Streitkräfte:
Die Streitkräfte Indonesiens müssen vor allem den geographischen Gepflogenheiten des Staates mit über 18.000 Inseln und mit seinen gigantischen Entfernungen gerecht werden. Die Ost-West-Ausdehnung von 5.000 km (und drei Zeitzonen) machen deutlich, wie verloren selbst einzelne moderne Einheiten bei einem Konflikt wären.
Die Bestrebungen der Militärs sind daher auf eine umfassende Modernisierung der Streitkräfte ausgerichtet. Allerdings haben die Ambitionen der indonesischen Militärs mit dem Aufruhr und Chaos, das nach Suhartos Entmachtung vor allem 1999 das Archipel erschütterten, deutliche Dämpfer erfahren.
Vor allem südlich der Philippinen kam es zu offenen Konflikten zwischen islamisch geprägter Bevölkerung und christlichen Ethnien, genauso wie Stammeskonflikte auf Borneo, separatistische Bewegungen im Norden Sumatras — die sich wohl auch aus der Piraterie in der Straße von Malakka finanzieren könnten — und Selbständigkeitsbewegungen auf Irian Jaya (Papua-Neuguinea) auf das Staatsgefüge auswirken.
Auch der Konflikt um (die inzwischen wieder selbständige ehemalige portugiesische Kolonie) Ost-Timor belastete die Entwicklungsmöglichkeiten des Indonesischen Staates.
Marine:
Gleichzeitig mit dem Ausbau der indonesischen Werftindustrie (siehe Vorseite) wurde auch ein umfassendes Beschaffungsprogramm für die indonesische Marine umgesetzt, die offenbar gegenüber den anderen Teilstreitkräften eine gewissen Priorität genießt.
Während einerseits die PAL in Surabaya erste Serien hochwertiger Kleinkriegsschiffe auf Kiel legte — so mit sieben 342/399 t Schnellbooten des Lürssen-Typs FPB 57 für Marine und Zoll sowie sechs 115 t Tragflügelbooten des Boeing-Typs Jetfoil 929 wurden alleine aus Deutschland zwischen 1993 und 1996 insgesamt 39 ex NVA-Schiffe — fast die ganze ehemalige Marine der DDR — aufgekauft, darunter mehrere Minensuch- und Räumboote (MSR) des Typs KONDOR II (Projekt 89.2000) sowie Landungsschiffe des Typs “FROSCH”, Gefechtsversorger des Typs “FROSCH II” und 16 Korvetten (U‑Boot-Jäger) der PARCHIM-Klasse bezogen und einheimische Kräfte der indonesischen Marine-Werft in der Fachrichtung Reparatur zur späteren Instandsetzung ausgebildet. Dazu erwarb Indonesien — das bereits in den achtziger Jahren zwei U‑Boote vom Typ 209 erworben hatte — vier weitere gebrauchte U‑Boote der Klasse 206 aus deutschen Beständen.
Externer Link:
U‑Jagd-Schiffe der Parchim-Klasse — (Roberto Roth)
Zu dieser Zeit waren Piratenüberfälle in südostasiatischen Gewässern wie der Straße von Malakka — dem Seeweg zwischen Singapur und der Nordspitze Sumatras — die Begründung für entsprechende Rüstungsvorhaben.
(Südd.Zeitung, 04.01.1993).
Ein Zusammenhang mit den Gefechten in der südchinesischen See (Februar 1995: China besetzt das von Vietnam und den Philippinen beanspruchte “Zwietrachtsriff”; März 1995: Philippinische Armee zerstört chinesische Hoheitszeichen im Spratley-Archipel; September 1991: Malaysia besetzt Spratleys; Juni 1995: Seegefecht zwischen Thailand und Vietnam; Februar-März 1999: China errichtet mehrgeschossige “Schutzräume” auf dem von Philippinen beanspruchten Mischief-Riff) wurde stets bestritten.
Allerdings ist es nicht nachvollziehbar, wie mit (langsamen) Korvetten, deren Hauptbewaffnung in WABO-Werfern für U‑Jagd-Operation besteht, die Piraterie “mit Speedboat und Kalaschnikow” (Marineforum 9/1994) bekämpft werden kann.
U‑Boot-Jäger richten sich nun mal vor allem gegen U‑Boote, und über diese verfüg(t)e seinerzeit nur China, Taiwan, Indien, Australien und bei den ASEAN-Staaten selbst trugen/tragen sich Thailand und Singapur mit dem Gedanken, eine U‑Boot-Waffe einzuführen.
Indien — das 1994 gebeten wurde, Kriegsschiffe der indonesischen Marine auf eigenen Werften zu warten und instand zu setzen, und noch im Jahre 2002 gemeinsame Manöver mit Indonesiens Marine abhielt, scheidet als “potentieller Gegner” genauso aus wie die anderen Staaten Südostasiens, mit denen Indonesien im ASEAN-Bund verbunden ist, und Australiens U‑Boot-Waffe ist der inzwischen veralteten Technik aus Sowjet-Zeiten sicher gewachsen.
Tatsächlich wurden die Kriegsschiffe der ehemaligen DDR inzwischen auch in innerindonesischen Konflikten zur Blockade von einzelnen Inseln verwendet.
An den Piratenüberfällen hat sich dagegen nichts verbessert — im Gegenteil:
Indonesiens Gewässer gehören (wie die ICC — die International Chamber of Commerce — feststellt) zu den gefährlichsten Gewässern der Welt. Alleine im 1. Quartal 2003 fanden mindestens 3 Piratenattacken in der Straße von Malacca statt, und mindestens 28 Angriffe in weiteren indonesischen Gewässern.
Externer Link:
Piracy and Armed Robbery — (www.iccwbo.org)
Nach Aussagen der malaysischen Marinepolizei stammen viele Piraten der Straße von Malacca aus Indonesien, und vom ICC wird die Aussage wiedergegeben, es handele sich um “Soldaten aus Aceh”.
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STRASSE VON MALAKKA
Externer Link:
Piratenalarm in Asien — (www.ndrtv.de)
New brand of piracy threatens oil tankers in Malacca Straits — (www.iccwbo.org)
SURABAYA Quelle: Marineforum |
Neueste Errungenschaft der indonesischen Marine sind Docklandungsschiffe mit einer Verdrängung von 7.300 ts. Das Typschiff — die SURABAYA — und ein weiteres Schiff der Serie wurde noch bei Dae Sun in Südkorea errichtet, zwei weitere Schiffe werden unter einem Abkommen zum Technologietransfer bei PT PAL in Indonesien gebaut, der Werft, die bereits mit Unterstützung der Meyer-Werft aus Papenburg in den Passagierschiffbau eingestiegen ist. Drei Schiffe sollen als amphibische Transportschiffe, das vierte Schiff als Hospitalschiff eingesetzt werden. Alle vier Schiffe sollen bis Mitte 2008 in Dienst gestellt werden.
Stützpunkte der Marine:
Die indonesische Marine richtet sich zunehmend auf die regionale Dislozierung ihrer Einheiten ein. Mit drei Regionalkommandos (West auf Sumatra, Mitte auf Süd/Sulawesi und Ost auf Papue Neugunea) wird inzwischen den regionalen Besonderheiten des großen Inselreiches entsprochen.
Die ursprünglich auf zwei Hauptbasen (Surabaya) und 23 keinere Stüzpunkte beheimatete Marine soll bis 2024 auf insgesamt 59 Stützpunkte (11 Hauptbasen, 24 kleinen Stützpunkten und 21 Marinestationen sowie 3 Außenstellen) disloziert werden.
Luftwaffe:
Auch die Luftwaffe Indonesiens profitierte von der Fortschrittsdevise “Think big”, die Professor Habibie, in Deutschland ausgebildeter Ingenieur, als Minister für Forschung und Technologie ausgegeben hatte.
Im indonesischen Flugzeugwerk Inustrie Peswati Terban Nusantare wurde schon frühzeitig in Zusammenarbeit mit westlichen Konzernen (z.B. MBB) mit in Lizenz betriebenem Hubschrauber und Flugzeugbau der Grundstein für (kostensparende) Unabhängigkeit gelegt, wenngleich Indonesien noch weit von eigenen nationalen Entwicklungen entfernt ist.
Seit Jahren produziert PT Dirgantara Indonesia in Zusammenarbeit mit CASA die C‑212, ein robustes, kleines, zweimotoriges Transportflugzeug mit Heckrampe für bis zu 26 Passagiere oder 15 Fallschirmjäger und über 2 Tonnen Frachtzuladung, von dem bisher weltweit fast 500 Maschinen verkauft wurden. Auch Indonesiens Streitkräfte haben die C‑212 A (14 Series 200, 6 Series 300 Patrullero) im Bestand. Die Variante “Series 200” verfügt über stärkere Triebwerke, die Variante “Series 300” über stärkere Triebwerke und eine längere “Nase” zum Einbau weiterer Aufklärungsmittel. Die “Patrullero” werden für ASW, Seeüberwachung und Eloka-Einsätze genutzt. Airbus Military als Nachfolger von CASA möchte die Produktion komplett nach Indonesien verlagern (Stand 2012). Potentielle Abnehmer, welche die C‑212 bereits einsetzen, sind etwa Myanmar, Thailand und Vietnam. Daneben soll insbesondere der afrikanische und südamerikanische Markt weiter von Indonesien aus bedient werden.
Allerdings hat sich Indonesien zuletzt auf die Bestellung russischer Maschinen festgelegt, mit denen “Stück für Stück” die Luftwaffe modernisiert wird. Im Jahr 2003 hatte Indonesien vier russische Kampfjets gekauft. 2007 kam ein weiterer Vertrag zustande, wonach Russland drei Su-30MK2- und drei Su-27SKM-Jäger bis September 2010 lieferte. Gleichzeitig wurde bekannt, dass sechs weitere Suchoi-Kampfjets in Russland bestellt wurden.
Im Sommer 2008 wurde die Bestellung von sechs russischen Mi-35 Hind bekannt.
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