Thailands Wirtschaft:
Thailand wird vielfach — wenn Vietnam, Kambdoscha und Laos zu den wirtschaftlichen Verlierern des Vietnam-Krieges gezählt werden — als “Kriegsgewinnler” bezeichnet.
Bangkok erlebte gerade in der Zeit des Vietnamkrieges als “Regenerationsbasis” für die abgekämpften und erschöpften GIs einen nicht unbedingt vorteilhaften Entwicklungsschub. Nachtbars und Etablissements etwas zweifelhaften Charakters entstanden im “Venedig Südostasiens” und bildeten die Grundlage für die auch heute noch boomende Tourismusindustrie, bei der sich schwitzende und übergewichtige Männer europäischen Typs hervortun, die lüstern und sabbernd an jungen Mädchen herumgrabschen. Thailand ist mit den Orten Bangkok und Phuket zum Synonym des “Sex-Tourismus” geworden, obwohl die zahlreichen buddhistischen Klöster und Tempelanlagen, seinen Traumstränden und Tauchrevieren weitaus mehr Besucher anziehen als die zweifelhaften Örtlichkeiten.
Die stärkste Bevölkerungsdichte weist die Region um Bangkok auf. Hier wie in den deutlich kleineren Städten lebt Thailands größte Minderheit — die Chinesen. Teils assimiliert, teils ihre eigene Identität bewahrend, beherrschen sie als Händler und Geschäftsleute das wirtschaftliche Leben.
Diese “chinesische Gemeinde” prägt nicht nur die Gesichter rund um die Hauptstadt — auch dem Europäer fällt auf, das die Bewohner Bangkoks ein ganz anderes Aussehen haben als die Thais im Norden. Thailands Königshaus, ja, die meisten führenden Familien haben auch chinesischen Vorfahren, was eine noch heute bestehende enge Bindung zu China erklärt.
Bangkoks Auslandschinesen investieren im nahen Mainland und beeinflussen mit ihren Investitionsentscheidungen auch die wirtschaftliche Entwicklung Thailands.
Die Region um Bangkok erwirtschaftet den weitaus größten Teil des Nationaleinkommens.
Thailand war Ausgangsbasis der “boomenden Tigerstaaten”, die — im ASEAN Bündnis zusammengeschlossen — in den letzten Jahrzehnten einen ungeahnten Aufschwung erzielten.
So wurde von einem namhaften deutschen Repräsentanten 1997 festgestellt:
Ich komme gerade aus Asien zurück. In vielen Ländern dort herrscht eine unglaubliche Dynamik. Staaten, die noch vor kurzem als Entwicklungsländer galten, werden sich innerhalb einer einzigen Generation in den Kreis der führenden Industriestaaten des 21. Jahrhunderts katapultieren. Kühne Zukunftsvisionen werden dort entworfen und umgesetzt, und sie beflügeln die Menschen zu immer neuen Leistungen. … Durch Deutschland muß ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen.
Bundespräsident Roman Herzog im Hotel Adlon, 1997/04/26
In den letzten Jahren vor der Jahrtausendwende (1997 — 1999) wurde Thailand Ausgangspunkt einer tiefen regionalen Wirtschafts- und Währungskrise. Die seit Anfang des Jahrzehnts starke wirtschaftliche Expansion wurde unterbrochen.
“Während Thailand noch 1996 einen ausgeglichenen Haushalt vorweisen konnte, führten die Folgen der Asienkrise zu einer Verschuldung des Staates von heute 79 Mrd. Euro. In den letzten Jahren lag das jährliche Defizit bei 3–4 % und soll künftig auf 5,5 % des BIP ausgeweitet werden.
Aktuelle wirtschaftliche Lage:
Obwohl die Asienkrise von 1997 die Wirtschaft Thailands zeitweise schrumpfen liess, gelang Thailand schnell der Umschwung hin zu neuem Wachstum, das sich in 2001 wieder auf 1,8 % verlangsamte. Für 2002 werden 2–3 % Wachstum erwartet, letzte Schätzungen gehen sogar von 3,5% aus.
Umfangreichen Konjunkturprogramme der Regierung beleben allmählich die private Nachfrage. Von der Asienkrise herrührende hohe Überkapazitäten und eine fortbestehende Überschuldung vieler Unternehmen behindern eine Konjunkturbelebung, die durch neue Investitionen der Unternehmen getragen wird.”
(Quelle: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland)
Die Investoren wanderten auf der Suche nach billigeren Produktionsstätten nach China ab, während gleichzeitig billige Produkte aus China den heimischen Markt überschwemmen. Inzwischen setzt auch wieder eine umgekehrte Bewegung in den Kapitalflüssen ein. Inzwischen investieren Chinas Firmen selbst wieder in den SO-Asiatischen Staaten. Das ehemalige Staatsunternehmen Haier aus China etwa — das in China mit Lizenzen deutscher Hersteller (Liebherr) zu einem der größten Kühlschrankhersteller der Welt wurde, montiert im thailändischen Pattaya inzwischen Fernseher — mit der erklärten Absicht, das ganze Land mit den Produkten des Konzerns zu beglücken.
Auf dem Boden SO-Asiens spielt sich derzeit ein wirtschaftlicher Wettkampf zwischen Japan und China ab. Japanische Hersteller — wie der Motorradfabrikant HONDA, der mit rund 5000 Mitarbeitern in einer der ältesten Niederlassungen japanischer Firmen in Bangkok jährlich fast 1 1/2 Millionen Mopeds produziert und etwa 70 % des Marktes beherrscht — sind in einem harten Abwehrkampf gegen chinesische Konkurrenten verwickelt.
Inzwischen hat sich Thailands Wirtschaft wieder gefangen und erneut an Dynamik gewonnen. Thailands Binnenwirtschaft boomt.
Thailands Wirtschaftbehörde hat im Dezember 2002 seine Schätzung für das BIP-Wachstumim Gesamtjahr 2003 auf 4,9 Prozent angehoben, im dritten Quartal 2002 konnte sogar ein Wachstum von 5,8 Prozent erreicht werden.
Die Mittelschicht Thailands wächst — und hat Suzuki veranlasst, eine Fabrik für Kleinwagen im Land aufzubauen (Stand 2010).
Innenpolitik in Thailand:
Seit 1932 ist Thailand eine konstitutionelle Monarchie, wenngleich das Königshaus auch einen starken religiösen Status behalten hat. Das an Putschversuchen und Rebellionen nicht arme 20. Jahrhundert hat diesen Status des thailändischen Königshauses nie berührt.
Die Streitkräfte haben sich allerdings über Jahrzehnte hin eine starke politische Stellung erstritten. So wurde Anfang 1991 eine neue Verfassung in Kraft gesetzt, die der Armee erlaubt, die Mitglieder des Senats zu ernennen.
Inzwischen haben sich die Streitkräfte weitgehend aus der Politik zurückgezogen. Durchaus fähige zivile Politiker — aus der Oberschicht Bangkoks — bauen die Wirtschaft des Landes weiter aus — als Lieferanten von Hightech-Zubehör für China.
Externe Links:
Auswärtiges Amt: Thailand
Geschichte Thailands vor 1932
Kurze Übersicht zur Geschichte & Geographie — (www.inm-asiaguides.com)