Irans Wirtschaft:
Iran hat eine 70-Millionen Bevölkerung und ist damit der größte Staat im Bereich weltweit wichtiger Ressourcen. Iran ist einer der größten Ölexporteure der Welt und verfügt über die weltweit zweitgrößten Ölvorräte sowie mit Russland und Katar die weltweit größten Ressourcen an Erdgas. Täglich werden rund 4 Mio. Barrel Öl gefördert. Im Zeitraum vom 21. März 2007 bis 20. März 2008 (dem iranischen Kalenderjahr) hat der Iran durch den Ölverkauf rund 70 Milliarden US-Dollar eingenommen. Damit wurde das Vorjahresergebnis sogar noch um 16 Mrd. $ überschritten. Tupras — der einzige Raffineriebetreeiber der Türkei — bezieht etwas 1/3 seines Rohöls aus den Nachbarland Iran.Allerdings leidet die iranische Wirtschaft unter ihrer Isolation. Die Raffinierien sind veraltet und können den wachsenden Eigenbedarf des Landes nicht mehr decken. Er verfügt zwar über riesige fossile Öl- und Gasvorkommen, aber es fehlt an der Technologie und vor allem am Kapital für die Veredelung, seit Clinton 1995 ein Wirtschaftsembargo verhängt hat, das Investitionen in der Ölindustrie und die Einfuhr amerikanischer Technologie untersagt. Dementsprechend boomt der iranische Benzin-Import. Tausende von Tankwagen führen den kostbaren Treibstoff aus der Türkei und dem kurdischen Irak über die Grenze. Und der Iran will alleine bis zum Jahr 2011 seine eigenen Raffineriekapazitäten verdoppeln. Zusätzlich zum Neubau von sieben Raffinerien sollen die bestehenden zehn Anlagen erweitert werden.
Die Exporterlöse aus dem Öl- und Gassektor, der 90 % der iranischen Exporte ausmacht — größte Abnehmer sind China und Indien — werden dringend zur Förderung der Wirtschaftsentwicklung benötigt, aber auch, um sich militärisch als regionale Großmacht behaupten zu können. China hat in den letzten Jahren (Stand 2010) Verträger mit einem Volumen von fast 20 Mrd. Dollar für den Ausbau von Förderanlagen und die anschließende Lieferung von Gas und Öl abgeschlossen und möche dieses Volumen noch verdoppen (Stand 2010). Und auch Russland beteiligt sich und hat im Juli 2010 ein langfristiges Kooperationsakommen für Öl, Gas und Petrochemie mit dem Iran abgeschlossen. Das iranische Erdöl wird seit Anfang 2008 nur noch gegen Euro oder Yen verkauft — ein “kleiner Schritt” der Revanche gegenüber der Hegemonialmacht USA, deren $ immer mehr an Attraktivität verliert. Auch als Investoren treten vor allem asiatische Geldgeber — allen voran China — im Iran in Erscheinung.
Größter Handelspartner des Landes waren bis 2006 die Vereinigten Arabischen Emirate (VAR), die im Jahr 2006 Waren für über 9 Mrd. $ in den Iran exportierten — im Wesentlichen Benzin, weil es den iranischen Raffinierien an Kapazitäten fehlt (Benzinrationierung im Sommer 2007), wohl aber auch Waren, die den Umweg über die VAR, insbesondere über Dubai, finden, um das Exportverbot etwa der US-Regierung zu umgehen. Bereits im Jahr 2007 erreichte der direkte Handel mit China aber schon ein Volumen von mindestens 13 Mrd. €. 2009 wurde zwischen China und dem Iran sogar schon ein Handelsvolumen von etwa 21 Mrd. dollar abgewickelt. Damit ist China zum wichtigsten Handelspartern es Iran geworden — ohne die Geschäfte, die auf dem Umweg über die VAR mit dem Iran getätigt werden, während der Iran selbst der drittwichtigste Erdöllieferant Chinas (nach Saudi Arabien und Angola) geworden ist.
Dabei braucht es den Umweg über die VAR eigentlich nicht. Iran liegt am Meer, und alle Länder, die sich nicht den westlichen Boykottbeschlüssen anschließen wollen — im Wesentlichen dürften dies die großen Handeslpartner China, der Irak, Russland, Syrien und die Türkei sein — liegen entweder direkt neben dem Iran oder können problemlos den Seeweg benutzen.
Das Bruttosozialprodukt liegt laut Heinrich-Böll-Stiftung bei 1.750 Dollar pro Kopf, damit ist der Iran eindeutig ein Entwicklungsland.
Atomprogramm:
Besondere Beachtung hat das iranische Atomprogramm gefunden. Aus welchem Grund sollte ein Staat wie der Iran, der über die reichsten Vorräte an fossiler Energie verfügt, in die teure und gefährliche Atomenergie investieren? Um diese Fragen zu beantworten, lohnt sich „ein Blick zurück“:
Zitat:
„Schon Anfang der 70er Jahre plante die Regierung um Mohammad Reza Schah den Bau von Atomkraftwerken mit Unterstützung der USA. Ermutigt von Seiten der Amerikaner, wollte Iran einen Großteil seines Strombedarfs durch Atomenergie decken. Nach einer Studie der US-Universität Stanford, die Anfang der 70er Jahren veröffentlicht wurde, musste der Iran, für eine Bevölkerung von damals 34 Millionen Menschen, (inzwischen hat sich die Zahl der Einwohner verdoppelt), bis zum Jahr 1990 mehr als 20 000 Megawatt Strom produzieren. Dabei konnte das Land täglich mehr als sechs Millionen Barrels Erdöl exportieren (jetzt etwa drei Millionen Barrels).”
Um sein Erdöl als wichtigste Einnahmequelle weiterhin exportieren zu können, sollte der Iran verstärkt in die anderen Energiequellen vor allem für Deckung inländischen Energiebedarfs investieren. An der Entscheidung des Schahs, sich auf andere Energiequellen, und vor allem die Atomenergie, zu konzentrieren, war Washington nicht ganz unbeteiligt. Mehrere Firmen aus den USA, aber auch Deutschland und Frankreich konkurrierten um die großzügigen Aufträge der damaligen Regierung, in Iran Atomkraftwerke zu bauen. Schließlich unterzeichnete Iran im Jahr 1974 mit dem deutschen Siemens- Konzern ein Abkommen, nach dem die deutsche Firma in der südiranischen Stadt Bushehr am Persischen Golf bis 1980 zwei Reaktoren bauen sollte, deren Fertigstellung nach der iranischen Revolution durch das vom Westen verhängte Embargo verhindert wurde.
Nach Jahren des Stillstands war Russland bereit, das Atomkraftwerk in Bushehr aufzubauen. Im Jahr 1995 unterzeichneten Iran und Russland ein Milliarden-Abkommen, nach dem die Russen unter anderem Atomtechnologie in den Iran liefern sollten.“ (Quelle: IRAN NOW – Internetportal)
Seither werden – nicht nur mit russischer Hilfe – die iranischen Atomanlagen fertig gestellt. In einigen Jahren – so wurde im Sommer 2005 berichtet – möchte der Iran weitere 20 Atomkraftwerke „am Netz“ haben und den gesamten Brennstoffkreislauf beherrschen. Quer durch alle politische Gruppierungen Irans – auch der Opposition – stößt das iranische Atomprogramm auf Zustimmung. Iran habe bereits im Jahr 1974 den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen unterzeichnet. So sollen jegliche Aktivitäten in diesem Bereich unter Kontrolle der Atomenergie- Behörde der Vereinigten Nationen, der IAEA, stattfinden. Damit habe der Iran aber auch das Recht, den gesamten Kernstoffkreislauf – auch die Brennstoffanreicherung — für zivile Zwecke zu nutzen. Da der Westen sich weigere, know how für den sicheren Betrieb der Anlagen zu liefern müsse der Iran dieses Wissen auf anderem Wege erwerben.
Gerade diese „anderen Wege“, die z.T. auch an der IAEA vorbei führen, bestärken aber das Misstrauen des Westens, vor allem der USA und der Europäer, das von dünnen „Enthüllungsgeschichten“ über ein A‑Waffenprogramm und (weitere) Täuschungspläne des Iran genährt wird.
Diskutieren Sie mit (www.defence-forum.net):
Weitere Informationen:
DW – Deutsche Welle
Wozu dient das Nuklear-Programm des Iran? — (www.dw-world.de)
DIE ZEIT
Und sie bauen sie doch — (www.zeit.de)
FAZ-NET
Iran bekommt nuklearen Brennstoff aus Rußland — (www.faz.net)
Rosatom-Chef hat keine Bedenken gegen iranisches Nuklearprogramm — (www.russlandonline.ru)
Dazu kam der SPIEGEL am 19.11.2006 mit dieser Nachricht ins Internet:
CIA soll keine Beweise für Irans Atomwaffenprogramm haben — (spiegel.de)