“China baut seine Energieversorgung rasant aus. Nahezu täglich geht ein neues Kraftwerk ans Netz.”
(Sven Streitmayer, Rohstoff Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, zitiert in derFTD v. 07.05.2008)
Energieprobleme:
China ist mit einer installierten Kraftwerkskapazität von über 320 Gigawatt der zweitgrößte Stromproduzent der Welt. Das immense Wachstum verursacht aber eine immer höhere Nachfrage nach Energieversorgung. Viele Ökonomen meinen, die Energieknappheit sei eine der größten Risiken für die chinesische Wirtschaftsentwicklung. Es ist nicht selten, dass in den großen Wirtschaftsregionen über Stunden hin der Strom ausfällt — während ländliche Gegenden oft noch ohne Stromversorgung sind. Teilweise wurden Fabriken geschlossen oder die Produktion in die Nachtstunden verlegt. Experten der Interationalen Energieagentur (IEA) gehen davon aus, dass China den Energieverbrauch zwischen 2004 und 2030 verdoppeln wird. Dabei sind die nationalen Ressourcen — mit Ausnahme der Kohlevorkommen — beschränkt. Alleine die Steigerung der Ölnachfrage (130 %) kann nur auf dem internationalen Markt abgedeckt werden. China versucht daher trotz steigender eigener Förderungen, die zunehmenden Energieprobleme durch konventionelle Wasserkraftwerke, alternative Energien (Windparks) wie auch den Ausbau von Nuklearkraftwerken in den Griff zu bekommen.
Bis Ende 2008 wird die Kapazität der chinesischen Kraftwerke 800 Millionen Kilowatt überschreiten und bis 2010 die Schwelle von 1 Milliarde Kilowatt erreichen. Dabei liegt der Anteil von Kohlekraftwerken bei etwa 75 Prozent. “Es gilt daher als dringendste Aufgabe, den Anteil der Kohlekraftwerke zu reduzieren und tatkräftig Wasserkraft, Windkraft und andere erneuerbare Energien zu fördern.” (Zhang Guobao, Leiter des chinesischen Energieamtes, Quelle).
Kohlekraftwerke:
Kohle ist Chinas wichtigster Energielieferant und trägt mit 70 % zur nationalen Stromerzeugung bei (Stand 2007). China verbrauchte bereits im Jahr 2002 rund 1,5 Mrd. Tonnen Steinkohleeinheiten und ist damit nach den USA weltweit der zweitgrößte Energiekonsument. Die Kohlekraftwerke liefern (Stand März 2006) immer noch 3/4 des chinesischen Strombedarfs und tragen damit erheblich zur Umweltbelastung in Chinas Städten bei. Im Jahr 2006 gingen alleine 174 neue Kohlenkraftwerke mit eienr Leistung von mehr als 500 Megawatt ans Netz, ein neues Kraftwerk — statisch gesehen — alle 2,1 Tage. Ofizielle Politik ist, mit neuen — sauberen — Kohlekraftwerken die alten Dreckschleudern zu ersetzen, un so die Luftqualität insbesondere in den Ballungsräumen zu verbessern. Es ist allerdings auch üblich, die alten Kraftwerke wegen des wachstumsbedingten Energiemangels für eine mehr oder weniger lange Übergangsfrist doch am Netz zu lassen.
China braucht für die rapide wachsende Wirtschaft Energie. Und trotz der immensen Kohlevorkommen — fast der gesamte nördliche Teil des Landes mit der Mongolei und der Mandschurei liegt auf gewaltigen Kohlenlagern — werden die Probleme aus der Nutzung von Kohlekraftwerken immer offensichtlicher. Die Städte ersticken im Smog. Nach einer Studie der Weltbank liegen 16 der 20 global am meisten verschmutzten Städte in China. China kann es sich — schon wegen der Erkrankungen, die diese Luftverschmutzung zur Folge haben — nicht leisten, den Kohleanteil an der Energieerzeugung in gleichem Maße aufrecht zu erhalten.
China will versuchen, seine Abhängigkeit von Kohle und Öl bis 2010 zu reduzieren. Bis 2010 soll der Anteil der Kohle am Energieverbrauch des Landes — trotz dem Bau von Raffinierien, die Kohle in Kraftstoff umwandeln sollen — von 69,1 Prozent im Jahr 2005 auf 66,1 Prozent gesenkt werden. Der Anteil des Ölverbrauchs soll sich von 21 Prozent auf 20,5 Prozent reduzieren. Dieser ehrgeizige Plan wirkt. Im Jahr 2007 wird sich die Zahl der neuen Kohendioxidproduzenten geringfügig verringern — nur noch alle 2,7 Tage soll ein neues Kraftwerk den Betrieb aufnehmen. In der ersten Hälfte des Jahres 2007 wurden aber immer noch über 590 Mio. t. Kohle zur Verstromung durch die Schornsteine geblasen.
Profitieren werden dagegen Atom- und Wasserenergiegewinnung — und auch das Erdgas soll im chinesischen Energiemix mehr Bedeutung erhalten. Der Anteil von Atomenergie und Wasserkraft sowie anderen Formen erneuerbarer Energien soll von 7,1 Prozent 2005 auf 8,1 Prozent (2010) erhöht werden. Der Anteil des Verbrauchs an Erdgas soll im selben Zeitraum von 2,8 Prozent auf 5,3 Prozent steigen. Allerdings soll das jährliche Wachstum der Energieproduktion in dem Zeitraum 2006–2010 rund 3,5 Prozent betragen. Ein solcher Zuwachs kann nur mit gigantischen Neubauprojekten erzielt werden — und mit der Maßgabe, dass ein Großteil der alten Kraftwerke weiterhin “am Netz” bleibt. Die prozentuale Reduzierung der umweltschädlichen Kohle- und Ölverbrennung wird sich also — wenn überhaupt -, dann nur geringfügig in absoluten Zahlen niederschlagen. Der Mehrverbrauch wird dagegen insbesondere durch umweltfreundlichere Energiegewinnung gedeckt.
Atomkraft im Wachsen
Die 13 chinesischen Atomkraftwerke liefern (Stand 2010) mit 10,8 Gigawatt nur etwa 2 % der Gesamtenergieerzeugung — aber: Atomstrom produziert keinen Smog, und die Uranvorkommen im Lande machen China (im Gegensatz zu Erdöl- und ‑gasnutzung) auch bei einem kräftigen Ausbau der Atomenergie auf Jahrzehnte hin von Importen unabhängig. China will daher (Beschluss ds Nationalen Volkskongreses vom März 2011) schon bis 2015 weitere 40 Atomkraftwerke mit einer Kapazität von 40 Gigawatt errichten.
Die Atomstromgewinnung soll nach Angaben vom Okotober 2010 (WiWO 30.10.2010) bis 2020 von 9 Kigawat auf 86 Gigawatt gesteigert werden, Wasserkraft von 196 auf 300 GW, Windkraft von 16 auf 150 GW und Solarstrom auf 20 GW steigen.
China setzt auf erneuerbare Energien
Die Umweltverschmutzung, die durch die Abgase der Kohlekraftwerke die chinesischen Stadtsilhouetten in einem Smog-Nebel verschwimmen lassen, zwingen China auch auf andere Energieträger auszuweichen. Erdöl- und Erdgas sind nicht in Übermaß vorhanden. Regernerative Energien können daher einen Beitrag zur Energiesicherheit bei gleichzeitiger Schonung der eigenen Ressourcen leisten.
“Um die Energieengpässe zu überwinden, setzt die chinesische Regierung verstärkt auf erneuerbare Energien. Die ohnehin geringen Pro-Kopf-Reserven Chinas, die zudem schnell abnehmen, die weltweit steigenden Erdölpreise und ein massiver Anstieg des Energiebedarfs bis 2020 zwingen darum zum Umdenken. Noch werden über 70% der Energie in zumeist veralteten Kohlekraftwerken gewonnen, etwa 2,3% aus Kernkraft und der Rest überwiegend in Wasserkraftwerken.
Das soll sich nun schnell ändern. Noch im Juni soll ein Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien eingebracht werden, das die Nationale Kommission für Reform und Entwicklung in Zusammenarbeit mit der deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) ausarbeitet. Ausdrücklich ist das deutsche Gesetz über erneuerbare Energien (EEG) Vorbild für den Entwurf, bei dem feste Einspeisungsvergütungen für die Produzenten das Kernstück bilden. Außerdem sind zinsgünstige Kredite und Steuervergünstigungen sowie insgesamt anlegerfreundliche Rahmenbedingungen vorgesehen, um ausländische Direktinvestitionen in diesen Bereich zu lenken.”
(CRI/China.org.cn, 25. Juni 2004)
Wie CRI im September 2007 berichtete, soll der Anteil regenerativer Energien im chinesischen Energieverbrauch von 7 Prozent im Jahr 2006 auf 15 Prozent im Jahr 2020 steigen. Das ist nicht nur eine gute Verdoppelung, sondern — wegen des insgesamt steigenden Energiebedarfes — ein Mehrfaches der Energiemenge von 2006. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen wolle China bis 2020 insgesamt 200 Milliarden Euro zur Entwicklung regenerativer Energien investieren. Bereits 2010 meldete die Wirtschaftswoche (WiWO Nr. 44 / 2010 S. 72), China habe im “Fünfjahresplan” von 2011 bis 2015 sogar ein Ivestitionsvolumen von 540 Mrd. Euro für regenerative Energien vorgesehen.
Brightness Programm — Chenfeng-Programm — Renewable Energy Development Program (REDP):
Mit Wind und Sonne in die Zukunft
China kann es sich nicht mehr leisten, auf erneuerbare Energie zu verzichten. Vor allem in den westlichen, dünn besiedelten Provinzen Chinas, ist die Energieversorgungsinfrastruktur nur beschränkt vorhanden — falls sie nicht ganz fehlt. Eine Fernversorgung über lange Infrastrukturwege bringt erheblichen Aufwand. Daher wird in diesen Gegenden auf lokale Energieerzeugung durch Sonne, Wind und kleine Wasserkraftwerke gesetzt. Ziel des genannten Programms ist die Elektrifizierung der noch nicht angeschlossenen Gebiete. China hat dazu ein fast identisches Einspeisegesetz für erneuerbare Energien wie Deutschland geschaffen.
Statt auf Gas oder Öl wird hier auf die Nutzung von regenerativen Energien — insbesondere auch der Windenergie - gesetzt. Für diese Energieform sind vor allem die nördlichen Grenzprovinzen zur Mongolei sowie die Küstengebiete am Gelben Meer vorgesehen. Als erstes chinesisches Unternehmen hat die Xinjiang Wind Energy Company (XWEC) 1998 mit der Produktion größerer Turbinen unter Lizenz von Jacobs (heute Teil der REpower Systems AG) begonnen. In Hohhot, der Hauptstadt der Autonomen Provinz Mongolei, werden in einer neuen Fabrik mit 60 Arbeitsplätzen Wind-Sonne-Hausanlagen hergestellt. 2006 war China weltweit der größte Produzent von kleinen Inselanlagen mit ca. 170.000 installierten Einheiten und einer Gesamtkapazität von immerhin 42 Megawatt — während Experten ein nutzbares Potenzial von Windstrom 250 Gigawatt On-Shore und rund 750 Gigawatt Off-Shore errechnen. Im Laufe des Jahres 2008 hat die in China produzierte Windenergie zum ersten Mal mehr als 10 Millionen Kilowattstunden betragen. Bei Baotou — einer Industriestadt in der Inneren Mongolei, 650 Kilometer nordwestlich von Peking — schießen die Windkraftanlagen “wie Pilze” aus dem Boden. Der Stromproduzent Zhangze hatte in der Nachbarprovinz Shanxi im Jahr 2010 bereits 33 Turbinen mit einer Leistung von 50 Megawatt (MW) “am Netz” und will die Leistung in kürzester Zeit auf 200 Megawatt erhöhen. Nach einer Meldung vom September 2007 hat die chinesische Regierung beschlossen, die gesamte Installationsleistung von Windstromgeneratoren bis 2020 landesweit auf 30 — 50 Millionen Kilowatt zu erhöhen. Das verlangt einen jährlichen Zuwachs von mindestens 2 Millionen Kilowatt. In Xinjiang, Gansu, der Inneren Mongolei, Hebei, dem Nordosten Chinas sowie an der südöstlichen Küste sollen insgesamt sechs große Windkraftanlagen errichtet werden. Schon 2010 erreichte die Energiegewinnung aus Windkraftanlagen fast 43.000 Megawatt — und damit ein vierfaches der Atomkraft. 2011 installierte China weitere Windparks mit 18 000 Megawatt Leistung.
Bis zum Jahr 2020 sollen zudem 20 Gigawatt Strom (die Leistung von 20 Atomkraftwerken) durch Sonnenkraft produziert werden. Auch hier sollen vor allem die Provinzen entlang der chinesischen Wüstengebiete — von Xinjiang bis Nei Monggol — genutzt werden. Deutschlands Außenminister Joschka Fischer eröffnete im Juli 2004 in Jinan in der Provinz Shandong eine deutsch-chinesische Sonnenkollektoren-Produktion. Das Joint Venture Shandong Linuo Paradigma hat nach eigenen Angaben die weltgrößte Kapazität für die Herstellung von Sonnenkollektoren. Das Unternehmen will erstmals flächendeckend Kollektoren speziell für die Warmwasserbereitung in Einfamilienhäusern einführen.
Den wirtschaftlichen Erfolg dieser Präferenz sieht man auch an den Produktionsraten der chinesischen Kollektorindustrie. Chinas Branchenführer Suntech hat enorme Zuwachsraten mit einer Umsatzsteigerung von 1218 Millionen Euro (2009) auf voraussichtlich 1821 Euro im Jahr 2010. LDK-Solar (Chinas zweitgrößtes Solarunternehmen) will seinen Umsatz von 2009 bis 2010 von 790 auf 1250 Millionen Euro erhöhen — und die 1998 gegründete Firma Yingli (mit 7000 Mitarbeitern der drittgrößte chinesische Solarproduzent) will bis Mitte 2011 Module mit einer jährlichen Leistung von bis zu 1,7 Gigawatt produzieren, der Leistung von fast zwei Atomkraftwerken. Der Umsatz von 2009 (764 Mio. €) soll sich über 1224 Mio. Euro in 2010 bis 2011 mehr als verdoppeln. Dazu wurde 2010 mit dem Bau von zwei neue Produktionsanlagen in Baoding und Haikou begonnen, und weitere Anlagen sind geplant. Finanzvorstand Li Zongwei von Yingli ist daher auch optimistisch, was den Einsatz dieser Technologie in China selbst betrifft. “Wir gehen davon aus, dass es (bis 2020) eher 50 denn 20 Gigawatt sein werden”, wird Li von der FAZ zitiert (07.11.2010).
Bei Golmud (Präfektur Qinghai) in der Wüste Gobi ist im Mai 2012 ein neuer Solarpark mit 200 Megawatt Leistung in Betrieb gegangen — insgesamt stehen damit alleine hier Anlagen, die 570 Megawatt erzeugen — und über entsprechende Leitungen den erzeugten Strom an Chinas Küstenprovinzen liefern. Dort kommt der Strom vor allem Abends gut an — wenn es an der Küste dunkel wird, die Wüste Gobi aber immer noch in der prallen Mittagsglut wabert.
Externe Links:
Wirtschaftswoche Audio: “Der rote Riese wird grün“
Der Windmarkt Chinas — Potenziale und Risiken — (www.erneuerbareenergien.de)
Mit Wind und Sonne in die Zukunft — (www.zdf.de)
Der Einsatz von Biokraftstoffen wird dagegen gebremst. Die landwirtschaftlichen Flächen müssen primär der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung dienen, die mit zunehmendem Wohlstand auch immer mehr “veredeltes Getreide” konsumiert — nämlich Fleisch- und Milchprodukte, die vielfach durch Verfüttern von Getreide und Kartoffeln erzeugt werden.
Wasserkraft:
Wasserkraft ist die Energieversorgung mit der höchsten Zuwachsrate in China. Ende 2005 hat die gesamte installierte Leistung in China 117 Millionen Kilowatt betragen. Ein Jahr später wurden — durch die Inbetriebnahme des “3‑Schluchten-Damms” — landesweit bereits über 500 Millionen Kilowattstunden Strom durch Wasserkraft erzeugt. Dieser weltweite Spitzenwert entspricht aber nur 24 Prozent des gesamten Potentials, dessen Nutzung massiv ausgebaut werden soll. Südwestchina zwischen den Provinzen Sichuan und Yunnan wurde aufgrund seines Reichtums an Wasserressourcen zum Schwerpunkt für die Erschließung der Wasserkraft bestimmt .
Eines der “gigantischsten” Projekte ist der 3‑Schluchten Staudamm:
Das Drei-Schluchten-Projekt ist das größte Wasserbauprojekt in China.” Noch während der im Mai 2006abgeschlossenenBauarbeiten hatte “das Projekt schon begonnen, der Wasserspeicherung, Schiffsverkehrsverbindung und Stromerzeugung zu dienen.
Nach dem Plan soll das Wasserkraftwerk des Drei-Schluchten-Projekts über insgesamt 26 Generatorenaggregate mit Kapazität von jeweils 700 Megawatt verfügen. Mittlerweile sind bereits 6 Aggregate in Betrieb, 4 weitere Aggregate sollen im kommenden Jahr in Betrieb genommen werden. Seit der Inbetriebnahme seines ersten Generatorenaggregats im Juli 2003 hat das Wasserkraftwerk des Drei-Schluchten-Projekts am Yangtse bis Dezember d. J. 2003 mehr als 8 Mrd. Kilowattstunden Strom geliefert.”(CRI, 29. Dezember 2003) Nach der Fertigstellung ist eine jährliche Stromproduktion von 84,7 Milliarden kWh vorgesehen, die von 26 Turbinen erzeugt werden sollen. 16 Generatoren, jeweils mit einer Kapazität von 700.000 Kilowatt, sind bis zum Juli 2007 in Betrieb genommen worden. Die installierte Leistung betrug damit insgesamt rund 11,2 Millionen Kilowatt. Bis zum 29. Juni 2007 hatte das Drei-Schluchten-Wasserkraftwerk damit schon insgesamt rund 30 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt.
Drittgrößtes Wasserkraftwerk Chinas im Bau
Wie China.org.cn am 27. November 2006 mitteilte, hat kurz nach der Inbetriebname des 3‑Schluchten-Staudamms der Bau des drittgrößten chinesischen Wasserkraftwerks, des Xiangjiaba-Wasserkraftwerks, begonnen. Das Wasserkraftwerk befindet sich am Jinsha-Fluss, dem Hauptstrom am Oberlauf des Jangtse. Das Kraftwerk soll planmäßig 2015 in Betrieb gehen und jährlich 30,7 Milliarden Kilowattstunden Strom liefern, der auch die Ostchinesischen Boom-Regionen versorgen soll.
Besondere Aufmerksamkeit hat das Atomprogramm Chinas erregt:
Siemens-Chef Heinrich von Pierer bestätigte am Rande eines Messebesuchs anlässlich des 2003-Besuches von Schröder im chinesischen Kanton das Interesse der Chinesen an der Hanauer Brennelementefabrik : “Es gibt erste Ansätze für Gespräche.” Es gehe aber nicht um die gesamte Fabrik, sondern nur um die technische Ausstattung.
Bundeskanzler Gerhard Schröder sah nach eigenen Angaben nur wenige Hindernisse für einen möglichen Verkauf an China. Es sehe nicht so aus, als ob es etwas gebe, was gegen den Verkauf spreche. Das Interesse Chinas an der Fabrik werde geprüft.
Die Absicht von Siemens die stillgelegte nach China zu verkaufen, ist bei Umweltschützern auf Empörung gestoßen. Allerdings ist das Interesse der Chinesen an einer zivilen Nutzung durchaus plausibel. Die Tagesschau berichtete dazu:
“Fest steht allerdings, dass China — anders als im militärischen Sektor — enormen Aufholbedarf bei der zivilen Kernenergienutzung hat. Das Land ist mit Energie seit den Wirtschaftsreformen chronisch unterversorgt, weil die Energiegewinnung mit dem rasanten Wachstum nie Schritt halten konnte. Hinzu kommen Verluste auf den langen Transportwegen des riesigen Landes, veraltete und damit ineffiziente Kohlekraftwerke sowie der verschwenderische Verbrauch aufgrund maroder Produktionsanlagen. Inzwischen ist der Energiemangel sogar zu einem realen Wachstumshemmnis geworden.” Der Deal wurde in der rot-grünen Koalition offenbar zurück gestellt. Möglicherweise kann nach dem Regierungswechsel ein erneuter Vorstoß eher erfolgreich verlaufen.
Bis 2020 sollen über 30 neue Atomkraftwerke gebaut werden
China hat die friedliche Nutzung der Kernenergie erst recht spät begonnen. Erst, als in Deutschland schon längst für einen Ausstieg aus der Atomenergie und gegen Wiederaufbereitungsanlagen und Endlager demonstriert wurde, ging (im Dezember 1991) rund 70 km südlich von Shanghai mit Quinshan1 der erste zivile Meiler zur Stromerzeugung in Betrieb. Im Juli 2004 gab es in China 9 Reaktoren, die 6700 MW Strom produzierten. Im Juli 2007 waren es schon 11 Reaktoren in sechs Atomkraftwerken, die ausschließlich in den Küstenprovinzen Strom erzeugten. Insgesamt wurden 62 Milliarden Kilowattstunden Atomstrom erzeugt. Dies entspricht einem Wachstum von mehr als 14 Prozent im Vergleich zum Jahr 2006. Im März 2008 betrug die Kapazität der chinesischen Atomkraftwerke 8600 Megawatt. Die Kernenergie macht damit lediglich etwas über zwei Prozent der chinesischen Energieerzeugung aus, soll aber jährlich um zwei Gigawatt anwachsen. Weltweit liegt China derzeit am untersten Tabellenende bei der anteiligen Kernenergienutzung. Zum Vergleich: Deutschland bezieht 30 Prozent seiner Energie aus Kernkraftwerken. Der Ausbau der Kernkraftgewinnung ist vor allem in den boomenden Küstenprovinzen — von Liaoning am Gelben Meer bis zur Ferieninsel Hainan am südchinesischen Meer — vorgesehen.
Trotzdem bricht seit 2003 gerade in den heißen Sommermonaten immer wieder für Stunden die Energieversorgung der Städte zusammen.
Wie XINHUA mitteilte, soll die gesamte installierte Leistung der chinesischen Atomkraftwerke im Jahr 2020 planmäßig 40.000 MW erreichen. Damit könnten jährlich fünf Prozent der nationalen Stromproduktion erzeugt werden. Dazu zählen auch Kernkraftwerke im Nordosten, die der dortigen “Industrieregion im Umbruch” trotz der vorhandenen Kohlevorkommen eine sichere Stromversorgung gewährleisten — und damit auch die Umweltbelastung reduzieren — sollen. Chinanews meldete dazu Anfang November 2007, inzwischen wären insgesamt 13 küstennahe Standorte für neue Atomkraftwerke im Prüfungsverfahren. In den Küstenprovinzen Shandong, Fujian und Guangxi, in denen es derzeit keine Atomkraftwerke gibt, soll jeweils ein neues Atomkraftwerk errichtet werden. An den 13 Standorte könnten bis zum Jahr 2020 40 Millionen Kilowatt in Betrieb genommen werden und sich 18 Millionen Kilowatt in Bau befinden. Außerdem wurden seit 2004 die Standorte in der Region Yuedong (Standort Tianwei) in Guangdong, im westlichen Zhejiang sowie in Hubei, Jiangxi und Hunan freigegeben. Neben den fertig gebauten und im Bau befindlichen Projekten beträgt die Kapazität der Standorte in den Küstenregionen, die für die Errichtung eines Atomkraftwerks vorgesehen sind, zurzeit mehr als 50 Millionen Kilowatt. Nach Berechnungen ausländischer Fachleute wird dieses Programmein Investitionsvolumen von über 40 Milliarden Euro mit sich bringen. Dieses Volumen wird wohl überwiegend der nationalen Industrie zu Gute kommen. Der Generaldirektor des chinesischen Konzerns für Atomindustrie, Kang Rixin, hat im Juli 2004 in Beijing mitgeteilt, dass Bau und Verwaltung von Atomkraftwerken in China ein neues Niveau erreicht hätten. China sei in der Lage, Druckwasserreaktoren mit einer Kapazität von 600 Megawatt bis 1.000 Megawatt aus eigener Kraft zu bauen und zu verwalten.
Dennoch haben sich Lieferanten aus den USA, Frankreich und Russland um Teile des Investitionsprogrammes beworben, wobei vor allem dem franzöischen Konzern Areva gute Chancen eingeräumt werden. Allerdings schien Areva zunächst nicht bereit — im Gegensatz zum US-Konkurrenten Westinghouse — sensible Technik an die Chinesen weiter zu geben. Dementsprechend hat China nach Meldungen der Internetzeitung “Gazeta.Ru” und der Welt im August 2007 mit dem in den USA ansässigen Konzern Westinghouse Electric Co die Lieferung von vier Atomkraftwerken vereinbart. 8 Mrd. $ Auftragssumme konnte Westinghouse für sich verbuchen. Russland wird China über einen für mehrere Jahre, bis etwa 2020, ausgelegten Vertrag eine Urananreicherungsanlage und nuklearen Brennstoff im Wert von insgesamt mehr als einer Milliarde US-Dollar (634 Millionen Euro) liefern. Darüberhinaus baut die von der russischen Atomenergiebehörde Rosatom kontrollierte Atomstroyexport (ASE) das Atomkraftwerk Tianwan in China.
Nach einer Vereinbarung vom November 2007 soll nun auch Frankreich zwei Atomkraftwerke im Wert von rund acht Milliarden Euro an China liefern. Die beiden neuartigen EPR-Druckwasserreaktoren sollen 2013 und 2015 für die Guangdong-Atomkraft-Gesellschaft (CGNPC) in den Süden der Volksrepublik geliefert und bis zum Jahr 2026 in einer gemeinsamen Betreibergesellschaft betreut werden. Areva überlässt der Atomkraft-Gesellschaft CGNPC zudem 35 Prozent der Uran-Produktion von drei Minen in Afrika. Neben den Atomkraftwerken gibt es wohl noch chinesisches Interesse an einer Wiederaufarbeitungsanlage nach dem Vorbild des französischen Werks La Hague in China mit einem “mögliche Vertragsvolumen im Wert von rund 15 Milliarden Euro“. Es fragt sich, ob vor diesem Hintergrund das — plausible — Interesse der Chinesen an der Wiederaufbereitungsanlage Hanau nicht doch noch realisiert werden könnte.
Im Oktober 2008 gab RIA NOVOSTI bekannt, Russland verhandele über die Errichtung der vierten Baufolge eines Gaszentrifugenwerks in China.