China Volksrepublik Teil 2


China

Chi­na baut seine Energiev­er­sorgung ras­ant aus. Nahezu täglich geht ein neues Kraftwerk ans Netz.”
(Sven Stre­it­may­er, Rohstoff Ana­lyst der Lan­des­bank Baden-Würt­tem­berg, zitiert in derFTD v. 07.05.2008)

Energieprob­leme:
Chi­na ist mit ein­er instal­lierten Kraftwerk­ska­paz­ität von über 320 Gigawatt der zweit­größte Strompro­duzent der Welt. Das immense Wach­s­tum verur­sacht aber eine immer höhere Nach­frage nach Energiev­er­sorgung. Viele Ökonomen meinen, die Energiek­nap­pheit sei eine der größten Risiken für die chi­ne­sis­che Wirtschaft­sen­twick­lung. Es ist nicht sel­ten, dass in den großen Wirtschaft­sre­gio­nen über Stun­den hin der Strom aus­fällt — während ländliche Gegen­den oft noch ohne Stromver­sorgung sind. Teil­weise wur­den Fab­riken geschlossen oder die Pro­duk­tion in die Nacht­stun­den ver­legt. Experten der Inter­a­tionalen Energieagen­tur (IEA) gehen davon aus, dass Chi­na den Energie­ver­brauch zwis­chen 2004 und 2030 ver­dop­peln wird. Dabei sind die nationalen Ressourcen — mit Aus­nahme der Kohlevorkom­men — beschränkt. Alleine die Steigerung der Ölnach­frage (130 %) kann nur auf dem inter­na­tionalen Markt abgedeckt wer­den. Chi­na ver­sucht daher trotz steigen­der eigen­er Förderun­gen, die zunehmenden Energieprob­leme durch kon­ven­tionelle Wasserkraftwerke, alter­na­tive Energien (Wind­parks) wie auch den Aus­bau von Nuk­lear­kraftwerken in den Griff zu bekommen.

Bis Ende 2008 wird die Kapaz­ität der chi­ne­sis­chen Kraftwerke 800 Mil­lio­nen Kilo­watt über­schre­it­en und bis 2010 die Schwelle von 1 Mil­liarde Kilo­watt erre­ichen. Dabei liegt der Anteil von Kohlekraftwerken bei etwa 75 Prozent. “Es gilt daher als drin­gend­ste Auf­gabe, den Anteil der Kohlekraftwerke zu reduzieren und tatkräftig Wasserkraft, Wind­kraft und andere erneuer­bare Energien zu fördern.” (Zhang Guobao, Leit­er des chi­ne­sis­chen Energieamtes, Quelle).

Kohlekraftwerke:
Kohle ist Chi­nas wichtig­ster Energieliefer­ant und trägt mit 70 % zur nationalen Stromerzeu­gung bei (Stand 2007). Chi­na ver­brauchte bere­its im Jahr 2002 rund 1,5 Mrd. Ton­nen Steinkohleein­heit­en und ist damit nach den USA weltweit der zweit­größte Energiekon­sument. Die Kohlekraftwerke liefern (Stand März 2006) immer noch 3/4 des chi­ne­sis­chen Strombe­darfs und tra­gen damit erhe­blich zur Umwelt­be­las­tung in Chi­nas Städten bei. Im Jahr 2006 gin­gen alleine 174 neue Kohlenkraftwerke mit eienr Leis­tung von mehr als 500 Megawatt ans Netz, ein neues Kraftwerk — sta­tisch gese­hen — alle 2,1 Tage. Ofizielle Poli­tik ist, mit neuen — sauberen — Kohlekraftwerken die alten Dreckschleud­ern zu erset­zen, un so die Luftqual­ität ins­beson­dere in den Bal­lungsräu­men zu verbessern. Es ist allerd­ings auch üblich, die alten Kraftwerke wegen des wach­s­tums­be­d­ingten Energie­man­gels für eine mehr oder weniger lange Über­gangs­frist doch am Netz zu lassen.
Chi­na braucht für die rapi­de wach­sende Wirtschaft Energie. Und trotz der immensen Kohlevorkom­men — fast der gesamte nördliche Teil des Lan­des mit der Mon­golei und der Mand­schurei liegt auf gewalti­gen Kohlen­lagern — wer­den die Prob­leme aus der Nutzung von Kohlekraftwerken immer offen­sichtlich­er. Die Städte erstick­en im Smog. Nach ein­er Studie der Welt­bank liegen 16 der 20 glob­al am meis­ten ver­schmutzten Städte in Chi­na. Chi­na kann es sich — schon wegen der Erkrankun­gen, die diese Luftver­schmutzung zur Folge haben — nicht leis­ten, den Kohlean­teil an der Energieerzeu­gung in gle­ichem Maße aufrecht zu erhalten.

Chi­na will ver­suchen, seine Abhängigkeit von Kohle und Öl bis 2010 zu reduzieren. Bis 2010 soll der Anteil der Kohle am Energie­ver­brauch des Lan­des — trotz dem Bau von Raf­finierien, die Kohle in Kraft­stoff umwan­deln sollen — von 69,1 Prozent im Jahr 2005 auf 66,1 Prozent gesenkt wer­den. Der Anteil des Ölver­brauchs soll sich von 21 Prozent auf 20,5 Prozent reduzieren. Dieser ehrgeizige Plan wirkt. Im Jahr 2007 wird sich die Zahl der neuen Kohen­diox­id­pro­duzen­ten ger­ingfügig ver­ringern — nur noch alle 2,7 Tage soll ein neues Kraftwerk den Betrieb aufnehmen. In der ersten Hälfte des Jahres 2007 wur­den aber immer noch über 590 Mio. t. Kohle zur Ver­stro­mung durch die Schorn­steine geblasen.

Prof­i­tieren wer­den dage­gen Atom- und Wasseren­ergiegewin­nung — und auch das Erdgas soll im chi­ne­sis­chen Energiemix mehr Bedeu­tung erhal­ten. Der Anteil von Atom­en­ergie und Wasserkraft sowie anderen For­men erneuer­bar­er Energien soll von 7,1 Prozent 2005 auf 8,1 Prozent (2010) erhöht wer­den. Der Anteil des Ver­brauchs an Erdgas soll im sel­ben Zeitraum von 2,8 Prozent auf 5,3 Prozent steigen. Allerd­ings soll das jährliche Wach­s­tum der Energiepro­duk­tion in dem Zeitraum 2006–2010 rund 3,5 Prozent betra­gen. Ein solch­er Zuwachs kann nur mit gigan­tis­chen Neubaupro­jek­ten erzielt wer­den — und mit der Maß­gabe, dass ein Großteil der alten Kraftwerke weit­er­hin “am Netz” bleibt. Die prozen­tuale Reduzierung der umweltschädlichen Kohle- und Ölver­bren­nung wird sich also — wenn über­haupt -, dann nur ger­ingfügig in absoluten Zahlen nieder­schla­gen. Der Mehrver­brauch wird dage­gen ins­beson­dere durch umwelt­fre­undlichere Energiegewin­nung gedeckt.

Atom­kraft im Wach­sen
Die 13 chi­ne­sis­chen Atom­kraftwerke liefern (Stand 2010) mit 10,8 Gigawatt nur etwa 2 % der Gesamten­ergieerzeu­gung — aber: Atom­strom pro­duziert keinen Smog, und die Uran­vorkom­men im Lande machen Chi­na (im Gegen­satz zu Erdöl- und ‑gas­nutzung) auch bei einem kräfti­gen Aus­bau der Atom­en­ergie auf Jahrzehnte hin von Importen unab­hängig. Chi­na will daher (Beschluss ds Nationalen Volk­skon­gre­ses vom März 2011) schon bis 2015 weit­ere 40 Atom­kraftwerke mit ein­er Kapaz­ität von 40 Gigawatt errichten.

Die Atom­stromgewin­nung soll nach Angaben vom Oko­to­ber 2010 (WiWO 30.10.2010) bis 2020 von 9 Kigawat auf 86 Gigawatt gesteigert wer­den, Wasserkraft von 196 auf 300 GW, Wind­kraft von 16 auf 150 GW und Solarstrom auf 20 GW steigen. 

Chi­na set­zt auf erneuer­bare Energien
Die Umweltver­schmutzung, die durch die Abgase der Kohlekraftwerke die chi­ne­sis­chen Stadt­sil­hou­et­ten in einem Smog-Nebel ver­schwim­men lassen, zwin­gen Chi­na auch auf andere Energi­eträger auszuwe­ichen. Erdöl- und Erdgas sind nicht in Über­maß vorhan­den. Regern­er­a­tive Energien kön­nen daher einen Beitrag zur Energiesicher­heit bei gle­ichzeit­iger Scho­nung der eige­nen Ressourcen leis­ten.
“Um die Energieeng­pässe zu über­winden, set­zt die chi­ne­sis­che Regierung ver­stärkt auf erneuer­bare Energien. Die ohne­hin gerin­gen Pro-Kopf-Reser­ven Chi­nas, die zudem schnell abnehmen, die weltweit steigen­den Erdöl­preise und ein mas­siv­er Anstieg des Energiebe­darfs bis 2020 zwin­gen darum zum Umdenken. Noch wer­den über 70% der Energie in zumeist ver­al­teten Kohlekraftwerken gewon­nen, etwa 2,3% aus Kernkraft und der Rest über­wiegend in Wasserkraftwerken.
Das soll sich nun schnell ändern. Noch im Juni soll ein Gesetz zur Förderung erneuer­bar­er Energien einge­bracht wer­den, das die Nationale Kom­mis­sion für Reform und Entwick­lung in Zusam­me­nar­beit mit der deutschen Gesellschaft für tech­nis­che Zusam­me­nar­beit (GTZ) ausar­beit­et. Aus­drück­lich ist das deutsche Gesetz über erneuer­bare Energien (EEG) Vor­bild für den Entwurf, bei dem feste Ein­speisungsvergü­tun­gen für die Pro­duzen­ten das Kern­stück bilden. Außer­dem sind zins­gün­stige Kred­ite und Steuervergün­s­ti­gun­gen sowie ins­ge­samt anlegerfre­undliche Rah­menbe­din­gun­gen vorge­se­hen, um aus­ländis­che Direk­t­in­vesti­tio­nen in diesen Bere­ich zu lenken.”
(CRI/China.org.cn, 25. Juni 2004)

Wie CRI im Sep­tem­ber 2007 berichtete, soll der Anteil regen­er­a­tiv­er Energien im chi­ne­sis­chen Energie­ver­brauch von 7 Prozent im Jahr 2006 auf 15 Prozent im Jahr 2020 steigen. Das ist nicht nur eine gute Ver­dop­pelung, son­dern — wegen des ins­ge­samt steigen­den Energiebe­dar­fes — ein Mehrfach­es der Energiemenge von 2006. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erre­ichen wolle Chi­na bis 2020 ins­ge­samt 200 Mil­liar­den Euro zur Entwick­lung regen­er­a­tiv­er Energien investieren. Bere­its 2010 meldete die Wirtschaftswoche (WiWO Nr. 44 / 2010 S. 72), Chi­na habe im “Fün­f­jahre­s­plan” von 2011 bis 2015 sog­ar ein Ivesti­tionsvol­u­men von 540 Mrd. Euro für regen­er­a­tive Energien vorgesehen.

Bright­ness Pro­gramm — Chen­feng-Pro­gramm — Renew­able Ener­gy Devel­op­ment Pro­gram (REDP):
Mit Wind und Sonne in die Zukun­ft

Chi­na kann es sich nicht mehr leis­ten, auf erneuer­bare Energie zu verzicht­en. Vor allem in den west­lichen, dünn besiedel­ten Prov­inzen Chi­nas, ist die Energiev­er­sorgungsin­fra­struk­tur nur beschränkt vorhan­den — falls sie nicht ganz fehlt. Eine Fer­n­ver­sorgung über lange Infra­struk­tur­wege bringt erhe­blichen Aufwand. Daher wird in diesen Gegen­den auf lokale Energieerzeu­gung durch Sonne, Wind und kleine Wasserkraftwerke geset­zt. Ziel des genan­nten Pro­gramms ist die Elek­tri­fizierung der noch nicht angeschlosse­nen Gebi­ete. Chi­na hat dazu ein fast iden­tis­ches Ein­speisege­setz für erneuer­bare Energien wie Deutsch­land geschaffen.

Statt auf Gas oder Öl wird hier auf die Nutzung von regen­er­a­tiv­en Energien — ins­beson­dere auch der Winden­ergie - geset­zt. Für diese Energieform sind vor allem die nördlichen Gren­zprov­inzen zur Mon­golei sowie die Küstenge­bi­ete am Gel­ben Meer vorge­se­hen. Als erstes chi­ne­sis­ches Unternehmen hat die Xin­jiang Wind Ener­gy Com­pa­ny (XWEC) 1998 mit der Pro­duk­tion größer­er Tur­binen unter Lizenz von Jacobs (heute Teil der REpow­er Sys­tems AG) begonnen. In Hohhot, der Haupt­stadt der Autonomen Prov­inz Mon­golei, wer­den in ein­er neuen Fab­rik mit 60 Arbeit­splätzen Wind-Sonne-Hau­san­la­gen hergestellt. 2006 war  Chi­na weltweit der größte Pro­duzent von kleinen Inse­lan­la­gen mit ca. 170.000 instal­lierten Ein­heit­en und ein­er Gesamtka­paz­ität von immer­hin 42 Megawatt — während Experten ein nutzbares Poten­zial von Wind­strom 250 Gigawatt On-Shore und rund 750 Gigawatt Off-Shore errech­nen. Im Laufe des Jahres 2008 hat die in Chi­na pro­duzierte Winden­ergie zum ersten Mal mehr als 10 Mil­lio­nen Kilo­wattstun­den betra­gen. Bei Bao­tou — ein­er Indus­tri­es­tadt in der Inneren Mon­golei, 650 Kilo­me­ter nord­west­lich von Peking — schießen die Wind­kraftan­la­gen “wie Pilze” aus dem Boden. Der Strompro­duzent Zhangze hat­te in der Nach­barprov­inz Shanxi im Jahr 2010 bere­its 33 Tur­binen mit ein­er Leis­tung von 50 Megawatt (MW) “am Netz” und will die Leis­tung in kürzester Zeit auf 200 Megawatt erhöhen. Nach ein­er Mel­dung vom Sep­tem­ber 2007 hat die chi­ne­sis­che Regierung beschlossen, die gesamte Instal­la­tion­sleis­tung von Wind­strom­gen­er­a­toren bis 2020 lan­desweit auf 30 — 50 Mil­lio­nen Kilo­watt zu erhöhen. Das ver­langt einen jährlichen Zuwachs von min­destens 2 Mil­lio­nen Kilo­watt. In Xin­jiang, Gan­su, der Inneren Mon­golei, Hebei, dem Nor­dosten Chi­nas sowie an der südöstlichen Küste sollen ins­ge­samt sechs große Wind­kraftan­la­gen errichtet wer­den. Schon 2010 erre­ichte die Energiegewin­nung aus Wind­kraftan­la­gen fast 43.000 Megawatt — und damit ein vier­fach­es der Atom­kraft. 2011 instal­lierte Chi­na weit­ere Wind­parks mit 18 000 Megawatt Leistung.

Bis zum Jahr 2020 sollen zudem 20 Gigawatt Strom (die Leis­tung von 20 Atom­kraftwerken) durch Son­nenkraft pro­duziert wer­den. Auch hier sollen vor allem die Prov­inzen ent­lang der chi­ne­sis­chen Wüstenge­bi­ete — von Xin­jiang bis Nei Mong­gol — genutzt wer­den. Deutsch­lands Außen­min­is­ter Josch­ka Fis­ch­er eröffnete im Juli 2004 in Jinan in der Prov­inz Shan­dong eine deutsch-chi­ne­sis­che Son­nenkollek­toren-Pro­duk­tion. Das Joint Ven­ture Shan­dong Lin­uo Par­a­dig­ma hat nach eige­nen Angaben die welt­größte Kapaz­ität für die Her­stel­lung von Son­nenkollek­toren. Das Unternehmen will erst­mals flächen­deck­end Kollek­toren speziell für die Warmwasser­bere­itung in Ein­fam­i­lien­häusern ein­führen.
Den wirtschaftlichen Erfolg dieser Präferenz sieht man auch an den Pro­duk­tion­srat­en der chi­ne­sis­chen Kollek­torindus­trie. Chi­nas Branchen­führer Sun­tech hat enorme Zuwach­srat­en mit ein­er Umsatzsteigerung von 1218 Mil­lio­nen Euro (2009) auf voraus­sichtlich 1821 Euro im Jahr 2010. LDK-Solar (Chi­nas zweit­größtes Solarun­ternehmen) will seinen Umsatz von 2009 bis 2010 von 790 auf 1250 Mil­lio­nen Euro erhöhen — und die 1998 gegrün­dete  Fir­ma Yingli (mit 7000 Mitar­beit­ern der drittgrößte chi­ne­sis­che Solarpro­duzent) will bis Mitte 2011 Mod­ule mit ein­er jährlichen Leis­tung von bis zu 1,7 Gigawatt pro­duzieren, der Leis­tung von fast zwei Atom­kraftwerken. Der Umsatz von 2009 (764 Mio. €) soll sich über 1224 Mio. Euro in 2010 bis 2011 mehr als ver­dop­peln. Dazu wurde 2010 mit dem Bau von zwei neue Pro­duk­tion­san­la­gen in Baod­ing und Haik­ou begonnen, und weit­ere Anla­gen sind geplant. Finanzvor­stand Li Zong­wei von Yingli ist daher auch opti­mistisch, was den Ein­satz dieser Tech­nolo­gie in Chi­na selb­st bet­rifft. “Wir gehen davon aus, dass es (bis 2020) eher 50 denn 20 Gigawatt sein wer­den”, wird Li von der FAZ zitiert (07.11.2010).

Bei Gol­mud (Präfek­tur Qing­hai) in der Wüste Gobi ist im Mai 2012 ein neuer Solarpark mit 200 Megawatt Leis­tung in Betrieb gegan­gen — ins­ge­samt ste­hen damit alleine hier Anla­gen, die 570 Megawatt erzeu­gen — und über entsprechende Leitun­gen den erzeugten Strom an Chi­nas Küsten­prov­inzen liefern. Dort kommt der Strom vor allem Abends gut an — wenn es an der Küste dunkel wird, die Wüste Gobi aber immer noch in der prallen Mit­tags­g­lut wabert.
 

Externe Links:

Wirtschaftswoche Audio: “Der rote Riese wird grün“
Der Wind­markt Chi­nas — Poten­ziale und Risiken — (www.erneuerbareenergien.de)
Mit Wind und Sonne in die Zukun­ft — (www.zdf.de)

Der Ein­satz von Biokraft­stof­fen wird dage­gen gebremst. Die land­wirtschaftlichen Flächen müssen primär der Lebens­mit­telver­sorgung der Bevölkerung dienen, die mit zunehmen­dem Wohl­stand auch immer mehr “vere­deltes Getrei­de” kon­sum­iert — näm­lich Fleisch- und Milch­pro­duk­te, die vielfach durch Ver­füt­tern von Getrei­de und Kartof­feln erzeugt werden.

Wasserkraft:
Wasserkraft ist die Energiev­er­sorgung mit der höch­sten Zuwach­srate in Chi­na. Ende 2005 hat die gesamte instal­lierte Leis­tung in Chi­na 117 Mil­lio­nen Kilo­watt betra­gen. Ein Jahr später wur­den — durch die Inbe­trieb­nahme des “3‑Schlucht­en-Damms” — lan­desweit bere­its über 500 Mil­lio­nen Kilo­wattstun­den Strom durch Wasserkraft erzeugt. Dieser weltweite Spitzen­wert entspricht aber nur 24 Prozent des gesamten Poten­tials, dessen Nutzung mas­siv aus­ge­baut wer­den soll. Süd­westchi­na zwis­chen den Prov­inzen Sichuan und Yun­nan wurde auf­grund seines Reich­tums an Wasser­res­sourcen zum Schw­er­punkt für die Erschließung der Wasserkraft bestimmt .

Eines der “gigan­tis­chsten” Pro­jek­te ist der 3‑Schluchten Stau­damm:
Das Drei-Schlucht­en-Pro­jekt ist das größte Wasser­baupro­jekt in Chi­na.” Noch während der im Mai 2006abgeschlossenenBauarbeiten hat­te “das Pro­jekt schon begonnen, der Wasser­spe­icherung, Schiffsverkehrsverbindung und Stromerzeu­gung zu dienen.
Nach dem Plan soll das Wasserkraftwerk des Drei-Schlucht­en-Pro­jek­ts über ins­ge­samt 26 Gen­er­a­tore­nag­gre­gate mit Kapaz­ität von jew­eils 700 Megawatt ver­fü­gen. Mit­tler­weile sind bere­its 6 Aggre­gate in Betrieb, 4 weit­ere Aggre­gate sollen im kom­menden Jahr in Betrieb genom­men wer­den. Seit der Inbe­trieb­nahme seines ersten Gen­er­a­tore­nag­gre­gats im Juli 2003 hat das Wasserkraftwerk des Drei-Schlucht­en-Pro­jek­ts am Yangtse bis Dezem­ber d. J. 2003 mehr als 8 Mrd. Kilo­wattstun­den Strom geliefert.”
(CRI, 29. Dezem­ber 2003) Nach der Fer­tig­stel­lung ist eine jährliche Strompro­duk­tion von 84,7 Mil­liar­den kWh vorge­se­hen, die von 26 Tur­binen erzeugt wer­den sollen. 16 Gen­er­a­toren, jew­eils mit ein­er Kapaz­ität von 700.000 Kilo­watt, sind bis zum Juli 2007 in Betrieb genom­men wor­den. Die instal­lierte Leis­tung betrug damit ins­ge­samt rund 11,2 Mil­lio­nen Kilo­watt. Bis zum 29. Juni 2007 hat­te das Drei-Schlucht­en-Wasserkraftwerk damit schon ins­ge­samt rund 30 Mil­liar­den Kilo­wattstun­den Strom erzeugt.

Drittgrößtes Wasserkraftwerk Chi­nas im Bau
Wie China.org.cn am 27. Novem­ber 2006 mit­teilte, hat kurz nach der Inbe­trieb­name des 3‑Schlucht­en-Stau­damms der Bau des drittgrößten chi­ne­sis­chen Wasserkraftwerks, des Xiangji­a­ba-Wasserkraftwerks, begonnen. Das Wasserkraftwerk befind­et sich am Jin­sha-Fluss, dem Haupt­strom am Ober­lauf des Jangtse. Das Kraftwerk soll plan­mäßig 2015 in Betrieb gehen und jährlich 30,7 Mil­liar­den Kilo­wattstun­den Strom liefern, der auch die Ostchi­ne­sis­chen Boom-Regio­nen ver­sor­gen soll.

Beson­dere Aufmerk­samkeit hat das Atom­pro­gramm Chi­nas erregt:
Siemens-Chef Hein­rich von Pier­er bestätigte am Rande eines Messebe­suchs anlässlich des 2003-Besuch­es von Schröder im chi­ne­sis­chen Kan­ton das Inter­esse der Chi­ne­sen an der Hanauer Bren­nele­mente­fab­rik : “Es gibt erste Ansätze für Gespräche.” Es gehe aber nicht um die gesamte Fab­rik, son­dern nur um die tech­nis­che Ausstat­tung.
Bun­deskan­zler Ger­hard Schröder sah nach eige­nen Angaben nur wenige Hin­dernisse für einen möglichen Verkauf an Chi­na. Es sehe nicht so aus, als ob es etwas gebe, was gegen den Verkauf spreche. Das Inter­esse Chi­nas an der Fab­rik werde geprüft.
Die Absicht von Siemens die still­gelegte nach Chi­na zu verkaufen, ist bei Umweltschützern auf Empörung gestoßen. Allerd­ings ist das Inter­esse der Chi­ne­sen an ein­er zivilen Nutzung dur­chaus plau­si­bel. Die Tagess­chau berichtete dazu:
“Fest ste­ht allerd­ings, dass Chi­na — anders als im mil­itärischen Sek­tor — enor­men Aufholbe­darf bei der zivilen Kernen­ergien­utzung hat. Das Land ist mit Energie seit den Wirtschaft­sre­for­men chro­nisch unter­ver­sorgt, weil die Energiegewin­nung mit dem ras­an­ten Wach­s­tum nie Schritt hal­ten kon­nte. Hinzu kom­men Ver­luste auf den lan­gen Trans­portwe­gen des riesi­gen Lan­des, ver­al­tete und damit inef­fiziente Kohlekraftwerke sowie der ver­schwen­derische Ver­brauch auf­grund mar­o­der Pro­duk­tion­san­la­gen. Inzwis­chen ist der Energie­man­gel sog­ar zu einem realen Wach­s­tumshemm­nis gewor­den.” Der Deal wurde in der rot-grü­nen Koali­tion offen­bar zurück gestellt. Möglicher­weise kann nach dem Regierungswech­sel ein erneuter Vorstoß eher erfol­gre­ich verlaufen.

Bis 2020 sollen über 30 neue Atom­kraftwerke gebaut wer­den
Chi­na hat die friedliche Nutzung der Kernen­ergie erst recht spät begonnen. Erst, als in Deutsch­land schon längst für einen Ausstieg aus der Atom­en­ergie und gegen Wieder­auf­bere­itungsan­la­gen und End­lager demon­stri­ert wurde, ging (im Dezem­ber 1991) rund 70 km südlich von Shang­hai mit Quinshan1 der erste zivile Meil­er zur Stromerzeu­gung in Betrieb. Im Juli 2004 gab es in Chi­na 9 Reak­toren, die 6700 MW Strom pro­duzierten. Im Juli 2007 waren es schon 11 Reak­toren in sechs Atom­kraftwerken, die auss­chließlich in den Küsten­prov­inzen Strom erzeugten. Ins­ge­samt wur­den 62 Mil­liar­den Kilo­wattstun­den Atom­strom erzeugt. Dies entspricht einem Wach­s­tum von mehr als 14 Prozent im Ver­gle­ich zum Jahr 2006. Im März 2008 betrug die Kapaz­ität der chi­ne­sis­chen Atom­kraftwerke 8600 Megawatt. Die Kernen­ergie macht damit lediglich etwas über zwei Prozent der chi­ne­sis­chen Energieerzeu­gung aus, soll aber jährlich um zwei Gigawatt anwach­sen. Weltweit liegt Chi­na derzeit am unter­sten Tabel­lenende bei der anteili­gen Kernen­ergien­utzung. Zum Ver­gle­ich: Deutsch­land bezieht 30 Prozent sein­er Energie aus Kernkraftwerken. Der Aus­bau der Kernkraft­gewin­nung ist vor allem in den boomenden Küsten­prov­inzen — von Liaon­ing am Gel­ben Meer bis zur Ferienin­sel Hainan am süd­chi­ne­sis­chen Meer — vorgesehen.

Trotz­dem bricht seit 2003 ger­ade in den heißen Som­mer­monat­en immer wieder für Stun­den die Energiev­er­sorgung der Städte zusam­men.
Wie XINHUA mit­teilte, soll die gesamte instal­lierte Leis­tung der chi­ne­sis­chen Atom­kraftwerke im Jahr 2020 plan­mäßig 40.000 MW erre­ichen. Damit kön­nten jährlich fünf Prozent der nationalen Strompro­duk­tion erzeugt wer­den. Dazu zählen auch Kernkraftwerke im Nor­dosten, die der dor­ti­gen “Indus­tri­ere­gion im Umbruch” trotz der vorhan­de­nen Kohlevorkom­men eine sichere Stromver­sorgung gewährleis­ten — und damit auch die Umwelt­be­las­tung reduzieren — sollen. Chi­nanews meldete dazu Anfang Novem­ber 2007, inzwis­chen wären ins­ge­samt 13 küsten­na­he Stan­dorte für neue Atom­kraftwerke im Prü­fungsver­fahren. In den Küsten­prov­inzen Shan­dong, Fujian und Guangxi, in denen es derzeit keine Atom­kraftwerke gibt, soll jew­eils ein neues Atom­kraftwerk errichtet wer­den. An den 13 Stan­dorte kön­nten bis zum Jahr 2020  40 Mil­lio­nen Kilo­watt in Betrieb genom­men wer­den und sich 18 Mil­lio­nen Kilo­watt in Bau befind­en. Außer­dem wur­den seit 2004 die Stan­dorte in der Region Yue­dong (Stan­dort Tian­wei) in Guang­dong, im west­lichen Zhe­jiang sowie in Hubei, Jiangxi und Hunan freigegeben. Neben den fer­tig gebaut­en und im Bau befind­lichen Pro­jek­ten beträgt die Kapaz­ität der Stan­dorte in den Küsten­re­gio­nen, die für die Errich­tung eines Atom­kraftwerks vorge­se­hen sind, zurzeit mehr als 50 Mil­lio­nen Kilo­watt. Nach Berech­nun­gen aus­ländis­ch­er Fach­leute wird dieses Pro­gram­mein Investi­tionsvol­u­men von über 40 Mil­liar­den Euro mit sich brin­gen. Dieses Vol­u­men wird wohl über­wiegend der nationalen Indus­trie zu Gute kom­men. Der Gen­eraldirek­tor des chi­ne­sis­chen Konz­erns für Ato­m­in­dus­trie, Kang Rix­in, hat im Juli 2004 in Bei­jing mit­geteilt, dass Bau und Ver­wal­tung von Atom­kraftwerken in Chi­na ein neues Niveau erre­icht hät­ten. Chi­na sei in der Lage, Druck­wasser­reak­toren mit ein­er Kapaz­ität von 600 Megawatt bis 1.000 Megawatt aus eigen­er Kraft zu bauen und zu ver­wal­ten.
Den­noch haben sich Liefer­an­ten aus den USA, Frankre­ich und Rus­s­land um Teile des Investi­tion­spro­grammes bewor­ben, wobei vor allem dem franzöis­chen Konz­ern Are­va gute Chan­cen eingeräumt wer­den. Allerd­ings schien Are­va zunächst nicht bere­it — im Gegen­satz zum US-Konkur­renten West­ing­house — sen­si­ble Tech­nik an die Chi­ne­sen weit­er zu geben. Dementsprechend hat Chi­na nach Mel­dun­gen der Inter­net­zeitung “Gazeta.Ru” und der Welt im August 2007 mit dem in den USA ansäs­si­gen Konz­ern West­ing­house Elec­tric Co die Liefer­ung von vier Atom­kraftwerken vere­in­bart. 8 Mrd. $ Auf­tragssumme kon­nte West­ing­house für sich ver­buchen. Rus­s­land wird Chi­na über einen für mehrere Jahre, bis etwa 2020, aus­gelegten Ver­trag eine Uranan­re­icherungsan­lage und nuk­learen Brennstoff im Wert von ins­ge­samt mehr als ein­er Mil­liarde US-Dol­lar (634 Mil­lio­nen Euro) liefern. Darüber­hin­aus baut die von der rus­sis­chen Atom­en­ergiebe­hörde Rosatom kon­trol­lierte Atom­stroy­ex­port (ASE) das Atom­kraftwerk Tian­wan in Chi­na.
Nach ein­er Vere­in­barung vom Novem­ber 2007 soll nun auch Frankre­ich zwei Atom­kraftwerke im Wert von rund acht Mil­liar­den Euro an Chi­na liefern. Die bei­den neuar­ti­gen EPR-Druck­wasser­reak­toren sollen 2013 und 2015 für die Guang­dong-Atom­kraft-Gesellschaft (CGNPC) in den Süden der Volk­sre­pub­lik geliefert und bis zum Jahr 2026 in ein­er gemein­samen Betreiberge­sellschaft betreut wer­den. Are­va über­lässt der Atom­kraft-Gesellschaft CGNPC zudem 35 Prozent der Uran-Pro­duk­tion von drei Minen in Afri­ka. Neben den Atom­kraftwerken gibt es wohl noch chi­ne­sis­ches Inter­esse an ein­er Wieder­a­u­far­beitungsan­lage nach dem Vor­bild des franzö­sis­chen Werks La Hague in Chi­na mit einem “mögliche Ver­tragsvol­u­men im Wert von rund 15 Mil­liar­den Euro“. Es fragt sich, ob vor diesem Hin­ter­grund das — plau­si­ble — Inter­esse der Chi­ne­sen an der Wieder­auf­bere­itungsan­lage Hanau nicht doch noch real­isiert wer­den könnte.

Im Okto­ber 2008 gab RIA NOVOSTI bekan­nt, Rus­s­land ver­han­dele über die Errich­tung der vierten Bau­folge eines Gaszen­trifu­gen­werks in China.