Geschichte:
Bereits zur Zeit der Pharaonen führten Handelswege — seinerzeit wohl noch mit Eselkarawanen — zum Nil.
Von der frühen Besiedelung der Region rund um den Tschadsee zwischen dem 4. und 12. Jahrhundert zeugen Überlieferungen und Keramikfunde. Diese werden der legendären Kultur der Sao zugeschrieben, die sesshafte Landwirtschaft betrieben, befestigte Siedlungen erbauten und sich auf das Keramik- und Bronzehandwerk verstanden. Die großen zentralistisch geprägten Reiche des Nordens lassen sich seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. nachweisen und spielten auch später eine zentrale Rolle im Transsaharahandel.
Seit 1900 gehörte der Tschad — zunächst als Protektorat, seit 1908 als Kolonie — zum französischen Weltreich. Im August 1950 wurde das Land seine unabhängig.
Wirtschaft:
Der Tschad zählt mit einem Pro-Kopf ‑Einkommen von nur etwa 200 US $ zu den ärmsten Ländern der Erde. Rund 80 % der Arbeitskräfte sind aber nach wie vor in der Landwirtschaft tätig und tragen zu 38 % zum BIP bei. Dabei deckt die überwiegend auf Subsistenz ausgerichtete Landwirtschaft nur in regenreichen Jahren die nationalen Selbstversorgung. Erzeugt werden vor allem Baumwolle, die 40% des Gesamtexportwerts ausmacht, Vieh, Fleisch und Gummi Arabicum.
Seit die Erdölförderung im Doba-Becken begonnen hat, wird die Wirtschaft mit etwa 49,1% am BIP vom Dienstleistungssektor dominiert. Die Ölvorkommen in den gutem Dutzend Ölfeldern des Landes werden auf 900 Millionen Faß (zu je 159 Liter) geschätzt. Eine 1070 Kilometerlange Ölleitung führt von den Fördergebieten im Südwesten des Tschad duch Kamerun, wo vor der Küste ein eigener Verladeterminal errichtet wurde. Über 4,1 Mrd. $ (Schätzung der Weltbank) wurden in diesen neue Wirtschaftszweig investiert. Davon hat die International Cinance Corporation rund 200 Mio. $ in Form von Krediten an die beiden Betreibergesellschaften der Pipeline, die Totoco (im Tschad) und die Cotco (in Kamerun) ausgegeben. Die Weltbank und die Regierngen des Tschad und von Kamerun sind Minderheitsgesellschafter der beiden Betreibergesellschaften. Sie erhalten so neben Steuern und Durchleitungsgebühren auch Dividenden aus den Erdölgewinnen. Fast 85 Prozent der Investitionskosten wurden von privaten Ölkonzernen — der amerikanischen Chevron Corporation, der amerikanisch Exxon und der malayischen Petroliam Nasional Bernhad (Petronas) aufgebracht, deren Konsortium die Ölförderrechte erworben hat.
Von 2003 (Beginn der Förderung) bis 2005 wurden knapp 160 Mio. Faß Öl exportiert. Im ersten Halbjahr 2006 konntenweitere 27 Mio. Faß Rohöl exportiert werden.
Die Erdölförderung galt lange Jahre als beispielhaftes Entwicklungshilfeprojekt. Seit 1998 kooperiert der Tschad mit der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds im Rahmen von Erdölförderung, Export und Verwendung der Erträge für Armutsbekämpfung und Strukturanpassungsprogramme. Die Weltbank finanzierte dem Tschad fü 4 Mrd. $ eine Pipeline durch Kamerun bis zu den Ölverladehäfen am Atlantik. Die Erlöse aus den Erdölgewinenn sollten auf ein Sonderkonto in London gebucht werden und größtenteils für Projekte zur Armutsbekämpfung eingesetzt werden. 80 % der Erlöse waren für Infrastruktur und Bildung vorgesehen, 10 Prozent für die Bildung eines “Zukunftsfonds”. Allerdings wurden die Mittel — wie die USA und die Weltbank der Regierung des Tschad vorwerfen — von Präsident Deby und seiner Regierung vertragswidrig für militärische Zwecke verwendet. Der offene Streit zwischen den Regierungen führte dazu, dass die Weltbank im Winter 2005/2006 die Auszahlung zugesagter Einwicklungshilfekrediete an den Tschad in Höhe von 124 Mio. $ verweigerte. Erst im Sommer 2006 konnte dieser Konflikt bereinigt werden — nach die die Regierung des Tschad sich bereit erklärte, im Haushaltsjahr 2007 insgesamt 70 % seines Etats zur Armutsverringerung einzusetzen.
Nur wenige Wochen später kündigte die Regierung des Tschad an, sämtliche Verträge mit ausländischen Erdölkonzernen zu überprüfen. Chevron und Petronas wurden sogar aufgefordert, wegen angeblich offener Steuerforderungen in Höhe von rund 500 Mio. $ den Tschad zu verlassen. Künftig soll — zur Sicherung der Steuerpflichten — ein größerer Teil des geförderten Öls im Land behalten werden. Chinas größter Ölproduzent — China National Petroleum Corporation (CNPC) hat dazu im September 2007 bekannt gegeben, dass sie nördlich der Hauptstadt N_Djamenia die erste Raffinierie des Landes in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der Regierung errichten will. Da der Tschad über keine Möglichkeiten zur Verarbeitung der Ölförderung verfügt, wird dies als kaum verhüllter Versuch gewertet, die Auflagen der Weltbank zu umgehen und einen größeren Anteil der Erdölerlöse zur freien Verfügung — insbesondere zur Finanzierung von Rüstungsausgaben — zu erhalten.
Bürgerkrieg und Konflike mit den Nachbarn:
Tatsächlich steht das Land in einem permanenten Bürgerkrieg. Die FUCD unter Mahamat Nour Abdelkerim maschierte am 13.4.2006 und im Januar 2008 in N‘Djaména ein, um das Regime Déby zu stürzen und konnte nur mit Hilfe französischer Unterstützung abgewehrt werden. Die FUCD stößt dabei von ihren Basen im Grenzbereich zu Sudan — sie wird wohl von der sudanesischen Regierung unterstützt — in schnellen Vorstößen bis zur Hauptstadt vor. Die großen Entfernungen lassen aber dann den Nachschub und damit den Siegeszug der FUCD schnell zusammen brechen.
Zusätzllich gerät der Tschad in Zusammenhang mit dem seit 2003 andauernden Darfur-Konflikt im Sudan immer wieder in die Schlagzeilen der Weltpresse. So kamen alleine im September 2005 Dutzende von Bewohnern des Tschad ums Leben, als sudanesische Reitermilizien ein Dorf des Tschad überfielen. Die Spannungen an der Grenze zum Nachbarstaat haben sich zunehmend verstärkt. Nachdem bei einem Angriff tschadischer Rebellen — die nach Aussage der Regierung vom Sudan unterstütz würden — auf die Stadt Adre rund 100 Menschen getötet wurden, hieß esan Weihnachten 2005 sogar,der Sudan sei “Feind der Nation” — Tschad befindet sichin einer Art “Kriegszustand” mit dem Nachbarn. Über 200.000 Flüchtlinge aus dem Tschad — viele davon in elenden Flüchtlingslagern, andere bei Stammesverwandten untergekommen — verstärken dasUnruhepotential im Tschad.
Seit Juni 2005 finden auch im Süden des Tschad wieder größere Flüchtlingsbewegungen aufgrund der unsicheren Lage im Norden der Zentralafrikanischen Republik statt.
Seit Januar 2008 sollen EUFOR / TSCHAD / CAR Truppen in einem 350.000 qkm großen Grenzgebiet des Tschad zu Darfur und im Norden der Zentralafrikansichen Republik die rund 400.000 Flüchtlinge, Zivilorganisation und UN-Mitarbeiter schützen. Die südliche Zone in der Zentralafrikanischen Republik ist das Gebit, das die FUCD Rebellen zum Transit in den Tschad nutzen. EUFOR soll diese Rebellen auf beiden Seiten der Grenze zwischen Tschad und zentralafrikanischer Republik abwehren. Obwohl das Gebiet relativ gut der Größe Deutschlands entspricht gibt es nur rund 500 km befestigter Straßen. In trocken-heißen Sommer und massiven Niederschlägen während der Regenzeit wird vor allem die Luftaufklärung und der Lufteinsatz einen großen Teil der Belastung tragen müssen, während sich die Landstreitkräfte im Wesentlichen auf den Bereich der Flüchtlingssiedlungen beschränken dürften. Allerdings müssen entsprechende Landebahnen erst noch gebaut werden. Französischen Streitkräften, die ohnehin in dem ehemaligen Kolonialgebiet stationiert sind, wird dabei eine Schlüsselraolle zukommen. Sie werden alleine 2.000 der zunächst auf 3.700 Mann beschränkten Expeditionstruppe stellen.
Streitkräfte:
Frankreich unterstützt seit Jahren die Regierung des Tschad auch und insbesondere militärisch. Dabei sind immer wieder Konflikte mit den nördlichen (arabischen) Nachbarn, mit Libyen und Ägypten, entstanden.
Libyen hatte bereits vor Jahren einen Streifen im Norden des Tschad mit reichen Uran-Vorkommen (Aouzou-Streifen) besetzt und sich nur auf französischen Druck und unter Aufsicht der Vereinten Nationen wieder zurückgezogen, nachdem Internationalen Gerichtshof (IGH)1994 die die Zugehörigkeit des Gebietes zum Tschad bestätigt hatte.
Frankreich ist nach wie vor für die militärische Ausrüstung, Unterstützung sowie Ausbildung der nationalen Streitkräfte zuständig und mit etwa 800 Soldaten im Land präsent. Mit der am 1. September 2006 beschlossenen UN-Mission in Darfur (Sudan) wurde der Tschad als Ausgangsbasis immer wichtiger.
Dazu kam die UN-Friedensmission im Tschad selbst. Diesen internationalen Friedenseinsatz im Tschad hatte der UN-Sicherheitsrat im September 2007 beschlossen. Die UN-Friedenskräfte umfassten neben EU-Streitkräften auch ein russisches Kontingent von Transport-Hubschraubern. Im August 2010 beschloss der UN-Sicherheitsrat aber den Abzug aller Friedenskräfte aus dem Tschad. Sie sollen das Land bis Jahresende verlassen.
Externe Links:
Landeskundliche Informationsstelle: www.inwent.org
CIA World Fact Book: www.cia.gov