Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Parlamentarische Monarchie (Confederation with Parliamentary Democracy) | |
Hauptstadt (Capital): | Ottawa | |
Einwohner (Population): | 30,082 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area (sq.km)): | 9.984.670 | |
Wehretat (Defence Budget): | 12 Mrd. Dollar (2002) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 28.390 Dollar | |
zum Vergrößern anklicken (jpg-Datei, 280 kB) | ||
Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
DAS ANDERE AMERIKA
Geschichte
Kanada vor Kolumbus:
Während der Eiszeit war das gesamte Landgebiet des heutigen Kanadas bis zu den “großen See” von Eis bedeckt (Laurentischer Eisschild). Mit der zunehmenden Erwärmung breiteten sich Pflanzen und Wälder aus, so dass Kanada vier große Landschaftsgebiete aufweist:
im Norden entlang des Nordpolar Meers, der Hudson Bay und bis gegenüber Grönland befindet sich die arktische Tundra, eine baumfreie Froststeppe,
der größte Teil der nach Süden anschließenden Landfläche ist mit Nadelwald ähnlich der sibirischen Taige bedeckt,
im Westen bilden die Rocky Mountains einen gewaltigen, von Nord nach Süd laufenden Gebirgszug und
ein kleiner Teil. südöstlich vor den Rockys, nimmt die nördlichen Ausläufer der Plains, der großen amerikanischen Prärien auf.
Der größte Teil der Taiga ist die Heimat der Eskimos, die von Sibirien bis nach Grönland eine arktische Küstenkultur entwickelt haben.
Der größte Teil des Waldlandes war von Algonkin-Indianern besiedelt, wobei nur das Gebiet um den St. Lorenz-Strom (Irokesen), die nördlichen Plains (Sioux) und die Rockys von anderen indianischen Sprachfamilien, überwiegend den Na Dene (nördliche Rockys), den Salish (südliche Gebirskette) und den Wakash (Nordwestküste) von anderen indianischen Völkern besiedlet war.
Die Reisen der Wikinger von Grönland aus nach Helluland (Steinland, Tundra von Labrador) Markland (Waldgebiet nördlich der St. Lorenz-Mündung) und Vinland (Neufundland) haben keine Spuren hinterlassen.
Im Gebiet des St. Lorenz-Stromes und der oberen Seen haben die Irokesen (siehe USA-Dossier), im Bereich der Nordwestküste die Küstenstämme (Potlatch-Kultur) einzigartige sozio-ethische Kulturen entwickelt.
Die Kolonisation durch europäische Einwanderer, die “Eroberung des Westens” verlief — möglicherweise durch die nordischen Temperaturen und die dadurch entstehende geringe Eignung für landwirtschaftliche Nutzung wesentlich weniger kriegerisch als in den südlich gelegenen USA. Dies führte dazu, dass indianische Stämme noch während der letzten “US-Indianerkriege” — wie etwa die Nez Perce Indianer — versuchten, der US-Armee durch den Wechsel nach Kanada zu entgehen. Nur die unmitelbar nördlich der US-Grenze gelegenen Gebiete waren — und sind — für europäische, insbesondere mitteleuropäische Verhältnisse zur Ansiedlung geeignet. Der weite arktische Norden des Landes blieb der Natur, indianischen Völkern und den Eskimos vorbehalten.
Wirtschaft:
Kanada erlebt — ganz im Gegensatz zum südlichen großen Nachbarn, der hart an den Grenzen einer Rezession entlang schrammt — seit Jahren einen gewaltigen Wirtschafsboom.
Über praktisch die gesamte Geschichte des jungen Staates hin war der der Osten des Landes — um die beiden Großstädte Montreal und Toronto — das wirtschaftliche Herz des Landes. Lediglich im Westen bildete die Hafenstadt Vancouver, fast unmittelbar an der US-Grenze gelegen, eine weitere Keimzelle der Industriealisierung. Das weite Land dazwischen war — und ist — weitgehend menschenleer.
Das hindert Kanada nicht, seine Rohstoffe (Erdöl, Gold, Basismetalle) in großem Maße abzubauen und zu exportieren. Und genau hier liegt auch die Begründung für die Wirtschaftsprosperität des Landes.
Provinz Alberta — Ölscheichs in Kanada:
Heute gewinnt der Nordosten der Provinz Alberta (mit der zentral gelegenen Hauptstadt Edmonton direkt vor der Barriere der Rocky Mountains gelegen) zunehmend an Bedeutung. Tausende von Menschen ziehen in die noch vor kurzem urwüchsige, naturbelassene und kaum besiedelte Region. Im ganzen nordöstlichen Viertel der Provinz — in einer Gegend, die für die weißen Siedler allenfalls noch zur Rinderzucht geeignet erschien — bis mindestens in die Höhe von Fort Mac Kay, einem Indianderreservat am Athabasca-River befinden sich “Ölsande”, riesige Ölfelder die bereits jetzt (2006) rund 1,1 Mio. Barrel (entsprechend 159 Litern) tägliche Ausbeute des wertvollen Rohstoffes ergeben — und den Indianern ein Einkommen von hunderten von Millionen Dollar jährlich verschaffen. 175 Mrd. Barrel sollen sich insgesamt an Reserven finden — genug Öl für 80 Jahre bei gleichbleibender Förderung. Allerdings: die derzeitige Förderung könnte sich bis zm Jahr 2020 auf 5 bis 6 Mrd. Barrel erhöhen. Zehn neue Projekte sind bereits angekündigt, 30 weitere Projekte befinden sich in Vorbereitung. Allein der Rohstoffkonzern “Suncor Energy” hat seine Förderung von nicht einmal 45.00 Barrel auf 250.000 Barrel hochgefahren. Bis 2012 ist nur von diesem Konzern eine Produktion von 550.000 Barrel vorgesehen — bei (für den Konzern gesicherten) Reserven von 15,5 Mrd. Barrel hat dieser Konzern damit für mehrere Jahrzehnte “ausgesorgt”.
Mit vermuteten 175 Milliarden Barrel ist Kanada — nach Saudi Arabien — der größte “Ölstaat” der Welt. Die stabil auf hohem Niveau liegenden Ölpreise machen diese Ölvorkommen wirtschaftlich nutzbar. Alberta, die verschlafene und im Winter erfrierende Provinz zwischen Gebirge und Nadelwald erwirtschaftet etwa 2/3 des Wirtschaftswachstums Kanadas, mit zweistelligen Zuwachsraten. Allerdings wird den Ölfirmen auch die Gewinnlage verhagelt — durch Gebührenerhöhungen der Regierung, durch Umweltauflagen und die steigenden Löhne und immer teurere Energie.
Seit den siebziger-Jahren werden in einer Ölsandanlage die in einem mehrere Quadratkilometer großen, gigangtischen Tagebau gewonnenen ölhaltigen Bodensande abgebaut und in einem komplexen und teuren Verfahren vom Öl getrennt. Mit Milliarden-Investitionen wetteifern die USA — und China — darum, diese Lager für die eigene Ölversorgung auszubeuten und die derzeitige Fördermenge mindestens zu verzehnfachen.
Gigantische Umweltschäden — der Preis der Ölförderung:
Dabei werden für jedes gewonnene Barrel Öl gut 80 kg Treibhausgase erzeugt und zwei Barrel Wasser benötigt. Die angestrebte Erzeugung von 11 Milliarden Barrel Öl wird also 22 Milliarden Barrel Wasser benötigen — und fast 900 Milliarden kg Treibhausgase produzieren. Wenn alle 174 Milliarden Barrel gefördert sind, werden bei unveränderten Produktionsbedingungen Tonnen an Treibhausgasen in die empfindliche, arktische Atmosphäre gelangt sein und entscheidend zur Klimaveränderung beigetragen haben. Gerade die arktischen Frostböden werden — das steht zu erwarten — zunehmend auftauen und mit den abschmelzenden Eisgletschern Grönlands zur globalen Klimaveränderung beitragen.
Dagegen wiegt es fast “verschmerzbar”, dass weit über 100.000 qkm urwüchsiger, borealer Nadelwald für den Abbau gerodet und urwüchsige Sümpfe und Flüsse trockengelegt werden müssen. Die Taiga wird durch die Klimaänderung ohnehin in ihre Lebensgrundlage massiv belastet.