Wirtschaft:
Madagaskar wird als das zweitärmste Land der Erde bezeichnet. Madagaskar ist der größte Produzent von Vanille und hat sich eine starke Marktposition für hochwertige Garnelen erarbeitet. Es gibt erste Versuche, Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen: Biodiesel (Jatropha) und Biobenzin (Äthanol).
Dabei bietet das Land gute Investitionsmöglichkeiten für die internationale Wirtschaft. Bodenschätze (Chrom, Eisenerz, Gold, Uran, Edelsteine u.a. Rohstoffe), Dienstleistungen (Tourismus) und die Landwirtschaft bieten ein enormes Entwicklungspotential. Die Regierung hat hierzu konkrete Pläne. Durch ausländische Direktinvestitionen (2005 erst 84 Mio. $) im Bergbau und hochwertigem Öko-Tourismus soll das Wirtschaftswachstum bis 2012 auf über 10 % steigen. Der Ertrag der 1,5 Mio. Hektar Reisfelder soll auf die in Asien üblichen rund 4 Tonnen je Hektar verdoppelt werden.
Problematisch sind aber die Grundlagen — es gibt kaum sichere Angaben über Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden und dementsprechende Probleme beim Grunderwerb. Lediglich in einigen Investitionszonen wird eine staatliche Garantie für den Grunderwerb gewährt — wenn die Mindestsumme von 500.000 $ Investitionen überschritten wird. Auch die Energieversorgung ist marode — und die behäbige bürokratische Verwaltung ist alles andere als geeignet, die ultraliberale Wirtschaftspolitik des neu gewählten Präsidenten Marc Ravalomanana (2002) und sein im Dezember 2006 vorgestelltes Wirtschaftsprogramm umzusetzen. Allerdings schreckt dies große Investoren nicht ab.
China bemüht sich, durch entsprechende Investitionen Zugriff auf die Rohstoffe des Landes zu erhalten. Der Bergbaukonzern QMM (zur australischen Rio-Tinto-Gruppe gehörend) plant eine Investition von 600 Mio. $, um im Süden der Insel Mineralsand zu fördern. Der kanadische Bergbaukonzern Dynate plant sogar — zusammen mit koreanischen und japanischen Partnern — 2,5 Milliarden Dollar in die Verbesserung der Nickelgewinnung stecken. Der dadurch verursachte Zustrom von Devisen hat zu dramatischen Preissteigerungen geführt. Hohe Kreditzinsen von rund 20 % (Stand 2006) — zur Geldabschöpfung eingeführt — würgen die Entwicklung einer breit gelagerten Wirtschaft ab.
Der Staat kann dementsprechend nur etwa 10 % seiner Ausgaben selbst finanzieren. Ein Drittel des Staatshaushalts wird aus Entwicklungshilfe finanziert. Runde 2/3 der Investitionen — überwiegend zur Erneuerung der Infrastruktur — werden durch Dritte aufgebracht.
Der Staat zieht sich mehr und mehr aus dem Wirtschaftsleben zurück und beschränkt sich auf die Bereitstellung von öffentlicher Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Unter Präsident Ravalomanana (“Hoffnungsträger” — so der deutsche Bundespräsident Horst Köhler) hat sich Madagaskar im Transformationsindex der Bertelsmann-Stiftung von Platz 60 auf Platz 25 vorgearbeitet — innerhalb von nur drei Jahren (Stand 2007). Der Präsident ermuntert europäische Unternehmen, im Lande zu investieren. Insbesondere die Sparten Minen, Erdöl, Textilindustrie und Tourismus sollen so gefördert werden. Die Entwicklungsstrategie Madagaskars sieht den Aufbau einer wettbewerbsfähigen Agroindustrie vor, mit dem Ziel einer Verdreifachung der Produktion bis 2012. Der Staat investiert in Bildung und Gesundheit, ländliche Entwicklung, Straßen, Häfen, Flughäfen und Energieversorgung.
Aussenpolitisch bemüht sich Ravalomanana um eine engere Verbindung zu den Nachbarstaaten im indischen Ozean — zu Réunion, Mauritius und den Seychellen.
Streitkräfte:
Für einen Inselstaat dieser Größe verfügt Madagaskar über eine erstaunlich kleine Marine und Luftwaffe. Dabei würden gerade diese Teilstreitkräfte benötigt, um einen potentiellen Angreifer weit vor den eigenen Gebieten abwehren zu können. Die geringe Stärke zeigt, dass sich Madagaskar derzeit von keinem anderen Land der Welt bedroht fühlt. Madagaskar gehört keinem militärischen Bündnis an und duldet auch keine fremden Stützpunkte. Es hat sich jedoch wiederholt an militärischen Beobachtermissionen beteiligt.