Politisch stramme Führung:
Nach der Unabhängigkeit hat sich – wie die Friedrich-Ebert-Stiftung (vgl. Turkmenistan : Personenkult statt Demokratisierung — (www.fes.de)) berichtet – um den ehemaligen Parteisekretär ein Personenkult entwickelt, den Peter Scholl-Latour („Das Schlachtfeld der Zukunft“) mit der Überschrift „Vom Parteisekretär zum Großkhan“ bezeichnet.
Der „Turkmenbaschi“, der Führer aller Turkmenen – der über 60-jährige, herzkranke Alleinherrscher Saparmurad Nijasow (+ Dez. 2006) – nach dem die Prachtstraße in der Hauptstadt Aschgabad benannt wurde, herrscht nicht mehr unumstritten. Turkemnistan ist, wie die Zentralasien-Expertin Dr. Andrea Schmitz von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Tagesschau-Interview — “Wirtschaftsengagement unterstützt die Diktatur” im November 2006 äusserte, “…eine Diktatur, in der jeglicher Dissens unterdrückt wird. Die Bevölkerung wird systematisch abgeschottet von unabhängiger Information, das Bildungssystem ist zum Propagandainstrument verkommen. Die Menschenrechte werden systematisch verletzt. Der jüngste Fall ist der einer Journalistin, die für Radio Liberty gearbeitet hat, unter einem Vorwand inhaftiert wurde und im Gefängnis zu Tode gekommen ist. Wahrscheinlich hat man sie gefoltert.” Turkmenistan sei “eines der repressivsten Systeme der Welt”.
Dabei schien sich alles so gut anzulassen:
Nach dem Ende des Sozialismus russischer Prägung übernahm der ehemalige KP-Kader die Führung des neuen Staates, bekannte sich zum Islam als der „heiligen Sache der geistigen Wiedergeburt“ und überzog sein Land mit einem Personenkult, der an Verhältnisse in Nordkorea (oder wieder dem Irak) erinnert.
Obwohl offiziell neutral bemühte sich Turkmenistan (als einziger Staat Zentralasiens) um gute Kontakte zu den durch eine lange Landgrenze benachbarten Taliban in Afghanistan, und weigerte sich auch, die USA im „Antiterrorkrieg“ zu unterstützen.
– Uni Kassel — Friedenspolitscher Ratschlag: vgl. Turkmenistan will sich aus dem “Antiterrorkrieg” der USA heraushalten — (www.uni-kassel.de)
Damit drohte Turkmenistan auch nicht in den Konflikt zwischen « dem Westen » und « dem Islam » einbezogen zu werden, und die Vermarktung der turkmenischen Baumwollproduktion wie die Aussichten auf satte Erdöl- und Erdgaserlöse schien ein gesichertes Leben zu ermöglichen.
Gas, Strom und Wasser werden in Turkmenistan kostenlos zur Verfügung gestellt, allerdings verweigert die Regierung Angaben über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung. Allerdings ist es, wie der „SPIEGEL“ (04/2003) berichtete, ein „offenes Geheimnis“, dass „mindestens jeder zweite Turkmene auf dem Land arbeitslos ist, 10.000 Lehrer und 11.000 Ärzte und Krankenschwestern entlassen wurden, ein Professor nur 35 Euro verdient und Schulabgänger bis zu 10.000 Dollar für einen Studienplatz berappen müssen.“
Wo also, so wird gefragt, landen die Erlöse aus dem blühenden Handel mit Baumwolle und dem Verkauf der fossilen Energien?
Inzwischen ist ein großer Teil der früheren politischen Elite des Landes im Exil, wo die „Volksdemokratische Bewegung Turkmenistans“ errichtet wurde, die soziale Mißstände von „außerhalb“ publik macht.
Nach einem Attentat (im November 2002) mit Schusswaffen auf Präsident Nijasow folgte eine Verhaftungswelle, die von der Opposition mit „dem Terror in der Stalinzeit“ verglichen wird – und die Beziehung zu den benachbarten Usbeken massiv gestört hat. Aufmarschierende Truppen schlossen die Übergänge zum türkischen Nachbarland Usbekistan, weil diese die Opposition unterstützen.
Die den Chagatai-Türken angehörenden Usbeken stehen als Oasenbauern tatsächlich seit Jahrhunderten im Gegensatz zu den nomadisierenden Stämmen der anderen türkischen Volksgruppen.
Aber auch die Beziehungen zu den anderen GUS-Nachfolgestaaten sind erheblich belastet. So berichtet Peter Scholl-Latour in seinem Buch „Das Schlachtfeld der Zukunft“ über eine Fahrt von Duschanbe in Tadschikistan, bei der die Grenzpassage mit einem Fahrzeug tadschikischen Kennzeichens nicht möglich gewesen wäre.