Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Präsidialrepublik (Presidential Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Jarkata | |
Einwohner (Population): | 241,674 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 1.912.988 | |
Wehretat (Defence Budget): | 3,522 Mrd. US-$ (2004) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 810 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
BIP-Wachstum: 2006 5,5 % bei einer Arbeitslosigkeit von deutlich mehr als 10 %
2007: 6,3 %, 2008: > 6% erwartet
Indonesien bildet mit über 17.000 Inseln — genau kann das wohl niemand so recht sagen — den größten Archipel der Erde. Was heißt Archipel? Indonesien ist ein Kontinent aus Wasser und Land, “Tanah Air” — Wasser und Land, Land und Wasser, wie die Indonesier selbst ihre Heimat nennen, zieht sich in einer Längsausdehnung von 5.110 Kilometer — einem Achtel des gesamten Erdumfanges — über eine Strecke hin, die in europäischen Dimensionen vom Atlantik außerhalb Irlands bis zum Kaspischen Meer reichen würde. Über rund 2.000 km reicht die Nord- /Südausdehnung des viertgrößten Landes der Erde. Jede dieser Inseln hat Eigenheiten, die aus unterschiedlichen kulturellen Entwicklungen, topographischen Verhältnissen und der eigenen Inselgeschichte begründet sind.
Beispiel Bali:
Bali — die kleine Insel östlich der “Hauptinsel Java” ist wie Java selbst außerordentlich dicht besiedelt. Die Topographie — in der gebirgigen Insel fangen sich die Regenwolken — erlaubt einerseits dreimal jährliche Reisernten, andererseits ist die Insel schwer zu erschließen. Diese fruchtbare Lage hat zu einem sehr starken Bevölkerungswachstum geführt, gleichzeitig aber auch zu der Eigenheit, dass sich die Balinesen die hinduistische Glaubenswelt in einem islamischen Umfeld bewahren konnten.
Die kleinteilige — fast “gärtnerisch” betriebene Landwirtschaft ist auf Handarbeit angewiesen und bietet inzwischen kaum mehr weitere Arbeitsmöglichkeiten. Tourismus stellt die einzige zusätzliche Erwerbsmöglichkeit dar.
Indonesiens Regierung hat ein enormes Problem zu bewältigen — überbevölkerte Inseln wie Java und Bali, deren Bevölkerungsexplosion enorme Probleme verursacht, und gleichzeitig unterentwickelte, fast leere Regionen wie Sumatra, Borneo (Kalimantan) und Neu-Guinea (Irian Jaya), die ein scheinbar unerschöpfliches Potential für neues Siedlungsgebiet bilden.
Die Lösung — “Umsiedlung”:
Indonesien hat in dieser Lage ein gigantisches Umsiedlungsprojekt gestartet. Aus den überbevölkerten Inseln wurden Hunderttausende auf die scheinbar leeren und aufnahmefähigen Inseln des Archipels umgesiedelt.
Dies führte in den neuen Siedlungsgebieten zur Angst vor Überfremdung. Was würden Deutschlands Bayern sagen, wenn Friesen und Holländer in großer Anzahl und großflächig in Bayern angesiedelt werden würden?
Aufstände und Unruhen vor allem in Irian Jaya und an der Nordspitze Sumatras (Aceh) wie auch in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Ost-Timor, die von Indonesien besetzt worden war, waren die Folge.
Problem Aceh (Nordteil von Sumatra):
In Aceh — einem alten, moslemischen Sultanat, das bis Anfang des letzten Jahrhunderts seine Unabhängigkeit gegenüber der niederländischen Kolonialmacht bewahren konnte — hat das eigene Unabhängigkeitsbestreben nie nachgelassen, und die lokale Bevölkerung hatte zudem die Befürchtung, reiche Ölvorkommen würden von Indonesiens Regierung ausgebeutet, ohne dass die ansässigen “Aceahner” in den Genuss der Einnahmen aus der Erdölförderung kommen würden.
Bei der Stadt Lhokseumawe etwa werden vom US-Konzern Exxon-Mobil reiche Erdgasfelder ausgebeutet, die dem indonesischen Staat jährlich (Stand 2002/2003) etwa eine Milliarde Dollar Jahreseinkommen verschaffen.
Während sich das indonesische Militär die Bewachung der US-Anlagen jährlich mit etwa 6 Millionen Dollar honorieren lässt (zusätzlich zu Profiten aus der Rodung der reichen Regenwaldvorkommen), gelangt nur ein Teil der Einkünfte auch in die Provinz.
Ein jahrzehntelanger Unabhängigkeitskampf (der alleine von 1989 bis 1998 mehr 10.000 Opfer unter den Bewohnern forderte) war die Folge, der erst im Dezember 2002 durch eine vertragliche Vereinbarung entschärft werden konnte. Nach 26 Jahren blutiger Auseinandersetzungen hatten die indonesische Regierung und die (aus Schutzgeldzahlungen und Drogenhandel finanzierte) etwa 5.000 Mann starke Rebellenbewegung „Freies Aceh“ (Gam) in Genf ein Friedensabkommen unterzeichnet – allerdings nicht für lange.
Nach nicht einmal einem halben Jahr — im Mai 2003 — scheiterten die Friedensgespräche mit der radikal-islamischen Rebellenbewegung. Nur zwei Wochen später begannen die indonesischen Streitkräfte TNI) mit massiven militärischen Interventionen in der von etwa 4,3 Millionen Menschen bewohnten, rohstoffreichen Provinz.
Mit dem größten Einsatz seit 1975 — der Invasion auf Osttimor – sollen die Regierungsstreitkräfte von derzeit knapp 30.000 auf über 50.000 Mann verstärkt werden –mit dem vom SPIEGEL zitierten Auftrag des Generals Sutarno „die Untergrundkämpfer … zu jagen und zu erledigen“.
Nach der vor Mitte Mai mit 28.000 Soldaten, darunter einer Eliteeinheit Fallschirmjägern, der Marine und Marineinfanterie, und über 12.000 Mann Polizeitruppen begonnenen Großoffensive der indonesischen Streitkräfte gingen – wie der SPIEGEL (26.05.2003) berichtete, bereits „250 Schulen in Flammen auf“.
Das „MARINEFORUM“ berichtet unter Bezug auf indonesische Medien von „23 Kriegsschiffen“. Unmittelbar zu Beginn der Operationen sollen zwölf amphibische Einheiten im Südteil von Aceh Marineinfanteristen mit „Dutzenden Schwimmpanzern“ angelandet haben. Die Operationen von Marine und Marineinfanterie richteten sich vor allem gegen vor der Küste von Aceh liegende Inseln, wo Rebellenlager vermutet werden.
Bei den an den amphibischen Operationen beteiligten Einheiten sollen – so die übereinstimmende Meldung aus dem MARINEFORUM und dem SPIEGEL auch aus Deutschland stammende Landungsschiffe der (ex-NVA) FROSCH-Klasse zum Einsatz kommen. So nennt der SPIEGEL konkret die „Teluk Gillmanuk“, die in der DDR-Marine als „Hoyerswerda“ bekannt war.
Großbritannien habe „die indonesische Regierung unverblümt vor einem Einsatz ihrer aus britischen Beständen stammenden Kampfflugzeuge Hawk über Aceh gewarnt. Diese wurden zwar über der Unruheprovinz „kreisend“ gemeldet, sollen bisher aber selbst noch nicht aktiv in die Kämpfe am Boden eingegriffen haben. Die indonesischen Streitkräfte sollen sich auf eine insgesamt „sechs Monate andauernde Operation“ eingestellt haben.“ (zitiert aus der Internet-Seite des MARINEFORUMS).
Die verheerende Flutwelle vom Dezember 2004 hat die Region an der Nordspitze von Sumatra verheerend getroffen. In der Zerstörung lag offenbar eine Chance, die von den Parteien genutzt wurde. Nicht einmal ein dreiviertel Jahr später wurde ein Friedensabkommen unterzeichnet, das eine dauerhafte Lösung des Konflikts verspricht.
Seit 2001 wird die strenggläubige Region nach einem Sonderstatus geführt — zu dem die Einführung der Scharia, der althergebrachten islamischen Rechtsausübng gehört.