Territoriale Streitigkeiten:
Marokkos Herrscherdynastie begnügte sich nicht mit dem von Frankreich übernommenen Herrschaftsgebiet. Nachdem Frankreich und Spanien im Jahre 1956 Marokko in die “Unabhängigkeit” entlassen hatten, behielt Spanien weiterhin einige Protektorate auf marokkanischem Territorium: die Enklaven Ceuta und Melilla, die noch heute zu Spanien gehören, und die West-Sahara, die Spanien 1974 an Marokko und Mauretanien abtrat.
Im Krieg um Spanisch-Marokko (Ifni) ertrotzte Marokko von Spanien im April 1958 die nördliche Zone von Ifni, die es vertraglich allerdings erst 1969 erhielt.
Der 1963 gegen Algerien geführte “Tindouf-Krieg” blieb ohne Erfolg, was Marokkos Erweiterungsstreben allerdings nicht beeinträchtigte.
Externe Links:
Spanisch-Marokko — (www.sozialwiss.uni-hamburg.de)
Marokko / Algerien (“Tindouf-Krieg”) — (www.sozialwiss.uni-hamburg.de)
Konflikt um die Westsahara:
Schon als die Westsahara noch spanische Kolonie war (Spanisch-Sahara), forderte der marokkanische König Hassan II. im Rahmen seiner Bestrebungen zur Errichtung eines “Groß-Marokko” den Anschluss der Westsahara und unterstützte die 1973 gegründete POLISARIO, um die spanische Kolonialherrschaft zu schwächen. Nach seiner Drohung mit gewaltsamer Annexion 1974 rief Hassan II den Internationalen Gerichtshof an, der in seinem unverbindlichen Gutachten im Oktober 1975 feststellte: Zur Zeit der spanischen Inbesitznahme (1887–1912) hätten weder Marokko noch Mauretanien Souveränitätsrechte über Westsahara gehabt, so dass nun gemäß der UNO-Empfehlung die Bevölkerung in einem Referendum über die Zukunft des Landes befinden sollte.
Dieses Ergebnis wurde von Marokko nicht akzeptiert. Unter Ausnützung der innenpolitischen Wirren Spaniens (Francos Agonie vor seinem Tode Ende November) inszenierten Hassan II. einen Einmarsch (“Grüner Marsch”) von 350.000 unbewaffneten Zivilisten in die Westsahara (6. November 1975), woraus es — gegen algerischen Protest und gegen die UNO-Forderung nach Unabhängigkeit — zu einem spanisch-marokkanischen Abkommen kam: Bis Februar 1976 sollte Spanien seine Truppen abziehen und die Verwaltung der Westsahara an Marokko und Mauretanien übergeben (de facto also Teilung der Westsahara). Der Süden Westsaharas wurde von mauretanischen, der Norden von marokkanischen Truppen besetzt.
Unmittelbar nach dem Beginn des “Grünen Marschs” folgten die ersten militärischen Auseinandersetzungen zwischen marokkanischen Truppen und der für die Unabhängigkeit eintretenden POLISARIO, auf deren Seite kurzzeitig auch algerische Truppen in die Kämpfe eingriffen; Algerien trat zum Teil aus ideologischen Gründen für das Selbstbestimmungsrecht Westsaharas ein, wohl aber mehr noch, um einen Machtzuwachs des konservativen Marokko zu verhindern. Außerdem erhielt die POLISARIO bis zur Annäherung zwischen Libyen und Marokko im Jahre 1984 libysche Unterstützung.
Nachdem im August 1979 wurde ein “endgültiger” Friedensvertrag zwischen Mauretanien und der POLISARIO geschlossen wurde, wonach Mauretanien seine Hälfte der Westsahara an die Polisario übergeben wollte, besetzte Marokko auch den mauretanischen Teil der Westsahara.
Erst 1981 erklärte sich Marokko prinzipiell bereit, entsprechend der UNO-Empfehlung ein Referendum in der Westsahara durchzuführen. Seither haben die kriegerischen Auseinandersetzungen ein Ende gefunden — wobei sich das Machtgebiet der Polisario auf Feldlager in der algerischen Wüste (mit dort festgehalten marokkanischen Kriegsgefangenen) beschränkt. Das Referendum steht aufgrund der marokkanischen Hinhaltetaktik noch aus; Hauptkonfliktpunkt ist die Festlegung der Stimmberechtigten. So besteht die POLISARIO auf 74.000 Stimmberechtigten — eine Zahl, die auf dem spanischen Zensus von 1974 beruht -, während Marokko eine Erweiterung der Stimmberechtigten auf 120.000 fordert, um sämtliche mittlerweile auf dem Territorium der Westsahara lebenden Menschen am Referendum zu beteiligen. Dabei handelt es sich allerdings um Marokkaner, die — so das Kalkül aller Beteiligten — wohl für einen Verbleib im Herrschaftsgebiet Marokkos stimmen würden.
Bis zu einer endgültigen Klärung werden wir die Westsahara entsprechend den tatsächlichen Machtverhältnissen aufführen — diese liegen derzeit bei Marokko.
Externe Links:
Westsahara — (www.sozialwiss.uni-hamburg.de)
Streitkräfte:
a) Luftstreitkräfte
b) Luftstreitkräfte
Obwohl bereits sieben Monate vor der Unabhängigkeit des Landes am 12.11.1956 erste Luftfahrteinheiten entstanden, kann die Gründung der eigentlichen königlichn marokkanischen Luftwafene erst für 1964 angegeben werden, Nach amerikanischen und sowjetischen Hilfestellungen — der Kontakt zu Frankreich war immer gut geblieben — wurde die Palastrevolte von König Hassan II. zur eigentlichen Gründungsstunde der “Force Aérienne Royale Marocaine”. Bereits in den sechziger Jahren wurden von den USA F‑5 beschafft, mit denen die sowjetischen MiG-15 und MiG-17 ersetzt werden konnten. Von 1979 bis 1981 folgten auch noch 24 Alpha Jets.
Allerdings hatten die Konflikte um die Westahara die finanziellen Ressourcen des Landes erschöpft. So mussten 1991 insgesamt 25 ältere Mirage F.1CH/EH in Frankreich überholt werden. Neuerwerbungen waren zunächst leichte Transportflugzeuge (CASA Nuratanario CN-234) und 14 T‑37 B (1996) aus den USA. 2007 wurde dann mit dem Erwerb von F 16 C/D Block 50/52 der erste Schritt zu einer deutlichen Modernisierung der Luftwaffe gemacht. 2008 folgte die Bestellung von 4 C‑27J Spartan, mit welche die Casa-Transporter ersetzten sollten. Vom Sommer 2011 bis zum Jahresende 2013 wurden insgesamt 24 F‑16 ausgeliefert. Gleichzeitig wurde die Modernisierung der 27 Mirage F.1 für 420 Mio. $ angeleiert, wobei 25 Maschinen in Marokko selbst auf den geplanten Stand gebracht werden sollen.
Marokko verfügt über eine umfangreiche Hubschrauberflotte, die von der Gazelle bis zur CH-47 C Chinook ein breit gefächertes Typenspektrum umfasst. Von den 12 Chinook (Bestand 2012) werden allerdings drei als Ersatzteilspender für die flugtauglichen Maschinen “kanibalisiert”. Weitere 3 CH 47 D Chinook wurden im Oktober 2009 bestellt.
c) Marine
Im Herbst 2011 wurde dazu auch mit der Indienststellung neuer Kriegsschiffe begonnen. Am 12. September wurde in den Niederlanden die erste “Sigma-Korvette” TARIK BEN ZIYAD (105 m, 2.300 ts) übernommen und noch im gleichen Monat nach Marokko überführt. Dem Schiff werden weitere 95 m lange Korvetten (Sigma steht für “Ship Integrated Geometrical Modularity Approach”) folgen, die von der konventionellen Kriegsführung über Maritime Security Operations bis zu Überwachungsaufgaben in der eigenen Wirtschaftszone und humanitären Hilfeleistungen eine Vielzahl von Aufgaben ausführen können.
Zusätzlich zu diesen drei niederländischen Korvetten wurden in Frankreich (DSNS, Lorient) die 140 m (6.000 ts) Mehrzweckfregatte MOHAMMAD VI (Typ FREMM) und mehrere hochseefähige 70 m Wachschiffe (TYP OPV-70) bestellt und in Casablanca ausgerüstet.
Modernisierung und weitere Konflikte mit Spanien:
Anlässlich des Besuchs des französischen Premierministers im Juli wurden mehrere Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Frankreich möchte Marokko in seinen Strukturanpassungsmaßnahmen zur Wirtschafts- und Investitionsförderung unterstützen. Dazu gehören Public Private Partnerships für öffentliches Transportwesen sowie Übernahme von Anteilen der staatlichen marokkanischen Autoproduktion durch Renault in Höhe von 26 %
Während das absolutistisch regierende Königshaus aus der Familie Mohammeds heute unter dem Schutz der islamischen Tradition versucht, den Staat zu modernisieren und in eine offene Gesellschaft mit guten Kontakten zur EU zu verwandeln, sind die bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn Spanien und Marokko immer wieder hart belastet.
Nachbarn? Ja, den mit den spanischen Enklaven Ceuta und Melilla verfügt Spanien — und damit die EU — über Territorien in Afrika und eine direkte Grenze zum arabischen Marokko.
Seit Herbst 2001 sind die marokkanisch-spanischen Beziehungen extrem gespannt, was am 27. Oktober Rabat veranlasste, seinen Botschafter aus Madrid ohne offizielle Begründung zurück zu rufen.
Vorausgegangen war ein Streit Marokkos mit der EU um die Verlängerung des Fischereiabkommens. Trotz weitgehender Zugeständnisse seitens der EU hatte Rabat das Abkommen
zum Schutz vor Überfischung und zum Schutz der eigenen Fischerei nicht verlängert. worunter besonders die spanische Fangflotte leidet.· Spanien erhebt dazu massive Vorwürfe, das Königreich handle nicht entschieden genug gegen den Drogenhandel sowie die stark gestiegene illegale Migration aus Marokko nach Spanien.
Der bilaterale Streit eskalierte weiter durch die Vergabe spanischer Lizenzen für Ölbohrungen zwischen den Kanarischen Inseln und der marokkanischen Küste. Rabat beansprucht die etwa 100 km breiten Gewässer im Atlantischen Ozean für sich.
Einen neuen Tiefpunkt erreichten die Beziehungen, als zwölf marokkanische Soldaten am 11. Juli 2002 die unbewohnte Insel Perejil (arabisch: Leila), die “Petersilien-Insel” unmittelbar vor der Küste Marokkos am Rande der Straße von Gibraltar, besetzten.
Bereits sechs Tage später — am 17. Juli — okkupierten spanische Eliteeinheiten, unterstützt von Kampfhubschraubern, Kriegsschiffen und U‑Booten, das Eiland, das vollständig von marokkanischen Hoheitsgewässern umgeben ist. Erst auf Druck der USA und nach der Zusicherung Rabats, die Insel nicht wieder zu besetzen, zog Madrid seine Truppen am 20. Juli ab.
Beinahe jede Nacht versuchen kleine, überladene Schlauchboote die stark befahrene Meeresstraße zu passieren, was ebenso regelmäßig damit endet, dass mehrere Menschen zu Tode kommen.
Heute patrouillieren NATO-Schiffe — auch aus Deutschland — in der Meeresstraße von Gibraltar, offiziell, um Schiffe des NATO-Partners USA vor Selbstmordkommandos aus dem südlichen Nachbarland zu schützen, sicher aber auch, um die illegale Migration und den Drogenhandel zu behindern und soweit möglich einzuschränken. Die kleinen Fischerdörfer mit ihren Sandstränden zwischen Tanger und Ceuta sind gerade für schnelle Schmugglerboote die ideale Ausgangsbasis für die Überquerung der Straße von Gibraltar.
Neue Stützpunkte:
Es mag Zufal sein, aber im März 2008 hat König Muhammed VI. feierlich den Grundstein für den Bau des ersten Marinestützpunktes Marokkos am Mittelmeer — nahe der Ortschaft Ksar-Segir (Qsar es-Sghir), 30 Kilometer von Tanger entfernt — gelegt. Die auf halbem Weg zur spanischen Enklave Ceuta entstehende Anlage wird nach der Pier in dem 150 km weiter östlich gelegenen Al Hoceima zweiter Sützpunkt der marokkanischen Marine am Mittelmeer. Die vorgesehene Investition in Höhe von 1,390 Milliarden Dirham (122 Millionen Euro) zeigt zumindest, wie wichtig Marokko inzwischen die Mittelmeergebiete nimmt. Bereits 2010 sollen die ersten Anlagen der Marinebasis in Betrieb gehen, 2012 wird die Basis fertig gestellt — und wird damit auch die neuen zivilen Seehafen „Tanger Méditerranée“ (s.u.) ergänzen. Verteidigungs‑, Transport- und Wirtschaftsministerium teilen sich dann auch die Herstellungskosten dieser neuen Anlage. Von europäischer Seite wird erwartet, dass Marokko den Stützpunkt im Wesentlichen nutzt, um den illegalen Transfer nach Spanien zu unterbinden.