Zur aktuellen Entwicklung des Krieges:
Mit dem Kokainboom der 80er Jahre exportierten die USA ihren “Drogenkrieg” und damit ihre Probleme.
Zuerst versuchten die USA, den Anbau von Kokapflanzen in Peru und Bolivien zu unterdrücken, was zu einer Verlagerung nach Kolumbien führte. Der Zerschlagung des mächtigen Medellin-Kartells folgte das Wachstum des Cali-Kartells und schliesslich anderer, unabhängig voneinander operierender Gruppen.
Kolumbien hat inzwischen eine der weltweit höchsten Kriminalitätsraten. Schwerverbrechen wie Mord, Entführungen und Erpressung von Lösegeldern kommen sehr häufig vor. Die Täter sind nicht nur bewaffnete Oppositionsgruppen — die grössten sind die o.g. “Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia” (FARC) und der “Ejército de Liberación Nacional” (ELN) — sondern auch paramilitärische Kommandos (so genannte Selbstverteidigungsgruppen der rechtsgerichteten AUC) und vor allem gewöhnliche Kriminelle.
Die Zahl der Entführungen mit Lösegeldforderungen ist sehr hoch (täglich werden mehrere Personen entführt, und tausende werden gegenwärtig als Geiseln festgehalten). Zahlreiche Ausländer sind ebenfalls Opfer von Entführungen geworden.
Die rechtsgerichteten Paramilitärs der AUC unter Carlos Castano, die eng mit der kolumbianischen Armee zusammenarbeiten, finanzieren sich direkt durch den Kokainhandel während die FARC, die linksgerichtete Guerillaarmee im Süden des Landes, die Kokainproduzenten in ihrem Territorium besteuert.
Kolumbien hat sich seit Jahren zu einem der engsten Verbündeten der USA in Lateinamerika entwickelt. Es ist nach den Kriegsgebieten Irak und Afghanistan sowie den Nahost-Staaten Ägpten und Israel der größte Empfänger von US-Militärhilfen.
Die Vereinigten Staaten gewähren Kolumbiens Regierung Milliardenhilfen, um mit regulären und paramilitärischen Gruppen die in den Bergketten operierenden Guerilla-Truppen der FARC zu bekämpfen. Alleine vom Jahr 2000 bis 2007 wurden dafür von den USA rund 3 Mrd. Euro Militärhilfen gewährt. Die kolumbianischen FARC-Rebellen sollen ihrerseits wieder, so wird gemunkelt, zumindest die Sympathie und moralische Unterstützung venezolanischer Regierungskreise um den linkspopulistischen Präsidenten Chavez haben.
Der so genannte “_Plan Colombia” der USA mit einem Budget von jährlich 700 Millionen Dollar hat das Ziel, die Drogenproduktion in Kolumbien zum Erliegen zu bringen. Tatsächlich richtet er sich jedoch fast ausschliesslich gegen die FARC und ignoriert die AUC. Von dem Geld profitieren vor allem Hubschrauberhersteller und andere Waffenlieferanten in den USA.
Im August 2002 hat die amerikanische Regierung ein umstrittenes Projekt wieder aufgenommen, den Kokaanbau in Kolumbien durch Besprühung mit Pflanzengiften aus der Luft auszurotten. Auf dem Boden liefern sich rechtsgerichteten Paramilitärs der AUC unter Carlos Castano, die eng mit der kolumbianischen Armee zusammenarbeiten, und die FARC, die linksgerichtete Guerillaarmee erbitterte Scharmützel um die Vorherrschaft im Drogenanbaugebiet. Tatsächlich nimmt die Rauschgiftproduktion keineswegs ab. Der von den USA unterstützte Kampf der AUC und der Armee gegen die FARC erweckt eher den Anschein als ginge es um die Vorherrschaft im Drogengeschäft. Tatsächlich wurden bereits dem Vater des jetzigen Präsidenten, dem seit 2002 regierenden Alvaro Uribo, einem Großgrundbesitzer, selbst Kontakte zur Kokainmafia nachgesagt — und enge Mitarbeiter des kolumbianischen Präsidenten gerieten zum Jahresende 2006 in den Verdacht, Kontakte zur Drogenmafia und zu Todesschwadronen gleichermaßen zu unterhalten.
Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass etwa zwei Drittel der politisch motivierten Morde in Kolumbien auf das Konto der rechten Todesschwadronen gehen, die damit Kleinbauern und Indios vertreiben, so dass Grossgrundbesitzer das Land übernehmen können. Etwa 200.000 Tote soll der kolumbianische Bürgerkrieg von 1964 bis 2006 gefordert haben. Als Folge sind Hunderttausende von Kolumbianern vor der Gewalt vom Land in die Städte geflohen.
Mit Kokain und Dollarblüten finanzieren die Beteiligten Ihren Kampf. Präsident Alavaro Uribe Velez versucht dazu, mit Unterstützung der USA, vor allem den Drogenanbau der FARC zu bekämpfen und damit diese Rebellengruppen zu schwächen.
Die FARC wiederum versucht, die kleinere ELN aus deren Gebieten im Norden und Osten Kolumbiens zu vertreiben und so die Drogenanbauflächen, Schluggelpfade und vor allem die vermuteten Ölvorkommen in der Region unter eigene Kontrolle zu bringen.
Seit Anfang 2014 finden nun — zunächst auf kubanischem Territorium — Verhandlungen zwischen der FARC und der Regierung statt. Unterhändler der Farc-Guerilla und der kolumbianischen Regierung haben bereits in einer besonders heiklen Frage der Friedensgespräche eine Übereinkunft erzielt: Wie will man in Zukunft den Drogenhandel in den Griff bekommen? “Beide Seiten verständigten sich auf neue Strategien im Kampf gegen den Drogenanbau und ‑handel in dem Andenstaat, wie es am Freitag in einer in der kubanischen Hauptstadt Havanna veröffentlichten gemeinsamen Erklärung hieß.” Quelle: FOCUS online am Samstag, 17.05.2014,
Externe Links:
Universität Hamburg:
Kolumbien I — (www.sozialwiss.uni-hamburg.de)
Kolumbien II — (www.sozialwiss.uni-hamburg.de)
Universität Kassel — Bürgerkrieg oder Drogenkrieg?:
Kolumbien — Bürgerkrieg oder Drogenkrieg? — (www.uni-kassel.de)
Kolumbien — Aktion Apokalypse — (www.uni-kassel.de)
Guerillakämpfe in Kolumbien — (www.hls.sha.bw.schule.de)
Internationale Hilfsprogramme:
Internationale Hilfsorganisationen versuchen durch Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten der Verelendung des Landes entgegen zu wirken. So unterhält die Welthungerhilfe in der “Drogenmetropole” Medellin ein aus Spenden finanziertes Programm.
Quelle: Welthungerhilfe
Medellín, Zentrum des Drogenhandels — (www.welthungerhilfe.de)
www.entwicklungshilfe.de
Die GTZ in Kolumbien — (www.gtz.de)
Besonders betroffen von den Mordanschlägen der Todesschwadronen sind die Gewerkschaften. Allein im Zeitraum vom 1. Mai 2001 bis 1. Mai 2002 wurden über 200 GewerkschaftsaktivistInnen gezielt ermordet, Dutzende bei Anschlägen verletzt, entführt. Dadurch soll die Gewerkschaftsbewegung in ihrem Kampf gegen die Auswirkungen der ultra-neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik entscheidend geschwächt werden.
Die europäischen Gewerkschaften versuchen deshalb, den südamerikanischen Gewerkschaftskollegen durch Informationskampagnen entsprechende Unterstützung zu gewähren:
Quelle: LabourNet:
CocaCola-Kampagne — (www.labournet.de)
Kolumbien — (www.labournet.de)
Menschenrechtsverletzungen in Medellín — (www.labournet.de)