Wie kam es dazu?
Das Volk der Malaien
Malaysia bildet den Übergang vom südostasiatischen Kontinent in die malaysische Inselwelt — und es ist wohl kein Zufall, dass Malaysia auch im Staatsnamen auf das Volk der „Malaien“ hinweist, das in kühnen Seefahrten und mehreren Wellen die malaiische Inselwelt bis in die Südsee und darüber hinaus in einem weiten Sprung über den indischen Ozean sogar noch Madagaskar besiedelte.
(Karte: malaiischer Sprachraum).
Die Vorbevölkerung — meist dunkelhäutig und oft sogar kraushaarig — wurde in das Innere der großen Inseln oder an den Randbereich der malaiischen Inselwelt (etwa in Neu-Guinea und Mikronesien) abgedrängt. Die „Landnahme“ malaiischer Völker bildete einen Keil zwischen den dunkelhäutigen „Altschichtrassen“ Asiens, den Wedda (Drawida) Südindiens und den Melanesiern und Australiern des Pazifik. Die in mehreren Wellen erfolgte Besiedelung von Madagaskar (15. Jhdt.) ist durchaus der Überquerung des Atlantik und der Besiedelung Islands durch die Wikinger vergleichbar.
Die „Seidenstraße des Meeres“ führte über Indien (Ceylon), Malaysia (der Isthmus von Kra ist nur rd. 25 km breit) nach China — und Marco Polo berichtet, er sei zu Schiff von China kommend über Indien nach Venedig zurück gekehrt.
Im Kontakt mit Indien entstanden bereits im ersten Jahrtausend unserer Zeitrechnung verschiedenste Reiche indischer Kultur mit buddhistischer (Sumatra: 6,/7.Jhdt.) oder hinduistischer Prägung (Java — Bali),
vgl. Länderdossier zu Indonesien
Indonesien
Im 15. Jhdt. verbreitete sich — von arabischen Händlern eingeführt — der Islam. Die Islamisierung führte zur Errichtung von Sultanaten auf den malaiischen Inseln. Kurze Zeit später setzten sich europäische Mächte in Südostasien fest
1511 die Portugiesen an der Schiffsverkehrsstraße von Malakka
1641 die Holländer
1795 die Briten (Penang)
1819 wieder die Briten (Singapur) und
1824 erneut die Briten in Malakka.
Gleichzeitig war SO-Asien immer auch in engen wirtschaftlichen Beziehungen zu China; Fischerei, Handel, Bergbau, Landwirtschaft und Handwerk führten zur zunehmenden Einwanderung von Chinesen, die inzwischen einen — unterschiedlich starken — wichtigen Bevölkerungsanteil stellen.
Die Bildung von Malaysia:
All diese unterschiedlichen Einflüsse und Entwicklungen, die die gesamte malaiische Völkergemeinschaft prägt, finden sich im Kleinen in Malaysia wieder.
Die zwei britischen Kolonialsiedlungen an der Straße von Malakka wurden 1867 zur Kronkolonie „Straits Settlement“ zusammengefasst. Von 1874 bis 1919 gelang es den Briten weiter, die Schutzherrschaft über neun Sultanate auf der malaiischen Halbinsel zu erlangen.
Nach dem zweiten Weltkrieg (1946) schlossen sich diese Sultanate mit Penang und Malakka zum „Malaiischen Staatenbund“ zusammen, der seit 1957 auch völkerrechtlich völlige Unabhängigkeit genießt.
Bereits kurze Zeit nach der Unabhängigkeit musste — mit britischer Unterstützung — ein kommunistischer Aufstand niedergeschlagen werden, der auch von Indonesien unterstützt worden war.
Ausgenommen von diesem Staatenbund war Singapur, das erst 1963 mit dem Staatenbund und den ehemaligen britischen Kolonien Nordborneo (Sabah) und Sarawak zum neuen Staatswesen „Malaysia“ fusionierte.
Dieser späte Zusammenschluss trug den Bedenken Rechnung, dass die Malaien im eigenen Staat nur mehr eine Minderheit bilden könnten.
Singapur, die Stadt indischen Namens (Singa-Pura = Löwenstadt), die schon im 13. und 14. Jhdt. erhebliche wirtschaftliche Bedeutung hatte, wies nämlich inzwischen eine deutliche Mehrheit an chinesischer Bevölkerung auf. Nach den seinerzeitigen Volkszählungen hatte Singapur mit etwa 1,7 Millionen Einwohnern einen Bevölkerungsanteil von 1,3 Millionen Chinesen, 240.000 Malaien und 140.000 Indern, während im restlichen Malaysia von einer Gesamtbevölkerung von etwas über 7,1 Mio. Menschen nur 3,6 Millionen zu den Malaien gezählt wurden.
Bereits 2 Jahre später — im August 1965 — verließ Singapur die Föderation Malaya wieder — wegen wirtschaftlicher, politischer und ethnischer Divergenzen — und wurde eine selbständige und unabhängige Republik; Malaysia war damit von seinem wirtschaftlichen und industriellen Zentrum abgeschnitten, während gleichzeitig Singapur als Stadtstaat „ohne Hinterland“ in eine zu Hongkong vergleichbare Lage geriet. Singapur orientierte sich daher an den umliegenden Staaten. Es wurde 1967 Gründungsmitglied der Association of South East Asian Nations (ASEAN), und 1971 wurde nach dem Abzug des britischen Oberkommandos „Fernost“ ein Fünf-Mächte-Verteidigungsarrangement (FPDA) zwischen Malaysia, Singapur und den ANZUS-Staaten (Australien, Neuseeland, Großbritannien) abgeschlossen.
Damit sollten die Unabhängigkeit und auch der westliche Einfluss auf die wichtigste Seeverbindung zwischen Pazifik und Indischem Ozean weiter gesichert werden.