Grenzsicherung durch Russland:
Noch 1995 wurde die Grenze zu Afghanistan entsprechend vertraglicher Vereinberungen von russischen Truppen geschützt. Gerade die Grenze zu Afghanistan — wo mit General Dostum ein usbekischer Helfer das Vorfeld vor der Grenze beherrscht — ist in der Vergangenheit immer wieder Anlass für Besorgnis gewesen.
Im usbekischen Ferghana-Tal — das sich wie ein Sperriegel zwischen Afghanistan und Tadschikistan schiebt — gelang es afghanischen Taliban-Kämpfern Fuß zu fassen. Mit Unterstützung des afghanischen Staatschefs Rabbani konnten tadschikische Milizen von Nordafghanistan aus den Steinzeitislam der Taliban nach Tadschikistan tragen und dort einen regelrechten Bürgerkrieg entfachen. Usbekische (wohl von russischen Piloten gesteuerte) Kampfflugzeuge waren immer wieder von der Luftwaffenbasis Termes an der Grenze gestartet, um Partei für die usbekischen Milizen zu ergreifen. Allerdings verlassen immer mehr Russen das Land — sie sehen in der zunehmend “asiatischer” werdenden Umwelt für sich und ihre Kinder keine Zukunft mehr.
Eigene Streitkräfte:
Konsequent ist Usbekistan dabei, eigene Streitkräfte aufzubauen. Mittelfristig soll ein stehendes Heer von etwa 100.000 Mann aufgebaut werden.
Dazu werden usbekische Rekruten in hoher Zahl von den russischen Streitkräften ausgebildet, während die Russen vor allem noch die höheren Ränge der usbekischen Armee einnehmen.
Annäherung an den Westen:
Die enge militärische Verbindung mit Russland hinderte Präsident Karimow nicht, eine kulturelle Öffnung zum Westen zu vollziehen.
Auf seine Weisung hin wurden die kyrillischen Buchstaben — wie in den zwanziger Jahren — in Anlehnung an die Türkei mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Usbekistan knüpft damit betont an diesen kurzen Zeitraum der Geschichte an, in der unter Führung von Enver Pascha anstelle der islamischen Fürstentümer von Buchara und Chiwa der Traum von einem “großtürkischen Reich” unter den Stiefeln der von Kasachstan vordringenden Rotarmisten zerbrach.
In den Jahren danach war Zentralasien hinter einem “eisernen Vorhang” von der westlichen und islamischen Welt abgeschlossen. Russische Familien siedelten sich an und bestimmten äußerlich das Leben.
Trotzdem hat sich die einheimische Bevölkerung Usbekistans nie richtig “sowjetisieren” lassen.
Unter dem KP-Führer Raschidow konnte — wohl gegen gute Bezahlung — eine relative Eigenständigkeit erhalten werden.
Diese Eigenständigkeit zahlte sich aus, als Amerika nach dem “11. September” auf der Suche nach Stützpunkten in Zentralasien vorstellig wurde. Usbekistan bot sich als Basis im “Kampf gegen den Terror” an — schließlich hatte sich das Land selbst zumindest indirekt über seinen “Treuhänder” General Dostum im Kampf gegen die Taliban beteiligt. Inzwischen sollen 1.000 bis 2.000 Soldaten auf der ehemaligen sowjetischen Luftwaffenbasis Karschi und Chanabad nahe der afghanischen Grenze stationiert sein — das sind etwa genau so viele Soldaten wie beim NATO-Partner Türkei, in dem sich die große Luftwaffenbasis Incirlik befindet. Dabei gibt es zunehmende Gerüchte, diese Basen würden auf Dauer zur Aufrechterhaltung der amerikanischen Militärpräsenz eingerichtet. Bei dieser Gelegenheit konnten US-Spezialisten gleich eine ehemalige Insel im Aral-See visitieren, um dort eingelagerte Milzbrand- und Anthrax-Bakterien zu beseitigen.
Mindestens 3000 US-Soldaten sollen insgesamt in Usbekistan, stehen.
Nahe der Stadt Karschi (in “K‑2”, wie der Stützpunkt auf GI-amerikanisch genannt wird) haben sich rund 1.500 Soldaten häuslich niedergelassen, mit festen Unterkünften und gut gesicherten Grundstücksgrenzen.
Schätzungsweise 50 bis 60 F‑15- und F‑16-Kampfflugzeuge starten und landen regelmäßig auf der Luftwaffenbasis Chanabad, daneben Kampfhubschrauber und Transportflugzeuge.
In die Modernisierung des Stützpunktes sollen von den USA 250 Millionen Dollar investiert werden, die jährlich über 200 Millionen Dollar Miete für die Nutzung der beiden usbekischen Areale zahlen sollen.
Auch von der Deutschen Bundeswehr wird ein Stützpunkt in Usbekistan — in der Grenzstadt Termes nahe Afghanistan — genutzt. Darauf hatten sich US-Amerikaner und deutsche Militärstäbe geeinigt, da das Land über ausreichende Flughafen- und Straßenkapazitäten verfügt. Hier steht auf dem Luftwaffenstützpunkt das Transportflugzeug TRANSALL C‑160 , das mit einer MEDEVAC-Ausstattung versehen werden kann, in Bereitschaft.
Mai 2005 — brutale Unterdrückung — Rückschlag für den Westen:
Einbindung in die Shangai — Kooperationsorganisation (SCO)
Unter den Augen der Weltöffentlichkeit kam es am 13. Mai in der ostusbekischen Stadt Andischan zu einem schweren Rückschlag, was die Hoffnungen auf eine Öffnung Usbekistans betraf. Human Rights Watch (HRW) und Amnasty International berichten einhellig von massiven Ausschreitungen der Sicherheitskräfte, die ohne Vorwarnung auf rund 3000 Demonstranten schossen und danach mit Massenverhaftungen von Unbeteiligten, unter Folger erzwungenen Geständnissen und der Verschleppung von Regimegegnern jede Opposition erstickten.
(zum Usbekistan-Bericht und weiteren Berichten siehe Linksammlung auf: www.hrw.org )
Bezeichnend, dass kurz darauf von Peking — seit dem Tienanmen-Massaker mit einem Waffenembargo des Westens belegt — aufmunternde Worte kamen, während sogar die USA deutliche Kritik am Regime äusserten. Die Angst des Regimes vor Veränderungen führte dazu, dass Usbekistan wieder mehr in die Arme seiner Nachbarn zurückkehrte — wo China und Russland inzwischen mit der Shanghai-Organisatin für Zusammenarbeit (SCO) ein Gegengewicht gegen den Einfluss der USA und für eine regionale Integration aufbauen.
Usbekistan forderte im Juli die USA auf, den usbekischen Stützpunkt Chanabad binnen eines halben Jahres zu räumen.
Gleichzeitig wurde in der usbekischen Hauptstadt ein regionales Antiterrorzentrum der SCO eingerichtet, und “im Spannungsfall” hat sich Usbekistan bereit erklärt, den Russen seinen Luftraum zu öffnen.
Um islamische Kämpfer aus Afghanistan abzuweisen hat Usbekistan Ende der neunziger Jahre einen großen Teil seiner Grenzen zu Tadschikistan vermint — kein Zeichen für eine gute Nachbarschaft der beiden Nachfolgestaaten der UdSSR.