Streitkräfte:
Die Streitkräfte des 1991 von der Sowjetunion abgespaltenen Landes wurden am 7. Mai 1992 durch Präsidentendekret begründet. Aufgrund der reichen Bodenschätze kann sich Kasachstan auch gut ausgestattete Streitkräfte leisten. Der Militäretat betrug 2010 über 1,1 Mrd. Dollar (knapp 1 % des BIP). Zu dieser Zeit bestanden die Streitkräfte aus fast 66.000 aktiven Soldaten und knapp 240.000 Reservisten.
Das Interesse an den kasachischen Bodenschätzen schlägt sich auch in entsprechenden Waffenlieferungen westlicher (NATO-)Staaten nieder.
So berichtet das „MARINEFORUM“ unter der Überschrift: „Um „die regionale Position seiner Streitkräfte zu festigen“ und seine Ölvorkommen im Kaspischen Meer zu sichern, plant Kasachstan jetzt den Aufbau einer „echten“ eigenen Marine“ in der Mai-Ausgabe 2003:
„Die ehemalige Sowjetrepublik verfügt zwar bereits seit einigen Jahren über begrenzte „Seekriegsmittel“. Diese entsprechen in Organisation und Aufgaben aber eher einer Küstenwache. Meist sind dies noch aus den 50er und 60er Jahren stammende Klein(st)boote, die entweder der unter den Anliegern des Kaspischen Meeres aufgeteilten, ehemals sowjetischen Kaspisee-Flottille entstammen oder von verschiedenen Nationen als Geschenk überlassen worden waren. Zu letzteren zählen auch vier 1996 aus Deutschland erhaltene 65-ts-Küstenwachboote KLASSE-369, von denen inzwischen aber nur noch eines fahrfähig sein soll. Modernstes kasachisches Fahrzeug ist ein 12-m-Aluminiumboot der DAUNTLESS-Klasse — ein US-Geschenk aus dem Jahre 1997.
Zum Aufbau seiner Marine hofft Kasachstan erneut auf großzügige Hilfe aus dem Ausland und setzt hier neben Großbritannien vor allem auf die USA. Diese Hoffnung ist sicher nicht ganz unbegründet, denn Ölkonzerne beider Länder sind maßgeblich an der Erschließung kasachischer Ölfelder beteiligt, und die Unterstützung Kasachstans bei der Sicherung seiner Ressourcen ist damit durchaus auch eigenes nationales Interesse.
Vor diesem Hintergrund nicht unerwartet hat Russland (gemeint sind wohl Vertreter der Duma) bereits sehr unverblümt seine Ablehnung „der Schaffung weiterer Streitkräfte in der Kaspiregion“ erkennen lassen. Ungeachtet der russischen Vorbehalte wird im Verteidigungsministerium in Almaty aber bereits ein 5‑Jahres-Plan zur bilateralen militärischen Zusammenarbeit mit den USA erarbeitet. Der Entwurf soll US-Hilfe beim Aufbau einer Marineschule (in Aktau an der kaspischen Küste) und dem Ausbau von Marine-Infrastruktur, Ausbildung von Marinepersonal in den USA sowie eine mögliche Überlassung von bei der US-Navy oder der US-Küstenwache ausgemusterten Einheiten vorsehen.“
Allerdings muss auch gesagt werden, dass Russlands Premier Putin – in offensichtlichem Gegensatz etwa zu Vertretern der russischen Duma – die Souveränität der zentralasiatischen GUS-Staaten ausdrücklich auch in der Frage von Stützpunkten westlicher Staaten anerkennt.
Ähnliche Entwicklungen sind für Luftwaffe und Landstreitkräfte abzusehen.
Zum Tag de Unabhängigkeitserklärung befanden sich rund 1200 sowjetische Flugzeuge auf den über 20 Luftwaffenstützpunkten des Landes, darunter strategische Bombenträger (T‑95 MS‑6 und Tu-95MS-16), die mit Atombomben ausgestattet der 36. sowjetischen Fernfliegerdivision unterstanden. Bis zum Jahr 1995 wurde ein großer Teil der Luftflotte nach Moskau überführt — darunter sämtliche flugfähigen Bomber. Lediglich 7 nicht flugfähige A‑Bomben-Träger blieben in Kasachstan zurück und wurden dort unter internationaler Aufsicht verschrottet. Im Gegenzug zur Abgabe der Interkontinentalraketen und deren Sprengköpfe an Russland sowie als Bezahlung für die Nutzung des Weltraumbahnhofes Baikonur erhielt Kasachstan fast 50 moderne Kampfflugzeuge (MiG-29 und Su-25, Su-27), Trainer (L‑39) sowie Transportflugzeuge (An-72) und ein Raketenflugabwersystem S‑300. Dies erlaubte Kasachstans Luftwaffe, schon ab 1995 die ex sowjetischen, veralteten MiG-21 und älterer MiG-23 und Mig-27 auszumustern, so dass der Bestand der Luftwaffe 2005 auf über 160 moderne Kampfflugzeuge, 120 Hubschrauber und mehrere Transportflugzeuge geschmolzen war. Danach wurden weitere Mi-17 W‑5 bestellt, so dass sich die Ukraine und Russland auch weiterhin gute Chancen für die Belieferung der kasachischen Streitkräfte ausrechnen. 2012 gehören MiG-31 (Karaganda), MiG-27, MiG-23 UB und Su-27 (Taldy Kurgan), Su-25 (Shymkent, Khantykopyr), sowie MiG-29 (nahe Almaty) und An-12 (Almaty) zum Bestand.
Seit 2002 werden die Luftstreitkräfte unter einem eigenen, einheitlichen Kommando in Almaty betrieben. Aus den 20 sowjetischen Luftstützpunkten wurden 8 weiter betriebene Luftwaffenbasen. Kasachstan kann diesen reduzierten Flugzeugbestand in sehr gutem Zustand erhalten, und bedient sich dazu ggf. auch ausländischer Hilfe. So wurden die Trainingsflugzeuge L‑39 in der Slowakei (LOT Trencin), Rumänien (Bacau) und der Ukraine (Chugujev) überholt, weitere MiG-27, MiG-23 UB und MiG-29 wurden in der Ukraine generalüberholt.
Im Jahr 2010 wurde mit Eurocopter ein Lizenzabkommen geschlossen, das den Ankauf von 45 EC 145 Hubschraubern und eine Lizenzproduktion dieser Maschine in Kasachstan vorsah. Weiter Bestellungen folgten, ebenfalls die Bestellung von EC 725 Hubschraubern (11-Tonnen-Klasse der Eurocopter Cougar-Familie), wobei alle diese Maschinen durch Eurocopter Kazakhstan Engineering in Kasachstan montiert werden. Ein weiterer Schritt zur Umstellung auch auf westliche Produktionen erfolgte im Januar 2012, als mit Airbus Military ein Vertrag über die Lieferung von 2 Transportflugzeugen (mit Option für 6 weitere Maschinen) abgeschlossen wurde.
Eine wesentliche Rolle bei der „Eingliederung in den westlichen Kulturkreis“ dürfte der Türkei zukommen. Die Türkei ist in vielen Bereichen der kasachischen Gesellschaft (Wirtschaft, Bildung) engagiert, und übt derzeit (noch) keinen besonderen Einfluß aus. Das Osmanische Reich hat allerdings mit seiner multikulturellen Millionenstadt Istanbul schon seit jeher eine enorme Anziehungskraft besessen. US- Ausbildungs- und Militärhilfe einerseits, andererseits ein modernes türkisches Informationsmedium, das „via Satellit“ (Eurasiasat und Turksat) türkische Unterhaltungs- und Informationssendungen bis in den Westen Chinas ausstrahlt: die zentralasiatischen, türkischsprachigen Staaten geraten immer mehr in einen Wettlauf der Großmächte um Einfluß und Kontrolle.
Kasachstan übt durch seine Größe und Stabilität erheblichen Einfluß auf die benachbarten türkischsprachigen Staaten Zentralasiens aus. Es hat den START- und den KSE-Vertrag ratifiziert, ist dem Nichtverbreitungsvertrag als Nichtkernwaffenstaat beigetreten, nachdem von den USA, Großbritannien und Russland am 06.12.1994, von China und FRA am 08.02.1995 Sicherheitsgarantien als Voraussetzung für die Beseitigung aller Atomwaffen auf kasachischem Territorium abgegeben worden waren.
Das Rahmendokument “Partnerschaft für den Frieden” mit der NATO wurde am 27.05.1994 unterzeichnet. Die von den westlichen Industriestaaten zur Zeit vorrangig verfolgte Option der Sicherung und Stabilisierung der Region um das Kaspische Meer ist das NATO-Programm “Partnerschaft für Frieden”. Mitglieder sind u.a. Armenien, Aserbeidschan, Kasachstan, Georgien, die Ukraine, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisien und Moldawien. Über das Vehikel der militärischen Kooperation und der gemeinsamen Durchführung von Manövern wird eine Zusammenarbeit in dem Sektor verankert, der den NATO-Staaten den schnellsten und “sichersten” Einfluss ermöglicht. So berichtete die FAZ am 23.10.1997 von einem Manöver, bei dem Mitte September 500 amerikanische Fallschirmspringer in der kasachischen Steppe landeten — Teilnehmer eines Militärmanövers von Truppen aus den Vereinigten Staaten, der Türkei, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan und auch Russland.
Kasachstan verfügt über ein Bataillon, das zu Einsätzen im Rahmen der Vereinten Nationen genutzt werden kann.
Externe Links:
Botschaft der Republik Kasachstan in Deutschland: www.botschaft-kasachstan.de
Auswärtiges Amt der Bundesrepublik – Länderinformation zu Kasachstan www.auswaertiges-amt.de
Linksammlung zu Kasachstan: www.osteuropa.ch