“Menschen und Rohstoffe sind Indonesiens Reichtum. Um daraus eine Wachstumsstory zu machen, braucht das Inselreich Investoren. Die strömen nach der Asienkrise jetzt wieder ins Land.”
(Aus der FTD vom 05.03.2008)
“Der renommierte US-Ökonom Nouriel Roubini von der New Yorker Stern School of Business sieht Indonesien bereits als neuen Star unter den Schwellenländern. Er schlägt vor, das Land in den Kreis der sogenannten BRIC-Staaten — Brasilien, Russland, Indien und China — aufzunehmen, denen Ökonomen besonders hohe Wachstumsraten prognostizieren.”
(Wirtschaftswoche Nr. 22 v. 31.05.2010)
Indonesiens Wirtschaft:
Indonesien ist der bevölkerungsreichste Staat der islamischen Welt. und der an Einwohnern gemessen viertgrößte Staat der Erde. Nur China, Indien und die USA haben mehr Einwohner. Nun mag man die USA mit der EU vergleichen — aber dann müsste auch die Gesamtzahl der Einwohner der ASEAN-Staaten zum Vergleich herangezogen werden; beschränken wir uns also auf Indonesien, das seit 2010 mit China, und den ASEAN-Staaten Malaysia, Brunei, den Philippinen, mit Singapur und Thailand eine Freihandelszone gebildet hat.
Indonesiens 240 Mio. Einwohner verfügen über ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von 2.200,- US-$ (Stand 2009). Damit besteht ein gigantischer Binnenmarkt. Der Konsum hat einen Anteil von 62 % am BIP — und macht Indonesien daher von globalen Einflüssen unabhängiger als andere Staaten. Das BIP hat sein 2001 (knapp 4 %) stabile Zuwachsraten, die seit 2003 ziwschen 5 und gut 6 % erreichten. Auch im Krisenjahr 2009 konnte Indonesien ein BIP-Wachstum von 4,5 % erwirtschaften, was im Wesentlichen der Zunahme der Binnenachfrage (um 4,9 %) und einem staatlichen Konjunkturpaket von knapp 6,5 Mrd. $ zu verdanken war. Damit wurden die schwächelnden Exporte (+ 15 %) mehr als ausgeglichen werden. Für die kommenden Jahre wird ein Wachstum von 5 — 6 % erwartet (Stand 2010). Gleichlaufend mit dem Wachstum des BIP hat es Indonesien geschafft, seine Auslandsverschuldung von knapp 90 % des BP (2000) auf rund 30 % (2008) massiv abzubauen.
Indonesiens Wirtschaft — die größte Volkswirtschaft innerhalb der Vereinigung südostasiatischer Staaten (Asean) — wird von chinesischen Familien beherrscht. Vier Tycoone — Anthoni Salim, Prajogo Pangestu, Sofyan Wanandi und Sukanto Tanoto — kontrollieren ungefähr die Hälfte der indonesischen Wirtschaft. Diese Stellung wird einmal durch den enormen Fleiß der Chinesen, zum anderen aber auch durch den engen familiären Zusammenhalt der Chinesen erreicht. Mit zunehmender wirtschaftlicher Prosperität Indonesiens fließt das Kapital der Auslandschinesen nicht mehr nur nach China, sondern auch in südostasiatische Regionen. Indonesien erhofft sich, dass mehr als 1 Milliarde Dollar von den Chinesischen Tycoonen im Lande investiert werden, wenn die grassierende Korruption eingedämmt wird.
Dies scheint dem im Spätsommer 2004 neu gewählten Präsidenten Yudhoyono zu gelingen — nach der Tsunami-Katastrophe und dem folgenden Frieden in Aceh erwarten die meisten Wirtschaftsbeobachter ein gesichertes Wirtschaftsklima, das Investitionen im Lande zulässt.
Das Land wird aber durch den hohen Ölpreis behindert. Obwohl Indonesien selbst große Vorkommen an Öl, Gas und Kohle hat ist das Land — aufgrund unterlassener Förderinvestitionen und steigender eigenen Nachfrage — auf den immer teureren Import von Energie angewiesen. Die Energienachfrage steigt rasant- mit einer jährlichen Rate von knapp 10 %. Die bis September 2005 andauernden Treibstoffsubventionen belasten den Staatshaushalt aufgrund der gestiegenen Ölpreise inzwischen mit 11,3 Milliarden Euro — einem Viertel der Gesamtausgaben.
Indonesiens Präsident hat daher zu seinem einjährigen Amtsjubiläum angekündigt, die Treibstoffpreise um die Hälfte zu erhöhen. Wirtschaftsfachleute — so die FAZ vom 19. Sept. 2005 — erwarten, dass dies Unruhen in der Bevölkerung auslösen könnte.
Inzwischen ist Indonesien in das Visier des russischen Bären geraten. Das Handelsvolumen zwischen beiden Staaten — das im Jahr 2006 500 Mio. $ betrug — soll nach Vorstellungen des russischen Präsidenten auf 1 Mrd. $ verdoppelt werden. Dabei ist vor allem die Kooperation in der Energiewirtschaft im Focus der russischen Regierung. So haben Indonesien und Russland im Dezember 2006 ein Abkommen über die friedliche Nutzung von Atomkraft geschlossen.
Indonesiens Rohstoffe (mit reichen Vorkommen von Kupfer und Zinn) tragen rund 40 % zu den Exporterlösen des Landes bei. Die weitere Exploration verlangt aber Investitionen in Milliardenhöhe — insbesonder für die Erschließung der Lager.
Indonesien — das 10 Jahre nach der Asien-Krise von 1997 wirtschaftlich wieder “Tritt fasst” — möchte in den nächsten Jahren vor allem in der Infrastruktur des Landes — Häfen, Eisenbahnen und Straßen — investieren. Dazu sind enorme Investitionen für die Energieversorung nötig. Hier stehen vor allem Kohlekraftwerke und erneuerbare Energien im Fokus der Investitionsplanung. Die stabile politische Entwicklung mit zunehmener Eindämmung der Korruption tun ein Übriges, um Investoren “ins Land zu locken”.
Stichwort Straßen und KFZ-Industrie:
Die ASEAN-Länder liegen mit ihrem KFZ-Absatz in der Größenodnung von Indien — allerdings beliefert vor allem Toyota etwa 33 % des Makrtes, der vor allem “Pick uos” aufnimmt. Bisher produziert Volkswagen lediglich eine Teilemontage in Indonesien und produziert mit Indomobil nur wenige hundert “Touran” im Jahr. Die FTD berichtete im August 2010 von Überlegungen, den VW Pick-up “Amarok” in der Region zu fertigen. Indonesien käme als Standort für eine entsprechende Fabrik in Frage — und steht damit in Konkurrenz zu Vietnam, dem neuen asiatischen Tiger.
Landwirtschaft:
Das tropische Indonesien müsste ein Paradies für tropische Landwirtschaft sein. Tatsächlich gibt es in Indonesien bis zu 20 Millionen Hektar Brachflächen — einerseits,
andererseits werden durch Brandrodung und die dadurch verursachten Waldbrände jählich etwa 3 bis 15 % der gesamten, von Menschen verantworteten CO² Emmissionen verursacht. Nach aktuellen Studien (Unep, 2004) werden 98 % der indonesischen Urwälder bis zum Jahr 2022 zerstört sein. Die Küstenwälder — Heimat der seltenen Orang-Utan Menschenaffen — werden immer mehr vernichtet.
Die Brandrodung dient vor allem der Gewinnung von Palmöl. Jahr für Jahr werden für neue Ölpalmen-Plantagen in Malaysia und Indonesien (die 4/5 der weltweiten Palmölproduktion erzeugen) Millionen Hektar Regenwald zerstört. Nach Angabe der Welternährungsorganisation FAO hat sich die Anbaufläche der Ölpalme von 1990 bis 2006 auf 12 Millionen Hektar verdoppelt, und bis 2030 ist eine weitere Verdoppelung zu erwarten. Das Niederbrennen und Planieren ist einfacher, billiger, als die Anpflanzung auf Brachland. Daher fordern inzwischen Umweltorganisationen ein — den Bestimmungen der WHO widersprechendes — Importverbot für Palmöl. Die EU ist allerdings dabei, ein Zertifizierungssystem zu erarbeiten, um einen ökologisch sinnvollen und verträglichen Anbau zu fördern.
Externer Link:
Financial Times Deutschlan: Indonesien — Asiens unentdeckte Schatzkammer