Aussenpolitik Ägyptens:
Ägypten — der erste Staat, der mit Israel Frieden geschlossen hat — gilt als einer der wichtigsten strategische Partner der USA in den arabischen Ländern. Ägypten erhält jährlich gut 2 Mrd. $ Entwicklungs- und Militärhilfe von den USA.
Das hindert Ägyptens Regierung allerdings nicht, mit den wenigen Eigenmitteln, die neben der amerikanischen Militärhilfe zur Verfügung stehen, nach weiteren Lieferanten zu suchen, und dabei auch eine eigene Rüstungsindustrie aufzubauen.
Rüstungsindustrie:
Ägypten verfügt über einen weit fortgeschrittenen Ansätze für eine eigene Luftfahrtindustrie, die sich sich derzeit auf den Zusammenbau und die Wartung u.a. der brasilianischen Tucano-Übungsflugzeuge, der deutsch-französischen Alpha Jets, französischer Gazelle-Hubschrauber und chinesischer J‑6 (chinesische Kopie der MiG-19) Kampfflugzeuge konzentriert.
Länderportrait Ägypten (pdf) — (www.bicc.de)
J‑6 Quelle: sinodefcence |
Dazu hat Ägypten bereits im Jahr 2005 die Lizenz zur Produktion der chinesischen K‑8 E (JL‑8) erworben, nachdem bereits 1999 insgesamt 80 JL‑8 bestellt worden waren.
Quelle: China award Egypt aircraft production licence — (www.chinadaily.com.cn) Die K‑8 ist in mehreren afrikanischen Ländern im Einsatz. Es wäre durchaus möglich, dass Ägypten mit diesen Lizenzproduktionen, der Lieferung von Ersatzteilen und Wartungsaufgaben zunehmend auf dem afrikanischen und / oder arabischen Markt auftritt und diesen Einstieg für den Aufbau einer eigenen Luftfahrtindustrie nutzt. So ist auch der Sudan mit den K‑8 Jet-Trainern ausgerüstet. Daneben werden diese Trainer und leichten Erdkampfflugzeuge z.B. in Simbabwe. und in Ghana eingesetzt.
Für Ägypten würde dies zunächst einmal die Möglichkeit schaffen, wertvolle Devisen — die sonst für den Erwerb der entsprechenden Waffensysteme verwendet werden müssten — zu sparen und sogar selbst Devisen zu erwirtschaften. Die Lizenzgeber — etwa China — würden dagegen die eigenen Produktionsstätten für moderne Entwürfe für den eigenen Bedarf entlasten und könnten zugleich über Lizenzgebühren an der weiteren Vermarktung der Flugzeuge durch die Ägypter profitieren, die wohl im afrikanischen wie auch im arabischen Markt einen leichteren Zugang haben dürften als die ursprünglichen Hersteller der Systeme selbst.
Auch mit dem Marineschiffbau könnte Ägypten als einer der wenigen arabischen Staaten die maritime Tradition der arabischen Länder wieder beleben. Die Ägypter haben bisher einige Flugkörper-Schnellboote der “October-Klasse” und ein Begleit-/Werkstattschiff, die El Hurreya (6000 ts) aus eigener Produktion im Bestand, dazu kommt ein 1970 nach sowjetischen Plänen gebautes 56 m Landungsschiff vom Typ MP‑4. Sie verfügen aber über die industriellen Ressourcen, um eine moderne Werftindustrie aufzubauen., mit deren Erzeugnissen vor allem die arabischen (und afrikanischen) Länder beliefert werden könnten. Bisher haben im arabischen Raum nur Algerien, Ägypten und die VAR — konkreter Abu Dhabi (mit kleineren Fahrzeugen) — den Ansatz für Eigenproduktionen gefunden. Es gäbe also einen relativ großen Markt und wenig “einheimische” Konkurrenz.
Die ägyptische Marinewerft in Ras-El-Tin , Alexandria (Mittelmeer) verfügt über 8 Reparaturpiers mit einer Länge von 150 m sowie ein Dock, das Schiffe mit einer maximalen Länge von 140 m, einer Breite von 19 m und einem Tiefgang bis zu 8.5 m aufnehmen kann.
Dabei ist Ägypten in der Lage, einen “besonderen Standortvorteil” einzubringen: es liegt unmittelbar an einer der wichtigsten Schiffahrtsrouten der Welt — dem Suze-Kanal. Neben der Millionenstadt Alexandria auch Port Safaga relativ günstige Ausgangsbasis für die Errichtung einer nationalen Werftindustrie sein, die neben einem Eigenbau von Kriegsschiffen — an einer der wichtigtsten Schifffahrtsrouten der Welt gelegen — gerade auch mit Reparaturaufträgen für die zivile Schifffahrt ein “Devisenbringer” werden könnte.
Streitkräfte:
Ägypten verfügt seit den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Israel über eine der zahlenmäßg stärksten Streitkräfte der arabischen Staaten. Seit dem Friedensschluß mit Israel genießt die Ausrüstung der Streitkräfte allerdings nicht mehr oberste Priorität.
Ohne US-Militärhilfe steht lediglich ein Etat von rund 1,7 Mrd. $ zur Verfügung, der kaum ausreicht, die bestehende Ausstattung zu erhalten — Ersatzbeschaffungen werden soweit möglich über Militärhilfe insbesondere der USA abgewickelt. Neben den Kriegsschauplätzen Irak und Afghanistan gehört Ägypten zu den Staaten, die am höchsten mit US-Militärhilfe bedacht werden.
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Externe Links:
Deutsche Botschaft in Kairo — (www.kairo.diplo.de)
Industrie- und Handelskammer Frankfurt/Main — (www.frankfurt-main.ihk.de)
Konrad-Adenauer Stiftung — Ägypten und die EU:
Ägypten und die Europäischen Union — (www.kas.de)
Industrielle Entwicklung in Ägypten — (www.kas.de)
Landeskundliche Informationsstelle: Ägypten — (www.inwent.org)