Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type): | Sozialistische Präsidialrepublik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Colombo; Regierungssitz: Sri Jayawardenepura | |
Einwohner (Population): | 19,444 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 65.610 | |
Wehretat (Defence Budget): | 435 Mio. US-$ (2003) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 1.010 US-$ | |
zum Vergrößern anklicken (jpg-Datei, 110 kB ) | ||
Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
SRI LANKA — CEYLON *)
*) Wir bezeichnen hier die Insel mit dem alten Begriff Ceylon, während der Staat mit dem singhalesischen Namen Sri Lanka bezeichnet wird. Diese Unterscheidung ist hier angebracht, weil separatistische Freiheitsbewegungen der tamilischen Minderheit im Norden und Osten der Insel — die unter dem Namen “Tamil eelam” eigenständig werden soll — in der Erläuterung eine sprachlich-begriffliche Trennung nahe legt.
Die große Insel Ceylon östlich der Südspitze Indiens hat viele verblüffende Ähnlichkeiten mit den Inseln westlich des Subkontinents, den Malediven und den Lakkadiven.
Stationen an der Seidenstraße des Meeres
Alle diese Inselgruppen sind seit Jahrtausenden in die “Seidenstraße des Meeres” eingebunden, die vom Roten Meer oder dem Persischen/Arabischen Golf aus über die Spitze Indiens, die Straße von Malakka und das südchinesische Meer den Mittelmeerraum (und damit Europa) mit dem Fernen Osten, mit China, verbindet.
All diese Inselgruppen waren über diese Handelswege vielfältigen Einwirkungen ausgesetzt — aber während die kleinen Korallen-Atolle des Indischen Ozeans und auch die fernen Inselwelten Südostasiens dem Eifer des Islam erlagen, konnte sich auf Sri Lanka eine buddhistisch-hinduistische Glaubenswelt erhalten.
Der Buddhismus — durch Buddha aus dem Hinduismus entwickelt — hat hier, in Sri Lanka, seine letzte Hochburg in der Kulturwelt des indischen Subkontinents.
Während aber die kleinen Inseln sehr friedlich aus dem britischen Kolonialreich entlassen wurden, scheint die Insel Ceylon das Schicksal des Festlandes zu teilen.
Zwei Völker teilen sich eine Insel
So, wie bei der Entstehung Pakistans und Indiens ein religiös motivierter Graben aufbrach, der bis heute zwischen diesen Geschwisterstaaten fortbesteht,
so trennt bis heute ein religiös-ethnischer Konflikt die Tamilen und die Sinhalesen, die Ceylon bewohnen. Die tamilische Minderheit ist im Hinduismus verwurzelt und pflegt gute Kontakte zu den Verwandten im benachbarten tamilischen Indien, die Singhalesen dagegen sind Buddhisten — und finden eine sprachlich verwandte Volksgruppe erst im Norden des Subkontinents.
Wenn auf den südlich gelegenen Malediven die dem singhalesischen verwandte Sprache Divehi gesprochen wird, so ist es im Süden Ceylons das singhalesische, das den indo-iranischen Sprachen angehört, die sonst nur im Norden des Subkontinents gesprochen werden. Diese Sprachen stammen vom Sanskrit ab, der ursprünglichen Sprache der indoiranischen Einwanderer, und damit auch der Singhalesen, so, wie Latein die ursprüngliche Sprache der romanischen Völkerfamilie ist. Die ältesten sprachlichen Zeugnisse in Sanksrit — die Veden — überlieferte die Zeit der Einwanderung indoarischer Stämme auf dem indischen Subkontinent. Die Singhalesen ließen sich bereits um 500 v. Chr. im Zuge einer Invasion des Hindu-Prinzen Vijaya aus dem Nordosten Indiens auf Sri Lanka nieder. Schon 300 v. Chr. bestand eine hoch entwickelte singhalesische Gesellschaft.
Auch die Ureinwohner Ceylons, die sogenannten Veddha, scheinen singhalesische Dialekte zu sprechen.
externe Links:
aa) Singhalesen und
ab) Vedda http://vedda.org
Und wie auf den nördlicher gelegenen Nachbarinseln der Malediven, den Lakkadiven, Malajalam gesprochen wird, das der Sprache des benachbarten indischen Bundesstaates Kerala entspricht, so wird im nördlichen (und östlichen) Teil von Ceylon Tamil gesprochen, das der Sprache des indischen Bundesstaates Tamil nadu entspricht und nah mit Malajalam verwandt ist.
Die Tamilen — der drawidischen Sprachfamilie angehörend — gehören zur den Ureinwohnern des Subkontinents, die erst mit der indo-iranischen Einwanderung nach Süden verdrängt wurden. Die Indus-Kultur, die bis in die Vor-Iranische Zeit zurückreicht und zeitgleich mit der ersten Hochkultur der Sumerer im Euphrat- und Tigris-Gebiet erblühte, wurde von indo-iranischen Völkerstämmen zerstört.
Und so wie bei uns Latein die “klassische Sprache der Gebildeten” ist wird von den Drawida das klassische Tamil gepflegt, das dem Sanskrit der Hindi-Völker entspricht. Die Tamilen und andere Invasoren aus Südindien beherrschten die Singhalesen vom 3. Jahrhundert n. Chr. bis ins 12. Jahrhundert.
Beide Volksgruppen, Singhalesen und Tamilen, sind Kastengesellschaften, also tief in der Kultur des indischen Subkontinents verwurzelt — und hegen ein latentes Misstrauen gegeneinander.
Obwohl es historisch gesehen schon immer Rivalitäten und Machtkämpfe zwischen Singhalesen und Tamilen gegeben hat, wurden beide Gruppen ab dem 15. Jahrhundert bis zur Unabhängigkeit 1948 fremdbestimmt — zuletzt von den Engländern. Während das Staatsvolk der Singhalesen (74 % der Bevölkerung bei etwa 19 Millionen Einwohnern) den südlichen und zentralen Teil der Insel Ceylons besiedelt, leben im Norden seit Jahrhunderten Angehörige der Tamilen (12,7 %). Dazu kommen Nachfahren von Festlandstamilen (5,5 %), die in der Kolonialzeit vor allem im Osten Ceylons auf Plantagen angesiedelt wurden.
Nach der Unabhängigkeit bis zur heutigen Zeit haben jedoch lediglich singhalesisch dominierte Regierungen den Staat geführt, wenn auch durch demokratische Wahlen legitimiert. 1960 setzte die Regierung gar ein Gesetz durch, welches Singhalesisch zur einzig offiziellen Sprache Sri Lankas machte. Diese Maßnahme wurde trotz Massendemonstrationen 1961 erst wieder im Jahre 1966 aufgehoben, indem Tamil zur offiziellen Amtssprache des Nordostens erklärt wurde.
Im Sommer 1983 kam es zu blutigen Ausschreitungen gegen die tamilische Minderheit.