Sudan-Afrika: Nigeria

Flagge Nigeria

Die wichtig­sten Infor­ma­tio­nen im Überblick:

Regierungs­form (Gov­ern­ment Type):Prä­sidi­ale Repub­lik (Pres­i­den­tial Republic)

Karte Nigria Map

Haupt­stadt (Cap­i­tal):Abu­ja
Ein­wohn­er (Pop­u­la­tion):

139,823 Mio.

(2010: 151,5 Mio.)

Fläche (qkm) (Area sq.km):923.768
Wehre­tat (Defence Budget):519 Mio. US-$ (2003)
BSP/Einwohner (GNP/Capita):

390 US-$

BIP Wach­s­tum 2010: 5,0 %

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Dat­en außer Wehre­tat dem Fis­ch­er Weltal­manach 2005 entnommen

Dat­en und Fak­ten der Bun­desre­pub­lik Nigeria

Haupt­stadt: Lagos

Fläche: 923.800 km²

Ein­wohn­er: 126,9 Mil­lio­nen (Welt­bank)
Bevölkerungswach­s­tum: 2 % (Welt­bank)

HIV / Aids: 5,8 % der Ein­wohn­er (UN-Aids)

Sprachen: Amtssprache: Englisch

Karte der Ethnien in Nigeria
Karte der Eth­nien in Nige­ria
Bild-Quelle: Wikipedia

Eth­nis­che Grup­pen: Nige­ria ist das bevölkerungsre­ich­ste Land Afrikas mit über 250 eth­nis­chen Grup­pen, was sich auch an den gebräuch­lichen Sprachen erse­hen lässt.

Islamis­che Volks­grup­pen: Hausa (Nor­den — ca. 20 %) und Fulani (ca. 10 %) ,

Christliche Volks­grup­pen: Yoru­ba (Süd­west­en — 21 %), Igbo (Ibo, Südosten — 18 %),
Ijaw (10 %), Kanuri (4 %), Ibi­bo (3,5 %), Tiv (2,5 %)

Reli­gion:
Mus­lime 50 % (vor allem östlich des Niger und nördlich des Benue, wo auch die Scharia einge­führt wurde),
Chris­ten 40 %,
Davon: Katho­liken: 16.853.000 (14,38 % — Quelle: Deutsche Bischof­skon­ferenz)
ein­heimis­che (Natur-)Religionen: 10 %

Medi­en:
Lese- und Schreibfähigkeit: Män­ner: 67,3 %; Frauen 47,3 % (geschätzt aus 1993)
Auf 1000 Ein­wohn­er kom­men 66 Fernse­her, 3,8 Tele­fone, 6,1 PCs und 0,01 Inter­net­zugänge. 25 Tageszeitun­gen mit ein­er Gesam­tau­flage von rund 2,7 Mio. Stück. Seit Mitte der 90er Jahre Telekom­mu­nika­tions­boom im Mobil­funkbere­ich mit stetig wach­sender Zahl an Mobil­tele­fo­nen, drei Net­z­be­treiber, zunehmende Flächen­deck­ung, Roam­ingverträge mit allen wichti­gen europäis­chen Net­zen (Wikipedia)
Einkom­men: 260,- US-$ je Kopf (Welt­bank) bis 300,- US-$ (Auswär­tiges Amt)
(zum Ver­gle­ich: BSP Deutsch­land: 22.740,- $)

Wirtschaft:
Nige­ria ist der sech­st­größte Ölex­por­teur der Welt. und ver­fügt über Erdöl­re­ser­ven von rund 31,5 Mrd. Bar­rel. Die Erdöl­re­ser­ven im Nigerdelta wer­den voraus­sichtlich erst im Jahr 2020 erschöpft sein. Das “Deep Water Off­shore Gebi­et” vor West­afri­ka ist eines der großen Hoff­nungs­ge­bi­ete für eine Ver­mehrung der bekan­nten Erdöl­re­ser­ven.
Bei Erdgas ver­fügt Nige­ria zur Zeit über bekan­nten Reser­ven von rund 3.600 Mrd. m3, die fast auss­chließlich aus reinem Erdgas beste­hen und die bei Fort­set­zung des Trends der gegen­wär­ti­gen Gesamt­pro­duk­tion, inklu­sive des Anteils, der abge­fack­elt wird, mehr als 100 Jahre reichen würden

Wirtschaftswach­s­tum: 4 5 % (UNO)

Aus­landss­chulden: 34 Mil­liar­den US-$

Quellen: wie angegeben oder CIA-Fact­book 2002

Wach­s­tum ohne Gewinn

Scharfe Gegen­sätze sind in einem Land wie Nige­ria nichts Ungewöhn­lich­es — doch die Kon­traste zwis­chen den Jubel- und Schreck­ens­meldun­gen der ver­gan­genen Tage deuten darauf hin, dass etwas tief im Innern des Sys­tems faul ist.

Ja, das Land verze­ich­net, wie viele andere afrikanis­che Staat­en auch, seit Jahren ein starkes Wirtschaftswach­s­tum mit Zahlen, von denen Europa kaum mehr zu träu­men wagt. Doch dieses Wach­s­tum speist sich noch immer, wie in anderen afrikanis­chen Län­dern, haupt­säch­lich aus dem Export von Rohstof­fen, im Falle Nige­rias von Erdöl. Davon prof­i­tiert nach wie vor haupt­säch­lich eine kor­rupte Elite, die Mehrheit der Men­schen bleibt arm. Wer diese Mech­a­nis­men in Frage stellt, wird aus dem Weg geräumt: Im Feb­ru­ar entließ Präsi­dent Good­luck Jonathan den Chef der Zen­tral­bank, nach­dem der öffentlich bemerkt hat­te, dass allein in den ver­gan­genen zwei Jahren fast 15 Mil­liar­den Euro an Ein­nah­men der staatlichen Ölge­sellschaft ver­schwun­den seien.

In Nige­ria ist es beson­ders der mus­lim­isch geprägte Nor­den, er vom Rohstoff­boom nichts hat. Diese ständi­ge Gefühlt der Demü­ti­gung durch einen fer­nen und kor­rupten Staat, ver­bun­den mit absoluter Per­spek­tivlosigkeit, treibt rei­hen­weise junge Män­ner, die gerne etwas aus ihrem Leben machen wür­den, auf Boote in Rich­tung der Mit­telmeerin­sel Lampe­dusa — oder in die Arme von Killertrup­pen wie jen­er islamistis­chen Sek­te namens Boko Haram, die im Namen ein­er kranken Ide­olo­gie Zivilis­ten ermordet.

(Auszug aus einem Kom­men­tar von Tobias Zick in der Süd­deutschen Zeitung vom 17./18. April 2014)

Nige­ria ist ein typ­is­ches Beispiel für die Entwick­lung Afrikas, ins­beson­dere des Sudan-Afri­ka, also den südlich der Sahara gele­ge­nen afrikanis­chen Gebi­eten. Hun­derte ver­schieden­er Völk­er leben als Folge der kolo­nialen Grenzziehung — der Abgren­zung der Inter­essensspähren der Kolo­nialmächte ohne Rück­sicht auf die Zusam­menge­hörigkeit der indi­ge­nen Völk­er und Stümme — in den Gren­zen des 80 Mil­lio­nen-Staates zusam­men.
Während die nördlichen Teile der Staat­en im Ein­fluss der Herrsch­er Ara­bi­ens standen und den Islam annah­men geri­eten die südlichen, am Meer gele­ge­nen Gebi­ete in die Ein­flusszo­nen der europäis­chen Kolo­nialmächte. Im tra­di­tionellen Gegeneinan­der zu den Nomaden- und Händlern des Nor­dens nah­men die an der Küste leben­den Bauern­völk­er das Chris­ten­tum an.
Unter Kolo­nial­herrschaft “zwangsvere­inigt” lebten die Stammes­ge­gen­sätze nach dem Ende der Kolo­nialzeit­en wieder auf. Stammes­loy­al­itäten, Kor­rupte Herrsch­er und Wirtschaft­sprob­leme, die mit dem Ver­lust der an den Kolo­nialmächt­en ori­en­tieren tra­di­tionellen Absatzmärk­te ver­bun­den waren, bilde­ten zunehmend einen Zünd­stoff, der von Scharf­mach­ern zur Emo­tion­al­isierung gegen die tra­di­tionellen Geg­n­er genutzt wurde. Kaum etwas eignet sich mehr zur Emo­tion­al­isierung als religiöse Überzeu­gung, und so find­en wir heute — an der Elfen­beinküsten genau­so wie in Nige­ria — eine zum Teil unter­schwellige, zum Teil erbit­terte Geg­n­er­schaft zwis­chen christlichen und islamis­chen Stämmen.