .….” das waren meine Erwartungen, als ich um 1970 mit meinem ersten neu gekauften Auto nach Irland fuhr, und nach einem selbst verschuldeten Unfall mit Totalschaden (ja, auch die Iren haben Linksverehr !) die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Iren schätzen und lieben lernte.
Wirtschaft:
Spätestens mit der Integration Irlands in die europäische Wirtschaftsgememeinschaft änderte sich die kontinentale Sicht auf die Insel. Ende der Achtziger Jahre wurden die Unternehmenssteuern massiv gesenkt — und vor allem Dublin entwickelte sich mit seinen zuvor heruntergekommenen Docklands zu einem Finanzzentrum mit weit über Irland hinaus gehender Bedeutung. Erst später — viel später — wurde im Zug der Finanzkrise klar, das vor allem viele Banken ihre riskanten Geschäfte auf die Insel ausgelagert hatten. Zunächst aber riss die Investitionen der Finanzwelt Dublin — und danach die gesamte Republik — aus dem betulichen Dämmerschlaf der Geschichte.“Jung, dynamisch” (und erfolglos ?) war die Antriebskraft für die irische Jugend. Aus Callcentern und Produktionsanlagen wurden Start-up-Unternehmen mit eigenen Entwicklungen im Elektronik- und IT-Sektor. Irlands Wirtschaft begann zu wachsen — den Rückstand mit gigantischen Wachstumsraten aufzuholen. Irlands offene Volkswirtschaft hat von der Globalisierung außerordentlich profitiert Das BIP (2009) von 159.646 Mio. € (35.700 € p.P.) machte die Iren vom BIP/Person zu den Spitzenverdienern in der EU, sogar noch vor Deutschland (29.300 € p.P.). Irland wurde vom Armenhaus zu einem der teuersten Länder Europas.
Nach US-amerikanischem Vorbild und mit Milliardenmitteln aus Fördertöpfen wurden flächendeckend neue Baugebiete erschlossen. Die Sicherheit für die Kredite lag oft einzig und allein in der Hoffnung auf steigende Immobilienpreise begründet. Damit sind auch die großen sozialen Unterschiede verbunden. Die relativer Armut liegt mit ca. 22 % am höchsten in Westeuropa.
Die in den USA ausgelöste globale Finanzkrise führte zwnagsläufig auch zur Belastung der irischen Finanzwirtschaft, die damit nicht nur als Motor für den eigenen Wirtschaftsaufbau ausfiel, sondern zugleich zur Bremse wurde, ja zur Rezession in Irland führte.
Irland wurde vom “Primus” Europas, vom “keltischen Tiger” auf einen Schlag zu einer Belastung für die EU und den Euro — es gehört mit Portugal, Italien, Griechenland und Spanien zu den “PIIGS-Staaten”, den Sorgenkindern der europäischen Wirtschafts- und Währungspolitiker.
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