Indien Teil 2


Indien India

Indi­ens Stre­itkräfte:
Indi­en benötigt keine mil­itärische “pow­er pro­jec­tion” um seine großen sozialen Prob­leme zu lösen. Die Stre­itkräfte nehmen den­noch keine nachrangige Rolle in der indis­chen Außen- und Sicher­heit­spoli­tik ein. Der Dauerkon­flikt mit Pak­istan und die ungelösten Gren­zprob­leme mit Chi­na zwin­gen Indi­en, starke Stre­itkräfte vorzuhal­ten. Indi­en möchte allerd­ings nicht gegen Chi­na “koop­tiert” wer­den und bemüht sich, die Kon­flik­te mit diesem Nach­barn part­ner­schaftlich zu regeln. Die Aufwen­dun­gen für Indi­ens Mil­itär hal­ten sich aber im dur­chaus mod­er­at­en Rah­men von ca. 2,5 % des Brut­tosozial­pro­duk­ts (Stand 2007). Im laufend­en Finanz­jahr (Stand Febr. 2009 hat Indi­en seine Vertei­di­gungsaus­gaben um zehn Prozent auf 26,4 Mil­liar­den US-Dol­lar erhöht. Bis 2012 sollen 30 Mil­liar­den Dol­lar für den Ankauf mod­ern­er Waf­fen aus­gegeben wer­den. Dabei bemüht sich Indi­en vor allem um die sicher­heit­spoli­tis­che Absicherung sein­er wirtschaftlichen Ziele und Inter­essen, wobei sich das mil­itärische Ein­satzge­bi­et auf die Region Süd-/Sü­dostasien und den indis­chen Ozean beschränkt.

Part­ner­schaftliche Sicher­heit­sko­op­er­a­tio­nen gibt es mit den südostasi­atis­chen Nach­barn — Indone­sien, Malaysia, Sin­ga­pur, aber auch mit Japan und den USA. Das Haup­tau­gen­merk der Sicher­heit­spoli­tik ist darauf gerichtet, den Anteil der ein­heimis­chen Pro­duk­tion in der Rüs­tung zu steigern und von aus­ländis­chen Liefer­un­gen unab­hängig zu wer­den. Derzeit (2006) beträgt der Anteil ein­heimis­ch­er Kom­po­nen­ten beim Heer 80 %, bei der Marine 60 % und bei der Luft­waffe 40 %. Um den Eigenan­teil der Rüs­tungssys­teme zu stärken bemüht sich Indi­en, Sys­te­meinkäufe mit dem Recht auf Lizen­zpro­duk­tion zu verbinden.Eines der erfol­gre­ichen Pro­jek­te ist der Flugkör­p­er “Brah­mos”, die vom 1998 gegrün­de­ten rus­sisch-indis­chen Gemein­schaft­sun­ternehmen Brah­Mos Aero­space Lim­it­ed gebaut wird. Der erste Test­start der Brah­Mos-Rakete fand 2004 statt. Zwei Jahre später wurde ihre seegestützte Mod­i­fika­tion bei der indis­chen Marine in Dienst gestellt. Im Juni 2007 erhielt die indis­che Armee erste bodengestützte Ver­sio­nen der Rakete. Bis 2020 wird Indi­en voraus­sichtlich ein­tausend Brah­Mos-Raketen erwer­ben. Der Exportbe­darf wird auf 2 000 Stück geschätzt. Unter anderem sollen südamerikanis­che Län­der wie Brasilien und Chile, aber auch Nach­barn wie Indone­sien, Malaysia, Thai­land und Indone­sien sowie auch Südafri­ka Inter­esse an der Rakete haben.

Strate­gis­che Stre­itkräfte:
Das indis­che Raketen­pro­gramm dient  nicht alleine friedlichen Zwecken. 

Dies wird in der Ausstat­tung der indis­chen Stre­itkräfte deut­lich, bis hin zu A‑Waffen und Raketen gelang es ehrgeizige Pro­jek­te zu realisieren. 

Spätestens seit den Atom­ex­plo­sio­nen von 1998 — die erste indis­che Bombe wurde 1974 noch als “friedliche Atom­ex­plo­sion” beze­ich­net — ist zudem klar, dass Indi­en über Atom­waf­fen ver­fügt. Experten des Carnegie Endow­ment for Inter­na­tion­al Peace schätzen, dass der Vor­rat an waf­fen­tauglichem Plu­to­ni­um Indi­ens für 50 bis 90 Bomben aus­re­icht (Stand Juli 2006), während die Vor­räte an waf­fen­tauglichem Uran als wesentlich klein­er beze­ich­net werden.

Indi­en bemüht sich schon seit Jahren, schrit­tweise eine eigene Raketen­stre­it­macht aufzubauen. Diese Ambi­tio­nen haben in der Ver­gan­gen­heit offen­bar einen großen Teil des indis­chen Mil­itärhaushalts ver­schlun­gen.
Die indis­che Armee ver­fügt mit der Prithvi („Erde“) über eine ein­stu­fige Rakete, die mit ein­er Reich­weite von bis zu 250 km und einem Flüs­sigstof­fantrieb von Selb­st­fahrlafet­ten aus ges­tartet wer­den kann. Bis 1997 – als der erste Abschuss von ein­er mobilen Rampe erfol­gte — kon­nten min­destens 15 Rake­ten­tests dieses Typs erfol­gre­ich durchge­führt werden. 

Seit 1992 arbeit­et Indi­en an der Weit­er­en­twick­lung der Phritvi zu einem U‑Boot gestütztem bal­lis­tis­chem Flugkör­p­er (SLHM). Im Jahre 1994 wurde bere­its mit ersten Test an maßstabge­treuen Mod­ellen begonnen. Die Ein­führung der Raketen – als Sagari­ka beze­ich­net – sollte ursprünglich 2005 erfol­gen. Nach diversen Mel­dun­gen wurde im Sep­tem­ber 2007 von den Die indis­chen Mil­itärs Mel­dun­gen in den indis­chen Medi­en demen­tiert, wonach der Geheimtest ein­er seegestützten Rakete (Sub­ma­rine Launched Bal­lis­tic Mis­sile) mit ein­er Reich­weite von 1500 Kilo­me­tern schon durchge­führt wor­den sei. Größere Reich­weite soll dem – eben­falls bere­its in der Entwick­lung befind­lichen – Mod­ell Dhanush ver­liehen wer­den, das ab 2010 ein­satzbere­it sein soll.Erheblich größer ist die Reich­weite der Mit­tel­streck­en­rakete Agni (Feuer), die bei einem ersten Flugtest im Feb­ru­ar 1994 zu den indis­chen Niko­baren-Inseln rund 2.500 Kilo­me­ter zurück­legte.  Inzwis­chen ver­fügt Indi­en über drei Serien von landgestützten Raketen “AGNI”, die Atom­waf­fen tra­gen können.

Agni‑I ist die kle­in­ste Rakete dieses Typs, die Indi­en besitzt. Sie beste­ht aus ein­er Stufe und kann von mobilen Vor­rich­tun­gen ges­tartet wer­den. Die Reich­weite von Agni‑I beträgt 700 Kilo­me­ter. Der erste Test der Kurzstreck­en­rakete Agni I fand im Jan­u­ar 2002, der zweite ein Jahr danach und der dritte Mitte 2004 sowie ein weit­er­er Test im Okto­ber 2007 statt. Die Reich­weite der zweistu­fi­gen Mit­tel­streck­en­rakete Agni-II beträgt bis zu 2500 Kilo­me­ter. Sie wurde im April 1999 als ein­satzbere­it erk­lärt. Agni-III, die größte Rakete dieses Typs, kann eine Kern­ladung über eine Ent­fer­nung von 3500 Kilo­me­tern brin­gen. Sie wurde im April 2007 erfol­gre­ich gestartet.

Der Zweck dieser Waf­fen ist an der Nut­zlast erkennbar – sie beträgt jew­eils eine Tonne, also das Gewicht eines nuk­learen Sprengkopfes. Nach­dem Indi­en bere­its 1974 einen ersten Atom­test durchge­führt hat­te wur­den die indis­chen Ambi­tio­nen im April und Mai 1998 unwider­leg­bar deut­lich, als Indi­en – für die Auguren der Geheim­di­en­ste offen­bar völ­lig über­raschend — kurz hin­tere­inan­der mehrere Tes­t­ex­plo­sio­nen in seinem Test­gelände Pokhram in der Wüste Thar nahe der pak­istanis­chen Gren­ze durch­führen lies.

Raum­fahrt­pro­gramm:
Hier sei einge­fügt, dass die zivile Nutzung von Satel­li­ten­tech­nolo­gie für Indi­en enorme Vorteile bietet. Geo­sta­tionäre TV-Satel­liten – für die Indi­en gute Start­möglichkeit­en bietet — haben sich in dem unter­en­twick­el­ten Land zu wertvollen Infor­ma­tions- und Unter­richt­squellen entwick­elt.
Indi­en bedi­ente sich dabei offen­bar divers­er Tricks, um zum nöti­gen Know-how zu kom­men. Anfang 1991 vere­in­barte die indis­che Wel­traum­forschungsagen­tur ISRO die Liefer­ung mehrerer rus­sis­ch­er Raketen mit dem Kryo­gen-Antrieb­ssys­tem. Als der Ver­trag – auf Druck der USA – platzte, war bere­its eine Rakete geliefert, und etwa 80 % der benötigten Tech­nolo­gie in indis­ch­er Hand. Im indis­chen Vikram Sarab­hai Space-Cen­ter nahm zugle­ich die Zahl rus­sis­ch­er Inge­nieure drama­tisch zu.
Am 15. Okto­ber 1995 wurde – nach zwanzigjähriger Entwick­lungszeit – die eigene Träger­rakete PSLV vom Sri­hariko­ta Space Cen­ter in Südin­di­en ges­tartet und ein über 899 kg schw­er­er Erderkun­dungssatel­lit in eine Umlauf­bahn in 820 km Höhe getra­gen. Der erste Ver­such (1993) war wegen eines Soft­warefehlers beim Start gescheitert.In Satish Dhawan — in der Nähe von Chen­nai (Madras) startet Indi­en inzwis­chen von seinem Raum­fahrtzen­trum aus eigene Satel­liten. Indi­en ver­fügt (2006) über ein leis­tungs­fähiges, viestu­figes Träger­sys­tem, mit dem Satel­liten mit einem Gesamt­gewicht von 1000 kg auch in einen geo­sa­tionären Orbit gebracht wer­den kön­nen. ISRO — die 1969 gegründe indis­che Raum­fahrta­gen­tur — hat auch schon erste Trans­porte für aus­ländis­che Kun­den wie europäis­che Inter­essen­ten vorgenommen.