Marine
Nur ein kleiner Teil Malaysias — noch dazu nur über einen schmalen Isthmus verbunden — gehört zum „asiatischen Festland“. Die größe Landmasse Malaysias bildet die Nordhälfte der Insel Borneo. Dazu beansprucht Malaysia mehrere Inseln im umstrittenen Spratley-Archipel. Diese Insellage im Süden des chinesischen Meeres und die Nachbarschaft zu einer der wichtigsten Seestraßen der westlichen Welt zeigen, dass Malaysia „seeorientiert“ ist.
Dementsprechend müsste die Marine eine der wichtigsten Teilstreitkräfte Malaysias darstellen. Malaysia hat auch in den sechziger Jahren mit einem bemerkenswert systematischen Ausbau seiner Flotte begonnen.
Neben einer sehr breit gestreuten ausländischen Beschaffung wurden in der heimischen Hong Leong Lürssen Werft in Penang zunehmend eigene Bestellungen in Auftrag gegeben (ca. 200 t — Ptr.Boote).
Als weitere einheimische Werft konnte Malaysian Shipbuilding in Lahore 1981 — 1986 eine erste Fregatte (1.000/1.300 t., „Marikh“) in koreanischer Lizenz fertigen.
1993 wurden Überlegungen bekannt, gemeinsam mit Australien mehr als 30 Patrouillenboote zu bauen. Tatsächlich ist das Seegebiet um die malaiische Halbinsel — besonders in der Straße von Malakka — erheblich von zunehmender Piraterie bedroht (Marineforum 9/1994, Südd. Zeitung 24.01.1994).
Diese Überlegungen wurden durch die Beschaffung von weiteren Systemen (sechs U‑Jagdhubschrauber Super Lynx 300 im Sept. 1999 – für die (von England gelieferten) neuen Fregatten der LEKIU-Klasse) ergänzt.
Bereits 1989 war von Überlegungen zur Beschaffung von U‑Booten die Rede (Marineforum 5/1989), die in die Bestellung von zwei U‑Booten der SCOPENE-Klasse in Frankreich mündeten. In Frankreich haben erste malaysische Soldaten und Techniker die Ausbildung zu technischen, logistischen und operativen Aspekten von U‑Booten aufgenommen. Sie sollen dort auch ein gebrauchtes französisches U‑Boot der AGOSTA-70-Klasse übernehmen, das dann ab 2005 zur weitergehenden, eigenständigen Ausbildung von U‑Bootbesatzungen dienen soll.
Diskutieren Sie mit:
STRASSE VON MALAKKA
Inzwischen geht Malaysia auch wieder zum Eigenbau von größeren Einheiten über, wobei Malaysia – wie wohl künftig auch Indonesien – auf Lizenzproduktion und damit den Erwerb eigener schiffbaulicher Kenntnisse großen Wert legt. Malaysia hat sich zunächst für Korvetten des Typs MEKO 100 RMN entschieden. Die malaiische Marine will (zunächst) sechs Korvetten beschaffen. Allerdings hatte die RMN bei der Ausschreibung (1995) bereits einen Bedarf von insgesamt 27 Schiffen angegeben, und auch die Ende 1997 erfolgte Auftragsvergabe für das erste Teillos mit 6 Schiffen sieht Optionen für den Bau weiterer 21 Einheiten (drei Lose zu je sieben Schiffen) vor.
Für die ersten beiden Einheiten werden jeweils drei ausgerüstete Großmodule und zwei ausgerüstete Mastmodule bei Blohm+Voss gebaut und montiert. Mit einem Dockschiff erfolgt dann ihr Transport nach Malaysia, wo Zusammenbau, Endausrüstung und Erprobung durchgeführt werden. Die weiteren vier Korvetten entstehen mit Unterstützung durch Blohm+Voss in Lumut/Malaysia. Das Schlüsselpersonal der Werft in Lumut wird im Rahmen eines „On-the-Job-Trainings” bei Blohm+Voss eingewiesen und ausgebildet.
Die Kiellegung der ersten, über 90 m langen 1.900 ts. Korvette für die Marine Malaysias fand im November 2001 bei der Werft Blohm+Voss in Hamburg statt. Die erste Korvette machte sich am 1. April 2003 an Deck des Spezialtransportschiff CONDOCK IV auf den Weg nach Südostasien. Die Endausrüstung sowie ab März 2004 geplante Erprobungen (die Indienststellung durch die RMN ist Ende Mai des Jahres 2004 geplant) des Schiffes sollen nach Ankunft in Lumut ab etwa Mitte Mai 2003 bei der dortigen Penang Shipbuilding (PSC-NDSB) erfolgen. Bau Nr. 2 soll ebenfalls noch in diesem Jahr folgen. Die anderen vier Fahrzeuge werden mit Werfthilfe und Materialpaketen von Blohm & Voss (bzw. der German Naval Group) komplett bei PSC-NDSB gebaut.
Nach Angabe der RMN will diese ihre neuen Einheiten mit eingeschifftem Hubschrauber vor allem als Offshore Patrol Vessel in der Sicherung des internationalen Seeverkehrs in der Straße von Malakka sowie im Schutz der Territorialgewässer und Wirtschaftszonen einsetzen. Dieser wichtige Seeweg zwischen dem malaysischen Festland und der indonesischen Unruheprovinz Aceh auf der Insel Sumatra ist vor allem durch Piratenüberfälle mit schnellen Motorbooten extrem gefährdet.
Daneben ist aber auch zu bemerken, dass sich auch im südchinesischen Meer – zwischen dem Malaysischen Festland und dem malaysischen Territorium auf Borneo – der (besonders für Japan wichtige) Seeweg zwischen den Erdölproduzenten des Nahen Ostens und dem ostasiatischen Industrie- und Wirtschaftsgebiet verläuft. An diesem Seeweg liegen zugleich die – wohl auch wegen vermuteter Erdölvorkommen – zwischen den Anrainerstaaten heftig umstrittenen Spratley-Inseln. Hier gibt es einen klaren Interessenskonflikt vor allem auch zwischen Malaysia, Vietnam und China, die jeweils Stützpunkte (von Malaysia z.B. auf dem Atoll Layang-Layang) errichtet haben und die Ansprüche auf die jeweils von den anderen besetzten Inseln erheben.
Zur Erfüllung dieses Auftrages sind als Bewaffnung bisher nur Rohrwaffen (76 mm, 30 mm, 12,7‑mm-MG) vorgesehen. Alle Schiffe werden jedoch schon jetzt baulich auf eine spätere Nachrüstung mit jeweils vier Seeziel-FK MM-40 Exocet und dem Nahbereichs-Flugabwehr-FK-System RAM vorbereitet. Dazu scheint es Überlegungen zu geben, diese neuen Einheiten ebenfalls mit U‑Jagd-Kapazitäten auszustatten. Dazu soll auch an die Einschiffung von U‑Jagdhubschraubern gedacht werden.
Diese zusätzlichen Bewaffnungswünsche und der massive Ausbau von Basen auf Borneo nähren Spekulationen, dass sich die malaysischen Seestreitkräfte auch für Einsätze im Bereich der umstrittenen Wirtschaftszonen des südchinesischen Meeres vorbereiten. Flugabwehr-FK-Systeme und U‑Jagd-Kapazitäten sind jedenfalls für die vorgegebene Piratenbekämpfung nur bedingt geeignet, können aber den zunehmenden Aktivitäten der chinesischen PLAN, die im umstrittenen Inselgebiet ihre modernsten Einheiten einsetzt, ein durchaus realistisches Gefahrenpotential aufzeigen.
Stützpunkte der Marine:
Im Mai 2003 verdichteten sich die Meldungen über das Einsatzgebiet dieser neuen Schiffe der „Royal Malaysian Navy“. So wurde in Ostmalaysia (Sabah) in der Sepanggar Bay mit dem Bau einer U‑Bootbasis begonnen, die pünktlich vor dem Zulauf der beiden bestellten U‑Boote (2007, 2008) fertiggestellt wurde.
Ebenfalls 1989 wurde der Ausbau einer neuen Marinebasis in Sabah beschlossen. 1997 wurde die Absicht erklärt, eine weitere Marinebasis bei Sandokan zu errichten.
Externer Link:
Regionale Konflikte und Kooperationen in Südostasien:
Malaysia — Geschichte, Politik, Konflikte
Externer Link:
Infos über die malaysische Air-Force im Internet:
Malaysian Forces Overview