Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Präsidialrepublik (Presidential Republic) | zum Vergrößern anklicken (jpg-Datei, 160 kB) |
Hauptstadt (Capital): | Tegucigalpa | |
Einwohner (Population): | 7,141 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 112.492 | |
Wehretat (Defence Budget): | 115 Mio. US-$ (2002) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 1.030 US-$ | |
Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
“One Country — three worlds”
“Ständige Vermischung der Kulturen und das Auf und Ab der Geschichte haben das zweitgrößte Land Zentralamerikas geprägt. Heute behauptet es, in gleich drei Welten zu Hause zu sein”
(FAZ, 08.11.2007)
Honduras — das ist das Land Zentralamerikas, das sich — gemeinsam mit Guatemala und El Salvador — rühmen kann, Heimat der ältesten indigenen Kultur Amerikas zu sein. Im Berggebiet dieser drei Länder ist die Hochkultur der Maya entstanden, der Tempelbauer, die mit ihren Stadtstaaten voller Pyramiden, ihrer Hyroglyphenschrift und einem der exaktesten Kalender der Welt noch heute den Forschern Rätsel aufgeben. Irgendwann wurden die alten Mayastädte wie Tikal (Guatemala) und Copán (Honduras) verlassen — und weit im Norden, auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan entstand das neue Reich der Maya. Aber das Volk ist geblieben — noch heute verehren die indianischen Ureinwohner vom Volk der Maya im Landesinneren in den Bergdörfern und Hütten ihre alten Götter. Im Gebiet des Pico Bonito (2.433 m) haben NGO-Hilfsorganisationen einen wachsenden Ökotourismus aufgebaut, wo Indianer — aus der Reserve gelockt — inzwischen aktiv vom Tourismus profitieren.
Auf den Inseln vor der 650 km langen Küste — wo die einheimische Marinepatroulliert, um die berüchtigten “Narcos”, die Drogenschmuggler von Kolumbien in die USA abzufangen — lebt ein anderes Volk. “Garifunas”, die Abkömmlinge von Sklaven aus St. Cincent haben auf den Cayos Cochinos als stolze Fischer eine neue Heimat gefunden. Auch sie wurden inzwischen vom Tourismus entdeckt.
Entlang der Küste — ziwschen den grünen Hügeln — haben saubere Dörfer mit Dorfkirchen und Bierkneipen, weiße Holzhäuschen zwischen Bananengärten und Hirtenjungen mit Pferden und Rinderherden zwischen den Dörfern eine andere Welt gebildet — die der Abkömmlinge spanischer Kolonisten.
In den Städten wie etwa der 100.000 Einwohnerstadt La Ceiba am Meer ist das “spanische Honduras” lebendig, hier lebt eine junge weiße Bevölkerung. 20 Diskoteheken sollen alleine in La Ceiba um die Gunst jugendlicher Besucher buhlen. Hier zeigt sich ein anderes Honduras — spielen sich aber auch jede Nacht mörderische Dramen ab. Von 1998 bis 2007 sollen (nach Zusammenstellung der mittelamerikanischen Menschenrechtsorganisation “Casa Alianza) mehr als 3000 Jugendliche ermordet worden sein — von der Polizei, Armee, privaten Sicherheitskräften und — von anderen Jugendlichen. Jugendbanden haben sich die “barios marginales”, die Armenviertel in den Städten wie Tegucigalpa und San Pedro Sula aufgeteilt — und wenn es dunkel wird liefern sich die Jugendbanden Territorialkämpfe um das Monopol beim Rauschgift- und Waffenhandel. Die Jugendbanden kommen aus den USA — in den achziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts vor Armut und Bürgerkrieg geflohen lernten die Jugendlichen in den nordamerikanischen Städten die “Streetgangs” kennen, und als 1996 der US-Kongress die Abschiebung der straffälligen “Nicht-US-Bürger” beschloss, wurden hunderttausende Jugendlicher in ihre Heimatstaaten deportiert. Dort bildeten sie den Kern der lateinamerikanischen Straßengangs, die “Mareros”, die sehr bald Zulauf von den heimischen Jugendlichen erhielten. In Honduras sind fast die Hälfte der Einwohner jünger als 15 Jahre — und dementsprechend hoch ist die soziale Entwurzelung. Zehntausende obdachlose Kinder, fast 400.000 entwurzelte Jugendliche fanden in der Mara einen Familienersatz. Die hoffnungslos ¨berforderte Polizei (7.000 Polizisten) und selbst die Streitkräfte (9.000 Mann) konnten auch mit hartem Durchgreifen die Banden nicht auflösen — im Gegenteil: der Druck der Obrigkeit schweißte die Mareros (der Namen von den “marabuntes”, den vagabundierenden Amazonen-Ameisen kommen soll) nur noch mehr zusammen.
Wirtschaft:
Honduras Exporte in Höhe von knapp zwei Milliarden Dollar jährlich konzentrieren sich auf wenige landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee und Bananen. Dafür ist das Land extrem abhängig von Importen, vor allem fossiler Brennstoffe. Mehr als fünf Milliarden Dollar benötigt Honduras jährlich, um seine Importe zu bezahlten. Die Handelsbilanz des Landes ist also ausgesprochen negativ.
Nach Angaben des Statistischen Jahrbuchs für Lateinamerika und die Karibik der regionalen Wirtschaftskommission CEPAL von 2007 leben 71,5 Prozent der Honduraner in Armut.
Inzwischen haben über 1 Million Honduraner dem Land den Rücken gekehrt — sie bilden einen erheblichen Anteil der Hungerflüchtlinge, die auf dem Weg über die zentralamerikanische Landbrücke und Mexico versuchen, ein Auskommen in den USA zu finden. Die Überweisungen der dort “angekommenen” bilden mit über zwei Milliarden Dollar jährlich eine der wichtigsten Deviseneinnahmen des Landes. Umso mehr ist die Wirtschaft des Landes von der restriktiven Aufnahmepolitik der USA gefährdet.
Am 25. August 2008 ist Honduras der südamerikanischen Organisation “ALBA” beigetreten. Diese Organisation war 2005 von Kuba und Venezuela als als Gegenkonzept zu dem US-dominierten Freihandelsverband ALCA gegründet worden. Inzwischen gehören ihr darüber hinaus auch Nicaragua, Bolivien und der karibische Kleinstaat Dominica an.