Lateinamerika — Venezuela


Venezuela

 

Wirtschaftliche Entwick­lung:
Wohl die meis­ten Vene­zolan­er ins­beson­dere aus dem ländlichen Bere­ich sind im weitesten Sinne in der Land­wirtschaft tätig. Aber mehr als 90 % seine Exporter­löse erzielt das Land aus dem Verkauf von Erdöl. Schwankun­gen im Ölpreis haben daher mas­sive Auswirkun­gen auf den Staat­shaushalt, die noch dadurch ver­stärkt wer­den, dass die Ein­nah­men der staatliche Ölfir­ma unmit­tel­bar für Sozial­pro­gramme und andere Aus­gaben ver­wen­det werden. 

Nun aber ins Detail:

a) Land­wirtschaft:
Die Land­wirtschaft ist von den unter­schiedlichen geo­graphis­chen Ver­hält­nis­sen geprägt. Im tief gele­ge­nen Hin­ter­land, den weit­ge­hend unberührten Llanos, haben sich einige Rinder­barone etabliert, während der Urwald am Ori­noko von Holzfällern mehr geplün­dert als “bewirtschaftet” wird. 
Neben den Küstenge­bir­gen hat sich Land­wirtschaft vor allem im west­lichen Teil des Lan­des — an den Hän­gen der Anden — etabliert. In rund 2000 Metern Höhe liegt die nebelver­hangene Agrar­land­schaft bei Tovar. Das “Dach Venezue­las” liegt auf ein­er lang gestreck­ten Ter­rasse und wird über­ragt von den höch­sten Bergen des Lan­des, mit ein­samen Gehöften und der Stadt Meri­da, die als eine der “schön­sten Städte Venezue­las” beze­ich­net wird. Hier hat sich — neben den Meeresküsten — ein weit­eres “Touris­ten­ziel” entwick­elt. Mit dem Tele­féri­co von Meri­da — der höch­sten Seil­bahn der Welt — startet man auf den Pico Espe­jo. Über vier Sta­tio­nen geht die Fahrt über eine Strecke von 12,5 Kilo­me­tern. Spielt das Wet­ter mit, bietet sich ein wun­der­bar­er Aus­blick hinüber zum 5007 Meter hohen Pico Boli­var, zum Pico Hum­boldt und zum Pico Bompland. 

b) Indus­trielaisierung und Volk­swirtschaft:
ba) Erdöl

Als im Dezem­ber 1922 die Fa. Shell bei Mara­cai­bo auf Erdöl stieß begann eine neue Aera in der Wirtschaft­sen­twick­lung des Lan­des. Von 1929 ab war Venezuela über vierzige Jahre hin der wichtig­ste Ölex­port­staat der Welt. Venezuela lebt auch heute noch vom Erdöl. Das Land ist heute der fün­ft­größte Erdöl­ex­por­teur der Erde, ver­fügt bei Maraci­bo an der Küste im West­en und unter dem Orinoco im Hin­ter­land über die größten Erdölvorkom­men Amerikas und über Reser­ven, die bei der derzeit­i­gen Förderung noch über min­destesn 300 Jahre lang aus­ge­beutet wer­den kön­nten. Durch das Erdöl wer­den etwa 70 % der Staat­sein­nah­men und etwa 30 Prozent de BIP erwirtschaftet. Fast der gesamte Export des Lan­des wird durch Ölverkäufe getra­gen.
Die Erdölin­dus­trie boomt — stellt zugle­ich den derzeit wohl einzi­gen flo­ri­eren­den Wirtschaft­szweig des Lan­des dar. Stahl, Eisen, Edel­met­alle, Zement, Tex­tilien und (in viel gerin­gerem Maße) andere Pro­duk­te tra­gen nur ger­ingfügig zum Export bei. Obwohl die Preise für diese Pro­duk­te — dank mas­siv­er Nach­frage — in die Höhe schnellen, gehen die Investi­tio­nen zurück. Die Unternehmen fürcht­en ein Stro­hfeuer, das langfristige Investi­tio­nen zu einem unkalkulier­baren Risiko mache. Und auch für die Erdölin­dus­trie sehen Kri­tik­er “schwarz.” Während der Erdölkonz­ern “Petroleos de Venezue­las S.A” (PDVSA) über Jahrzehnte hin auch nach inter­na­tionalen Maßstäben mit Welt­mark­tlöh­nen und inten­siv aus­ge­bilde­ten ein­heimis­chen Fachkräften zu den “Sahnestück­en” der glob­alen Erdölin­dus­trie zählte, sollen heute auf­grund fehlen­der Investi­tio­nen in Tech­nik und Ver­wal­tung zunehmende Förder­schwächen zu verze­ich­nen sein. Nach einem poli­tis­chen Gen­er­al­streik der PDSVA mit dem Ziel des Regierungssturzes, der im Jahre 2003 wochen­lang das Land lahm legte, wur­den über die Hälfte der fast 40.000 Angestell­ten ent­lassen — die Priv­i­legien der Erdöl­man­ag­er und ihrer Arbeit­er, die sich mit der PDSVA zu einem “Staat im Staate” entwick­elt und mit ständi­gen Putsch- und Boykottver­suchen “unbe­liebt” gemacht hat­ten, sind vor­bei. Die ein­st­mals priv­i­legierten Angestell­ten des Staatskonz­erns find­en sich in der Rei­he der “nor­malen Bürg­er” wieder. Sie ver­teufeln Chavez als den­jeni­gen, der sie — und eine ein­st­mals bre­ite, wohlhabende Mit­telschicht des Lan­des — “arm gemacht hat”. Damit ist auch die Aera des einzi­gen, expandieren­den Indus­trie­un­ternehmens, ja, der einzi­gen wirk­lich weltweit konkur­ren­zfähi­gen Wirtschafts­branche been­det. Ent­lassene Ölman­ag­er (die neben ihrer Arbeit auch ihre Priv­i­legien ver­loren haben) erk­lären, Chavez und der von diesem einge­set­zte Präsi­dent von PDSVA, Rodriguez, wür­den die Fir­ma ohne aus­re­ichende Qual­i­fika­tion und mit autoritären Meth­o­d­en in den Ruin treiben. Sachver­ständi­ge der Cred­it Suisse behaupten sog­ar, PDSVA habe im Som­mer 2004 schon ein Defiz­it von 6 Mrd. $ zu verkraften.  Tat­säch­lich ist Venezuela der fün­ft­größte Ölex­por­teur der Erde – und der weltweit explodierende Erdöl­preis, aus­gelöst durch die beständig hohe Nach­frage der USA und die steigende Nach­frage vor allem aus Ost- und Südasien (Chi­na, Indi­en) macht gerin­gere För­der­men­gen wett. Als Chavez das Rud­er der Regierung über­nahm, lag der Ölpreis bei 7 $ — heute (2006) wer­den 54 $ für Venezue­las Öl bezahlt. Im Jahre 2003 betru­gen die Ölein­nah­men des Lan­des noch 22 Mrd. US-$, sei­ther sind die Erlöse über 31,9 Mrd. $ (2004) auf rund 45 Mrd. $ für das Jahr 2005 angewach­sen, wobei nach Abzug der Kosten rund 6 Mrd. $ Rein­er­löse für den Staat übrig bleiben wer­den. Dabei sind die Reser­ven des weltweit fün­ft­größten Ölex­por­teurs noch lange nicht ausgeschöpft.

Auch wenn bei Mara­cai­bo die Förderung sinkt — in einem 600 Kilo­me­ter und 70 Kilo­me­ter bre­it­en Streifen par­al­lel zum Orinoco-Fluss liegen die wohl größten Erdöl­re­ser­ven der Welt. Alleine im Orini­co-Gebi­et sind min­destens 3 Mrd. Fass gesichert­er Reser­ven ver­füg­bar  Die Regierung spricht von 1370 Mil­liar­den Bar­rel, davon seien mit der heuti­gen Tech­nik 236 Mil­liar­den förder­bar. Derzeit ver­fügt Venezuela über zer­ti­fizierte Reser­ven von rund 81 Mil­liar­den Barrel. 

Durch ein Son­derge­setz hat sich Chávez das Recht gesichert, aus den Reser­ven der ven­zolanis­chen Zen­tral­bank bis zu 6 Mrd. $ für Entwick­lungszwecke zu nutzen. Allerd­ings haben 2/3 der Bevölkerung des Lan­des bish­er noch nicht vom Ölre­ich­tum prof­i­tiert. Die Arbeit­slosigkeit des Lan­des liegt bei (offiziell zugegebe­nen) 17 %, und auch die Infla­tion­srate liegt seit Jahren (Stand 2006) bei dieser Marge. Tat­säch­lich kann nur etwa die Hälfte der arbeits­fähi­gen Bevölkerung von ein­er Vollbeschäf­ti­gung aus­ge­hen. Schwarz­markt und Infla­tion belas­ten das Wirtschaft­sleben.
Während sich Hugo Chavez in Inter­views dur­chaus konzil­liant gibt, (“Ich will sie (gemeint sind die amerikanis­chen und europäis­chen Ölkonz­erne) nicht raushaben — wir brauchen einan­der. Wir haben nur unsere Öl-Sou­veränität ent­deckt und gemerkt, dass die gar keine Steuern oder Lizen­zge­bühren bezahlt haben. Sie legten der Regierugn keine Rechen­schaft ab. Mit dem Ergeb­nis, dass sie plöt­zlich mehr Land besaßen, als abgemacht war. Sie macht­en nicht richtig mit beim Tech­nolo­gi­etrans­fer. Sie vermschmutzten die Land­schaft. Nun wollen wir, dass Geset­ze und Verträge einge­hal­ten wer­den. In weni­gen Wochen leg­en wir neue Verträge vor. Wenn diese Kon­trak­te unter­schrieben sind, bricht ein neues Zeital­ter der Trans­parenz an” — Wirtschaftswoche Nr. 21 v. 22.05.2006)  wird gle­ichzeit­ig ent­ge­genge­set­zt gehan­delt. Anfang April 2006 wur­den zwei europäis­chen Erdöl­fir­men (Total und ENI) die Förder­l­izenz ent­zo­gen und deren Ölfelder mit einem Förder­vol­u­men von 100.000 Bar­rel täglich vom staatlichen Ölkonz­ern Petroleos de Venezuela (PdVSA) über­nom­men. Die staatliche Ölge­sellschaft muss darüber hin­aus kün­ftig zu 60 Prozent an allen Förder­pro­jek­ten beteiligt sein, und im Rah­men der Joint-Ven­tures gehen min­destens 82,5 % der Gewinne nach Venezuela.  Während 16 Konz­erne wie BP und Roy­al Dutsch Shell (EU), Petro­bras (Brasilien), Teikoku (Japan) sowie Har­vest und Chevron (USA) diese Bedin­gun­gen akzep­tierten hat­ten Total und ENI die Unter­schrift ver­weigert oder hinausgezögert.

bb) Auswirkun­gen der Erdöl­hausse:
Die Erdölin­dus­trie erbringt über die Hälfte der Staat­sein­nah­men und trägt mit mehr als 90 % zu den Exporten des Lan­des bei. Trotz sink­ender Förderquoten garantieren die steigen­den Ölpreise — die durch den unge­hemmten Wirtschafts­boom in Chi­na und Indi­en ange­feuert wer­den — weit­er­hin kon­tinuier­liche Staat­sein­nah­men, und die Gelder wer­den von Chavez nicht gehort­et. Alleine von 2005 bis 2007 wur­den die Staat­saus­gaben etwa ver­dop­pelt. Das BIP wuchs 2007 um rund 8 Prozent. Die Wirtschaft des Lan­des läuft auf vollen Touren. Venezuela prof­i­tiert von den steigen­den Ölein­nah­men, die nicht nur über bre­ite Sozial­pro­gramm den Kon­sum ankurbeln, son­dern auch Schulden­rück­zahlun­gen und damit sink­ende Zins­be­las­tun­gen ermöglichen. Kau­fleute aus aller Her­ren Län­der — aus den Nach­bar­län­dern wie Brasilien, aus befre­un­de­ten Staat­en wie dem Iran, aber auch aus Europa und Ameri­ka drän­geln sich in der Haupt­stadt Cara­cas und liefern sich einen inten­siv­en Wet­tbe­werb beim Ver­such, die Öldol­lars für die eigene Geschäfte abzuschöpfen. Venezue­las Importe wach­sen mit Rat­en von rund 35 Prozent — seit Jahren (Stand 2007). 

Sigrid Zir­bel vom Bun­desver­band der Deutschen Indus­trie (BDI) wird in der FAZ vom 1.12.2006 wie fol­gt zitiert: “Es gibt Pro­jek­te, es gibt Geld — da müssen wir dabei sein”. Venezuela wird danach von Beobachtern auch mit Chi­na und anderen Staat­en ver­glichen, in denen die deutsche Wirtschaft ohne Bedenken wegen der poli­tis­chen Sit­u­a­tion “bestens im Geschäft ist”.  

bc) weit­ere Indus­trieal­isierung­spro­jek­te:
Chavez will Venezuela aus einem Erdöl­ex­por­teur zum führen­den Kun­st­dünger- und Kun­st­stoff­pro­duzen­ten in Lateinameri­ka machen. Hierzu sollen von 2008 bis 2013 ins­ge­samt 20 Mil­liar­den US-Dol­lar in die Entwick­lung der Petro­chemie investiert wer­den. Dadurch sollen bis 2013 über 600 000 neue Arbeit­splätze entstehen.

Auch west­liche Inve­storen inter­essieren sich für eine ent­prechende Vere­delung. Der Maschi­nen- und Anla­gen­baukonz­ern Fer­rostaal will unter andem zwei Petro­chemiew­erke (Auf­tragswert: 1,5 Mrd. $) erricht­en — Kraftwerk­tur­binen und Diesel­mo­toren ste­hen auf de Aqui­si­tion­sliste, und die inter­na­tionalen Werften erhof­fen sich die Bestel­lung von Tankschif­f­en, da die ver­al­tete Tanker­flotte Venezue­las in den näch­sten Jahren durch Dop­pel­hül­len­tanker erset­zt wer­den muss. 

Mit rus­sis­ch­er Hil­fe entste­ht inzwis­chen eine Piloten­schule und Reparaturstätte für Helikopter in Venezuela.

Das Hub­schrauber-Train­ingszen­trums in Venezuela, dessen Eröff­nung etwa 2010 geplant ist, soll das größte und zugle­ich das mod­ern­ste Train­ingszen­trum weltweit sein (Quelle: RIA Novosti ).

Gegen­wär­tig ver­han­delt Rus­s­land mit Venezuela zudem über den Bau eines Hub­schrauber-Reparatur­w­erks und eines Wartungszen­trums. “Das tech­nis­che Reparaturzen­trum in Venezuela wird alle Arten von Grun­drepara­turen und Instand­set­zun­gen durch­führen, unter anderem für die Motoren der (über 50)  rus­sis­chen Hub­schrauber Mi-17W5, Mi-35M und Mi-26T, die nach Venezuela geliefert wer­den”,  .…. “Wenn das Werk fer­tig ist, kön­nen die rus­sis­chen Hub­schrauber voll­ständig in Venezuela repari­ert wer­den”  (Quelle: RIA Novosti).  

Diese Investi­tion scheint auch für die benach­barten südamerikanis­chen Län­der nicht unin­ter­es­sant. Die Mi‑8/17 Hip wird in Venezuela, Kolumbi­en, Kuba, Equador, Mexiko, Nicaragua und Peru geflo­gen. Damit beste­ht dur­chaus die Chance auf lukra­tive Koop­er­a­tion mit anderen südamerikanis­chen Staat­en. Das Engage­ment der Vene­zolan­er ist zudem aus­baufähig, zunächst auf weit­ere Typen wie den rus­sis­chen Kampfhub­schrauber Hind, der in Kuba, Nicaragua, Peru und Venezuela im Ein­satz ist 

(Quelle und extern­er Link: www.fav-club.com).

Ven­zuela erhält damit — nach Argen­tinien und Brasilien — den Grund­stock für eine eigen­ständi­ge Luft­fahrtin­dus­trie. Es wird inter­ess­sant sein, ob Venezuela dem Beispiel von Brasiliens Heli­bras fol­gt und langfristig auch in die Lizen­zpro­duk­tion von Hub­schraubern ein­steigt — denn das wäre die zweite Möglichkeit, das Engage­ment der Vene­zolan­er auszubauen. Der Markt dazu wäre in Südameri­ka zweifel­los vorhanden. 

c) Staat­shaushalt
Der Nach­frage­boom nach Erdöl der sowohl durch die USA und ihre Vergeudungswirtschaft in Ameri­ka, aber auch durch die expandieren­den Wirtschaft­sna­tio­nen auf den Welt­märk­ten aus­gelöst wurde, schenkt der seit 1976 ver­staatlicht­en PDSVA zunehmende Ein­nah­men. Während das “Fass Rohöl” noch 1998 für 9 $ zu haben war, wur­den im Sep­tem­ber 2004 wur­den im Sep­tem­ber 2004 bere­its über 40 $ auf dem Welt­markt bezahlt. Venezuela kann nach den OPEC — Regeln täglich rund 2,9 Mil­lio­nen Fass exportieren — ein täglich­er “Erlös” von 120 Mil­lio­nen Dol­lar, der da in die Kassen des Staatskonz­erns gespült wird. Nach wie vor sind vor allem die energiedursti­gen Vere­inigten Staat­en die Haupt­ab­nehmer der vene­zolanis­chen Ölförderung. Die USA bestre­it­en etwa 15 % ihres Bedar­fes mit der Pro­duk­tion des südlichen Nach­bar­lan­des. Während die US-Fir­men auch weit­er­hin ungestörte Geschäfte machen, sucht Venezuela auf dem Welt­markt neue Abnehmer — und damit auch Ver­bün­dete. Spanien, Frankre­ich, Indi­en, Rus­s­land und Chi­na sind in den Kreis der­jeni­gen getreten, die vene­zolanis­ches Rohöl erwerben.

Die Erträge wer­den — an der Zen­tral­bank des Lan­des vor­bei — in die Kassen des Staatsmin­is­teri­ums für Berg­bau und Energie geschleust, und z.B. für die Finanzierung von Schulbe­suchen durch Arbeit­slose aus­gegeben, die dafür sog­ar noch eine Ent­loh­nung erhal­ten. Grund­nahrungsmit­tel wer­den sub­ven­tion­iert, das Gesund­heitswe­sen wird — bis hin zum kosten­losen Arztbe­such — vom Staat finanziert. Venezue­las Präsi­dent Chavez wird mit solchen Pro­gram­men zum “Held der Massen”, den wed­er ein Putsch (2002) noch der von der PDSVA 2003 unter­stützte Dauer­streik etwas anhab­en kon­nten. In ein­er Abstim­mung im Som­mer 2004 wurde Chavez vielmehr erneut bestätigt — eine Abstim­mung über eine Amt­sen­the­bung wurde von Chavez gewon­nen.
Wenn ein solch­es Bil­dung­spro­gramm mit sein­er sozialen Abfederung nicht nur ein “halb gebildetes Staat­spro­le­tari­at” her­anzieht, son­dern die Etablierung neuer Indus­triezweige gelingt, dann sind solche Sozial­pro­gramme für die Volk­swirtschaft eines Lan­des sich­er wichtiger als die Pools von Ölmag­nat­en — alleine, über vere­inzelte Ansätze, andere Branchen zu fördern, ist Chavez jeden­falls bis zum Som­mer 2004 noch nicht hinausgekommen.

Die Staat­saus­gaben des Lan­des stiegen von 20 Mrd. $ (1999) auf 56 Mrd. $ (2006) an — ohne den Betrag aus dem Ölfons, über den Venezue­las Präsi­dent nach Gut­dün­gen ver­fü­gen kann. In diesem “Rep­tilien­fonds” sollen sich — so eine Auskun­ft der Zen­tral­bank des Lan­des vom Herb­st 2006 — etwa 17 Mrd. $ befind­en.  Im Mai 2007 — Chavez hat­te ger­ade den Aus­tritt aus dem Inter­na­tionalen Währungs­fonds (IWF) angekündigt — hat­te Venezuela Aus­landss­chulden von 42 Mrd. $, denen jährliche Exporter­löse von 65 Mrd. $ gegenüber standen.

d) Mil­itäraus­gaben
Venezue­las Ölein­nah­men ermöglichen dem Staat ein enormes Rüs­tung­spro­gramm, das vor allem durch Liefer­un­gen aus Rus­s­land, Südameri­ka und Europa gespeist wird. Über 2,2 Mrd. $ (Stand Ende 2007) hat Venezuela in den let­zten Monat­en für neue Mil­itäraus­rüs­tung und den Aus­bau ein­er eige­nen Rüs­tungsin­dus­trie ausgegeben.

Aus Brasilien sollen 12 Jagdbomber und 24 Übungsjets kom­men und aus Spanien wer­den 10 Trans­port­flugzeuge, 4 Korvet­ten und 4 Patrouil­len­boote erwartet — (die Kon­trak­te wer­den wegen der Ver­wen­dung amerikanis­ch­er Bauteile derzeit von den USA block­iert),
und Rus­s­land wird Hub­schrauber vom Typ Mi-17W5, Mi-35 und Mi-26 und 100.000 Kalaschnikow AK-47 Gewehre für seine 40.000 Mann-Armee liefern. Diese große Zahl an Gewehren hat vor allem auch in den USA und im Nach­bar­land Kolumbi­en Besorg­nis aus­gelöst. Sollte Venezuela — so wird in den USA ver­mutet — daran gehen, die marx­is­tis­che Farc-Gueril­la im Nach­bar­land Kolumbi­en auszurüsten, dessen Regierung von den USA mit einem Mil­liar­den­pro­gramm zur Bekämp­fung von Gueril­la-Trup­pen unter­stützt wird?

Dazu hat Rus­s­land im Dezem­ber 2006 mit der Liefer­ung von 24 Jagdflugzeu­gen vom Typ SU-30 MK2 nach Venezuela begonnen. Die rus­sis­chen SU-30 sollen die franzöis­chen Mirage und die US-amerikanis­chen F‑16 erset­zen, die auf­grund eines Ersatzteilem­bar­gos der USA immer weniger ein­satzfähig sind. Im Som­mer 2006 kam ein Ver­trag über die Liefer­ung weit­er­er 53 Helikopter vom Typ Mi-17W5, Mi-35 und Mi-26 zus­tande. Eben­falls im Dezem­ber 2006 wur­den vom rus­sis­chen Hub­schrauber­w­erk Ros­t­wer­tol vier Kampfhub­schrauber des Typs Mi-35 M und ein Trans­porthub­schrauber Mi-26 T geliefert. Sechs weit­ere Kampf- und zwei weit­ere Trans­porthub­schrauber waren zu diesem Zeit­punkt bere­its bestellt.  Nach ein­er Mel­dung von RIA Novosti will Rus­land zudem im zweit­en Hal­b­jahr 2009 mit den Liefer­un­gen von Kampfhub­schraubern Mi-28N “Night Hunter” an Venezuela beginnen.

Auf­grund des US-Embar­gos wird Rus­s­land Venezuela bei der Mod­ernisierung der Armee helfen. Das Land habe gute Per­spek­tiv­en für die Mod­ernisierung der Trans­port­fliegerkräfte, der Luftvertei­di­gung (Luftab­wehrsys­teme vom Typ Tor-M1 sind ange­blich gekauft wor­den), der Funkelek­tron­ik wie auch der Marine, und zwar von Über­wass­er- wie auch Unterwasserschiffen.

Nach Angaben der rus­sis­chen Wirtschaft­szeitung „Kom­m­er­sant“ kündigte Venezuela den Kauf von fünf Diesel-U-Booten des Pro­jek­ts 636 und Inter­esse an vier U‑Booten des Pro­jek­ts 637 „Amur“ an.