Indiens Staatshaushalt:
Indiens Staatshaushalt leidet an einer uneffizienten, aber teuren Bürokratie und der zu langsam wachsenden industriellen Entwicklung. Alleine die Pensionszahlungen an ehemalige Staatsbeamte fressen einen großen Teil der Staatseinkommen auf — im Bundesstaat Tamil Nadu über 90 % -, fließen also zuerst in den Konsum der ehemaligen Staatsbeamten, fördern also das Dienstleistungsgewerbe, und können nicht für notwendige Infrastrukturinvestitionen verwendet werden.
Die Defizite der Provinz- und Landesregierungen summieren sich auf knapp 10 % des Bruttoinlandsprodukts, die Staatsverschuldung hat sich auf deutlich über 70 % des BIP summiert — was bei einem industriellen Wachstum von nur 3,1 % neue Kredite notwendig, aber auch immer teurer macht.
Da ein Eingriff in das aus unterschiedlichen Interessen zusammengefügte Gemengelage von Bürokratie, Beamtentum und Politik — zur Reduzierung der Personalausgaben — schwer umzusetzen ist, versucht Indien über Einkommenserhöhungen zu einem größeren finanziellen Spielraum zu gelangen. Die Steuerpflicht soll zunehmend auf den Mittelstand ausgedehnt werden, lediglich geringe Einkommen wären künftig von der Steuerpflicht befreit. Dies verlangt einen Ausbau der Finanzbehörden, der “Finanzämter” — also eine Umschichtung im Beamtenapparat, der sich an anderer Stelle als Investitionshemmnis erwiesen hat.
Die erzielten Fortschritte der Inder sind beachtlich: trotz über einer Milliarde Menschen ein inzwischen (dank großem Nachholdbedarf) relativ gesundes Wirtschaftswachstum, Devisenreserven von 82 Milliarden Dollar (Stand Juni 2003) – und ein so gewachsenes Selbstbewusstsein, dass die Regierung von Ministerpräsident Vaipajee im Juli 2003 erklärt, auf die staatlichen Entwicklungshilfeprojekte künftig verzichten zu wollen (finanziert mit rund 2,5 Milliarden Dollar, vor allem über die Weltbank, die alte Kolonialmacht Großbritannien, aber auch von den rivalisierenden Weltmächten USA und Russland).
Indien Teil 2
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