Geschichte der Thai:
Die Thai sind erst sehr spät in das heutige Thailand eingewandert, weshalb wir hier auch nicht die hoch interessante Frühgeschichte des Landes darstellen sondern mit der Einwanderung des heutigen Staatsvolkes der Thai beginnen wollen. Das Volk der Thai stammt aus Südchina, während das heutige Thailand durch die Mon-/Khmer besiedelt wurde, die nur noch das Staatsvolk im heutigen Kambodscha bilden.
In Südchina, im Gebiet Yünnan, bestand das Königreich Nan Chao, das zum Ende des 8. Jahrhunderts in Tributpflicht zum chinesischen Reich geriet, während immer mehr Han-Chinesen das Siedlungsgebiet der Thai überfluteten.
Einzelne Stämme wichen über lange Zeit hinweg vor dem Druck der chinesischen Reisbauern, die die fruchtbaren Landschaften des Yünnan überschwemmten und die einheimischen “Bergstämme” in die unfruchtbareren, gebirgigen Höhen abdrängten, aus.
Die Routen der Wanderungen und Eroberungen der Thais folgten den Flussläufe in den Norden Thailands — von wo sich das zentrale thailändische Tiefland zwischen Mekong und dem Grenzgebirge zu Burma wie eine breite Schale bis zum Meer hin öffnet. In den fruchtbaren Schwemmgebieten des Iriwadi, Mekong, Menam und Salween gründeten einzelne Stämme der Thais kleine Fürstentümer, die unter der Oberherrschaft der lokalen Staaten — vor allem der Mon — Khmer (vgl. Kambodscha — Angkor) — blieben und in deren staatliche Verwaltung eingegliedert wurden — bis die Führer der Thai zu anerkannten Provinz-Gouverneuren wurden.
Als 1253 die Horden des Kublai Khan einfielen, flüchteten weitere Stämme der Thai entlang der Flüsse nach Süden, weg von der mongolischen Bedrohung.
Bereits vorher war der Stammesverband der Thai so stark geworden, dass das Gebiet um Sukhothai 1238 aus dem Khmer-Staatsverband herausgebrochen werden und zum (neuen) souveränen Königreich auf dem Gebiet des heutigen Thailands werden konnte.
Während seiner 100 jährigen Blütezeit entwickelte sich unter dem Einfluss der indisch geprägten Khmer-Kultur, Burmas und Chinas eine eigenständige Kultur, die vor allem in der Architektur und in der Schaffung einer eigenen Thai-Schrift (abgeleitet von der Dewanagri-Schrift der Khmers, die wieder indischen Ursprungs war) zum Ausdruck kam. Auch nördlich von Sukhothai, am Yom — Fluss, entstanden in Chiang Rai und Phayao Thai-Fürstentümer, die unter dem Zuwachs der vor den Mongolen flüchtenden verwandten Stämme einen enormen Kräftegewinn verzeichnen konnten.
Diese vereinigten sich 1287 die drei Fürsten, Rama Kamheng von Sukhothai, Mengra von Chiang Rai (und später Chiang Mai) sowie Ngam Muang von Phayao zu einem “Ewigen Freundschaftspakt”, der das Gebiet von Vientiane im Osten bis Pegu im Westen, von Luang Prabang im Norden bis Nakhon Si Thammarat im Süden umfasste.
Um 1296 bildete sich aus diesem Staatenbund das Königreich Lannathai mit der Hauptstadt Chiang Mai, das aber unter der Rivalität der verschiedenen lokalen Fürstenhäuser zu leiden hatte.
Mitte des 14. Jahrhunderts entwickelte sich aus einem dieser lokalen Fürstenhäuser mit der Hauptstadt Ayuthaya — das vorher die Macht im Königreich Lannathai übernommen hatte — eine mächtige Dynastie, deren Herrschaftsgebiet in ständigen Kämpfen mit dem benachbarten Birma (Myanmar), kleineren Thai-Fürstentümern und vor allem dem großen Khmer-Reich beträchtlich ausgedehnt wurde. Die Überlegenheit dieses Reiches “Siam” war so groß, dass die Khmer schließlich 1432 die eigene unsichere Hauptstadt verlassen mussten.
Das siamesische Reich beherrschte den ganzen Süden des heutigen Thailands, blieb aber in Kämpfe mit dem nördlichen Thai-Fürstentümern (Chiang Mai und Luang Prabang — Schan-Staaten), den Khmer und vor allem auch den Burmesen verwickelt.
Die vereinten Burmesen eroberten schließlich von Norden her kommend die einzelnen Thai-Fürstentümer, bis kurz vor 1579 auch das Siam-Reich in die Abhängigkeit von Burma geriet.
Bereits 1584 gelang es aber den Siam-Reich unter dem Fürsten Phra Naret — dem späteren König Naresuan, diese Fremdherrschaft abzuschütteln und zum Gegenschlag auszuholen. Schon um die Jahrhundertwende (1600) waren die östlichen Nachbarstaaten — so auch das Khmer-Reich — seine stärkste Macht, mit der es auch die Kolonisierungsversuche der europäischen Mächte abwehren konnte. Diese koloniale Bedrohung führte 1588 zu einer völligen, selbst gewählten Abschottung des siamesischen Reiches.
Dennoch erwuchsen dem Reich neue Gefahren: die zunehmend stärker werdenden Vietnamesen — auch sie auf dem Zug nach Süden — bedrohten die Oberherrschaft Siams über Laos und Kambodscha, und Burma drang erneut nach Siam vor. Nach zweijähriger Belagerung der siamesischen Hauptstadt Ayuthaya gelang es Birma, diese Stadt zu erobern und in einem gewaltigen Zerstörungsanfall zu brandschatzen und zu vernichten.
Nur wenige Überlebende konnten nach Süden fliehen — wo im inselreichen Bereich des Menam zwischen Flussläufen, Kanälen, Klongs, beim heutigen Bangkok (Ortsteil Thonburi) eine neue Widerstandszelle gebildet wurde (der Name Bangkok — des “Venedig des Ostens” leitet sich von Bang (kleines Dorf) und den wilden Pflaumenbäumen “Kok” ab, die einst hier wuchsen ab. Thais nennen ihre Hauptstadt nicht Bangkok, sondern Krung Thep, “Stadt der Engel”).
Bereits ab dem Jahr 1782 bildete Bangkok die Regierungsstadt der Chakri-Dynastie, die sich immer wieder mit Grenzkonflikten gegen Burma und Vietnamesen herumschlagen musste.
In dieser Situation öffnete sich das neue siamesische Reich gegenüber den europäischen Kolonialmächten (1805: Freundschafts- und Handelsvertrag mit England).
Während 1828 eine Übereinkunft mit Vietnam über die gemeinsame Oberherrschaft über Kambodscha erzielt wurde, konnte Thailand gleichzeitig — als einziger Staat Südostasiens — seine Unabhängigkeit gegenüber den europäischen Kolonialmächten erhalten. Allerdings musste Thailand große Gebiete an die Briten und Franzosen abtreten.
Im zweiten Weltkrieg hielt Thailand dementsprechend auch zuerst zu Japan, dessen Truppen es als Durchzugsgebiet nutzten (die thailändische Freundschaft wurde mit der Rückübertragung großer Landflächen von Kambodscha, Malaysia und Birma erkauft, die vorher an die britische Kolonialmacht verloren gegangen waren), um nach dem Sieg der USA 1945 wieder auf die siegreiche Seite zu setzen. Allerdings — Thailand musste 1946 die durch japanische Unterstützung zurückerworbenen Gebiete wieder an England und Frankreich abtreten.
Thailand wurde Mitglied der SEATO und kooperierte eng mit den USA.
So griffen auch thailändische Truppen auf Seite der USA im Korea- und Vietnamkrieg ein. Nach dem Rückzug der Amerikaner und dem Einfall vietnamesischer Truppen in Kambodscha und Laos erhielt Thailand 1978 praktisch eine gemeinsame Grenze mit Vietnam, und nur die “Steinzeitkommunisten” der Roten Khmer bildeten eine Pufferzone zwischen den beiden bewaffneten Truppen, die sich prompt auch — der Logik der thailändischen Geschichte entsprechend — Grenzkonflikte lieferten.
Thailand sah sich als “nächster Dominostein” und erhöhte seine Militärausgaben, bis diese vor etwa 10 Jahren um die 20 % des Staatshaushaltes betrugen. Dabei hat Thailand eine Mischung aus Waffensystemen amerikanischen, europäischen und chinesischen Ursprungs eingeführt, um sich nicht von einem einzigen Lieferanten abhängig zu machen.