Die israelischen Streitkräfte:
Israels Streitkräfte hatten keine ruhige Aufbauzeit — sie mussten sich bereits mit der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 bewähren. Sie gingen dementsprechend mit einem Aufstellungsbefehl am 28. Mai 1948 beinahe nahtlos aus den im Untergrundkampf gebildeten Paylam-Einheiten hervor, und konnten erst nach der Staatsgründung versuchen, in größerem Umfang solche Waffensysteme zu erwerben, die für reguläre Streitkräfte in der Auseinandersetzung mit den Truppen anderer Staaten nötig sind.
Dabei begann bereits in der Nacht zum 15. Mai die Invasion arabischer Streitkräfte in das ehemalige britische Herrschaftsgebiet. Die bereits vorher von der Jewish Agence über Dienststellen der Hanah mobiliserte jüdische Bevölkerung — auch Frauen — musste bereits mit der Gründung des Staates Israel um dessen Überleben kämpfen.
Zugleich beginnt mit kleinen Untergrundfabriken der Haganah der Grundstock für die Israek Militär Industries (IMI), die insbesondere kleine Waffen wie die Uzi-Maschinenpistole herstellt.
1. Landstreitkräfte
Vor allem in der Tschechoslowakei konnten die Käufer der israelischen Truppen relativ leicht Waffen und Munition erwerben. So flog am 31. Januar 1948 eine vollgestopfte Douglas C‑54 Skymaster (“Flug Hassida”) von Prag nach Bel Daras bei Hatzor, in Südpalästina.
3.1. Unabhängigkeitskrieg — es wird alles genommen was schießt:
Bereits vor der Unabhängigkeitserklärung waren heftige Kämpfe zwischen israelischen Siedlern und palästinensisch-arabischen Gruppierungen entbrannt, die mit der Unabhängigkeitserklärung auch zum ersten offiziellen Krieg zwischen arabischen Staaten und dem neu gegründeten Israel führten.
Nach der Unabhängigkeitserklärung stießen ägyptische Streitkräfte vom Negev über den Gaza-Streifen in Richtung Tel Aviv vor (29. Mai 1948), wo eine israelische Brigade den Vormarsch unter hohen Verlusten stoppte. während im Norden syrische und irakische Truppen auf die jüdischen Siedlungen im Jordantal vorrückten.
Am 11. Juni kam es zu einem ersten Waffenstillstand, der die israelische Front stabilisierte und vor dem Zusammenbruch bewahrte. Allerdings war vor allem Jesursalem von arabischen Truppen praktisch eingekreist. Aber nach nur 28 Tagen wurde dieser “Waffenstillstand” beendet — ein Waffenstillstand, der keiner war, denn z.B. in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni wurden die palästinensischen Dörfter To’ran und Lobiya von der israelischen Galiläa-Staffel (s.u.) bombardiert.
Nach dem Waffenstillstand, den die israelischen Einheiten zur Neuorganisation genutzt hatten, gelang es Israel mit Ausnahme des Nordens, wo syrische Truppen standen, wieder Boden gut zu machen.
3.2. strategisches Konzept der Aufbaujahre:
3.3. Intermezzo Suez-Krise
3.4. zehn Jahre Friedensaufbau
1967 — der Juni-6-Tage-Krieg:
Nach einem Präventivschlag der israelischen Luftwaffe gegen Ägypten befiehlt der ägyptische Verteidigungsminister am Nachmitag des 6. Juni seinen Truppen den Rückzug hinter den Suezkanal. Die heillose Flucht der ägyptischen Truppen ermöglicht Israel, bereits nach drei Tagen den Suezkanal zu erreichen.
Am 9. Juni — ägyptische Truppen und jordanische sind geschlagen — geht Israel an den Golan-Höhen zum Angriff über, am 10. Juni sind auch die Golan-Höhen besetzt.
Zermürbungskrieg:
Im Juni 1968 beginnt mit einem ägyptischen Artilleriefeuer auf die israelischen Stellungen am Suez-Kanal eine neue Phase der Auseinandersetzung. Nasser, der seine Streitkräfte in der offenen Schlacht schmählich verlieren sah, begann einen Zermürbungskrieg gegen die israelischen Streitkräfte — immer nur knapp unterhalb der Aufkündigung der Waffenstillstandsvereinbarungen.
Mit sporadischen Artillerieüberfällen — so am 8. September und am 30. Oktober 1968 — versucht Nasser, die israelischen Stellungen am Suez-Kanal zurück zu drängen. Am 9. März 1969 wird die israelische Bar-Lev-Linie am Kanal erneut massiv beschossen, was zu schweren Verlusten der IDF führt.
Israel begann, den Suez-Kanal als “natürliches”, unüberwindliches Panzerhindernis zu betrachten und sich am Ostufer an der sogenannten “Bar Lew Linie” einzuigeln. Alleine 1971 wurden 500 Mio. US-$ für Befestigungen ausgegeben — also ob solche Bunkerlinien in der Vergangenheit einen entschlossen anrennenden Gegener jemals aufgehalten hätten.
Im Juli 1972 kam es zu einem massiven Zerwürfnis zwischen Ägypten und der Sowjetunion. Sämtliche — rund 20.000 — sowjetische Militärberater wurden abgezogen. Dennoch begann Ägypten Ende 1972 mit einer massiven Aufrüstung seiner Streitkräfte. Kampfflugzeuge, Luftabwehrrakten und vor allem drahtgelenkte Panzerabwehrraketen wurden aus der Sowjetunion geliefert. Offenbar überschätzte Israel die Bedeutung der sowjetischen Militärberater — oder es unteschätzte die Fähigkeiten der Ägypter. Jedenfalls wurde die massive Aufrüstung nicht als Bedrohung wahrgenommen. Israel fühlte sich sicher — hitner dem Suezkanal, der israelischen Bunkerlinie, dem Sinai und von einer unbesiegbaren Armee geschützt.
Yom-Kippur- oder Ramadan-Krieg 1973:
Als am 6. Oktober 1973 syrische und ägyptische Bodentruppen zum Angriff auf die israelische besetzten Gebiete ansetzten war Israel mehr als überrascht. Über 1400 syrische Panzer stießen über die Golan-Höhen in Richtung Nordisrael vor, die Ägypter überquerten den Suezkanal und überrollten die israelischen Verteidigungsstellungen.
Aber nach nur wenigen Tagen wendete sich das Blatt: bereits am 10. Oktober war die syrische Armee fast geschlagen. Am 11. Oktober überschreiten israelische Truppen die frühere Wafefnstillstandslinie — und sind drei Tage später so weit vorgestoßen, dass die syrische Hauptstadt in die Reichweite der israelischen Artillerie zu kommen droht. Der israelische Gegenstoß wurde nur gut 30 km vor der syrischen Hauptstadt Damaskus abgefangen.
An der ägyptischen Front dauerte es länger. Am 14. Oktober sollen rund 2000 ägyptische Panzer mit einem Entlastungsangriff die israelischen Einheiten unter Druck setzen — die den Angrif aber zurück schlagen können. Erst am 16. Oktober gelang es israelischen Truppen — unterstützt vom Kampftauchern der “Einheit 707” — , selbst einen Brückenkopf über den Suez-Kanal zu schlagen und die 3. Ägyptische Armee am Ostufer einzukesseln.Als am 22. Oktober die UN (Resolution 338) die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen fordert, stimmt Assad noch am gleichen Tag zu — und (unter deutlichem Druck der USA) auch Israel akzeptiert die Waffenruhe, die aber an der ägyptischen Front nur wenige Stunden hält. Erst utner massivem Druck der Sowjetunion und der USA wird scließlich am 24. Oktober ein neuer, nun endgültiger Waffensillstand vereinbart.
Als der Waffenstillstand vereinbart wurde, konnte Sadat den Krieg (gerade noch) politisch als Erfolg werten — die als unbesiegbar geltende israelische Armee war mit starken Anfangserfolgen fast geschlagen worden, und ägyptische Einheiten standen immer noch auf dem Sinai östlich des Kanals. Mit diesem “politschen Pfund” wuchernd konnte Ägypten mit gestärktem Selbstbewusstsein einen “Friedensvertrag auf Augenhöhe” mit Israel aushandeln, der mit dem Abschluss 1979 (Camp David) zur Rückgabe der gesamten, 1967 eroberten ägyptischen Gebiete auf dem Sinai an Ägypten führte. “Land gegen Frieden” — das sollte das Schlagwort dieser Periode werden.
2. Luftstreitkräfte *):
Die Bildung von Segelfliegervereinen war — wie auch im Deutschen Reich nach dem ersten Weltkrieg — die Keimzelle der späterischen Israelischen Luftwaffe. 1935 wurden die verschiedenen Vereine unter dem Namen “Aero Club Israel” (Ha’teoffa Le’eretz Israel) vereinigt, und 1937 begann sich die Hagana mit der Gründung mehrerer Vereine und der Anlage von Pisten entlang des Mittelmeeres für diesen Zweig zu erwärmen.
Ab dem Somemr 1941 wurde auch von der amerikanisch-zinoistischen Bewegung “Ha’achalotz” mit Pilotenkursen von auswanderugnswilligen Zionisten begonnen. Der zweite Weltkrieg führte zu einer breiten Ausbildung jüdischer Amerikaner — so dass scih nach dem Krieg etwa 2500 Bewerber aus alliierten Luftstreitkräften — unter diesen 15 ehemalige Piloten wie Ezer Weizmann — für eine künftige israelische Luftwaffe bewarben. Noch vor der Staatengründung wurde im Spätsommer 1947 ein “Militärischer Flugdienst” gegründet, dessen erste Anschaffungen diverse Flugzeuge, inebsonder Auster AOP MK. III und IV. waren.
Leichte Flugzeuge führten schon sehr bald Transport- und Auflärungsflüge zu entlegenen jüdischen Außenposten in Plästina durch. Dazu wurden zunächst Sportflugzeuge verwendet — am 17. Dezember 1947 bei einem Einsatz im Negev, am 11. Januar 1948 bei Kfar Oriyah und am 15. Januar 1948 bei der isolierten Siedlugn Gosh Etzin (zwischen Jerusalem und Hebron). Aus diesen “Sportflugzeugbombern” sollten die Tel-Aviv‑, Negev- und die Galliläa-Staffel (1.2, und 3. Staffel) hervorgehen. Diese drei Staffeln wurden Anfang 1949 zur vereinigten 100. Staffel zusammen gefasst.
Die Mengen an Rüstenungsmaterial, das nach dem Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr benötigt wurde, führten zu breit gefächerten Einkaufstouren jüdischer Vertreter, die mit hohen Spenden aus den USA “aus dem Vollen schöpfen” konnten.
Bereits im Dezember 1947 wurden in Großbritannien 6 Avro Anson, 6 Tiger Month sowie eine Percival Procot beschafft. Im Frühjahr 1948 folgten zehn zivilie Transportflugzeuge aus Südafrika.
3.1. Unabhängigkeitskrieg — es wird alles genommen was fliegt:
Beit Dras — wo schon die Edne Januar aus Prag gestartete Skymaster landete — wurde Ende März 1948 zum Haptquartier der israelischen Lufttransporte — mit einem Sammelsurium an Flugezugen; zehn C‑46 Commando und drei Lokheed Costellation aus den USA bildeten die ersten “Neu“erwerbungen, die im Wesentlichen über Panama und Brasilien zunächst nach Zatec (bei Prag) überführt und von dort über den Flugplatz Dell’Oro bei Ajaccio (Korsika) nach Israel gelangten. Von Prag über Korsika bildete sich eine regelrechte Luftbrücke, die mit C‑46, C‑54, DC‑5 und einer Constellation geflogen wurden — dreimal wöchentlich mit jedem Flugzeug. Als David Ben Gurion am 14. Mai 1948 den Staat Israel ausrief, verfügte die israelische “Luftwaffe” über 30 leichte Flugzeuge 15 Transortflugzeuge (darunter 9 C‑46 Commando, eine C‑47, eine C‑54 sowie 3 C‑69). Am 17. Mai 1948 formierte sich dann die israelische Lufttransportgruppe auch offiziell. Vom Mai 1948 is Ende Juli konnte der Personalstand der Luftwaffe von 900 Mann auf über 2000 Mann aufgestockt werden- wobei Israel auf erfahrene Piloten aus dem Weltkrieg zurück greifen konnte.
Mit zu den Transportgütern gehörten tschechische Avia S‑199 — Nachbauten der Bf 109 — von denen bereits Ende Mai 1948 ein Dutzend in Israel in Dienst genommen wurden. Dazu kamen in weiteren Lieferungen weitere S‑199 und über 50 Spitfire MK.IX aus tschechischen Beständen, die im Direktflug und ohne zum Flug nicht notwendige Teile nach Israel gelangten. Die ersten israelischen Jagdflugzeuge waren aber defekte Spitfire, die beim Abzug der RAF zurück geblieben waren. Mit einer wieder flugfähigen Maschine, einer ägyptischen Beute-Spitfiere (15. Mai 1948) und wieder zusammen gesetzten Spitfires (Erstflug am 5. August 1948) begann die 101. Staffel der Air Force ihr “Jägerleben”.
Der kurze Waffenstillstand vom 11. Juni 1948 wurde auch von der israelischen Luftwaffe zur Verstärkung genutzt — und schon am ersten Tag der wieder aufgenommenen Kampfhandlungen griff Israels Luftwaffe mit S‑199 Jägern die Stadt Gaza und den dortigen Hafen an. Und schon der Juli 1948 sah die Galliläa-Staffel beim Bombardement verschiedener arabischer Dörfer im Rahmen der Operation “Palmenbaum” (Dekel), mit der Nazareth erobert werden sollte.
Mit dem Ankauf von mehreren Boeing B‑17 Flying Fortress und Douglas A‑20 wurde dann auch eine Bomberstaffel erworben, die ebenefalls über Zatec nach Isrel gelangten. Bereits im Juli 1948 wurde mit den — noch in Zatec ausgerüsteten ersten drei B‑17 (69. Staffel) — Kairo, Gaza und El Arish bombardiert. Aus New York kamen über den Seewegmehrere P‑51 Mustang und Piper Cub sowie 18 dringend benötigte Austauschmotoren und und und — alleine zwischen dem 6. und dem 12. August wurden über Zatec 26 Tonnen Bomben und Munition sowie 24 demontierte S‑199 und 50 demontierte Spitfire, insgesamt also 40 Tonnen Fracht nach Israel geflogen.
insgesamt übernahm Israel 1948
- 31 Flugzeuge Auster ADP III/Vder RAF im Lande selbst
~ 80 Flugzeuge Avia S‑199 und Spitfire MX IXd aus der Tschechoslowakei
~ 70 Flugzeuge C‑46 Commando, B‑17 Flying Fortress, Piper Cub, P 51 Mustang, C‑47 Dakota, Harvard u.a. aus den USA
~ 20 es US-Norseman aus Deutschland
~ 15 Beaufighter und Mosquito aus Großbritannien
- 8 Bonanza, Anson, Dragon Rapide aus Südafrika
- 1 Faichild Argun (ägyptisch, gekapert)
- 5 Huson Loadstar aus Australien
- 4 Flugzeuge unbekannten Typs aus Frankreich und
- 12 Spitfire und Auster, die aus Teilen diverser Flugzeuge selbst zusammen gebaut worden waren.
Als am 22. Dezember 1948 die letzte israelische Offensive (Operation “Horev”) im Unabhängigkeitskrieg begann, verfügte Israel praktisch über die uneingeschränkte Luftüberlegenheit, so dass sich die israelische Luftwaffe im Wesentlichen auf Bodenangriffe beschränken konnte.
3.2. strategisches Konzept der Aufbaujahre:
3.3. Intermezzo Suez-Krise
3.4. zehn Jahre Friedensaufbau
1967 — der Juni-6-Tage-Krieg:
Nach zunehmenden Spannungen gibt Ministerpräsident Eshkol in der Nacht zum 5. Juni 1967 den Angriffsbefehlt zu einem Präventivschlag gegen Ägypten. Als die Kampfflugzeuge gegen 10:15 Uhr von ihren Einsätzen zurück kehrten, war der Kern der ägyptischen Luftwafffe bereits zerstört.
Die zurück fliegenden Flugzeuge werden vom jordanischen Radar erfasst — und Nasser verscihert in einem Telefongespräch mit dem jordanischen König Hussein, es handele sich um ägyptische Bomber, die nach de Zerstörung der israelischen Luftwaffe im Anflug zu einem Bombardement von Tel Aviv sein.
Darauf hin tritt Jordanien in den Krieg ein — und am 5. Juni folgt nachmittags auch noch Syrien. Als nun die israelische Luftwaffe noch am gleichen Tag etwa 2/3 der syrischen Kampfflugzeuge am Boden zerstört beschränkten sich die Syrer auf Artilleriebeschuss israelischen Territoriums.
Zermürbungskrieg:
Der von Nasser begonnene Zermürbungskrieg führt auch die israelische Luftwaffe wieder ins Gefecht. Am 21. Juli 1969 fliegt fast die gesamte die israelische Luftwaffe Bombenangriffe auf die ägyptischen Flugabwehr- und Artilleriestellungen am Suezkanal. Am 24. Juli folgt die zweite Angriffswelle — und danach sind Flugabwehrwaffen und großkalibrige Artillerie der Ägypter nicht mehr verwendbar.
Als Vergelung für den Angriff ägyptischer Kampfschwimmer auf Eilat (s.u.) versnken israelische Flugzeuge einen ägyptischen Minensucher (Typ T‑43) im Hafen von Hurghada (100 km südl. Sharm el Sheik), was dazu führt, dass die ägyptische Marine ihre Einheiten in den 400 km südlich gelegenen Hafen von Marnis überführt.
Der Zermübrungskrieg endet erst, als die israelische Luftwaffe eine Grundschule bombardiert, die sich innerhalb einer militärischen Anlage befindet. Der Tod von fast 50 Kindern und die internationalen Proteste führen dazu, dass Israel seine Luftangriffe einstellt was den Ägyptern ermöglicht, neue Flugabwehr-FK und Artillerie-Stellungen am Suezkanal zu stationieren.
Da auch sowjetische Kampfflugzeuge häufiger über dem Suez-Kanal aktiv sind hält sich die israelische Luftwaffe zunächst zurück — bis dann im April 1970 insgesamt 8 ägyptische MiGs zum Opfer der israelischen Luftwaffe werden. Damit endet die Feuerpause.
Als Revanche für eine ägyptische Kommandoaktion im Mai 1970 im Hafen von Eilat (s.u.) greifen 8 israelische Phantom den ägyptischen Hafen Barnis weit im Süden am roten Meer an, versenken einen dort liegenden Zerstörer der sowjeitschen Z‑Klasse, ein FK-Schnellboot KOMAR und beschädigen ein ägyptisches Landungsboot schwer. Nachdem eine israelische Patroullie in einen Hinterhalt geraten ist, fliegt die israelische Luftwaffe über zehn Tage hin massive Luftangriffe gegen ägyptische Stellungen.
Im Juni 1970 kommt es dann erstmals zur direkten Konfrontation zwischen israelischen Flugzeugen und den von sowjetischen Piloten gesteuerten MiG-Maschinen. Der darauf hin erfolgte massive politische Druck führt dazu, dass am 7. August 1970 ein neuer — zunächst auf 90 Tage befristeter — Waffenstillstand zwischen Israel und Ägypten geschlossen wird. Dies führt zu massiver Kritik der PLO, deren Radiostation von Nasser daraufhin erbost geschlossen wird. Das wiederum ist das Signal für König Hussein von Jordanien, der am 16. September 1970 das Kriegsrecht verhängt und am darauf folgenden 17. September beginnt, die Fedajin aus den palästinensischen Lagern vertreiben zu lassen.
Dadurch wird Syrien animiert, die dort stationierten Einheiten der PLA in Richtung Jordanien in Marsch zu setzen. Das ruft wiederum die USA auf den Plan, die den israelischen Truppen deutliche Rückendeckung geben. Diese demonstrieren mit Tiefstflügen ihre Einsatzbereitschaft — und die Einheiten der PLA ziehen sich in ihre Ausgangsbasen zurück. Das führt wiederum zu internen Streitigkeiten in der syrischen Baath-Partei, in deren Folge Verteidigungsminister Hafez al-Assad in einem Staatsstreich am 13. November 1970 die Macht an sich reisst.
Yom-Kippur- oder Ramadan-Krieg 1973:
Anders als im Bodenkrieg, der im Wesentlichen zwischen ägyptischen- und syrischen Bodenstreitkräften auf der einen und israelischen Truppen auf der anderen Seite ausgetragen wurde, sah sich Israel im Luftkrieg ach starken Hilfskräften aus aroko, Algerien, dem Irak und Libyien gegenüber.Daneben kamen rfahrene nordkoreanische und pakistanische Piloten auf ägyptischer Seite, die allerdings nur im Abwehrkampf über dem eigenen Territorium eingesetzt werden konnten.
Am 6. Oktober griffen über 200 ägyptische und irakische Jagdbomber die israelischen Stellungen am Suezkanal an. Hätten sich die arabischen Angriffe nicht auf die Bodenstellungen sondern auf dei Basen der israelischen Luftwaffe gerichtet, wäre Israels Überraschung noch größer ausgefallen — so aber konnte sich Israel rasch fangen und zu Gegenangriffen ansetzen.
Am 14. Oktober kam es zu erbitterten Luftkämpfen über dem Nildelta, die vor allem von ägyptischen 102. und 104. Geschwader sowie den süd- und ostasiatischen Piloten ausgetragen wurden. Während ägyptische Quellen über 10 israelische Flugzeuge abgeschossen haben wollen, wird aus israelischen Quellen lediglich von der Beschädigung mehrerer Flugzeuge berichtet.
Die israelische Luftwaffe erlitt vor allem durch die starke Flugabwehr mit Raketen sowjetischer Produktion massive Verluste.
1982 — Überlegenheit durch AWACS:
Mit der Übernahme der E‑2 C (dem bordgestützten AWACS der US-Navy) befand sich Israel 1982 in einer entschieden besseren Ausgangslage als die arabischen Luftstreitkräfte, die maximal die veraltete sowjetische Tu-126 einsetzen konnten. Die Tu-126 mit ihrem Radarsystem war nicht in der Lage, Ziele in geringer Höhe aufzufassen, während die israelische E‑2 C auch für Gefechtsfeldaufklärung geeignet war.
Inzwischen haben israelische Ingenieure die AWACS Technologie weiter entwickelt. Seit 1997 besteht in Kooperationsabkommen mit Russland. Dieses Abkommen wurde vor allem durch den (gescheiterten) Export von russischen IL-75 MD mit israelischer Radartechnik (EL/M‑205 Falcon, Israel Aircraft Industries (IAI) nach China und die (vollzogenen) Ausrüstung von drei IL-76 TD mit Elta EL/M‑2075 Radar nach Indien. Dieses Radar (1280 — 1400 MHz auf 22 Frequenzen) verfügt über eine Erfassungsreichweite von 450 km für Luft- und Überwasserziele.
3. Seestreitkräfte **):
3.1. Unabhängigkeitskrieg — es wird alles genommen was schwimmt:
Israels Seestreitkräfte begannen im April 1948 — noch vor der Staatsgründung — mit der Instandsetzung von vier ehemaligen Kriegsschiffen (BEN HECHT, HAGANAH, THE JEWISH STATE und WEDGWOOD), die von den Briten als Einwanderungssschiffe “Aliyah Bet” aufgebracht und im Hafen von Haifa “interniert” worden waren.
Die “THE JEWIS STATE” (ein ehemaliger Eisbrecher der US-Küstenwache) wurde unter dem Namen “EILAT” das erste Kriegsschiff der neu gegründeten israelischen Marine. Ausgerüstet mit einem museumsreifen 65-mm-Gebirgsgeschütz aus dem 19. Jhdt. und zwei 20-mm-Flugabwehrkanonen wude die EILAT sehr schnell in Dienst gestellt. Auch die wenig später in Dienst gestellte WEDGWOOD erhielt so ein Museums-Geschütz, während die HAGANAH und die in MOAZ umbenannte BEN HECHT nicht einmal diese Bewaffnung erhalten konnten. Dennoch begann die so gebildete israelische Flotte schon wenige Tage nach der Unabhängigkeitserklärung mit Patroullienfahrten vor der Küste — vor allem in den südlichen Seegebieten zum Schutz vor ägyptischen Marineeinheiten. 1948 folgt mit der NOGAH (einem ehemaligen 173-Foot-Subchaser der US-Navy mit 450 ts) eine wohl noch voll bewaffnete und mit Radar ausgestattete Erwerbung.Dazu kommt — ebenfalls 1948 — das 1941 in Kanada gebaute 47 m “Tank Landing Craft” (TLC) 147, das als AF AL PI CHEN zur Ausbildung in Dienst gestellt (aber nie wieder fahrfähig) wird.
Diese “Big Flotilla” wurde durch rund 20 kleine und kleinste Boote, die “Small Flotilla” ergänzt.
Ergänzend konnten aus Italien so genannte “Sprengboote” erworben werden, die mit der zum Mutterschiff umgebauten MOAZ den Schutz der eigenen Häfen vor feindlichen Kriegsschiffen übernehmen sollten. Aus diesen Sprengbooten und einer Kampfschwimmerkompanie wurde der Kern der israelischen Kommandoeinheiten, die bereits im Frühjahr 1948 im italischen Bari einen Küstenfrachter mit Waffenlieferungen für die Palästinenser versenken. Den näcshten größeren Erfolg erzielten diese Kommandoeinheiten, als sie mit Sprengbooten das ägyptische Flaggschiff AMIR EL FAROUK vor Gaza versenken.
Die Rivalität zwischen der “disziplinierten fahrenden Flotte” und den in der Palyam-Aera entstandenen “Extrem Individualisten” der Kommandoeinheiten sollte noch über Jahrzehnte hin die israelische Marine belasten.
Nach dem Unabhängigkeitskrieg (Waffenstillstand mit Ägypten am 22. Februar 1949, mit Libanon am 23. März , mit Transjordnien am 3. April und mit Sypren am 20. Juli 1949) begann der eigentliche Aufbau der Marine.
3.2. strategisches Konzept der Aufbaujahre:
Das Konzept der Aufbaujahre nach dem Unabhängigkeitskrieg seh eine Marine vor, die einer fremden (arabischen) Seemacht die Seeherrschaft vor der Küste Israels unmöglich machen sollte. Dabei sollte die israelische Marine so stark werden, dass auch die arabischen Nachbarn zu massiven Investitionen in eigene Seestreitkräfte gezwungen waren.
Unter den ersten Nachkriegskommandanten der Marine — dem in britischer Tradition stehenden Heeresgeneral Shlomo Shamir und senem Nachfolger, dem von der Royal Navy geprägten Modechai Limon, wird vor allem Wert auf den Ausbau der regulären Marineeinheiten gelegt. Allerdings kann aufgrund des begrenzten Budgets nur nach günstigen gebrauchten Schiffen gesucht werden.
So gelangen drei (ex-kanadische) Fregatten der RIVER-Klasse (2.400 ts) — die STRADTHADAM (1944 gebaut, 1949 nach Israel und als MISGAV in Dienst gestellt), die ORKNEY (1944 gebaut, 1952 in Israle als MIVTAKH in Dienst und die HALLOWELL, 1952 als MISNAK in Dienst) — zur israelischen Marine. Auch hier wird mit 102- und 120 mm Geschützen aus dem Jahr 1918 nur eine eher behelfsmäßige Bewaffnugn realisiert.
1950/51 wurden aus Beständen der Royal Navy mehrere 43-ts Motortorpedoboote VOSPER (mit 20 mm Kanonen, 2 Torpedorohren und jeweils einem in Israel nachgerüsteten 40 mm Geschütz) übernommen, die mit ihren 40 kn genau den strategischen Vorgaben (Küstenschutz) entsprechen. Gleichzeitig wurden 4 neue MTBs der AYAH-Klasse (60 ts) aus Frankreich geliefert — und mit in Italien erworbeen 20 m Holzbooten, die über Land nach Eilat transport werden können, beginnt der Aufbau einer Flotille am Golf von Akaba.
1955 kommen dann die zwei größten Schiffe zur Israelischen Marine — die 1945 eingemotten ex-britischen Zerstörer der Z‑Klasse “ZEALOUS” und ZODIAC werden unter den Namen EILAT und YAFFO 1956 übernommen und ersetzen die HAGANAH und WEDGWOOD, während die alte EILAT als MATZPEN zum Motorboot-Tender wird.
Mit der Übernahme von mindestens 2 ex US-400ts Landungsbooten vom Typ LCI(L) (Landing Craf Infantry, Large), der AUDREY LEE und der DROTOHY H sowie mindestens 6 LCT (Landing Craft, Tank) gelingt endlich auch der Ausbau einer amphibischen Komponente.
Dazu kommen zwei südafrikanische Minensuchboote (DROM A I und DROM A II) sowie das 24 m Schiff HAPORTZIM (ex brit. FARIMILE-B-Klasse), die aber überwiegend zu Patroullienfahrten genutzt werden.
Aus der “Big Flotilla” und der “Small Flotilla” werden die Kampfflottille mit den größten Einheiten (die im gesamten Mittelmeerraum “Flagge zeigt”), einer Küstenschutzflotille, Hilfsschiffen in einer Hilfsflotille — und die Kommandoeinheiten mit Kampfschwimmern und Sprengbooten in der 13. Flotille.
Für die Kampfschwimmer wird seit 1955 an Kleinst-U-Transportern gearbeitet — eigentlich “bemannten Torpedos”, die auf der Basis der italienischen MAIALE aus dem zweiten Weltkrieg entwickelt werden. Geschützt in einem offenen Cockpit und mit eingebauten Atemlufbehälter können die israelischen SDVs (Simme Delivery Vehicle) vom Typ “HAZIR” zwei Kampfschwimmer über 12 Stunden und 45 Seemeilen zum Ziel bringen.
3.3. Intermezzo Suez-Krise
Bereits seit 1950 blockiert Ägypten die Straße von Tiran. Die (im Juli 1956) erklärte Verstaatlichung des Suez-Kanals gibt Israel die Gelegenheit, selbst aktiv zu werden. Am 29. Oktober 1956 wird mit Fallschirmjägern in der Operation Kadesh eine Landezone am Mitla-Pass, 60 km östlich von Suez, besetzt.
Im Gegenzug dringt die ägyptischen Fregatte IBRAHIM EL AWAL (ex brit. Hunt-Klasse) in die Bucht von Haifa vor, wird nach entsprechendem Landbeschuss von den Zerstörern EILAT und YAFFO verfolgt, aufgebracht und nach dem Krieg als HAIFA in die israelische Marine übernommen.
Die Besetzung von Sharm el Sheikh durch die 9. Infanteriebrigade und Fallschirmjäger wird ebenfalls durch israelische ampibische Einheiten (drei Landungsbotte mit vier leichten Kampfpanzern) unterstützt. Dazu werden die israelischen Fregatten MISNAK und MIVTAKH auf dem Seeweg rund um Afrika nach Eilat verlegt.
Der Vormarsch blieb allerdings ohne dauerhafte Auswirkung. Auf Druck der UN-Vollversammlung müssen ab 1956 die eroberten Positionen auf dem Sinai geräumt werden.
3.4. zehn Jahre Friedensaufbau
Nach dem Interemezzo konnte sich Israel über zehn Jahre hin einem nahezu ungstörten Aufbau widmen. Israel kann erstmals in seiner Geschichte ungestört auch modernste Waffensystem im westlichen Ausland erwerben.Für die weitere strategische Planung der israelischen Marine wird die Erkenntnis zugrunde gelegt, dass selbst die starke ägyptische Marine regelmäßig nur im eigenen Küstenvorfeld operiert.
Daher stößt ein Ersatz der inzwischen völlig veralteten israelischen Big Flotilla auf massive Bedenken. Man orientiert sich an den potentiellen Feindmarinen und stellt fest, dass Ägypten 1957 drei U‑Boote der WHISKEY-Klasse sowie kurz danach 30 kn schnelle Raketenschnellboote der KOMAR-Klasse erhlaten hat. Auch die syrische Marine wird mit solchen Raketenschnellbooten ausgerüstet. Diese Raketenschnellboote könnten in “Blitzvorstößen” aus den arabischen Häfen heraus nach Israel vorsoßen, die STYX-Raketen (40 km Reichweite) abfeuern und wieder den Heimathafen erreichen.
1957 werden zwei 22 kn Küstenwachboote YAKON ECHAD und YARDEN mit je 2 20-mm Kanonen aus Deutschland zum Hafenschutz beschafft. Ebenso 1957 kommen 3 40-kn Schnellboote (40 ts, 18 m mit einem 4 mm Geschütz und zwei 45-cm Torpedorohren) aus Italien (OPHIR-Klasse), die in Eialt stationiert werden.
1959 werden zwei ex-britische U‑Boote des S‑Klasse — HMS SPRINGER und HMS SANGUIN — an Israel abgegeben und als TANIN und RAHAV übernommen. Dazu kommen einige Jahre später drei U‑Boote der brit. T‑Kasse die als LEVIATHAN (ex TURPIN), DAKAR (ex TOTEM) und DOLPHIN (ex TRUNCHEON) übernommen werden.
1962 ist dann auch ein entscheidendes Datum: die Gründung der “Einheit 707”, mit der unter Wasser Reparaturen und Unterwasserbergungen durchgeführt werden sollen. Über die Jahre hin sollte sich diese Einheit zu einer internen Konkurrenz für die Kampfschwimmer der 13. Flottille entwickeln.
Israel legt 1965 seine ersten eigenen Landungsboote LCT (30 m EZIONGEBER-Klasse mit dem namensgebenden Typschiff und de SHIKMONA) auf Kiel.
Nachdem 1953 IAI die Seeziel-Rakete Gabriel entworfen hat, wird auf diese Entwicklung zurück gegriffen und mit dem Seeziel-FK das Hauptwaffensystem für die neue Schneelboot-Waffe enwickelt. Als Trägerplattform werden in Deutschland 6 Schnellboote bei Lürssen bestellt, aber dann ab 1965 bei CMN in Frankreich gebaut.
1967 — der Juni-6-Tage-Krieg
1967 — am Vorabend des neuen Krieges — verfügt die israelische Flotte offiziell über nicht einmal 40 Schiffe, von denen lediglich de Zerstörer YAFFO, das U‑Boot TANIN und 5 in Ashdod statonierte Torpedoboote kampffähig sind. Der Zerstörer EILAT und die Fregatte HAIFA werden kurfristig seeklar gemacht, und ein drittes Landungsboot der EZIONGEBER-Klasse vorzeitig übernommen.
Vor allem die ägyptische Marine — mit modernsten U‑Booten auch der ROMEO-Klasse ausgerüstet — und die syrische Marine, beide mit FK-Schnellbooten vom Typo KOMAR ausgestattet, machen der israelischen Regierung Sorgen. Eine Blockade der israelischen Handelsschiffahrt sowie FK-Angriffe auf Haifa und Tel Aviv werden gefürchtet.
Am 2. Juni 1967 entscheidet sich das israelische Kabinett nach zunehmenden Spannungen für einen Präventivschlag gegen Ägypten. Unmittelbar darauf wird das U‑Bot TANIN mit Kampfschwimmern an Bord als “vorgeschobener Beobachter” vor den Hafen von Alexandria beordert. Die uralte NOGAH und das kleine Vermessungsschiff SHIKMONA werden ebenfalls mit Kampfschwimmern vor syrische Häfen beordert, und auch auf dem Zerstörer YAFFO gehen Kampfschwimmer an Bord.
Der riskante Kommando-Einsatz von Kampfschwimmern vor Alexandria scheitert. Die ausgeschifften Männer der TANIN werden gefangen genommen. Das U‑Boot selbs fährt zwei ergebnislose Angriffe auf eine ägyptische U‑Jagdfregatte der BLACK SWAN Klasse, die lediglich zur leichten Beschädigung des U‑Bootes bei der dem ersten Angriff folgenden WABO-Verfolgung führt.
Und auch die vom Zerstörer YAFFO, drei Torpedobooten und der Motorbarkasse TZIPOR unterstützten Kommandounternehmen auf Port Said bleiben ergebnislos und führen lediglich zu einem wilden Schußwechsel zwischen den israelischen und ägyptischen (OSA-)Schnellbooten.
Auch der Angriff von drei U‑Booten der ROMEO-Klasse auf israelische Häfen wird abgeschlagen.
Der rasche Vormarsch der Landtruppen auf dem Sinai macht die geplante amphiische Operation der Israelis bei El Arish im Rücken der bei Gaza konzentrierten ägyptischen Streitkräfte überflüssig. Die bereits eingeschifften Fallschirmjäger werden nach Jerusalem geschickt. So findet lediglich eine kleinere Landungsoperation statt, die nicht verhindert, dass ägyptische Eliteeinheiten in der Nacht zum 7. Juni mit Raketenschnellbooten OSA evakuiert werden.
In einem Überraschungsschlag gelingt es den kleinen in Eilat stationierten Einheiten Sham el Sheikh kampflos zu übernehmen.
Die israelischen Streitkräfte stehen nach 6 Tagen am Suez-Kanal, der über lange Jahre hin die Waffenstillstandslinie bildet.
Zwei Tage nach dem Ende des 6‑Tage-Krieges — zu spät, um noch einzugreifen — trifft mit LEVIATHAN das erste der bereits genannten 3 ex britischen T‑Klasse-U-Boote in Israel ein. Im Januar 1968 soll das zweite Boot, die DAKAR folgen.
Die Marinestreitkräfte Israels werden für Patroillenfahrten vor der besetzten Küste “zwischen Ashdod und Port Said” verwendet. Auch die EILAT wird daüfr verwendet, “Flagge zu zeigen”. Als die EILAT am 21. Oktober 1967 wieder einmal vor Port Said wendet,werden aus dem Hafen heraus Styx-Raketen von FK-Schnellbooten der KOMAR-Klasse auf den Zerstörer abgefeuert. Gegen 17.30 treffen zwei Sty-Raketen den Zerstörer, gegen 19:45 Uhr trifft eine dritte Rakete. Eine vierte Styx trifft gegen 20:00 Uhr nur noch die Untergangsstelle, wo inzwischen auch israelische Transportflugezuge Noratlas Rettungsflöße abwerfen und kurz danach israelische Torpedoboote — unbehindert von den ägytischen Streitkräften — Rettungsarbeiten aufnehmen. Es sind dann auch die Taucher der “Einheit 707”, die mit der Bergung der Toten aus dem Wrack und dessen anschließender Sprengung eine wichtige Bewährung erfahren.
Allerdings ereilt Israel wenige Monate später ein weiterer Schock. Auf der Überführungsfahrt von England gibt das U‑Boot DAKAR — nur noch gut 350 sm vor Haifa und schon östlich von Kreta — am 25. Januar 1968 um kurz nach Mitternacht noch eine Standortmeldung durch. Danach bleibt das Boot verschollen. Erst 1999 wird das Wrack de DAKAR gefunden — exakt auf der Transitroute nach Israel in fast 3.000 m Tiefe.
In Folge des Schocks, den die Versenkung der EILAT auslöste, werden schon 1968 die Fregatte HAIFA und der Zerstörer YAFFO ausser Dienst gestellt. Auch die drei (über 25 Jahre alten) ex-britischen VOPSER-Torpedoboote und die drei istalienischen OPHR-Torpedoboote müssen wegen Überalterung ausgemustert werden. Lediglich die 6 Torpedoboote der AYAH-Klasse werden noch für die Küstenüberwachung im Bestand gehalten. Eine Erneuerung der Marinefahrzeuge steht an — sie sit nicht mehr zu vermeiden.
Nach 1967 — geänderte Aufgaben — neue Schnellboote und Gabriel-FK mit eigener Werftkapazität:
Nach 1967 sieht sich die Marine mit völlig neuen Rahmenbedingungen konfrontiert.Das ursprüngliche Konzept der Marine sah einerseits den Küstenschutz und andererseits die Fähigkeit vor, mit größeren Kampfschiffen die arabischen Marinen im gesamten Mittelmeerraum vor den eigenen Küsten zu bedrohen.
Die Versenkung der EILAT lässt Israels Regierung vor allem am letzten Auftrag zweifeln.
Die wesentlich längeren Küsten des besetzten Gebietes müssen nun gegen Kommandoeinheiten gesichert werden. Am deutlichsten wird das im “Marinebereich Süd”. Der kleine MArinestützpunkt, der bisher 12 km Küstenlinie zur See sicherte, muß nun die ganze Sinai-Halbinsel mit einer 600 km langen Küste sichern.
Hierfür werden zunächst 1968 vier japanische Neubauten beschaft — die “KEDMA-Klasse” bilden 25 kn schnelle 20 m Boote, die mit 20 mm Kanonen bewaffnet sind. Dazu kommen 22 knapp 20 m lange Boote aus den USA, die als DABUR-Boote mit 29 kn und mehr als 500 sm Reichweite sowie jeweils zwei 20-mm Oerlikon-Kanonen und Maschinengewehren, die ab 1970 geliefert werden. Dabei werden die letzten 10 Boote bereits in Israel gefertigt — in einer Flugzeugwerft. Die kleinen Schiffe können aber problemlos über Land transportiert und so sowohl im Roten Meer wie auch im Mittelmeer eingesetzt werden. Damit und mit kleinen 30 kn schnellen ehemaligen “Flusspatroullienbooten” (PBR — PIBBER-Klasse) gelingt Israel ein wirksamer Küstenschutz.
Dazu werden ergänzend 1968 — wieder in den USA — mehrere kleine Landungsboote “LCM” erworben und in Sharm el Sheikh statnioniert. 1969 folgt ein 95 m langer Flußprahm, der in Eilat als “BAT SHEVA” mit vier 20-mm Kanonen bestückt zum Landungsschiff umgebaut wid.
Israels Regierung fürchtet aber sogar eine Sperre der knapp 2.000 km südlich gelegenen Meerenge von Bab el Mandeb durch den Jemen. Die kleinen Schnellboote sind für eine Sicherung der Seewege nicht zu verwenden. Sie bilden eine “zweite Linie” während die “erste Linie” von ausdauernden und seefähigeren Schnellbooten gesichert werden soll.
Statt der großen Ziele sollen nun die bereits in Frankreich bestellten FK-Schnellboote die Hauptlast des Wachdienstes tragen. Im April 1967 trifft das erste Boot der Klasse — die MIVTAKH — noch unbewaffnet in Haife ein.Mit Stahlrümpfen auch für schwerere See geeignet, GABRIEL Seeziel-FK und sogar vereinzelter U‑Jagd-Ausrüstung werden die bei CMN bestellten SA’AR-1-Boote nach dem Eintreffen in Haife bewaffnet.
Nach einem Kommandounternehmen mit Kamfschwimmern in Beirut, die auf diesen Booten eingeschifft und auch mit SUPER FRELON Hubschraubern transportiert werden, ändert sich Frankreichs Haltung massiv. Präsident de Gaulle ordnet am 2. Januar 1969 das Einfrieren sämtlicher Waffenexporte nach Israel an. Davon sind auch die restlichen acht noch in Cherbourg liegenden SA’AR-Boote betroffen. Mit einer Überraschungsaktion werden drei Boote am 4. Januar “zu Erprobungsfahrten” aus dem Hafen gelotst und nach Haifa überführt.
Die restlichen fünf Boote werden — trotz des Embargos — bei CMN bis Oktober/November 1969 weitestgehend fertig gestellt. Eine Scheinfirma des Mossad — die “Starboat am Weill S.A. Oil and Shipping Service” aus Panama, die sich mit der Ölforderung vor Alaska beschäftigten will, erwirbt die Boote. Und um 02:30 Uhr am ersten Weihnachtsfeiertag 1969 machen sich die Boote “auf dem Weg nach Alaska”. Erst als die fünf Boote am 27. Dezember mit hoher Fahrt die Meerenge von Gibraltar in Richtung Osten laufend passieren wird der Schwindel klar. Frankreich muss tatenlos zusehen, wie die Boote nach Israel laufen. Sie sind “rechtmäßig verkauft. Sie gehören den Franzosen ncith mehr, und auf Hoher See befinden sie sich damit auch außerhalb französischer Jurisdiktion. Jeder Angriff auf sie wäre ein kriegerischer Akt.” **)
Bereits am 1. Januar 1970 erreichen die fünf Boote, die auf der letzten Wegstrecke durchs Mittelmeer auch von der israelischen Luftwaffe gesichert werden, Haifa — wo Verteidigungsminister Mosche Dayan persönlich die Schiffe an der Pier erwartet.
Die bei CMN ausgebildeten Techniker bilden nun den Kern der israelischen Marinewerft “Israel Shipyards”, wo auf Basis der Cherbourgh-Boote und mit Hilfe der deutschen Lürssen-Werft die 58 m langen Schnellboote der 450 ts verdrängenden SA’AR 4 (RESHEF-)-Klasse entworfen wird. 1973 werden die ersten beiden Boote zu Wasser gelassen.
1972 kan sich Israel nochmals mit drei 62 m langen gebrauchten Landungsfahrzeugen LSM aus den USA (israelische GASHM-Klasse) verstärken, die mit 20 mm-Flak ausgestattet wurden. Zugleich wird mit dem Bau neuer Langungsboote der EZIONGEBER- und den LSM der ASHDOD-Klasse die amphibische Möglicheit der israelischen Marine verstärkt.
Damit kann Israel eine amphibische Transportkapazität entlang der langen Küsten sichern.
Im Geheimen rüstet auch die “13. Flottille” auf — und beschafft rund zwei Dutzend kleine Motoroboote, ehemals wohl für Schmuggelfahrten umgebaute Rennboote (SNUNIT-Klasse), mit denen Kampfschwimmer transportiert werden können.
Zermürbungskrieg:
Die geänderte Ausstattung der israelischen Marine passt auf die neuen Anforderungen, die im Juni 1968 mit einem ägyptischen Artilleriefeuer auf die israelischen Stellungen am Suez-Kanal beginnen. Nasser, der seine Streitkräfte in der offenen Schlacht schmählich verlieren sah, begann einen Zermürbungskrieg gegen die israelischen Streitkräfte — immer nur knapp unterhalb der Aufkündigung der Waffenstillstandsvereinbarungen.
Als Antwort auf die ägyptischen Artillerieüberfälle am Suez-Kanal führt Israel Kommandounternehmen tief im ägyptischen Hinterland durch. Dies wird auch die Bewährungschance für die 13. Flottille. Israelische Kampfschwimmer sprengen im Frühjahr 1969 eine vor der ägyptischen Küste bestehende Ölverladestation, und im Mai 1969 unterstützen Kampfschwimmer der 13. Flottille eine Kommando der Sayeret Matkal bei der Überquerung des Suez-Kanals. Am 21. Juni 1969 vernichten Kampfschwimmer de 13. Flottille, die mit Schnellbooten über den Golf von Suez übersetzen, eine ägyptische Garnison bei Ras Adabiya. Schon einen Monat später greifen Kampfschwimmer der 13. Flottille gemeinsam mit einer Kommandogruppe der Sayeret Matkal eine Militärstation auf “Green Island” vor dem Südausgang des Suezkanals an — und erleiden durch ägyptisches Artilleriefeuer hohe Verluste.
In der Nacht zum 6. September 1969 greifen Kampfschwimmer der 13. Flottilla zwei ägyptische Torpedboote vom Typ P‑6 im Hafen von Ras Sadat an, deren Aufgabe der Schutz der dortigen Ölterminals ist. Danach setzen israelische amphibische Einheiten in der “Operation Raviv” auf die Westseite des Golfes über. Mit ägyptischen Beutepanzern wird ein Vorstoß entlang der Küste unternommen, bei dem knapp 20 ägyptische Stellungen, zwei Radaranlagen zerstört und rund 150 ägyptische Soldaten getötet werden. Gegen Mittag werden die Beutepanzer wieder auf israelische Landungsschiffe verladen — und ohne Eigenverluste wieder nach Israel zurück geführt.
Dieser Aktion folgen am 8. und am 15. November 1969 Gegenangriffe der ägyptischen Marine (8. November) bzw. ägyptischer Kommandoeinheiten (15. November), wobei den ägyptischen Kommandos das Eindringen in den Hafen von Eilat und die Beschädigung von zwei Schiffen dort und der Rückzug nach Jordanien gelingt. Im Februar 1970 wiederholen ägyptische Kommandos den Coup — und versenken das israelische Landungsschiff BAT SHEVA sowie die BAT GALIM.
Im Mai 1970 — die Feuerpause im Zermürbungskrieg hat im Vormonat durch den Abschuss von 8 ägyptischen MiGs geendet — macht die ägyptische Marine mit zwei Paukenschlägen auf sich aufmerksam.
Zunächst wird ein kleiner israelischer Trawler vor der Nordküste des Sinai durch zwei Styx eines ägyptischen KOMAR-Schnellbootes versenkt. Damit beweisen die Ägypter, die den Trawler wohl für ein israelisches Torpedoboot hielten, dass mit der Styx-Rakete auch kleine Schiffe erfolgreich angegriffen werden können. Und in der Nacht zum 15. Mai bringen ägyptische Kommandos erneut Minen im Hafen von Eilat an. Die immer noch nicht geborgene BAT GALIM wird dadurch endgültig so schwer beschädigt, dass eine Bergung nicht mehr möglich ist.
YOM KIPPUR 1973:
Als im Oktober der ägyptisch-syrische Militärschlag beginnt, sind fast alle 14 neuen Schnellboote der verschiedenen SA’AR Klassen der israelischen Marine einsatzbereit. Dazu verfügt Israel über die aus den USA erworbenen DABUR-Wachboote (6 davon im Roten Meer). Daneben stehen 11 zum Panzertransport geeignete Landungsschiffe sowie mehrere kleinere Landungsboote zur Verfügung.
Bereits wenige Stunden nach Kriegsbeginn verlässt ein israelische Verband verschiedener SA’AR Typen Haifa zu einem Angriff auf den syrischen Hafen Latakia. Die dort befindlichen syrischen Kriegsschiffe (ein OSA und zwei KOMAR-Raketenboote) werden nach dem ergebnislosen Verschießen der eigenen Styx-Raketen versenkt. In der Nacht zum 11. Oktober wird der Angriff mit gleichem Ergebnis wiederholt — die syrischen Styx können die israelischen Abwehrmaßnahmen nicht durchdringen, die syrischen Raketenschnellboote werden anschließend ein Opfer der israelischen Angriffe. In der Nacht zum 12. Oktober wiederholt sich das bekannte Schauspiel am syrischen Tartus. Ohne eigene Verluste werden hier syrische FK-KOMAR-Schnellboote zum Opfer der israelischen Angriffe. Danach hat Israels Marine vor der syrischen Küste “freie Bahn”. Fast jede Nacht werden von See her Landziele unter Beschuss genommen.
Gleichzeitig mit dem Angriff auf Latakia stoßen israelische Schnellboote am 6. Oktober von Haifa aus an die Nordküste des Sinai vor. Dort wird eine ägyptische Flottille, die kurz vorher Feuerunterstützung für die vorrückenden ägyptischen Landstreitkräfte gegeben hat, auf dem Abmarsch abgefangen. Nach einem gegenseitig ergebnislosen Schlagabtausch mit Flugkörpern greifen die israelischen Schnellboote ihrerseits mit ihren 76 mm Geschützen die ägyptischen Truppen an Land an.Zwei Tage später — am 8. Oktober — treffen die Marinestreitkräfte beider Länder in der “Seeschlacht von Damietta und Baltim” wieder aufeinander. Nachdem die ägyptischen OSA-Schnellboote ihre styx auf maximaler Entfernung (und ergebnislos) verschossen haben, können die israelischen SA’AR die flüchtenden Ägypter einholen, stellen und drei von vier ägyptischen Booten versenken. Danach bleiben die ägyptischen Schiffe praktisch in ihren Häfen am Mittelmeer. Die israelische Marine beherrscht die ägyptische Küste und kann nach Belieben von dort aus Landziele bis nach Alexandria unter Feuer nehmen.
Auch die 13. Flotille kann — am 16. Oktober — in den Hafen von Port Said eindringen und dort vier ägyptische Einheiten durch Sprengladungen zerstören.
Die israelischen U‑Boote (LEVIATHAN und DOLPHIN) sind allerdings nicht einsatzbereit. Und insbesondere auch an U‑Boot-Abwehr fehlt es den Israelis. Die starke ägyptische Flotte vermeidet aber eine weitere Konfrontation mit Israel. Auch die ägyptischen U‑Boote operieren nur weit vor den israelischen Küsten.
Die ägyptische Marine kann aber tatsächlich die 2.000 km südliche gelegene Meerenge am Bab el Mandeb für israelische Schiffe blockieren. Auch der Einsatz des zvilien Schleppers NAHARIYA, der mit Seeziel-FK-Gabriel ausgestattet wird, vermag die Blockade der Meerenge nicht zu verhindern.
*) vgl. vor allem FLIEGER REVUE extra, Nrn. 30 und 31
**) wesentliche Quelle: Klaus Mommsen “60 Jahre Israelische Marine”, Bernard & Graefe, ISBN 978–3‑7637–6281‑1