Geschichte:
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Kuba – von der Kolonie zur Halbkolonie — (www.lateinamerika-studien.at)
Die Karibischen Inseln wurden bereits ab ca. 700 v. Chr. Entlang dem nördlich der Orinoco-Mündung beginnenden Inselbogen vor südamerikanischen Indios, den Arawak, Taino und Karaiben besiedelt. Als Kolumbus im 15. Jahrhundert landete, fand er also keine unbewohnten Länder vor.
Die Spanier – bis 1898 war Kuba eine spanische Kolonie – begannen rasch, die Insel zu kolonisieren. Diego de Velazquez (1460–1522) wurde 1512 beauftragt, die Insel systematisch zu kolonisieren. Er gründete eine Reihe von Städten, ausgehend von Baracoa, Bayamo, Sancti Spíritus, Trinidad, Puerto Principé (jetzt Camagüey), Santiago de Cuba und Batabanó (jetzt Havanna bzw. La Habana). Insbesondere Zuckerrohr- und Tabakplantagen prägten die landwirtschaftliche Produktion. Da sich die einheimischen Indios der schweren Arbeit auf den Plantagen nicht gewachsen zeigten und durch Gewalt und Krankheiten bald ausgerottet waren, wurden bereits ab 1513 schwarze Sklaven aus Afrika importiert.
Als Spanien 1818 auf Kuba den Freihandel zuließ, entstanden zunehmend exportorientierte Agrarbetriebe, die sich verstärkt auf die von Sklaven betriebene Rohrzuckerproduktion verlegten.
Nach den Unabhängigkeitskämpfen in Süd- und Mittelamerika wurde Kuba zur wichtigsten Kolonie Spaniens. Die Insel wurde zum Zucker- und Kaffeelieferanten, wirtschaftlicher Aufschwung und der industrielle Einsatz von Sklaven waren die Folge Diese Sklavenwirtschaft war für die Weißen sehr einträglich und wurde daher erst 1886 abgeschafft, als der Befreiungskrieg zwischen aufständischen Kubanern und den spanischen Kolonialisten schon in vollem Gang war.
Die bedrückenden Lebensumstände der Landbevölkerung führten im 19. Jahrhundert zu Revolten und Aufständen, die 1898 die Besetzung der Insel durch die USA zur Folge hatte. Mit der militärischen Intervention durch die im Jahr 1898 kam es auf Kuba zu einer Phase starker Kapitalinvestitionen und zu Landerwerb durch US-Amerikaner. Unter Führung der USA wurde 1901 die erste kubanische Verfassung erarbeitet, jedoch mit US-Vorbehaltsrechten (sog. Platt Amendment: Interventionsrecht der USA, Einräumung des Flottenstützpunktes Guantánamo).
Unabhängigkeit 1902 – Kuba als „Halbkolonie der USA“:
1902 wurde Kuba tatsächlich in die Unabhängigkeit entlassen – unter politischer und wirtschaftlicher Dominanz der USA, deren Unternehmer zunehmend an die Stelle der reichen Plantagenbesitzer traten. Damit blieben die wirtschaftlichen Strukturen unangetastet. Das Land entwickelte sich zur karibischen Zuckerinsel. Die Amerikanisierung der Insel griff auch auf andere Wirtschaftsbereiche über. Die sozialen Unterschiede zwischen einer kapitalkräftigen Oberschicht, die vorwiegend in Havanna lebte, und einem Heer landloser Bauern wurde immer größer. Kubas Wirtschaft war zu fast 90 % von den USA abhängig. Eine reiche elitäre Elite beherrschte die verarmte Bevölkerungsmehrheit. Unruhen waren die Folge. Als es ab Beginn der 1920er Jahre zu einem Preisverfall des Zuckers auf dem Weltmarkt kam, konnte die herrschende Oligarchie der politischen Instabilität nur durch die Errichtung einer Diktatur Herr werden. General Gerardo Machado Morales gelangt 1925 mit tatkräftiger Unterstützung der amerikanischen Industriellen Rockefeller, Guggenheim und Morgan ins Präsidentenamt. Der „Tropische Mussolini“ installierte eine extrem nationalistische Regierung und unterdrückte, verfolgte und ermordete politische Gegner. Mehrere von den USA unterstützten Präsidenten — einer korrupter als der andere — mussten das Land Hals über Kopf verlassen. Letzter von den USA abhängiger Diktatur war Fulgencio Batista, der von 1940 bis 1944 und nach einem erneuten Putsch von 1952 bis 1958 regierte.
Dieser Diktatur stellte sich ab 1953 ein kommunistisch ideologisierter Rechtsanwalt und Rebell entgegen; Fidel Castro.
Marxistische Revolution im katholischen Südamerika?
1959 Machtübernahme Castros:
Von den unzugänglichen Bergen Ostkubas aus gelang es Fidel Castro in wenigen Jahren, das Rebellengebiet auszuweiten und 1959 Batista zur Flucht ins Ausland zu treiben. 1960 wurde das US-Vermögen auf Kuba entschädigungslos enteignet. Der Konflikt führte am 3. Januar 1961 zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen.
1961 Schweinebucht:
Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen überschlugen sich die Ereignisse.
Am 15.04.1961 flogen US-Maschinen Angriffe auf die kubanische Luftwaffe,
am 16.04.1961 erklärte Castro – von den USA regelrecht dazu getrieben – den „sozialistischen Charakter“ seiner Revolution, also den Schulterschluss mit dem kommunistischen Ostblock, und
am 17.04.1961 erfolgte die trotz längerer Vorbereitung für die USA blamable Landung in der „Schweinebucht“. Ziel der Invasion war, einen provisorischen Flugzeuglandeplatz auf Kuba so lange militärisch abzusichern, bis die in Miami gebildete kubanische Exilregierung landen und per Funk die USA um militärische Hilfe bitten konnte. Die Schweinebucht – an der Küste des Sumpfgebietes Cienaga de Zapata und am Rande des Escambray-Gebierges gelegen – schien auf Grund der Einsamkeit der ideale Standort. Allerdings waren die Truppen der Exilkubaner nach drei Tagen aufgerieben, die Piste konnte nicht gehalten und der „Hilferuf“ der Exilregierung nicht abgesetzt werden. Damit war die politisch notwendige Voraussetzung für ein Eingreifen der USA nicht gegeben.
1962: Kubakrise:
1962 wurde stattdessen von den USA ein vollständiges wirtschaftliches und politisches Embargo gegen die „unbotmäßigen“ Kubaner verhängt, in deren Folge die kubanischen Teilnahme und Abstimmungsrechte in der OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) entzogen wurden. Den Höhepunkt der zunehmend weltweit bedrohlichen Krise bildete der Versuch der Sowjetunion, als Gegengewicht zu den amerikanischen Raketenbasen in der Türkei eigene Raketen auf Kuba zu stationieren.
Der Versuch, das kubanische Modell mit Gewalt nach Lateinamerika zu exportieren, endete 1967 mit der Erschießung des Revolutionärs Che Guevara durch Sicherheitskräfte in Bolivien.
Kubas neue Verfassung wurde 1976 nach dem Muster osteuropäischer Volksdemokratien verabschiedet. Wesentlicher Unterschied zu diesen Volksdemokratien ist hier aber die Vereinigung der gesamten Exekutivgewalt in der Person von Fidel Castro. Er ist Staatsoberhaupt, Regierungschef, Generalsekretär der Einheitspartei und Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
Nachdem Kuba auf amerikanisches Betreiben hin in der Region relativ isoliert wurde engagierte sich Kuba als Gegenleistung für die Unterstützung der UdSSR von 1975 bis 1991 als Interventionsmacht auf afrikanischem Boden (Angola und Äthiopien).
Einhergehend mit dem Zusammenbruch des Comecon geriet auch die ohnehin schwache Kubanische Wirtschaft in massive Probleme, die 1993 ihren Höhepunkt fand. Massenfluchten von Kubanern in die USA (1980: 130.000 Kubaner, „Mariel-Krise“ waren die Folge. Diese Massenauswanderung wurde von den kubanischen Behörden zunehmend geduldet, und als 1994 die illegale Ausreise straffrei wurde, erfolgte eine weitere Fluchtwelle an die Küsten der USA. Dies zwang die USA, 1994 und 1995 mit Kuba ein Auswanderungsabkommen zu schließen. Bis zu 20.000 Kubaner können jährlich in die USA auswandern, Flüchtlinge, die auf dem US-Stützpunkt Guantanamo oder auf hoher See aufgegriffen werden, werden dagegen von den USA zurück geschickt.