Der Irak-Krieg 2003:
Nach heftigen diplomatischen Konflikten zwischen der Regierung von Präsident George Bush jr., gefolgt von Tony Blair und anderen kriegswilligen Staaten einerseits und der überwiegenden Mehrheit der Staatengemeinschaft in der UNO andererseits war die “Weltgemeinschaft” gespalten. Der Riss, der sich anlässlich des geplanten neuen Irak-Krieges der USA aufgetan hatte, zog sich mitten durch die westlichen Staaten — und spaltete nicht nur die NATO sondern auch Europas Staatengemeinschaft.
War die Welt wirklich durch Iraks Massenvernichtungsmittel bedroht?
War der Irak wirklich in der Lage, innerhalb kürzester Zeit europäische Staaten oder gar die USA anzugreifen?
Die Alliierte Luftwaffe — in Absprache mit kurdischen Kräften bei der Festlegung von Zielen auch im Nordirak tätig — bombardierte während des laufenden Krieges nicht nur Stellungen der Regierungstruppen, sondern auch Lager von fundamentalistischen Glaubenskämpfern nahe der iranischen Grenze, die von den Kurden als den Taliban und Al-Kaida nahestehend bezeichnet worden waren.
Diese Bezeichnung ist nicht ganz glaubwürdig.
Die Iraner bewahrten eine sehr strikte, intensive Kontrolle über ihre — gerade im kurdischen Kernland gelegene — Grenzen. Diese Truppen können also nur mit Zustimmung — zumindest mit der stillschweigenden Duldung — Teherans aus dem Iran nach Kurdistan vorgedrungen sein.
Die durchaus gebildeten Iranischen Ayatollahs waren in der Vergangenheit aber klare Gegner der — oft des Lesens nicht mächtigen — Taliban, der von Pakistan aus unterstützten paschtunischen Bauernmilizen, die Afghanistan beherrschten. Es ist nicht glaubhaft, dass die Iraner den Steinzeit-Islamiten aus Afghanistan an der eigenen Westgrenze ein neues Betätigungsfeld eröffnen. Teheran hatte auch gar kein Interesse, Washington zu provozieren — eingedenk des jahrelangen Krieges mit dem Irak, der von Saddam Hussein mit mörderischen Methoden (Giftgas) geführt wurde, waren viele Iraner sogar froh über einen Sturz dieses für die Nachbarn gefährlichen Despoten.
Allerdings sollte danach keine “pax americana” das Nachbarland beherrschen.
Stand der Irak hinter dem “11. September” — oder war das alles nur eine “fixe Idee” des amerikanischen Präsidenten, dem willfährige Geheimdienste mit äußerst suspektem “Beweismaterial” mehr oder weniger “obskure Belege” für eine Propagandaschlacht lieferten.
UNO-Waffenkontrolleure unter der Leitung des schwedischen Karrierediplomaten, Lehrstuhlinhabers für internationalen Rechts und ehemaligen Ministers Hans Blix
Der freundliche Taktierer — (www.dw-world.de)
versuchten UNO-Inspekteure diesen Hinweisen — erfolglos — nachzugehen.
Trotz all dieser negativen Belege — der US-Präsident und seine Alliierten drängten auf einen Einmarsch.
Nach anfänglichem erbitterten Widerstand gelang es den USA und ihren Alliierten In nur wenigen Wochen, die irakischen Streitkräfte zu zerstreuen. Wie “in Lauft aufgelöst verschwanden nicht nur die regulären irakischen Truppen — auch Saddams Prätorianer, die “Republikanischen Garden”, lösten sich scheinbar auf. Von den gefürchteten Schlachten um die Städte und den intensiven Häuserkämpfen schien — so die Berichte, die westliche Medien erreichten — nur an wenigen Stellen ein Ansatz vorhanden zu sein.
Die Alliierten besetzten nicht nur das Land — sämtliche Saddam nahestehenden Organisationen wie die sozialistische Baath-Partei, aber auch die Streitkräfte und die Polizei, also die irakischen Sicherheits- und Ordnungskräfte wurden aufgelöst, ehemaligen Parteimitgliedern (die Parteimitgliedschaft war zu Saddams Zeiten die Voraussetzung für einen Arbeitsplatz bei Behörden und in der Verwaltung) verloren ihre Arbeitsplätze und ihr Einkommen. US-Streitkräfte konnten sogar — möglicherweise durch die Mithilfe eines ehemaligen Leibwächters — Saddam selbst auffinden und als Kriegsgefangenen arrestieren.
Den Amerikanern und ihrer Verbündeten gelang es bisher nicht, den Irak zu einem sicheren und stabilen Gebiet zu machen. Die aufgelösten Strukturen wurden nicht durch funktionierende neue Strukturen ersetzt — der Irak versinkt, so besteht der Eindruck — in Anarchie, Chaos und Terror.
Die Amerikaner haben — so schien es bereits ein Jahr nach dem siegreichen Feldzug — den “Kampf um die Herzen der Iraker” verloren. Selbst Saddam-Gegner, die vom Sturz des Tyrannen profitieren, wünschen den Abzug der Invasionstruppen.
Die Amerikaner werden nicht als “Befreier” empfunden, sondern als “Besatzer”, die den Irak mit seinen riesigen Erdöl- und ‑gasvorräten einer neuen Kolonialisierung zuführen wollen.
Der Sieg der Alliierten entwickelt sich immer mehr zu einem Phyrrus-Sieg. Bereits ein knappes Jahr nach dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen waren bereits mehr US-Soldaten gefallen als während der so bezeichneten “Kriegszeit”. Tagtäglich wird von Bombenanschlägen, Raketenüberfällen und Minenexplosionen berichtet, die sich nicht nur gegen die Besatzungstruppen sondern auch gegen die irakische Bevölkerung richtet, die mit den Besatzungstruppen kooperiert.
Der heftigste Widerstand schlägt den Alliierten Truppen — wie nicht anders zu erwarten — im “sunnitischen Dreieck” in der Mitte des Irak, vor allem im Bereich der Stadt Falludscha, entgegen. Hier haben die “Verlierer” des Irak-Krieges ihre Heimat — Saddam hat mit Unterstützung sunnitischer Großfamilien sowohl die Kurden wie auch die Schiiten des Irak unterdrückt. Allerdings regen sich immer mehr schiitische Widerstandsgruppen, vor allem um den jungen Geistlichen al-Sadr, der seine fehlenden theologischen Würden durch eine beeindruckende Familienvita von hohen Geistlichen und radikale Parolen ausgleicht.
Die Widerstandszellen operieren unabhängig voneinander, und offenbar auch aus völlig unterschiedlichen Gründen; ehemalige Soldaten mit Rückgriff auf versteckte Waffenbestände, religiös und ethnische Gruppen, die sich spinnefeind sind und den Konflikt auch zu Anschlägen auf den jeweiligen Gegner nutzen — und es scheint, daß die islamisch-arabische Terrorgruppe Al Quaida inzwischen ebenfalls in den Irak gelangt ist und dort ein eigenes Spinnennetz aufbaut und ein ideales Übungsfeld für die eigenen Aktivitäten gefunden hat.
Ob allerdings der sunnitisch-schiitische Aufstand in den April-Tagen 2004 durch Kämpfer der vom Iran geförderten Hamas aus dem Libanon unterstützt wird, muss erst noch geklärt werden. Der Großteil der — auch aus dem iranischen Exil kommenden — schiitischen Geistlichkeit hat sich gegen gewalttätige Aktionen ausgesprochen. Viele Beobachter vermuten, amerikanische Quellen hätten die Hamas als Unterstützer hervorgehoben, um einerseits die Heftigkeit des Aufstandes zu begründen und andererseits gegen den Iran “Stimmung zu machen”.
Gleichzeitig mit den zunehmenden Spannungen zwischen schiitischen und sunnitischen Arabern geraten immer mehr religiöse Minderheiten “zwischen die Fronten”. Bereits im Jahr 2005 wurde in einem Bericht der UNHCR (pdf-Datei) dargelegt, dass die Angehörigen religiöser Minderheiten immer mehr in Gefahr geraten.
Wenn die Alliierten die Rückzahlung der Kriegskosten aus den irakischen Erdöleinnahmen erwirtschaften wollten, dann macht der ständige Widerstand diese Rechnung zunichte.
Vor dem letzten Golf-Krieg lagen die irakischen Fördermengen (im Rahmen des UN-Programms “Öl für Frieden” auch für den Export freigegeben) bei täglich etwa 2,8 Millionen Barrel. Ein Jahr nach der Niederlage Saddams war selbst dieser Vorkriegsstand nicht erreicht. Marode Anlagen, Plünderer, Sabotage und Attentate lassen die tägliche Förderquote bei etwa 2,2 Millionen Barrel stagnieren — und eine Erhöhung ist vorerst auch nicht abzusehen.
Erst im Sommer 2006 konnte wieder ein Fördervolumen von 2,5 Mio.Faß täglich erreicht werden — und bis zum Ende des Jahres 2006 wird eine Förderung von 2,7 Mio. Barrel erhofft — und das, obwohl der Irak nach Saudi-Arabien über die zweitgrößten Ölreserven der Welt verfügt. Von den geförderten Barrel konnten 1,6 Mio. exportiert werden — was monatlichen Öleinnahmen von 3 Mrd. $ für den zerstörten Staat bedeutet. Zu wenig, um die Kriegsschäden von 56 Mrd.$ schnell behebenzu können.