Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Präsidialrepublik (Presidential Republic) | zum Vergrößern anklicken (jpg-Datei, 206 kB) |
Einwohner (Population): | 3,056 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 29.800 | |
Wehretat (Defence Budget): | 80,9 Mio. US-$ (2004) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 950 US-$ | |
Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
BIP Wachstum 2000 bis 2003: 10,7 % (zum Vergleich: Deutschland 1,0 %)
(Quelle = Spiegel Nr. 27 / 4.7.2005)
BIP-Wachstum 2007: 13,8 % — 2008: 6,8 %
Aufträge im Bauwesen: 2002 — 2007 + 35 %; davon 2007: + 1,7 %
Die Ursprünge und das Land:
Nach der Mythologie stammen die Armenier von Hayk, Sohn von Togarmak (Torkom auf Armenisch) ab, der Enkel von Japhet ist, dieser wiederum Sohn von Noah — die Mythologie schafft eine Verbindung zum Biblischen Sintflutmythos (die Arche soll am Berg Ararat, dem “Heiligen Berg” der Armenier gestrandet sein), der wiederum vom Gilgamsch-Epos Babyloniens beeinflusst ist, und letztendlich die tiefen historischen Wurzeln der Armenier belegt (der englische Historiker Chahin nimmt Torgom und Hayk als die beiden Ursprünge der Armenier an).
Armenier — oder besser deren Vorfahren — sind (wie die Georgier) seit Jahrtausenden in ihrem Heimatland ansässig und auch den antiken Autoren Griechenlands und Roms bekannt.
Herodot spricht von ihnen (Eigenbezeichnung Hay (Singular) bzw. Hayk (Plural)) apodiktisch als ‘phrygische Kolonisten’, Endoxes (4. Jh. v. Chr.) ergänzt, daß das Armenische dem Phrygischen ähnele. Strabo hingegen ist der Ansicht, daß dieses Volk nach dem Thessalier Armenos, einer der Argonauten und Freund Jasons, genannt wird.
Hierbei handelt es sich wohl eher um antike Märchen und Fabeln: Die Versuche, im Armenischen besondere Ähnlichkeiten mit dem Phrygischen zu finden, blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Ferner gibt es, wie Edward Gulbekian schreibt (Edward Gulbekian: “Why Did Herodotus Think the Armenians Were Phrygian Colonists?”, in: Armenian Review, Autumn 1991, Volume 44), in der Liste der Argonauten keinen Armenos.
Armenier — die Nachfolger der Hethiter?
Parallel hierzu ist aber die gesicherte Existenz eines Nachfolgestaates der Hethiter mit dem Namen Hayasa seit 1400 v. Chr. auf dem Territorium des historischen Armeniens bekannt. Nach Rafayel Ischhanian zeigt der Suffix ‑asa im Hethitischen einerseits die Pluralform, andererseits die Zugehörigkeit an, so wie der Suffix ‑k im Altarmenischen. Übersetzt man daher Hay + asa ins Armenische, so kommt Hay + k dabei heraus, also Armenier bzw. das Land der Armenier.
Das Hethitische Reich und seine Nachbarn im 13. Jhd. v.Chr. Quelle: www.michaelmaxwolf.de |
Rafayel Ischchanian ist ferner der Ansicht, daß die Armenier ein autochones Volk dieser Region sind. Ausgangspunkt seiner These ist die Arbeit von T. Gamkrelize und W. Iwanow die anhand ihrer linguistischen Untersuchungen als Urheimat der Indoeuropäer (Armenisch gehört zur Familie der indoeuropäischen Sprachen) das östliche Anatolien und das iranische Hochland identifiziert haben, sowie Lehnwörter im Armenischen aus dem Assyrischen und dem Akkadischen.
Wenn diese Theorie zutrifft — und es gibt wenige gute Gründe daran zu zweifeln — dann sind die heutigen Armenier die Nachfolger der Hethiter oder stammverwandter indogermanischer Völker, die schon in der Antike das anatolische Hochland beherrschten und gefürchtete Gegner sogar des pharaonischen Reiches waren.
Die Armenier — so wie heute die Kurden — bewohnten als christliches Volk seit Jahrhunderten das Randgebiet der heutigen Türkei bis weit nach Anatoilien hinein.
Das armenische Siedlungsgebiet, dessen Zentrum sich in früherer Zeit zeitweise bis zum Mittelmeer ausdehnte, lag immer wieder im Spannungsfeld sowohl der lokalen Mächte als auch der geopolitischen Interessen.
Nach Römern, Persern, Arabern und Mongolen eroberte Russland 1828 den Norden des Landes, das heutige Armenien.
Ein großer Teil des Volkes blieb aber im Bereich des Osmanischen Reiches.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Situation geprägt durch die Interessen des russischen Großreiches im Norden, der europäischen Kolonialmächte, insbesondere England, im Süden und durch die lokalen Herrschaftsansprüche des Iran und der Türkei. Versuche der armenischen Bevölkerung, sich von der türkischen Herrschaft zu entlasten oder gar zu befreien, führten Ende des 19. und Anfangs des 20. Jahrhunderts zu ihrer Vertreibung und Vernichtung im ganzen türkisch kontrollierten Gebiet. Seit dieser Zeit bestand Armenien nur noch als Republik innerhalb der Sowjetunion.