Früher — im Einfluss alter westafrikanischer Königreiche
Die Völker der Ashanti *), Malinke **) und Mossi ***) mit ihren Königreichen Westafrikas haben die Bevölkerung der heutigen Elfenbeinküste geprägt. Das 17. Jahrhundert sah eine “Einwanderungswelle”. Ashanti-*), Agni- und Baoulé-Stämmen kamen aus dem Gebiet des heutigen Ghana, ferner erfolgte eine Einwanderung aus dem Nordwesten (Malinké **) und Nordosten (Königreich der Mossi ***)
*) Im Waldgürtel Westafrikas blühte im 18. Jahrhundert das Reich der Ashanti. Sie waren berühmt für ihr Gold, ihre Staatskunst und vor allem ihre Kriegskunst. Diebritische Kolonialmacht, obschon überlegen, fürchtete sie, und brauchte siebzig Jahre und sieben Kriege, das stolze Volk im Hinterland der damaligen Goldküste zu besiegen. Im heutigen Ghana sind die Ashanti ein Volk von vielen. Doch das legendären Königreich besteht fort — als traditionelle und spirituelle Einrichtung, mit dem Ashantikönig an der Spitze.
Ihre traditionellen grasbedeckten und relief-verzierten Lehmbauten, darunter die Paläste, wurden in den Kolonialkriegen zerstört. Nur zehn dörfliche Tempel sind geblieben. Die UNESCO hat sie zum Weltkulturerbe ernannt, eine Auszeichnung für diese hohe vorkoloniale Kultur der Ashanti.
**) Mali wurde im 11. Jahrhundert von den Malinke gegründet. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde das Staatsgebiet vom damaligen Herrscher Sundiata vergrößert. Seinen Höhepunkt erreichte Mali unter König Mansa Musa im 14. Jahrhundert. Das Königreich Mali erstreckte sich zwischen Gao und der Atlantik-.Küste, umfasste auch die Gebiete von Tekrur und Ghana und beherrschte damit Westafrika mit Ausnahme der südlichen Küsten und das gesamte Flußgebiet des Sambesi und des Niger Ober- und Mittellaufes. Das Reich zog seinen Reichtum aus mehreren Goldfeldern, aber auch aus der Versklavung verfeindeter Stämme, deren Angehörige an die arabischen Nachbarn im Norden verkauft wurden..
***) Nach mündlichen Überlieferungen drangen etwa um Mitte des 13. Jh. eine Gruppe von nichtislamischen Reiterkriegern, die Mossi, die ursprünglich aus dem Haussaland und dem Norden Kameruns stammten, aus dem Osten über den Niger in das Gebiet des nördlichen Ghana ein und von dort nach Norden bis zum zentralen Nigerbogen vor. Um das 14. Jh. entstand dort das erste Mossi Reich, das allerdings dem Druck des erstarkenden Songhai-Reiches nicht gewachsen war. Im 15. Jahrhundert eroberten die Mossi das Flußgebiet des Weißen Volta in Burkina Faso. Wogodogo, heute Ouagadougou, wurde zum Zentrum ihrer Macht, danach entstanden noch weniger starke Königreiche wie Tenkodogo und Yatenga. 1896 wurde das Gebiet von Frankreich erobert.
Kolonialismus — wie überall in Afrika:
Auch französische Staatsbürger suchten ihr Glück an der “Elfenbeinküste”, deren Namen (Elfenbein) für Reichtum und Glück stand. Französische Missionare bekehrten von der Küste aus die Einheimischen zum christlich-katholischen Glauben des Landes, das seine nominelle Unabhängigkeit bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts behielt. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde das Land französische Kolonie. ch bis in die Zeit des 2. Weltkrieges beherrschten französische Plantagenbesitzer die Landwirtschaft, den einheimischen blieb nur die Knochenarbeit. Erst danach gelang es einheimischen Pflanzern mit dem “Syndicat Agricole Africain” ebenfalls, gegen die Diskriminierung der europäischen Kolonialherren Fuß zu fassen.
Nachkoloniale Entwicklung
1960 ist die Elfenbeinküste in die Unabhängigkeit entlassen worden. Nach der Unabhängigkeit war die Elfenbeinküste lange Zeit der wohlhabendste Staat Westafrikas und bis Ende 1999 eines der politisch stabilsten Länder des Kontinents- der Staat wurde als “Afrikas Wirtschaftswunderland” bezeichnet. Dies war der strikten prowestlichen und marktwirtschaftlichen Politik von Präsident Felix Houphouet- Boigny (+ 1993) zu verdanken, der die ehemalige französische Kolonie 1960 in die Unabhängigkeit führte. Er hielt sein Land eng an der Seite Frankreichs. Die Elfenbeinküste mit ihrem Traumständen und den großen Wildreservaten lockte Touristen an. Das Land wurde der führende Kakaoproduzent der Welt. Dafür brauchte das Land die Hilfe von Gastarbeitern aus den nördlichen muslimischen Nachbarstaaten, die zum Dank für ihre Arbeitsleistung eingebürgert wurden. Zu Zeiten des Wirtschaftsbooms waren sie gern gesehene Arbeitskräfte, doch mit dem Niedergang der Wirtschaft wurden sie unerwünscht.
Sein Nachfolger — Präsident Colon Bedie — wirtschaftete das Land an den Rand des Ruins. Mit dem Einbruch der Weltmarktpreise schwanden die reichen Exporterlöse aus den Kakao-Plantagen. Zum Verfall der Kakaopreise kommen Korruption und staatliche Verschwendung. Um an der Macht zu bleiben, griff Bedie zu einem bewährten Konzept: die Gastarbeiter sollten wieder in ihre Heimat zurückkehren. Der großen Konfliktfaktoren ist denn auch die Situation der aus den Nachbarländern eingewanderten “Gastarbeiter”. Aus Burkina Faso und Mali sind mehr als fünf Millionen Menschen zu ihren Stammesverwandten in das Land gekommen. Mittlerweile leben viele Menschen in der zweiten Generation in Elfenbeinküste, doch Ivorer ist nur, wer auch in Elfenbeinküste geborene Eltern hat. Dass das in einem Land, indem 40 % der Bevölkerung “Migrationshintergrund” haben, unweigerlich zu Auseinandersetzungen führen muss sollte unbestreitbar sein. Die Regierenden begannen, den muslimischen Gastarbeitern die Papiere zu entziehen. Nur diejenigen, deren beide Elternteile in der Elfenbeinküste geboren waren, sollten die Staatsangehörigkeit des Landes behalten können. Die Folgen sind gravierend: Nicht-Ivorer dürfen kein Land besitzen, was in einer agrarischen Region zu einer Überlebensfrage wird. Außerdem besitzen sie kein Wahlrecht. Damit war der Oppositionskandidat Alassane Outarra, ehemals Ministerpräsident und als Spitzenmanager der Weltbank einer wer wenigen Fachleute von Weltrang, von der letzten Wahl (2000) ausgeschlossen.
Das war letztendlich der Auslöser für die Unruhen. Im, ethnisch und religiös vom Süden getrennten Norden formierte sich eine immer stärker werdende Opposition.
Im Dezember 1999 stürzte das Militär unter General Robert Guei die Regierung von Bédié und seither befindet sich das Land in eine schwere Krise. Die bereits für 2000 angesetzten Wahlen wurden von massiven Straßenschlachten überschattet. Immer deutlicher tritt die Kluft zwischen dem christlichen Süden und dem muslimischen Norden des Landes zu Tage.
Der Weltspiegel hat in seiner Sendung Mitte November 2004 die nachkoloniale Entwicklung der Elfenbeinküste kurz und prägnant dargestellt. Wir zitieren aus dem Bericht:
“Zu Weihnachten 1999 putscht sich ein General an die Macht. Man nennt ihn den “Weihnachtsmann in Uniform”. Das war sein Geschenk an die Bürger in Abidjan.
Eine gefährliche Situation. Denn seine Regierung bringt Chaos und Anarchie — die Elfenbeinküste rutscht zum ersten Mal seit ihrer Unabhängigkeit an den Rand eines Bürgerkriegs. Mit Laurent Gbagbo gewinnen die gemäßigten Kräfte die Oberhand. Mit französischer Unterstützung kommt er 2000 durch Wahlen an die Macht. Gbagbo ist Christ und Sozialist. Doch trotz seiner Glaubensbekenntnisse kehrt er zum Rassismus seines Vorgängers zurück. Er weiß offenbar kein besseres Mittel gegen die Wirtschaftskrise. Und zum zweiten Mal erlebt die Opposition, wie ihr muslimischer Vertreter wegen seiner Papiere von Wahlen ausgeschlossen wird.
Jetzt springt der Funke über: Der oppositionelle Norden mit den vielen muslimischen Gastarbeitern begehrt auf. Innerhalb der Armee der Elfenbeinküste wird geputscht.”
Quelle: Elfenbeinküste — Geteiltes Land — (www.daserste.de)
Im September 2002 begann ein Soldatenaufstand der vom Norden dominierten Teile der Streitkräfte, die 2003 weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle brachten. Die Rebellen des Nordens sind militärisch gut ausgerüstet und organisiert. Während des Aufstandes 2002 wären die Rebellen — laut Expertenmeinung — durchaus in der Lage gewesen, die Hauptstadt Yamoussoukro einzunehmen. Tatsächlich beschränkten sich die Serteuere, in Bouaké, der zweitgrößten Stadt des Landes, eine eigene Regierungszentrale einzurichten.
Das Land war praktisch zweigeteilt — zwischen der christlichen Bevölkerung um die Regierugnsarmee mit dem “Kakaogürtel” im Süden und den muslimischen Rebellen in den nördlichen Savannen.