Lateinamerika — Venezuela


Venezuela

 

Mer­co­sur:
Mit der Auf­nahme Venezue­las in die 1991 gegrün­dete Mer­co­sur-Gruppe (Mer­ca­do Comun del Sur — Gemein­samer Markt des Südens, was an das Vor­bild der “Europäis­chen Wirtschafts­ge­mein­schaft” erin­nert) hat sich eine südamerikan­sche Wirtschafts­ge­mein­schaft gebildet, die — mit Aus­nahme der Anden-Staat­en — nahezu den ganzen südamerikanis­chen Kon­ti­nent umfasst. Argen­tinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay haben einen rohstof­fre­ichen Part­ner gewon­nen, der seine Wirtschaft­sleis­tung in die Stärkung dieser Wirtschafts­ge­mein­schaft ein­bringt.
Zusam­men mit den Assozi­ierten Mit­gliedern — den Anden-Staat­en Kolumbi­en, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile — umfasst das Wirtschafts­bünd­nis prak­tisch den gesamten südamerikanis­chen Kon­ti­nent.
250 Mil­lio­nen Men­schen mit einem gemein­samen BIP aller Mit­gliedsstaat­en von zusam­men etwa ein­er Bil­lion Dol­lar (mehr als 3/4 der gesamten Wirtschaft­skraft Südamerikas) — das ist eine Gemein­schaft, deren Poten­tial den Ver­gle­ich mit der EU nicht zu scheuen braucht. Nach dem Vor­bild der EU wer­den auch eine koor­dinierte Wirtschaft­spoli­tik, ein gemein­samer Markt und die Eli­m­inierung von Zöllen und anderen Han­delshemm­nis­sen angestrebt. Im Zuge dieser Mark­töff­nung soll ganz Südameri­ka — von Venezuela über Brasilien, Bolivien bis Argen­tinien — mit ein­er Mil­liar­den teuren  Gaspipeline ver­bun­den wer­den.
Nach der Mark­töff­nung in Brasilien und Argen­tinien für vene­zolanis­che Pro­duk­te (2010) wer­den 2013 auch Paraguay und Uruguay, die kleineren Part­ner der Gemein­schaft, den Vene­zolan­ern offen ste­hen, während Ven­zuela ab 2012 seinen Part­nern in der Gemein­schaft den eige­nen Markt öffnet.

ALBA:
Darüber hin­aus ver­sucht Venezuela mit Wirtschaftsabkom­men ausser­halb des Mer­co­sur — ins­beson­dere mit linken Regierun­gen wie Kuba und Bolivien — eine Wirtschaft­sko­op­er­a­tion unter dem Dach der “Alter­na­tive Boli­var­i­ana para lasAmer­i­c­as” (ALBA) zu erre­ichen, die aus­drück­lich als Gegenor­gan­i­sa­tion zu der von den USA ini­ti­ierten gesam­tamerikanis­chen Frei­han­deslszone (FTAA) gedacht ist.
Venezuela stellt damit seine Wirtschaft in den Dienst der von Chavez betriebe­nen “Anti-US-Poli­itik”, die aus­drück­lich auch auf eine Stärkung der südamerikanis­chen Län­der hin ori­en­tiert ist.

Aussen­poli­tik:
Der Ölre­ich­tum ermöglicht Venezuela eine von der Vor­mund­schaft Nor­damerikas zunehmend unab­hängigere inter­na­tionale Poli­tik.
Das Venezuela mit seinen südamerikanis­chen Nach­barn — vor allem den neu gewählten linken Regierun­gen — gute Geschäfte macht und Erdöl gegen deren Pro­duk­te tauscht, ist normal;

  • in Kuba ist Venezue­las Präsi­dent Ch’avez inzwis­chen Dauer­gast – Kuba hat inzwis­chen über 20.000 Ärzte, Zah­närzte und Lehrer nach Venezuela geschickt, Venezuela liefert dafür inzwis­chen mit rund 90.000 Bar­rel Öl täglich die dop­pelte Menge der ursprünglichen Exporte in Cas­tros Kuba und erset­zt damit die Liefer­un­gen, die beim Zusam­men­bruch der Sow­je­tu­nion aus­ge­fall­en sind.

  • Im Juni 2005 vere­in­barte Chávez gegen die Liefer­ung von Lan­despro­duk­ten wie Zuck­er und Bana­nen mit 14 Karibik­län­dern Vorzugspreise bei der Beliefer­ung mit Erdöl: solange der Ölpreis über 50 $ liegt, gewährt Venezuela einen Zuschuss in Höhe von 40 % der Kosten – bei einem Preisanstieg über 100 $ sind weit­ere Vergün­s­ti­gun­gen zugesichert. Mit der Ölge­mein­schaft „Petro­caribe“ soll dieser Ver­bund weit­er gestärkt werden.

  • Mit Brasiliens Präsi­dent Lula des Sil­va wurde eine „strate­gis­che Allianz“ vere­in­bart. Bei seinen „Fre­und­schafts­be­suchen“ in Brasilien kündigte Chávez den Erwerb von 40 Öltankern für 2 Mrd. $ an.

  • Uruguays links­gerichtetem Präsi­den­ten Vázquez wurde bei der Südameri­ka-Run­dreise von Chávez Anfang August 2005 Erdöl zu ähn­lichen Bedin­gun­gen wie den Karibik­staat­en ange­boten, ein Großteil der anfal­l­en­den Zahlun­gen soll in einen gün­sti­gen Kred­it umge­wan­delt wer­den. Uruguay brauche sich die näch­sten 25 Jahre keine Sor­gen um Erdöl zu machen – und Woh­nungs­ge­sellschaften, die anlässlich der Finanzkrise 2001 von der Belegschaft über­nom­men wur­den, wer­den durch Kred­ite unter­stützt. Investi­tio­nen in die staatliche uruguayis­che Flugge­sellschaft Plu­na wer­den geprüft.

  • Argen­tiniens Staatss­chef Nestor Kirch­n­er, Boliviens “Indio­präsi­dente” Morales und Uruguays Präsi­dent Tabare Vazquez ver­voll­ständi­gen dieses Bünd­nis, das zumin­d­est moralisch die oppo­si­tionellen Indio-Führer und Auf­ständis­chen in Ecuador und Kolumbi­en unterstützt.

  • Im März 2005 erwarb Venezuela aus seinen Ölüber­schüssen argen­tinis­che Staat­san­lei­hen für 500 Mio. $, um die Erhol­ung des wirtschaftlich schw­er angeschla­ge­nen Lan­des zu sta­bil­isieren. Anfang August 2005 wur­den mit Argen­tinien weit­ere Wirtschaftsabkom­men im Wert von 568 Mio. $ getätigt. So bot Chávez der staatlichen Werft Rio San­ti­a­go in Buenos Aires Verträge zum Bau von mehreren Öltankern an. Der erste – inzwis­chen mit dem sym­bol­trächti­gen Namen „Evi­ta“ für 56 Mio. $ bestellt – soll unter der Leitung von PdVSA (der vene­zolanis­chen Ölge­sellschaft) für den südamerikanis­chen Ver­trieb­sver­bund Petroamer­i­ca (bzw. Pet­ro­sur) den Schmier­stoff der Welt transportieren.

  • Dem­nächst (Stand August 2005) sollen ecuado­ri­an­is­che Staat­san­lei­hen für 300 Mio. $ fol­gen, ein Ange­bot, für dieses Land täglich 40.000 Bar­rel Öl zum Selb­stkosten­preis zu raf­finieren, liegt auf dem Tisch.

  • Im krisen­geschüt­tel­ten Bolivien – nach dem vene­zolanis­chen Frei­heit­shelden Boli­var benan­nt — gehört der Oppo­si­tions­führer und Präsi­dentschaft­skan­di­dat Morales zu den eng­sten Part­nern des Vene­zolanis­chen Präsidenten

 

Dieser südamerikanis­che Ver­bund soll durch ein eigenes gemein­sames Satel­liten­pro­gramm (Telesur) und einen gemein­samen Erdölver­bund (Pet­ro­sur) auch weit­er ver­flocht­en wer­den. 
Chavez sucht den Kon­takt im exk­lu­siv­en Zirkel der Ölex­portieren­den Staat­en (OPEC) und scheut sich nicht, dabei mit dem iranis­chen Staatschef Chata­mi oder dem (damals noch ver­femten) Libyschen Rev­o­lu­tions­führer Gaddafi ein Bünd­nis “gegen die impe­ri­al­is­tis­che Kraft der Vere­inigten Staat­en” zu fordern. 

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Externe Links:
Welt­spiegel 31.07.2005: Venezuela, Die leise Rev­o­lu­tion — (www.daserste.de)
Welt­spiegel 09.04.2006: Venezuela, Öl fürs Volk — (http://daserste.ndr.de) 
Berichte der Tagess­chau: Schwarzes Gold und rote Ideen — (www.tagesschau.de)