Regierungsform (Government Type): | Islamische Präsidialrepublik (Islamic Presidential Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | San ‘a’ (Sana, Sanaa) | |
Einwohner (Population): | 19,173 Mio. | |
Fläche (qkm) (Aerea (sq.km): | 536.869 | |
Wehretat (Defence Budget): | 515 Mio. US-$ (2002) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 520 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
Eigentlich, so würde man meinen, liegt der Jemen weit ab von den Konfliktherden der arabischen Welt — weitab von Israel, weitab vom Irak, abgeschieden und etwas weltfern am Ende des Roten Meeres; und dennoch war der Jemen wie kaum ein anderes arabisches Land in der kurzen Periode seit dem zweiten Weltkrieg in kriegerische Konflikte verwickelt.
Zehn Kriege zählt die Universität Hamburg, und von den knapp über fünfzig Jahren zwischen dem Ende des Weltkrieges und der Jahrtausendwende wurden in insgesamt 24 Jahren — also fast der Hälfte der jüngeren Geschichte, auch “Kriegsgeschichte” im Jemen geschrieben.
Freilich, ein großer Teil ist den Konflikten zwischen den beiden — inzwischen vereinigten — Staaten Nord- und Südjemen zuzuschreiben. In diesen Zusammenhang steht wohl auch der absurdeste Krieg, der “Krieg der Stellvertreter der Stellvertreter” von 1962, der mit der Ausrufung der Jemenitischen Arabischen Republik im Nordjemen begann und erst der 1970 mit einem Kompromiss zwischen Royalisten (unterstützt von Saudi-Arabien und dem Iran) und Republikanern (unterstützt von Ägypten) sein Ende fand. Ägypten als Stellvertreter des kommunistischen Ostblocks unterstützte mit eigenen Truppen (vornehmlich zur Nachschubversorgung) die jemenitischen Republikaner unter Führung panarabischer Offiziere, während Saudi-Arabien und der Iran (als Stellvertreter des Westens) die Royalisten für den Einfluss des Westens an dieser Strategischen Meerenge kämpfen lies. Die über Jahre andauernde Schließung des Suezkanals als Resultat des 6‑Tage-Krieges lies das strategische Interesse der Weltmächte allerdings erlahmen, worauf denn auch ein entsprechender Friedensschluss im Jemen erfolgen konnte.
Die Vereinigung der beiden jemenitischen Staaten brachte dem vereinigten Staat kurz vor der Jahrtausendwende eine Errungenschaft der westlichen Welt, die der traditionellen Stammesgesellschaft “übergestülpt” wurde. Die parlamentarische Demokratie. Die dort gepflegte Diskussionskultur baut auf einem uralten System der Rechtsfindung auf, das so u.a. auch in Somalia bekannt ist. Konflikte zwischen Personen, Familien und Stämmen — etwa um die Verteilung von Wasser für die Landwirtschaft — werden im friedlichen Dialog, im Gespräch vor den Scheichs entschieden, deren Aufgabe die einer neutralen Schiedsinstanz auf Basis einer fundierten Kenntnis des Koran ist. Die Kontrahenten sollen sich “auf Augenhöhe”, also Gleichberechtigt gegenüber stehen und durch die Vermittlung der Scheichs zur eigenen Konfliktlösung kommen. Machtmittel stehen den Scheichs nicht zur Verfügung — nur die moralische Autorität des Gelehrten sowie die Unterstützung, die Dritte in einem Interessenkonflikt den Beteiligten gewähren oder auch versagen.
Traditionelle Gastfreundschaft verbindet sich im Jemen mit der Auslegung des Islam als eine Kultur des Dialogs und der Sicherheit von “Schutzbefohlenen”. Dennoch hat der Jemen in den letzten Jahren mehrfach Schlagzeilen gemacht:
mit der Entführung von Reise- und Touristengruppen (von 1990 bis 2005 wurden zirka 200 Touristen entführt und in den meisten Fällen von der jemenitischen Regierung Gegenleistungen für die Freilassung der Geiseln gefordert) und
mit Selbstmordattentaten, die von kleinen Booten aus auf Kriegs- (Okt. 2000 USS Cole) und Handelsschiffe (Okt. 2002 franz. Supertanker Limbourg) ausgeübt wurden.
Dazu wurde im Dezember 2002 ein für den Jemen bestimmtes Schiff mit Scud-Raketen aufgebracht.