Durchs wilde Kurdistan

Seit Jahrzehn­ten kämpfen Sie um Ihre Unab­hängigkeit oder zumin­d­est um kul­turelle Autonomie — Kur­den, die im Osten der Türkei, im Nord­west­en des Iran, im Nor­den des Iraks, im Nor­dosten Syriens und auch östlich des kaspis­chen Meeres im Gren­zge­bi­et zwis­chen Iran und Turk­menistan wohnen. 

Während der ara­bis­che Irak seit der Inva­sion der USA zum Sturz von Sad­dam Hus­sein im bluti­gen Ter­ror versinkt hat sich im kur­dis­chen Nor­den eine Insel der Sta­bil­ität gebildet. 

Was ist das für ein Volk — das sich von der Türkei als ter­ror­is­tisch ange­haucht zeich­nen lässt und in einem Bürg­erkriegs­land eine beina­he idyl­lisch anmu­tende staatliche Ord­nung aufbaut? 

Wirk­lich zuver­läs­sige Angaben über die Zahl der heute leben­den kur­dis­chen Bevölkerung liegen nicht vor. Schätzun­gen belaufen sich auf 25 bis 30 Mil­lio­nen Kur­den, die zur Hälfte auf die Türkei ent­fall­en. Im Iran sollen rund 6 Mil­lio­nen Kur­den leben, im Irak gut vier Mil­lio­nen und in Syrien rund eine Mil­lion. Die Zahl der Kur­den in den Nach­folges­taat­en der Sow­je­tu­nion wird auf rund 500 000 geschätzt. Die Kur­den von heute sind das größte Volk der Erde, das nicht in einem eige­nen Staat lebt.

Sprache und Geschichte:
Kur­disch — das ist eine indoger­man­is­che Sprache, und die Kur­den im Osten der Türkei, der nach mod­ern­sten lin­guis­tis­chen Forschun­gen Urheimat der Indoger­ma­nen, sind Indoger­mane, wie die alten Het­hiter, die schon lange vor der Zeit­en­wende Ana­tolien bewohnten. 

Karte Het­hiter­re­ich:Karte des kur­dis­chen Sprachraums:
Karte von Kur­dis­tan — (http://krisen-und-konflikte.de)(Quelle: www.navend.de)

Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass die Kur­den bere­its zu Zeit­en der Sumer­er und Akkad­er im Südosten der heuti­gen Türkei heimisch waren, den indoger­man­is­ch­er Ari­er im Iran nahe ver­wan­det. In dem von Mar­tin Strohmeier und Lale Yalin-Heck­mann im Jahr 2000 her­aus­gegebe­nen Buch über die Geschichte der Kur­den heißt es dazu: „Die iranis­che Hochebene war seit alters her ein wichtiger Schnittpunkt zwis­chen dem Vorderen Ori­ent und Zen­tralasien bzw. dem indis­chen Sub­kon­ti­nent sowie Schau­platz von Wan­derungs­be­we­gun­gen von Völk­ern, die aus dem Osten kamen. Ver­mut­lich sind die Vor­fahren der Kur­den um die Wende vom zweit­en zum ersten Jahrtausend v. Chr. im Zuge von Ein­wan­derungswellen indoger­man­is­ch­er Ari­er nach West-Iran gekom­men und haben sich mit der ansäs­si­gen Bevölkerung ver­mis­cht. Diese Region war Teil der alto­ri­en­tal­is­chen Reiche der Sumer­er, Assyr­er, Urartäer und Meder.“ 

Kur­disch gehört zur Sprach­fam­i­lie der iranis­chen Sprachen und damit zu den indioeu­ropäis­chen Sprachen. Kur­disch wird in ver­schiede­nen Dialek­ten gesprochen. Der am weitesten ver­bre­it­ete Dialekt ist Nord­kur­disch oder Kur­man­ci (in Ana­tolien, im türkisch-iranis­chen Gren­zge­bi­et, im Kauka­sus, in Syrien und im Nor­den von Irakisch-Kur­dis­tan). Das Mit­telkur­disch oder Sorani ist im Südteil von Irakisch-Kur­dis­tan und Mukri — im angren­zen­den Iranisch-Kur­dis­tan — vorherrschend. Zwis­chen Kur­man­ci und Sorani gibt es Gemein­samkeit­en, aber die Dialek­te haben sich so weit voneinan­der ent­fer­nt, dass die Ver­ständi­gung schwierig ist. Auch dies zeugt von der lan­gen Entwick­lung des kur­dis­chen Volkes.

Lin­gu­sis­tis­che Karte:

(Quelle: www.navend.de)

Extern­er Link:
Kur­dis­che Geschichte:

Die Kur­den im Iran:
Die sieben Mil­lio­nen Kur­den im Gren­zge­bi­et zur Türkei und zum Irak bilden die zweit­größte eth­nis­che Min­der­heit des Lan­des. Die Kur­den sind — im Gegen­satz zu Arabern und Turkvölk­ern — eben­falls wie die Pers­er der indoger­man­sichen, sog­ar iranis­chen Sprach­fam­i­lie zuzuord­nen.
Auch hier regen sich starke Unab­hängigkeits­be­we­gun­gen, die auf­grund der zunehmenden Dif­feren­zen zwis­chen den USA und Iran von amerikanis­chen Inter­essen­ten gefördert wer­den. Die PJAK — die im Iran für mehr Autonomie kämpft — wird nach Bericht­en aus dem Irak sog­ar von mil­itärischen Beratern der US-Stre­itkräfte besucht, und ist mit mod­er­nen M 16 Gewehren aus US-Bestän­den aus­gerüstet.  Seit Anfang 2007 ver­stärkt die PJAK ihre Tätigkeit im Iran; iranis­che Sol­dat­en wer­den ange­grif­f­en, Minen gelegt und im Feb­ru­ar und August 2007 sollen sog­ar iranis­che Hub­schrauber dem Beschuss der PJAK zum Opfer gefall­en sein.
Der Vater des jet­zi­gen Regierungss­chefs im irakischen Kur­denge­bi­et, Mas­sud Barsani — Mul­la Mustafa Barsani — war mil­itärisch­er Führer ein­er von den Sow­jets errichteten Kur­den­re­pub­lik mit der Haupt­stadt Mahabad. Die Verbindun­gen unter den Kur­den sind also über die Staats­gren­zen hin­aus — trotz aller Rival­itäten — dur­chaus eng. Allerd­ings sind sich Türken und der Iran einig: ein Seper­atismus der Kur­den wird von kein­er der bei­den so unter­schiedlichen Regierun­gen geduldet. Es bleibt abzuwarten, wie die kün­ftige Entwick­lung der kur­dis­chen Region im Irak ver­läuft. Wirtschaftliche Pros­per­ität und vor allem kul­turelle Autonomie wird auch auf die iranis­chen Kur­den anziehend wirken, poli­tis­che Auot­nomie würde aber einen Sprengsatz nicht nur für den Irak, son­dern auch für den Iran und die Türkei bedeuten.

Die Kur­den im Irak
Etwa 16 % der knapp 25 Mio. Irak­er sind sun­ni­tis­che Kur­den. Seit  dem Golfkrieg 1991 entwick­elte sich — unter dem Schutz von Briten und Amerikan­ern, die vom türkischen Luft­waf­fen­stützpunkt Incir­lik eine Flugver­bot­szone über dem Nordi­rak kon­trol­lierten — eine de fac­to beste­hende Autonomie der Kur­den im Nordi­rak (“Süd­kur­dis­tan”). Diese Zone entwick­elte bere­its vor dem let­zten Irak-Krieg der Amerikan­er, der zum Sturz Sad­dam Hus­seins führte, ein kle­in­staatlich­es Eigen­leben, das durch die Ölvorkom­men von Kirkuk (mit ein­er täglichen Förderka­paz­ität von 450.000 Bar­rel Erdöl) auch auf eine gesicherte Einkom­mensmöglichkeit zurück greifen kann.  Der mit Ölein­nah­men und Entwick­lungs­geldern aus der EU und den USA wieder aufge­baute Nordi­rak entwick­elt sich zunehmend zu einem “gelobten Land”, das viele jun­gen Kur­den aus der Türkei zum Arbeit­en und Studieren anlockt. Rund 80.000 bis 100.000 kur­dis­che Peschmer­ga-Milizen der bei­den irakischen Kur­den­parteien KDP und PUK sich­ern die “Autonome Region Kur­dis­tan” gegen die “Ansar-al-Islam” (Ara­bisch: أنصار الإسلام, dt. Helfer des Islam) “, eine kur­dis­che Zweig­or­gan­i­sa­tion der Al-Kai­da, die bis März 2003 in der Prov­inz aktiv war. Die nun als Armee und Region­al­gar­de der Kur­den beze­ich­neten Milizen haben mehr Per­so­n­en unter Waf­fen als die iragis­che Armee. Im vom Bürg­erkrieg bedro­ht­en Bag­dad gel­ten die kur­dis­chen Kämpfer zudem als neu­tral. Sie wer­den dort von schi­itis­chen und sun­ni­tis­chen Arabern gle­icher­maßen als Ver­mit­tler und Ord­nungskräfte akzeptiert. 

Unter dem Schutz der von den Amerikan­ern hofierten Kur­den des Irak haben die kur­dis­chen Wider­stands­be­we­gun­gen aus den Nach­barstaat­en einen Rück­zugsraum im Irak erhal­ten. Mehrere Tausend Kämpfer der türkischen PKK haben sich gegenüber der türkischen Gren­ze in den zerk­lüfteten Gipfel­re­gion ver­schanzt und verüben seit 2005 zunehmend Ter­ro­ran­schläge in de Türkei. Gle­ichzeit­ig wird die PJAK — Schwes­t­eror­gan­i­sa­tion der PKK — von amerikanis­chen Unter­stützern zum Kampf gegen die iranis­chen Rev­o­lu­tion­s­gar­den ausgerüstet. 

Angesichts der Dro­hun­gen aus der Türkei, in bre­it­er Front in den Irak einzu­marschieren und die PKK zu zer­schla­gen rück­ten im Okto­ber 2007 auch die von den USA aus­gerüsteten kur­dis­chen Peschmer­ga aus dem Irak zu Tausenden in Stel­lun­gen an der türkischen Gren­ze ein. 

Inzwis­chen (2014) hat die kur­dis­che Region des Nordi­rak einen jahre­lang anhal­tenden Wirtschafts­boom erlebt. Allein im Jahr 2013 ist die Wirtschaft der kur­dis­chen Region um die auf­blühende Wirtschaftsstadt Erbil um 12 % (Irak: 9 %) gewach­sen. Die kur­dis­che Region­al­regierung tut alles, um den jahrzehn­te­lan­gen Still­stand unter Sad­dam zu negieren. So genießen neu ange­siedelte Fir­men für 10 Jahre Steuerfreiheit. 

 

Die Kur­den in Syrien:
Im Bürg­erkrieg in Syrien scheinen die Kur­den die “lachen­den Drit­ten” zu wer­den. Wie Ende des Jahres 2012 gemeldet wurde, befind­et sich der Nor­dosten Syriens inzwis­chen “in kur­dis­ch­er Hand”. Es scheint so, als ob Assad im Kampf gegen die sun­ni­tis­chen Rebellen des Lan­des den kur­dis­chen Lan­desteil kampf­los geräumt und den kur­dis­chen Autonomen über­lassen hat. Diese sor­gen “im Gegen­zug” wohl dafür, dass die die fun­da­men­tal­is­tis­chen Islamis­ten in der Region nicht Fuß fassen können.

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Die Kur­den in der Türkei
Rund 10 bis 15 Mil­lio­nen Kur­den — nach anderen Schätzun­gen sog­ar bis zu 20 Mil­lio­nen — leben in der Türkei. Diese große Anzahl weckt ein­er­seits die Befürch­tun­gen vor ein­er Spal­tung des Lan­des — zeigt aber ander­er­seits auch, dass es nicht möglich ist, einem Volk dieser Größe auf Dauer seine eigene kul­turelle Iden­tität zu nehmen. Der Gebrauch der kur­dis­chen Sprache, kur­dis­ch­er Namen war ver­boten. Jedes öffentlich gesproch­ene kur­dis­che Wort wurde mehrere Jahre lang sog­ar mit ein­er Geld­strafe belangt, und noch heute ist kur­disch in vie­len Schulen zumin­d­est ver­pönt. Kur­disch wurde als “Rück­ständig” gebrand­markt, bäuer­lich und tölpelhaft.

Fast 40.000 Tote und mehr als 3.000 von der Armee ver­wüstete Dör­fer zeu­gen von einen zwanzigjähri­gen Krieg, vom Aus­nah­mezu­s­tand im Südosten der Türkei, der erst im Dezem­ber 2002 aufge­hoben wurde. Rund 3.000 Dör­fer wur­den von den Mil­itärs zer­stört, ebenso­viele aus anderen Grün­den aufgegeben. Nach dem Mil­itär­putsch von 1980 sollen sys­tem­a­tis­che Folterun­gen von kur­dis­chen Män­nern — vom Knaben bis zu Greisen — erfol­gt sein. Die Gefolterten bilde­ten den Nährbo­den für die Stärkung der PKK, deren Entste­hen auch durch die chro­nis­che Armut der Bevölkerung gefördert wurde. Knapp 2/3 der Ein­wohn­er der Region haben ein täglich­es Einkom­men, dass 2 $ nicht über­steigt.  Für 1,6 Mio. Men­schen ste­hen ger­ade ein­mal 12.000 Arbeit­splätze in der Indus­trie zur Ver­fü­gung. Die Arbeit­slosigkeit liegt üebr 60 %. 

Diyarbakir, die mit etwa 1,2 Mil­lion Ein­wohn­ern heim­liche Haupt­stadt des kur­dis­chen Südostens der Türkei zeigt den Ver­fall des kur­dis­chen Lan­desteiles exem­plar­isch auf. Noch immer gibt es offene Abwasser­rin­nen in den engen Gassen der Alt­stadt, und erst die “deutsche Gesellschaft für Tech­nis­che Zusam­me­nar­beit” (GTZ) begin­nt im Rah­men eines EU-Pro­jek­ts die Kanal­i­sa­tion mod­er­nen Stan­dards anzu­passen. In den Jahren des Bürg­erkriegs zwis­chen den türkischen Stre­itkräften und der kur­dis­chen Gueril­la, der PKK, ist die Ein­wohn­erzahl der Stadt von 400.000 Bewohn­ern auf das Dreifache angestiegen. Die Kriegs­flüchtlinge aus den Dör­fern haben sich hier ange­siedelt. Seit dem Ende der Kampfhand­lun­gen im Som­mer 2000 wird von der Rück­kehr in die Dör­fer gesprochen. Aber die schwere Wirtschaft­skrise vom Feb­ru­ar 2001 hat die staatlichen Hil­fever­sprechen als leere Ver­sprechun­gen entza­ubert. Die Rück­kehrer find­en ihre Felder und Wei­den beset­zt — die von den Stre­itkräften aus­gerüsteten Dorf­schützer, die gegen die PKK antre­tende türken­treue Miliz, hat sich das beste Ack­er- und Wei­de­land angeeignet. Die Kriegs­flüchtlinge bleiben also in den Städten, wo es zumin­d­est immer wieder ein­mal Hil­f­sar­beit­en für eine im Frieden zunehmend pros­perierende Gemeinde gibt — und es entste­ht langsam eine kur­dis­che Mit­telschicht, in der sich die feu­dalen Struk­turen der alten kur­dis­chen Clange­sellschaft auflösen. Die PKK hat den Bürg­erkrieg gegen die türkischen Stre­itkräfte vorüberge­hend eingestellt — aber jen­seits aller Clans und Sip­pen ein kur­dis­ches Nation­al­ge­fühlt entwick­elt.  Dies hat zunächst zu ein­er Schwächung der Clanchefs geführt, die nicht mehr zehn­tausende von Stim­men mit­brin­gen, wenn sie sich für die Kan­di­datur in den Rei­hen ein­er türkischen Partei entschei­den. Das hat etwa Selim Ensar­i­oglu aus Diyarbakir erfahren, der mit sein­er kur­disch-nation­al­is­tis­chen Partei HADEP im Novem­ber 2002 den Einzug in das Par­la­ment ver­passte. Diyarbakir ist immer noch ein Sinnbild für das Ver­hält­nis von Türken und Kur­den. Es gab rund 20 — immer heftigere — Kur­de­nauf­stände in der Region, die vom Staat mit mil­itärisch­er Gewalt niedergeschla­gen wur­den. Der Bürg­er­meis­ter der Alt­stadt (Gemeinde Sur) von Diayr­bakir wurde im Som­mer 2007 ent­lassen, weil er die Buch­staben “X” und “W” benutzte, die es in der kur­dis­chen Sprache, nicht aber im türkischen gibt (Ver­stoß gegen das Sprachenge­setz) und im Gemein­der­at beschließen lies, Dien­stleis­tun­gen neben türkisch auch in englisch und kur­disch anzu­bi­eten. Wegen seines Ein­satzes für “Mehrsprachigkeit in der Stadtver­wal­tung” vom Staat­san­walt angeklagt (“Pro­pa­gan­da für die Ziele der Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion PKK”). Dabei ver­ste­hen viele Bewohn­er — vor allem Frauen — kein türkisch, das in Gemein­de­v­er­wal­tun­gen und Kliniken als einzige Amtssprache ver­wen­det wird. 

In den Par­la­mentswahlen vom Novem­ber 2002 — bei der die nation­al­is­tis­che MHP genau­so wie Erdo­gans Islamis­ten­partei abges­traft wur­den (siehe unser Bericht: “Vom Auf­stieg Erdo­gans” im Län­der­dossier der Türkei) — ist eine Neuan­fang gemacht wor­den. Die Regierung Erdo­gan ist in der Kur­den­frage weit weniger ide­ol­o­gisch fest­gelegt als die meis­ten Vorgängerregierungen. 

 Nach lan­gen Jahren des Bürg­erkriegs bah­nte sich — auch unter maßge­blichem Druck aus Wes­teu­ropa — eine Nor­mal­isierung an.
Seit 2003 ist kur­dis­ches Fernseh­pro­gramm erlaubt — aber die staatlichen Medi­en boykot­tieren diese Frei­heit. Selb­st der Lokalsender Gün-TV aus Diyarbakir bringt nicht mehr als 45 Minuten kur­dis­ch­er Sendung — in der Woche. Poli­tik, ja sog­ar kur­dis­che Kinder­sendun­gen sind ver­boten. Dabei sprechen 75 % der Bewohn­er von Hause aus kur­disch. Deshalb ist immer noch der in Brüs­sel pro­duzierte und in Lon­don aus­ges­trahlte Kur­densender Medya TV — in fast jedem Haushalt via Satel­lit zu emp­fan­gen — der PKK die wesentliche Infor­ma­tion­squelle der kur­dis­chen Bevölkerung. Auch Roj-TV ais Däne­mark — ein in der Türkei als “Pro­pa­gan­dasender der PKK” ver­botenes Medi­um — wird gese­hen. Lediglich die kur­dis­chen Fernseh­pro­gramm aus dem Nordi­rak bieten eine Alter­na­tive im medi­alen Kon­sum. Seit März 2004 find­et in zunehmend mehr Schulen Unter­richt in kur­dis­ch­er Sprache statt.  Diese “Befriedi­gung” hat tat­säch­lich auch zu einem Ver­lust an Rück­halt der PKK in der kur­dis­chen Bevölkerung geführt. Bei den Par­la­mentswahlen im Juli 2007 wurde die der PKK nahe ste­hende par­la­men­tarische Kur­den­partei DTP deut­lich über­holt — von Edo­gans kon­ser­v­a­tiv­er AKP, der auch eine Mehrheit der Kur­den die Stim­men gaben. Seit der Wahl vom Juli 2007 ist die DTP den­noch mit 20 Abge­ord­neten im türkischen Par­la­ment vertreten — ein Zeichen, dass sich die Kur­den nicht nur (mit über 50 Bürg­er­meis­tern) auf kom­mu­naler Ebene son­dern auch im Staat “Türkei” inte­gri­eren wollen. Die DTP ste­ht allerd­ings zunehmend unter Druck, sich von der PKK zu dis­tanzieren — ver­langt aber als Teil der poli­tis­chen Lösung auch eine Amnestie für die PKK-Aktivis­ten, ein Vorschlag, der auch von europäis­chen Län­dern einge­bracht wurde. Schließlich hat auch Abdul­lah Öcalan, der von der Türkei inhaftierte Grün­der der PKK, eine entsprechende Waf­fen­ruhe ange­boten — was von den Mil­itärs geflissentlich ignori­ert wird. Die kur­dis­chen Politk­er wer­den stattdessen mit strafrechtlichen Ver­fahren über­zo­gen, so u.a. wegeb der Teil­nahme an Demon­stra­tio­nen oder der Zulas­sung der kur­dis­chen Sprache im Rathaus der Gemeinde. 

Seit 2005 ist diese Frieden­sphase vor­bei. Die PKK, die poli­tisch immer mehr an Bedeu­tung ver­lor, hat “das Kriegs­beil” aus­ge­graben (offiziell weil die türkische Regierung jedes Gespräch ver­weigert und die Aktivis­ten der PKK weit­er­hin ver­fol­gt) — und kämpft mit neuen Ter­ro­rak­ten um ihr Über­leben. Im Okto­ber 2007 wur­den gar bei einem Angriff mehrere türkische Sol­dat­en gefan­gen genom­men. Rund 150 bis 200 PKK Kämpfer sollen bei dem stun­den­lan­gen Angriff auf ein türkisches Infan­terie-Bat­tail­lon beteiligt gewe­sen sein, der zu einem Auf­schrei der Empörung bei den Türken geführt hat. Die Aktion der PKK erin­nert fatal an eine ähn­liche Aktion der schi­i­itschen Hizbol­lah, die wenige Monate vorher eine israelis­che Inva­sion im Südlibanon aus­löste — und sich für Israel zu einem Desaster entwick­elte. Auch die Türkei scheint — aufges­tachelt durch immer neue Anschläge der PKK — inzwis­chen zu ein­er bre­it angelegten Inva­sion im Irak aufzu­marschieren. Kampfhub­schrauber vom Typ Cobra flo­gen Augen­zeu­gen zufolge Ende Okto­ber Ein­sätze gegen die Rebellen. Rund 100.000 Sol­dat­en sollen im unüber­sichtlichen, gebir­gi­gen Gren­zge­bi­et zusam­men gezo­gen sein, um die in ein­er lan­gen Phase der Ruhe angelegten Gebirgsstel­lun­gen der PKK zu stür­men. Die PKK — so scheint es — will solche größeren Oper­a­tio­nen erzwin­gen. Selb­st wenn es den Türken gelin­gen würde, einen großten Teil der Stel­lun­gen auszuschal­ten — die PKK würde im kur­dis­chen Teil der türkischen Bevölkerung wieder an Rück­halt gewin­nen, während sich die Türkei mit län­geren Oper­a­tio­nen zunehmend ins inter­na­tionale Abseits manövri­eren würde. 

Gle­ichzeit­ig wird von Istan­buler Lib­eralen ein weit­er­er Ver­dacht geäussert. Sollte es ein Zufall sein, dass die Span­nun­gen zwis­chen Türken und Kur­den immer dann ange­heizt wer­den, wenn in der Türkei poli­tis­che Refor­men und eine neue Ver­fas­sung disku­tiert wer­den, die den Mil­itärs entsprechende Kom­pe­ten­zen nehmen soll? 

Quelle (u.a.): Süd­deutsche Zeitung, 02.11.2007 “Diyarbakir, Stadt der Kurden .…” 

Die Kur­den in Aser­baid­schan:
Auch in der ehe­ma­li­gen Sow­je­tu­nion gibt es Kur­den — in ver­streuten Sied­lun­gen der nord­kauka­sis­chen Region, haupt­säch­lich im Gebi­et von Nachitschewan, der aser­baid­sch­a­nis­chen Enklave zwis­chen Arme­nien, der Türkei und dem Iran. Die Mehrheit sind sun­ni­tis­che Mus­lime, eine Min­der­heit auch Yezi­den oder Jesiden.

Ein­schub: die Jes­i­den:
Nach der Über­liefer­ung sollen die Yezi­den — deren Anhänger fast auss­chließlich Kur­den sind — aus dem Süden des Zweistrom­lan­des in die Kauka­sus-Region gekom­men sein. Sie siedeln vor­wiegend im Irak, aber auch in Syrien und im Iran. Die Jes­i­den der Türkei sind bere­its in osman­is­ch­er Zeit religiösen Ver­fol­gun­gen zum Opfer gefall­en. Sie hän­gen mit ihrer Reli­gion eine Mis­chung aus der Lehre Zarathus­tras, jüdisch-christlichen Über­liefer­un­gen und bud­dhis­tis­chen Ele­menten aus dem Manichäis­mus an. Diese voris­lamis­che Religon­s­ge­mein­schaft soll sog­ar alt­baby­lonis­che Mythen in ihrer Glaubenswelt über­liefert haben. 

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Kur­dis­tan www.defence-forum.net

Externe Links:
Eura­sis­ches Mag­a­zin: DIE KURDEN

Inter­net­seite der „Infor­ma­tion­sstelle Kur­dis­tan e.V.“ (PKK): Zur Geschichte und Poli­tik der Arbeit­er­partei Kur­dis­tans — (www.nadir.org)
Kur­dis­tan — (www.bessereweltlinks.de)
“Kur­dis­tan” — ein uner­füll­ter Traum — (www.zdf.de)

Kur­dis­ches Forum: www.kurdmania.com