Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Präsidiale Bundesrepublik (Federal Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Caracas | |
Einwohner (Population): | 25,674 Mio. (27,5 Mio. 2007) | |
Fläche (qkm) (Area (sq.km): | 912.050 | |
Wehretat (Defence Budget): | 1,475 Mrd. US-$ (2003) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 3.490 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
BIP/Einwohner: 2003: 3.300,- $, 2005: 5.400,- $; 2007: 8.300,- $
BIP-Wachstum gegenüber dem Vorjahr: 2004 > 18 %; 2005 und 2006: 9–10 %;
Arbeitslosenquote: 2003: 18,0 % — 2007: 9,2 %
“Das seit 1999 »chavistisch« regierte Venezuela erscheint auf den ersten Blick als entwicklungspolitisches Erfolgsmodell. Die extreme Armut sank in den drei Amtszeiten des verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez bis zum Jahr 2012 von 21,7 auf 9,7 Prozent, die relative Armut von 48 auf 24 Prozent. Bei der Einkommensverteilung verbesserte sich Venezuela aus dem regionalen Mittelfeld auf den zweiten Platz hinter Uruguay. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs trotz von außen hervorgerufener Rückschläge im Durchschnitt um drei Prozent jährlich. Studierende, die auf den Straßen Venezuelas dieser Tage ein Scheitern des »chavistischen Modells« anprangern, scheinen vor dem Hintergrund dieser UNO-Zahlen nicht nur ideologisch motiviert, sondern auch die Realität zu verweigern. Trotzdem haben sie recht. Der »Chavismus« ist — wie seine sozial- und christdemokratischen Vorgänger — daran gescheitert, den Fluch des Ressourcenreichtums zu überwinden.
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Eine kurze Delle in der Preisentwicklung des Rohöls im Zuge der globalen Bankenkrise 2008 reichte jedoch schon aus, um dieses fast ausschließlich auf Import von Konsumgütern setzende Wachstumsmodell ins Straucheln zu bringen. Die Währungsreserven der venezolanischen Zentralbank haben sich seitdem halbiert. Im letzten Quartal 2013 erreichte Venezuela aufgrund eines seit 1999 verzehnfachten Importvolumens erstmals eine negative Handelsbilanz. Das Haushaltsdefizit lag zuletzt, auch dank der bis zu zehnfach überbewerteten Landeswährung, bei über 15 Prozent am BIP. Die bis ins Jahr 2008 mühsam abbezahlten Auslandsschulden des Staates steigen derzeit wieder rasant und dem hoch verschuldeten Staatskonzern PdVSA fehlen Eigenmittel, um dringend benötigte Investitionen in die immer kapital- und technologieintensivere Erdölindustrie zu tätigen.”
(Quelle: “Neues Deutschland”; 04.04.2014)
Venezuela ist — nach Brasilien — ein weiteres Land, das von einem demokratisch gewählten “Linkspopulisten” regiert wird. Hugo Chavez — 1998 als ehemaliger Fallschirmjäger und Putschist an die Macht gekommen — wurde erst im August 2004 (nach heftigen, bürgerkriegsartigen Turbulenzen) in einem Referendum 60 Prozent der Stimmen bis 2007 bestätigt. Hugo Chavez sieht sich als Nachfolger von Simon Bolivar (1783–1830), dem in Caracas geborenen General und Nationalhelden,
- dem es aber trotz seiner großen Popularität nicht gelang, die aus der Kolonialherrschaft Spaniens befreiten Länder in einer panamerikanischen Union zu vereinen.
Während aber die konservative Wirtschaftspolitik Lulas in Brasilien aufgrund der zunehmend spürbaren Erfolge immer mehr akzeptiert wird, ist Venezuelas Gratwanderung zwischen den sozialistischen Ansätzen einer Nationalisierung der Erdölindustrie und der Vergabe von Förderlizenzen (z.B. an Chevron Texaco) zutiefst umstritten.
Geographie:
Traumstände an der Karibikküste oder auf der Insel Isla Margarita, üppig grüne Vegetation oder die Felsterrassen an den Hängen der Anden — Venezuela ist ein Land voller landschaftlicher Schönheiten. Zwei gut ausgebaute Straßen — die Transandina und die Panamericana — führen über Pässe und durch die Täler des Landes.
Die östliche Hälfte des Staates wird von der großen Ebenen der Llanos eingenommen, deren südliche Grenze wiederum der Orinokofluss bildet. Diese Tiefebenen sind während der tropischen Regenzeit überschwemmt und nahezu unpassierbar. Obwohl Orinoko und Amazonas über ein einzigartiges natürliches Flusssystem verbunden sind — der Süden und Osten Venezuelas gehört immer noch den Urwaldindianern, die auch das Hochland an der Grenze zu Guayana und Brasilien bewohnen.
Die Anden an der Grenze zu Kolumbien und die Küsten am Fuß der Gebirge sind es, die seit jeher die Wirtschaft des Landes prägen. Deshalb haben wir Venezuela auch mit seinen westlichen Nachbarn zur Gruppe der Andenstaaten genommen, die durch die gemeinsame Geschichte und die über Jahrhunderte andauernde Herrschaft einer spanisch stämmigen Oberschicht — der Kreolen — über eine weitgehend eigenständig lebende indigene Urbevölkerung geprägt sind.
Geschichte:
Der Andenraum vor allem im angrenzenden Kolumbien war bereits vor der Eroberung durch goldgierige spanische Konquistadoren im Einfluss hoch stehender indianischer Fürstentümer, die in losen Kontakten zum größten Indianerreich der Geschichte — dem Staat der Inka — standen, der faktisch den ganzen Bereich der Anden von Chile bis an die Grenzen Venezuelas beherrschten.
Nach der Zerschlagung dieser indianischen Kulturen etablierte sich über Jahrhunderte die Herrschaft der spanischen Krone über dem Norden und Westen Südamerikas. Im Gefolge der Unabhängigkeitserklärung der USA am 4. Juli 1776 geriet auch die spanische Kolonialherrschaft in Südamerika ins Wanken. Erste aufständische Gruppen auf dem südamerikanischen Kontinent waren die so genannten Juntas, Volksausschüsse der. Kreolen, also der in Mittel- und Südamerika lebende Nachkommen der europäischen Kolonialherren. Diese Oberschicht begann um 1810 für die Unabhängigkeit von der Spanischen Herrschaft einzutreten — der Freiheitskampf begann. Für das erste Aufeinandertreffen von Machthabern und Einheimischen war der Kongress von Caracas 1810 verantwortlich, der mit der Proklamation der Unabhängigkeit Venezuelas das Ende der spanischen Herrschaft einläutete.
Ein General kreolischer Abstammung, Simon Bolivar war es, der 1817 Venezuela , 1819 Kolumbien (Bildung eines gemeinsamen Staates), 1822 Ecuador (mit Anschluss an den gemeinsamen Staat), 1824 Peru und 1825 Bolivien aus der Kolonialherrschaft führte. Ein Mitkämpfer von Bolivar , Jose de San Martin (1778 — 1850) beendete von Paraguay (1811) über Argentinien (1816) bis Chile (1817) die Herrschaft der Kolonialmacht Spanien. Mit der Schlacht in Callao 1824 “ging die letzte spanische Flagge am südamerikanischen Kontinent nieder.”