Georgische Streitkräfte:
Seit der “Rosenrevolution” von 2003 — dem Putsch Saakatschwilis gegen Schewardnadse — werden Georgiens Streitkräfte mit westlicher Unterstützung — auch mit Waffenhilfe und Militärausbildern — auf- und ausgebaut.
2003 betrugen die offiziellen Militärausgaben des Landes noch umgerechnet 24 Millionen US-Dollar. Der Militäretat Georgiens verdreifachten sich bis zum Jahr 2006 auf umgerechnet 78 Millionen US-Dollar und verdoppele sich erneut bis 2007. 22% des Staatshaushalts und 7% des Bruttosozialprodukts wurden 2007 für die Verteidigung ausgegeben. Dazu kommen die Rüstungshilfen anderer Staaten. In den 5 Jahren bis 2008 unter Präsident Saakatschwili haben sich die Ausgaben so faktisch auf das 30-fache erhöht.
Vor allem die USA engagieren sich im “Hinterhof Russlands”. Seit 2001 bezieht Georgien von den USA beträchtliche Militärhilfe in Form von Rüstungsgütern und militärischem Ausbildungspersonal. Angeblich wird etwa ein Fünftel der amerikanischen Militärhilfe für die ehemaligen sowjetischen Teilrepubliken nur für Georgien aufgewendet. Von 1997 bis 2005 unterstützten die USA Geogien aus dem Foreign Military Financing (FMF) Programm mit 80 Millionen US-Dollar, davon etwa 13 Millionen für die Bezahlung von “Militärlieferung und Dienstleistungen” wie mehreren Flottenmodernisierungen oder der Lieferung von Gratis-Hubschraubern, und die Ausbildung von Soldaten. Seit April 2005 sind etwa 14.000 georgische Soldaten durch entsprechende Ausbildungsprogramme geschleust worden.
Die Türkei ist mit knapp 50 Millionen US-Dollar an Militärhilfe (von 1997 bis 2008) nach den USA der nächstwichtige Unterstützer Georgiens. Ein Ausbildungs-Abkommen ermöglicht georgischen Piloten in der Türkei zu üben, und so den beengten heimischen Gebieten zu entgehen.
Israel hat in der Vergangenheit Drohnen, Nachtsichttechnik und Raketen an Georgien geliefert und hilft bei der Umrüstung der georgischen SU-25 Frogfoot-Kampfflugzeuge. Die israelische Zeitung “Maariv” verweist Anfang August 2008 darauf, dass sich alleine der israelische Militärexport nach Georgien in den letzten Jahren auf 30 Millionen Dollar belief. Darüber hinaus haben israelische Ausbilder die georgischen Streitkräfte geschult.
Ein Teil der georgischen Streitkräfte ist daher nicht nur besser ausgebildet, sondern verfügt auch über modernere Waffen als Russland.
Ehemalige Staaten des Warschauer Pakts unterstützen Georgien ebenfalls — die durch die Einführung westlicher Systeme überschüssigen Waffenbestände aus früheren Zeiten werden so “kostengünstig entsorgt”. Die Ukraine, Tschechien und Bulgarien haben allein in den Jahren 2004 und 2005 etwa tausend Artilleriesysteme geliefert, dazu Tausende Schusswaffen und Munition. Auch Ungarn, Rumänien, Makedonien und Litauen lieferten Schusswaffen wie Kalaschnikows.
Auch andere Rüstungsabnehmer der ehemaligen Sowjetunion haben Georgien als Absatzmarkt für überzähliche ex-Sowjetwaffen entdeckt. So gelangten aus Ägypten mehrere Tausend Sturmgewehre nach Georgien.
Der Militäretat des kleinen Landes verschlingt also seit der Regierungsübernahme von Präsident Saakaschwili einen immer größeren Teil des Staatshaushalts, offiziell, um — so die georgische Regierung — die Streitkräfte “NATO-tauglich” zu machen. Dennoch bezeichneten israelische Instrukteure Anfang August 2008 in der israelische Zeitung “Haaretz” die georgischen Streitkräfte angeblich als “eine kleine Armee, die sich, offen gesagt, kaum von den Streitkräften eines Dritte-Welt-Landes unterscheidet.”
Die regulären Streitkräfte Georgiens haben offiziell etwa 30.000 Mann, darunter 19.000 im Heer, 2.000 in der Luftwaffe, 1.350 in der Marine und 9.200 in der Verwaltung und den zentralen Diensten.
Die Heeressoldaten sind in vier Infanteriebrigaden, eine Artilleriebrigade, ein Panzerbataillon, ein separates leichtes Infanteriebataillon, ein Flugabwehrbataillon, ein Pionierbataillon, ein Fernmeldebataillon, sowie weitere Verbände aufgeteilt.
Die Luftstreitkräfte verfügen über Erdkampfflugzeugen des Typs Su-25 Frogfoot, je ein Transportflugzeug des Typs An-24 und An-32, mehrere Unterstützungsflugzeuge des Typs An‑2, Trainingsflugzeuge des Typs L‑39 eine Tu-134, bis zu 50 schwere Kampfhubschrauber des Typs Mi-24 “Hind”, sowie knapp Transporthubschrauber der Typen Mi‑8 “Hip“und Mi‑2 “Hoplite” und 100 des Typs UH-1H.
Die Marine ist die personell schwächste Teilstreitkraft. Zu einer wirksamen Seeblockade des – von Russland durch hohe Gebirgswälle getrennten – Abchasien wird Georgien aber auf eine einsatzfähige Marine angewiesen sein. Sie verfügt über mindestens 18 Schnellboote. Die schlagkräftigsten dieser Boote sind die Flugkörperschnellboote “Tiflis” mit SS-N‑2 Styx- und die “Dioskura” mit Exocet-Raketen, sowie die ehemalige “Minden”, ein deutsches Minenjagdboot der Lindau-Klasse.
Hier ist die kleine georgische Marine dabei, sich unauffällig mit weitestgehend gebrauchtem Material auszustatten. Bulgarien lieferte bereits 2001 zwei 500 ts Landungsboote der VYDRA-Klasse und hat inzwischen die Überlassung einer „mittelgroßen“ Einheit (U‑Jagd-Korvette) mit Flugabwehr-FK angekündigt. Die Zeitschrift MARINEFORUM (http://www.marineforum.info) vermutet daher die Überlassung einer der beiden – erst in den 80er Jahren gebauten – russischen 425 ts Korvetten der „PAUK-Klasse“, die zu den modernsten und einsatzfähigen Einheiten Bulgariens gehören und mit Flugabwehr-FK SA-N‑4 (zum Eigenschutz in einem Nahbereich von 10 km Umkreis), einem 76 mm Hauptgeschütz und U‑Jagd-Torpedos sowie einenm U‑Jagdraktenwerfer RBU 1200 bestückt sind. Die Abgabe einer der noch aus den 60er Jahren stammenden U‑Jagschiffe der POTI-Klasse sei wegen deren fehlender Flugabwehr FK dagegen eher nicht anzunehmen.
Weitere 12.000 Mann “Paramilitärs” stehen beim Innenministerium und beim Grenzschutz im Dienst.
Seit 2007 ist auch der beabsichtigte Aufbau einer Reservetruppe von 100.000 Mann angekündigt.
Neben der westlichen Rüstungshilfe verfügt Georgien auch über eigene ‑Produktionsanlagen, sogar für Komponenten der SU-25 K, SU-KM (Scorpion) und SU-25 UB Erdkampfflugzeuge, Hubschrauber vom Typ Mi-24 und ein Geschäftsreiseflugzeug (TAM-Jet).
Externe Links zum georgischen Flugzeugwerk der TAM-TBILISI AIRCRAFT MANUFACTURING:
www.tam.ge/
www.tam.ge/pictures.htm
Die Beteiligung an internationalen Einsätzen — so im Irak mit mehreren tausend Soldaten — schafft auch die nötige Einsatzerfahrung für das Land, das bis Juli 2008 in zwei “abtrünnigen Provinzen” mit gut ausgebildeten und von Russland unterstützten Milizen in einem “Krieg der Nadelstiche” verwickelt war.
Potentielle Gegner:
Georgiens Streitkräften stehen die Milizen der seperatistischen Provinzen gegenüber.
Dabei soll Abchasien alleine eine rund 15.000 Mann starke Miliz zum Einsatz bringen können. Der Waffenstillstandsbereich zwischen den Abchasen und Georgiern wird in einer Breite von 10 km von der “Unomig” — einer UN-Beobachtermission aus 130 Militärbeobachtern aus über 30 Staaten — kontrolliert.
In Südossetien sollen rund 6.000 Milizionäre unter Waffen stehen.
Inwiefern die von diesen Milizen eingesetzten schweren Waffen wie Kampf- und Schützenpanzer sowie die eingesetzten Kampfflugzeuge unter dem Kommando der lokalen Provinzregierungen oder russischer Befehlshaber stehen ist nicht genau zu ermitteln.
Und im Hintergrund stehen 90.000 russische Soldaten aus dem nordkaukasischen Militärbezirk, die mit einer Vorhut mit leichten Waffen als “Friedenssoldaten” in Südossetien und Abchasien (1700 Mann) stationiert sind.
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