Kleinster Andenstaat Südamerikas
Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Präsidialrepublik (Presidential Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Quito | |
Einwohner (Population): | 13,008 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area (sq.km): | 256.370 | |
Wehretat (Defence Budget): | 841 Mio. US-$ (2003) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 1.830 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
2002 | 2003 | 2004 | |
Fläche | 283.560 km² | ||
Einwohner | 12,5 Mio; | 12,8 Mio | |
- Hauptstadt: Quito - weitere Städte: Guayaquil: | 2,197 Mio. | 1,7 Mio. | |
Bruttosozialprodukt (BSP) (BSP / Einwohner) | 19,1 Mrd. $ 1.490 $ | ||
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Pro Einwohner Davon Dienstleistungen Industrie darin Erdölerlöse Landwirtschaft | 26,8 Mrd. $ 2.120 $ 63 % 28 % 25 % 9 % | ||
BIP-Wachstum: | 2 % | ||
Arbeitslosenquote | 11 % | ||
Inflationsrate | 12,5 % | ||
Landessprache Spanisch: Religion: 95 % Katholiken Ca. .. % Indios (Quechua, Shuar): | |||
Streitkräfte: Militärausgaben (am BIP): | 59 500 Mann 2,1 % |
Geographie und Geschichte:
Der Andenstaat an der Nordwestküste Südamerikas trägt seinen Namen nach dem Äquator, Zu Ecuador gehören die einzigartigen Galapagos-Inseln im Pazifik. Das Festland selbst gliedert sich — wie in Kolumbien oder Peru, den beiden Nachbarsaaten — in die Küstengebiete (die in Ecuador fruchtbar und warm sind), die 5- und 6000 m erreichenden Anden und das östlich anschließende Urwaldgebiet dies Amazonas-Tieflandes.
Das Gebiet Ecuadors war zunächst in mehrere kleinere unabhängige Indianerstaaten und Kulturen wie die von den Chibcha abstammenden Colorados (Tsáchilas = “wahre/echte Menschen”) aufgeteilt, bis Ende des 15. Jahrhunderts die Inka das gesamte Land eroberten. Durch die rigorose Umsiedlungs- und Assimilierungspolitik der Inka gehört Ecuador heute — wie Peru und Bolivien im Süden — zu den Staaten, in denen die Inkasprache Quechua das Leben der Indios bis heute prägt. Nach der Zerstörung des Inka-Reiches im 16. Jahrhundert durch Spaniens Konquistadoren (Pizarro nahm die Real Audiencia de Quito das heutige Gebiet Ecuadors ein.
Das Land erkämpfte sich unter Simón Bolívar und Antonio José de Sucre 1821 die Unabhängigkeit von Spanien und gehörte bis 1830 zur Gran Colombia. Sein weiterer eigenständiger geschichtlicher Weg war durch hohe politische und territoriale Instabilität gekennzeichnet. Die unablässige Abfolge zahlreicher Putsche und Staatsstreiche reicht bis in heutige Zeit. Im 19. Jahrhundert kam es immer wieder zu kürzeren Bürgerkriegsepisoden,
Während des gesamten 20. Jahrhunderts verlor Ecuador in schneller Folge weit reichende Territorien an seine Nachbarn, das letzte Mal noch 1998 an Peru.
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Wirtschaftsprobleme:
Ecuador gehört zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas. Über die Hälfte der niedrigen Wirtschaftsleistung hängt von der Förderung und dem Export von Erdöl ab. Wie fast überall hat die über 40 Jahre andauernde Erdölförderung aber auch zu großflächiger Verseuchung geführt, so im Fördergebiet von Chevron Texaco, wo Milliarden Liter hochgiftiger Rückstände in Bodensenken in Tümpeln und unter der Erdoberfläche zurück blieben.
Dies hat zu einem Umdenken der Regierung geführt. Weitere Erdölvorkommen — so die unter dem Yasunì Nationalpark (seit 1989 im Biosphärenschutzprogramm der UNESCO aufgenommen, im nordwwestliche Amazonasregion, nach dem Fluss Tibutini und den indianischen Namen Ishpingo und Tambucocha auch kurz ITT benannt) mit fast einer Milliarde Barrel erkundeten Vorräte — sollen in der Erde bleiben, bis eine umweltsichere Förderung garantiert werden kann (und die Preise für Öl wegen des globalen Verlustes an Vorräten in noch deutlichere Höhen gestiegen sind). Doch was tun, wenn das Land dringend die Exporterlöse benötigt? Im Juni 2007 machte Equadors Regierung unter Energieminister Alberto Acosta den Vorschlag, die durch den Verzicht auf die Einnahmeausfälle (jährlich rund 350 Mio. Dollar) entstehenden Verluste gemeinsam zu tragen. Verschiedene Geber sollen über mehr als 10 Jahre hin die Hälfte der Einnahmeausfälle zum Erhaltung des weltweit einmaligen Biosphärenreservates finanzieren, die Regierung Equadors würde die andere Hälte tragen.
Dass Equador mit seinen Ressourcen künftig auch die nationalen Interessen besser berücksichtigen will macht auch die Ungültigkeitserklärung von fast 600 Konzessionen für Bergbauprojekte deutlich, die von der Regierung Ende Januar 2008 erlassen wurde. Dass dazu auch der Umweltschutz gehört verdeutlicht die Entscheidung der verfassungsgebenden Versammlung, über 350 Aktivisten aus dem Umweltschutzund Menschenrechtsbereich zu amnestieren.
Weitere wichtige Exportartikel sind die traditionell Produkte der Landwirtschaft (Bananen, Kakao und Kaffee) sowie der Küstenfischerei und Krabbenzucht (Garnelen / Shrimps — camarones), wobei der gewaltige Golf von Guayquil mit der daran liegenden gleichnamigen Stadt zu den wenigen natürlichen Hafenzonen an der südamerikanischen Pazifikküste zählt. Ecuador bemüht sich zunehmend, den Tourismus zu fördern — wofür das Land mit seinen einzigartigen Landschaften beste Voraussetzungen hätte.
Wichtigstes Transportmittel des Landes sind die Straßen mit einer Gesamtlänge von 43.197 km (1999), von dem jedoch gerade einmal 8.165 km befestigt sind. Wichtigste Straße ist das von Nord nach Süd laufende Teilstück der Panamericana, die das Land durchquert. Der öffentliche Personenverkehr wird hauptsächlich durch Busse realisiert, die von Privatunternehmen, sog. Cooperativas, betrieben werden.
Das Schienennetz mit seinen gerade mal 812 km Länge und der internationalen 1.067 mm ‑Spur hat ständig an Bedeutung verloren.
Die Wirtschaftskrise von 1998 bis 2000 und die fortschreitende Degradierung der natürlichen Ressourcen hat die Armutsrate landesweit auf etwa 70 Prozent erhöht. Das Land profitiert zwar von steigenden Erdölpreisen, schließlich zählen die Erlöse der Ölquellen — mit den Überweisungen der ecuadorianischen Gastarbeiter aus den USA und Europa (Spanien) — zu den Devisenquellen des Landes, aber die mit der Erdölförderung einhergehende Umweltzerstörung im Amazonas-Regenwald führt zu erheblichen Protesten von Naturschützern und Ökologen sowie der betroffenen Landbevölkerung. Bis zu einem Viertel der Bevölkerung lebt bereits als Arbeitsemigranten im Ausland.
Umsturz um Umsturz:
Bei dieser Wirtschaftslage ist es kein Wunder, wenn das Land von Umsturz zu Umsturz taumelt. Die letzten Präsidenten Ecuadors wurden in der Regel durch Volkserhebungen auf den Präsidentenstuhl- von diesem aber auch wieder herunter gespült. Manche der Präsidenten waren nur wenige Tage im Amt. Die nachfolgende Aufstellung soll die Problematik einer fehlenden Kontinuität der politischen Führung des Landes aufzeigen:
Präsident Abdalà Bucaram (“El Loco” — Der Verrückte; August 1996 — Februar 1997)
Bucaram war nach Unruhen 1997 nach Panama geflüchtet, um dort bis April 2005 im Asyl zu verbringen.
Präsident Rosalia Areaga (Februar 1997):
Präsident Fabian Alarcòn Rivera (Feburar 1997 . August 1998)
Präsident Jamil Mahuad Witt (August 1998 — Januar 2000)
Im Januar 2000 stürzte in Ecuador ein Aufstand der indigenen Völker, unterstützt von einem Teil der Armee unter Oberst Lucio Gutiérrez, die korrupte Regierung Mahuad.
Präsident Gustavo Noboa Bejarani (Januar 2000 bis Januar 2003)
Präsident Lucio Gutiérrez (Januar 2003 — April 2005):
Der ehemalige Armeeoffizier war nach einem Aufstand der Indios in einem Staatsstreich an die Macht gekommen. Noch im November 2002 gewann Gutièrrez mit einem linkspopulistischen Wahlprogramm, in Anlehnung an Venzuelas Präsidenten Chavez und mit Unterstützung der Indios die Präsidentschaftswahlen — um sich in bekannter Manier der Vetternwirtschaft zu widmen und entgegen den Erwartungen im Volk eine US-freundliche Politik zu betreiben. Im Sommer 2004 kam es wegen der neoliberalen Wirtschaftspolitik von Guitiérrez und einer Vereinbarung zwischen Regierung und Internationalem Währungsfonds zum Bruch zwischen Präsidenten und seinen alten Wahlhelfern, woraufhin die “Regenbogen-Partei” Pachakutik ihre drei Minister aus dem Kabinett abzog. Der Standard (Österreich) berichtet über die Folgen:>“Die Koordinatorin der katholischen Entschuldungs-Initiative “Jubiläumsjahr 2000”, Patricia Dávila, stellt fest: “Seit dem Bruch mit Pachakutik schaltet Gutiérrez bei sozialen Forderungen auf hart.”< und >Der Wirtschaftswissenschaftler Alberto Acosta in Quito bringt das Dilemma seines Landes im 15. Monat von Gutiérrez’ Regierung auf den Punkt: “Die Priorität der Regierung ist alles andere als die Sozialpolitik. Geschweige denn die Entwicklung des Landes. Die Haushaltsmittel für Bildung, Armutsbekämpfung, Gesundheit, den Strafvollzug oder Pensionen sind minimal. Obwohl zurzeit, dank der Ölpreiskonjunktur, ausreichend Mittel aus Erdöleinnahmen zur Verfügung stünden. Damit werden die Auslandsschulden bedient.“
Wochenlange Proteste der Ecuadorianer waren die Folge. Die Krise wurde akut, als die Regierung Anfang Dezember 2004 neue Richter des Obersten Gerichts einfach durch eine Resolution ernannte. Die Opposition sah darin den Versuch der Regierung, die Kontrolle über das Oberste Gericht zu übernehmen und kritisierte das Vorgehen als verfassungswidrig.
Zuletzt standen nach Umfragen nur noch 5 % der Bevölkerung hinter Gutièrrez. Im Frühjahr 2005 erreichte die Auseinandersetzung zwischen dem einst als “Hoffnungsträger” gefeierten Oberst Gutiérrez und den mächtigen Indígena-Vereinigungen CONAIE und FENOCIN (Nationale Konföderation von Organisationen der Bauern, Indigenen und der schwarzen Bevölkerung) sowie der Pachakutik ihren vorläufigen Höhepunkt. Als Gutièrrez den obersten Gerichtshof auflöste (der dabei war, dem Präsidenten unangenehme Entscheidungen zu treffen) kochte die Volksseele über.
Gutierrez konnte nach wochenlangen Massenprotesten nur noch mit dem Hubschrauber aus dem belagerten Präsidentenpalast flüchten- um in der brasilianischen Botschaft Asyl zu erbitten. Daraufhin stimmten 62 der 100 Parlamentsabgeordneten der Absetzung von Gutiérrez zu, dem dann auch das Militär die Unterstützung entzog.
Alfredo Palacio (April 2005 bis ???)
Auch Palacio — obwohl durch den Bauernaufstand, der seinen Vorgänger zum Rücktritt zwang, erst an die Macht gekommen — ist ein Verfechter der Globalisierung — und eines Freihandelsabkommens mit den USA. Diese sei ein riskantes, ober notwendiges Projekt. Palacio wird dabei von den großen Betrieben und Unternehmern unterstützt, die sich mehr Exportgeschäft erhoffen — denn ohne zollfreien Zugang zum US-Markt wären viele nicht mehr überlebensfähig.
Bolivianisches Echo:
Unter der Regie des “Verbundes der indigenen Völker Ecuadors” scheint sich der Aufstand der indianischen Bauern aus Bolivien, der mit Morales einen linkspopulistischen Präsidenten hervorgebracht hat, auch in Ecuador fortzusetzen. Als im März 2006 Freihandelsgespräche mit den USA stattfanden, strömten über Tage immer mehr wütende Bauern in die Hauptstadt Quito. Straßensperren, mit denen gegen das Abkommen demonstirert wurde, zwangen Palacio in fünf Provinzen des Landes den Notstand auszurufen.
Gerade die indigenen Kleinbauern befürchten, dass mit der Umsetzung eines Freihandelsabkommens mit den USA die hoch subventionierte Agrarindustrie aus dem Norden den Heimatmarkt zerstört. So hat die “US-Bohneninvasion” in Mexico die dort traditionellen Anbaugebiete schwer angeschlagen. Palacio hat daher versprochen, Ausnahmeregeln für die Grundnahrungsmittel wie Mais, Milchprodukte, Reis und Soja auszuhandeln, die von den Kleinbauern des Landes erzeugt werden.
Diskutieren Sie mit: www.defence-forum.net
Alba, Mercosur, Telesur u.a. — gegen Nordamerikanische Dominanz
Externe Links:
CIA Word-factbook: Ecuador — (www.cia.gov)
Auswärtiges Amt Bundesrepublik Deutschland — (www.auswaertiges-amt.de)
Deutsche Botschaft in Quito — (www.embajada-quito.de)
Deutsche Entwicklungshilfe:
GTZ: www.gtz.de
ded: www.ded.de
Botschaft der Republik Ecuador in Deutschland — (www.botschaft-ecuador.org)
Jahrbuch SPIEGEL online — (www.spiegel.de)
Auslandshandelskammer — (www.ahk.de)