Bombenattentate – Bürgerkrieg?
Die kirgisische Regierung musste eingestehen, dass es „besorgniserregende Spannungen“ gibt – und nutzte diese Tatsache, um russische Interventionstruppen um Hilfe zu rufen.
Tatsächlich leben noch immer 60 % der Kirgisen unter der Armutsgrenze. Vor allem der gebirgige Süden – durch die scharf bewachte Grenze zu den Tadschikistan und dem chinesischen Nachbarn im Osten besonders isoliert – fühlt sich vom reicheren Norden unterdrückt. Dort, im Fergana-Tal, war es bereits 1990 zu Krawallen gekommen.
Nach den Parlamentswahlen vom Februar und März 2005 — deren Ergebnisse nach Ansicht der Opposition manipuliert wurden — eskalierten die Ereignisse. Am Gründonnerstag stürmten tausende unbewaffneter Regierungsgegner den Regierungssitz in Bischek. Der Flughafen in Bischkek wurde ebenso wie die Flughäfen in Osch und Dschalalabad von Demonstranten besetzt und geschlossen.
Kirgisien wird in den Tagen der Karwoche 2005 von Plünderungen und Unruhen heimgesucht, deren Ende zunächst nicht absehbar ist.
Der SPIEGEL berichtet hierzu am 4. April:
” Schon im Februar hatte sie sich im kleinen Kreis zu den Partnern und Sponsoren der kirgisischen Revolution bekannt, zu “unseren amerikanischen Freunden” vom Freedom House (die den Oppositionellen in Bischek eine Druckerei spendeten) und zum Spekulanten George Soros, der bereits in Georgien den Sturz von Präsident Schewardnadse subventionieren half.
Rund 12 Mio. Dollar hatten die Amerikaner alleine im vorigen Jahr als Stipendien oder Spenden nach Kirgisien gepumpt, um dem demokratischen Prozess nachzuhelfen. Selbst die Ausrüstung des Fernsehens im aufmüpfigen südlichen Provinznest Osch wurde vom Washington State Departement bezahlt”
Die Unterstützung der Opposition brachte den ehemaligen Präsidenten Akajew wieder näher an Russland brachte. Während eines Besuchs in Moskau stimmte er einer Aufstockung der russischen Waffenlager im eigenen Land zu und lehnte die Stationierung von US-Awacs-Aufklärungsflugzeugen ab. Das wachsende militärische und wirtschaftliche Engagement Washingtons, vor allem im Erdöl- und Erdgassektor, wird in China, aber auch in Russland und Iran als Bedrohung gesehen. Russland und die USA unterhalten in Kirgisien Militärbasen, während China über die “Shanghaier Kooperationsorganisation” versucht, seinen Einfluss in Zusammenarbeit mit den Regierungen zu stärken, bemühen sich der Iran und die Türkei — letztere auch via TV über ein pan-türkisches Satellitenprogramm — den Einfluss in breiten Bevölkerungsschichten zu erhöhen.
Kirgisien wurde in den Tagen der Karwoche 2005 von Plünderungen und Unruhen heimgesucht, die von der neuen Regierung nur schwer unter Kontrolle gebracht wurden. Am Gründonnerstag stürmten tausende unbewaffneter Regierungsgegner den Regierungssitz in Bischek. Der Flughafen in Bischkek wurde ebenso wie die Flughäfen in Osch und Dschalalabad von Demonstranten besetzt und geschlossen, nachdem es Präsidenten Askar Akajew noch gelungen war, über Kasachstan nach Russland zu fliehen.
Die ehemalige Opposition ist zersplittert. Der Norden mit der Hauptstadt Bischkek hatte bereits vor Jahren eine relativ liberale Einstellung, wenn Kirgisien oder Kirgistan in der Vergangenheit als “Schweiz des Hindukusch” bezeichnet wurde, dann ist das vor allem der weltoffenen Einstellung des Nordens zu verdanken, der mit Kurmanbek Bakijew den neuen Präsidenten des Landes stellt. Der Süden mit Osch, der zweitgrößten Stadt des Landes, ist nur über wenige Gebirgspisten, die im Winter unpassierbar sind, mit dem Norden des Landes verbunden. Hier besteht eine starke usbekische Bevölkerungsschicht, die nach der willkürliche Grenzziehung Stalins zu Kirgisien gehört. Im Süden sind starke islamistisch geprägte Gruppierungen vorhanden.