Omans Wirtschaft:
Omans Handelsimperium beherrschte einst die Küsten des indischen Ozeans von Indien und Pakistan bis nach Sansibar und Madagaskar.
Der heutige Reichtum beruht zunächst auf fossilien Rohstoffen — begrenzten, und schwer zu fördernden Ölvorkommen, aber auch größeren Gasmengen, die im Norden die Grundlage für eine neue petrochemische Industrie bieten sollen. Da die fossilen Rohstoffe von Anfang an begrenzt waren, hat Oman von vorneherein auf andere Energieversorgung gesetzt. Solarkollektoren werden intensiv genutzt.
Mit den geringen Öleinnahmen ist es dem Land gelungen, in den letzten 30 Jahren des letzten Jahrhunderts zu einem Vorzeigebeispiel für die Entwicklung der arabischen Welt zu werden. Es gib Schulen, Krankenhäuser, eine große staatliche Universität und auch private Hochschulen. Die Bildungs- und Gesundheitsoffensive zeigt weitere Wirkung.
Die Rechte der Frauen und religiöser Minderheiten wie der Christen oder der Hindus werden respektiert, wie christliche Gotteshäuser und sogar ein mit Erlaubnis des Oman errichteter Hindutempel belegen.
Diese und auch politische Freiheiten haben dazu geführt, dass viele — einst im Exil lebenden — Omanis in ihr Heimatland zurück kehrten und mit dazu beigetragen haben, die Wirtschaft des Landes zu fördern. War der Staat dabei zunächst — wie alle Golfstaaten — auf die Arbeitskräfte asiatischer Gastarbeiter insbesondere aus Pakistan und Indien angewiesen, zeigt sich auch hier ein Trend zur Änderung. An den Hotelrezeptionen der neuen Luxusherbergen finden sich immer mehr Einheimische, und der Beruf des Taxifahrers ist heute ausschließlich den einheimischen Omanis vorbehalten. Oman setzt vor allem auf eines: die “Omanisierung” des Arbeitsmarktes. Während sich Anfang 2003 rund 550.000 Gastarbeiter um die körperlich harten Arbeitsverhältnisse bemühten geht der Anteil der Ausländer kontinuierlich zurück. Drei Jahre später — im Januar 2006 — waren nur noch 427.000 Ausländer im Besitz einer Arbeitsgenehmigung für den Oman. Als nächstes soll der Einzelhandel durch omanische Staatsbürger übernommen werden. Zugleich nimmt der Anteil des Ölsektors am BIP ab. Er wird von knapp 50 % (im Jahre 2000) bis zum Jahr 2020 voraussichtlich auf nur 9 % sinken.
Das Ende des Ölbooms:
Auch in Oman geht — wie in den benachbarten Vereinigte Arabische Emirate (VAE) — die Zeit des Ölbooms zu Ende. Während die bevölkerungsarmen VAE allerdings auf einen Anschlussboom als Finanz‑, Handels- und Dienstleistungszentrum setzen muss sich Oman mit seinen fast 2 Millionen Einwohnern, von denen mehr als die Hälfte jünger als 25 Jahre ist, auf andere Alternativen besinnen. Die Arbeitsplätze im Finanzbereich sind begrenzt. Daher investiert der Oman in enormen Bildungsprogrammen, um die Omani “fit für Leistung” zu machen. Die RWTH Aachen hat mit Zuschüssen des DAAD und eines örtlichen Investors in der Hauptstadt Maskat eine Niederlassung für 2000 Studenten errichtet, die German University of Technology in Oman (GUtech), deren Hauptanliegen die Einheit von Forschung und Lehre ist.
Oman setzt — wie andere Golfstaaten — auch auf den Tourismus für die “Zeit nach dem Öl”. Knapp 2/3 der Arbeitsplätze im Tourismus sind Omanis reserviert. Von Ras al-Khaimah in den VAR — am Ende des Emiraten Highway — führt eine in die Steilküste gesprengte, malerische Panoramastraße weiter nach Khasaab, der nördlichsten Stadt des Oman. Kein Wunder, dass sich hier eine neue Tourismusindustrie etabliert. Ein luxuriöses Hotel ist entstanden, und von einer Handvoll von Reisebüros lassen sich Touren mit Geländewagen, Speedboot oder Dhau entlang der Nabelschnur des Erdöls buchen.
Der Hafen von Khasaab an der Meerenge mit seiner alten Dhau-Werft wird ausgebaut — auch, um künftig der Küstenwache des Oman ein modernes Hauptquartier zu bieten. Von Khasaab führt noch eine rund 70 km lange Schotterpiste zum Golf von Oman und zum südlichen Grenzort Dibba. Bald ist auch diese Strecke asphaltiert und damit auch für schwer bewaffnete Landstreitkräfte passierbar.
In Maskat — der Haupstadt des Oman — schließt sich das “Al-Bastan-Hotel” dem Reigen der Edel-Unterkünfte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAR) an, der vom “Chedi” — einem Designer-Gebäude mit orientalischem Prunk und westlicher Technik — fortgeführt wird. In diesem Hotel findet sich — mit immerhin 1.500 Buchbänden — auch eine der größten Bibliotheken der arabischen Welt. Saubere Luft und Baugesetze, die eine landschaftsgebundene Bauweise vorsehen, bilden eine durchaus angenehme Alternative zu den modernen Prunkbauten in den Emiraten.
Nördlich von Muscat wird für 750 Mio. € “The Wave” — eine Villenstadt mit 700 Strandvillen und noch weiter nördlich die Tourismus-Ortschaft “Blue City” gebaut.
Die Hafenstädte des Sultanats am Nordufer des indischen Ozeans — insbesondere Daqm und Salalah — werden wohl die nächsten Stützpunkte der Tourismusindustrie werden.
Eigene Fluglinie:
In den arabischen Ländern — vor allem den reichen Ölemiraten am Golf — erlebt der Aufbau nationaler Fluglinien einen ausserordentlichen Boom. Auch der Oman hat sich eine eigene Fluglinie (Oman Air) zugelegt. I
Dafür baut Oman Air ein regionales Flugnetz auf, das vor allem den Mittleren Osten und Indien umfassen soll. Oman Air ist erst 1993 “in die Luft gegangen” — nach einer Fusion der Abteilung “Kleinflugzeuge” von Gulf Air mit der seit 1981 gegründeten Oman Air. Regionalflugstrecken und Inlandsflüge — vor allem für die im Oman tätigen Olunternehmen — waren schon damals die Betätigungsfelder der Linie. Als genug Erfahrung gewonnen war, wurde der Anteil des Omanischen Staates an der Linie mit 80 Prozent mehr als verdoppelt und die Trennung von Gulf Air verkündet. Nur wenig später starteten die Flugverbindungen nach Bangkok und London, die noch heute die Langstreckenziele der Fluglinie sind. m Gegensatz zu den nördlichen Nachbarn begnügt sich Oman Air allerdings nur mit diesen beiden “globalen” Strecken — von London Heathrow (seit 2009) bis Bangkok führen auch heute noch die längsten Flugverbindungen — wobei auch dazwischen liegende Ziele wie Frankfurt, Zürich oder Mailand angefolgen werden.
Fluggäste aus dem Land und Touristen sind dann auch die Hauptgruppe der Passagiere– etwa 3 Mio. Touristen waren es 2011, und bis 2020 soll sich die Zahl der Passagiere aus diesem Sektor auf 12 Mio. vervierfachen.
Oman setzt aber nicht nur auf Tourismus:
Im Hafen von Sohar sollen in Cooperation mit dem Rotterdamer Hafen bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze in einem riesigen Komplex mit Raffinerien, Umschlagplätzen und einer gewaltigen Aluminiumschmelze entstehen. Allein für die drei Jahre von 2006 bis 2009 sollten 13 Milliarden $ in Kernindustrien wie Petrochemie, Elektrizitätserzeugung und Schifffahrt investiert werden. MAN Ferrostahl will mit über 350 Mio. $ ein Joint Venture zu Methanolproduktion errichten.
Damit wird — ein Vorbild für Saudi Arabien — der eigenen Jugend eine berufliche und damit wirtschaftliche Perspektive geboten. Seit der jetzige Sultan Qabus Bin Said das Land vorsichtig öffnet und aus seiner Isolation führt hat auch der Wohlstand der Omani zugenommen.
Auch damit wurde einer “sozialistischen Revolution” in Dhofar, die vom Südjemen unterstützt wurden, der Boden entzogen.