“Kaum ein Staat ist in so kurzer Zeit so tief gestürzt wie Simbabwe. In weniger als einem Jahrzehnt hat das Regime die Wirtschaft ruiniert. Acht von zehn Menschen sind arbeitslos. Farmen, Minen und Fabriken produzieren nur noch wenig. Die frühere Kornkammer ist auf Lebensmittellieferungen angewiesen, damit Menschen nicht verhungern. Eine gute Landreform wäre dringend nötig gewesen, um die Ungerechtigkeit kolonialer Herrschaft zu korrigieren. Doch Mugabe hat die Weißen von den Farmen nur vertrieben, um Günstlinge zu belohnen und seine Herrschaft zu sichern. Mit den Farmern sind bis zu vier Millionen schwarze Simbabwer geflüchtet, die in der Heimat keine Zukunft mehr sehen.
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Die Löhne hinken der Inflation weit hinterher, ein Farmarbeiter verdeinte Mitte März 20 Millionen im Monat, auf dem Schwarzmarkt ist das nicht einmal ein US-Dollar.”
(Süddeutsche Zeitung, Mttwoch, 26. März 2008)
Wirtschaft:
Von größerer wirtschaftlicher Bedeutung war der Bergbau (Gold, Chromerz, Steinkohle, Nickel, Kupfer, Kobalt und Silbererz). Der Bergbau wurde zu 95 Prozent von ausländischem Kapital (britisch und südafrikanisch) kontrolliert — wurde: denn inzwischen ist die Industrie zusammen gebrochen.
Die bis zur Unabhängigkeit für afrikanische Verhältnisse blühende Wirtschaft des Landes war vor allem von den Ernteerträgen der von Weißen geführten Farmen getragen. Die wichtigsten Anbauprodukte waren der Mais, Weizen, Hirse, Sorghum und Sojabohnen. Exportartikel sind Tabak, Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Tee und Zitrusfrüchte. Für den Export sorgten vor allem die 4.000 weißen Großfarmer und rund 60.000 afrikanische Farmer.
Die British South Africa Company hatte schon früh begonnen, die besten Ländereien weißen Siedlern zu geben. Das Land wurde in “europäische” und “afrikanische” Gebiete aufgeteilt (“Tribal Trust Land-TTL”). Die weißen Siedler eigneten sich über die Hälfte des wertvollsten Agrarbodens an, während die Schwarzen in landwirtschaftlich minderwertigen Reservaten zusammengepfercht wurden. Kurz vor der Unbhängigkeit (1980) besaßen 6,9 Millionen Schwarze genauso viel Land, wie 0,26 Millionen Weiße.
Die USA versuchten ab der Unabhängigkeit (1980) die Beziehungen zu Simbabwe zu verbessern, das enge Beziehungen zur UdSSR unterhielt und gaben zwischen 1981 und 1986 Hilfszahlungen von insgesamt 350 Millionen US-Dollar. Dennoch hat sich in Zimbabwe ein schwarzer Rassismus gebildet, der vor allem die Zerstörung der von den Weißen getragen Wirtschaft zum Ziel hatte.
Schon bald nach der Unabhängigkeitdes heutigen Simbabwe ging die Zahl der weißen Farmer stark zurück. Etwa die Hälfte der bis dahin über 200.000 Weißen verließ in den folgenden Jahren das Land. Ursächlich dafür war die Enteignung der Farmer, um Gefolgsleuten von Mugabe für deren Verdienste um die Unabhängigkeit des Landes und die Unterstützung Mugabes bei der Regierungsübernahme zu entlohnen. Diese Abwanderung führte seit den der Unabhängigkeit zur Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme Landes. US-Präsident Reagam suspendierte im Juli 1986 ein US-Hilfsprogramm über 20 Millionen US-Dollar — auch weil Mugabe konsequent eine gegen die US-Interessen verstoßende Politik betrieb. Der wirtschaftlaiche Niedergang stärkte zunächst die politisch gegen Mugabe opponierenden Bevölkerungsteile. Daraus folgte das Bemühen der Regierung, oppositionelle Strömungen grundsätzlich zu verhindern und den politischen Alleinvertretungsanspruch — auch mit Mitteln der Gewalt — zu zementieren. In den achtziger Jahren ließ Mugabe — so die Südd. Zeitung — mindestens 20.000 Menschen im Matabele-Land ermorden, um seine Macht zu sichern. Als eine der ersten Zielgruppen der politischen Opposition wurden die — zumeist bei weißen Landwirten angestellten — Farmarbeiter identifiziert. Die Weißen — weniger als 1% der Bevölkerung — hatten ursprünglich etwa 70% des urbaren Landes zu kommerzieller Nutzung in den Händen. Kurz vor der Jahrtausendwende (1999) begann Mugabe, die Wiederverteilung zurück geführten Landes als ein lebenswichtiges Programm zu proklamieren. Auch um andere interne Schwierigkeiten zu überspielen (starke Korruption von Verwaltung und Partei bei gleichzeitigen Entlassungen im öffentlichen Sektor), jedoch auch wegen der Agrarkrise, wurden die Weißen, die den größten Teil des Bruttosozialproduktes, sowie der Nahrungsmittel, erzeugten, immer schärfer unter psychischen und physischen Druck gesetzt. Indem die Farmer enteignet und die Arbeiter dadurchin die Arbeitslosigkeit und Verelendung getrieben wurden, konnte die Regierung ihren unmittelbaren Einfluss auf die Landbevölkerung wieder verstärken und die Arbeiter dem politischen Einfluss der weißen Farmer entziehen. Das von der Regierung Mugabes verabschiedete Landnahmegesetz zwang etwa 3000 weiße Farmer dazu, ihre Grundstücke zu verkaufen. Die letzte Frist für die Farmer lief am 8. August 2002 ab. Im Anschluss daran ist das Militär brutal gegen diejenigen Farmer vorgegangen, die ihre Höfe nicht verlassen wollten. Über 130 Farmer wurden festgenommen und zugunsten von Mitgliedern der Regierung und engen Vertrauten Mugabes zwangsenteignet. Günstlinge von Mugabe konnten sich gleich mehrere Farmen aneignen. Allein 200.000 Landarbeiter verloren wegen der Vertreibung der Farmer ihre Jobs. Nach offiziellen Angaben haben auf diesem Wege 300.000 Schwarze Land erhalten, eine Untersuchung ergab 2004, dass es tatsächlich nur 150.000 waren und nicht einmal die Hälfte ihr neugewonnenes Land auch tatsächlich bearbeitete. Vielen von ihnen fehlte die Erfahrung und die Ausrüstung, um die Farmen zu bewirtschaften. Diese “Landreform” brach Simbabwe binnen fünf Jahren das ökonomische Rückgrat. Etwa vier Millionen Simbabwer brauchten schon Anfang 2008 Nahrungshilfe, die Krise wird durch wetterbedingte Ernteausfälle noch verschärft und dürfte sich im laufe des Jahres verdoppeln. Mit der vermeintlichen Zielvorgabe, den ausufernden Schwarzmarkt auszutrocknen, ergriff die Regierung im Mai/Juni 2005 weitere diktatorische Maßnahmen, indem (im Rahmen der Aktion mit der zynischen Bezeichnung „Aktion Abfallbeseitigung“) etwa 750.000 Menschen obdachlos wurden. Millionen Simbabwer haben das Land verlassen und suchen im Süden, bei den reichen Nachbarn Botswana und Südafrika, in Sambia sowie in Mosambik ihr Glück. Ohne die Hilfe dieser Hungerflüchtlinge könnten die Simbabwer zu Hause gar nicht mehr überleben.Inzwischen ist das Land wirtschaftlich kollabiert. Ein Kilo Kartoffeln war — wenn überhaupt — (Stand 09/2007) für 375.000 Zimbabwe-Dollar (entsprechend 1,25 US-$, Schwarzmarktkurs) zu kaufen, ein Stück Seife für 250.000,- Zimb-Dollar, während das Monatsgehalts eines Lehrers “stolze” 3 Mio. Zimb-Dollar beträgt. War: denn bis solche Preise bei uns wiedergegeben haben hat die galoppierende Hyperinflation diese Aussagen schon längst überholt. Präsident Mugabe lässt indes die Notenpressen heiß laufen. Im Mai 2008 hat die Zentralbank schon wieder einen neuen Geldschein kreiert, eine 250-Millionen-Dollar-Note. Aber auch mit diesem Schein konnte man nur noch zwei Flaschen Cola kaufen. Die Inflation gilt als die weltweit höchste, die Arbeitslosigkeit liegt bei 80 Prozent (Africa Analysis) und neben Gütern aller Art sind auch Devisen Mangelware. In Simbabwe, einer Kornkammer Afrikas, sind nach Hochrechnungen humanitärer Organisationen rund 5,8 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Etwa 1/3 der Bevölkerung soll inzwischen das Land verlassen haben, auf der Flucht vor politischer Verfolgung wie auch vor dem wirtschaftlichen Notstand. Die meisten der — oft noch sehr gut ausgebildeten — Flüchtlinge haben in Südafrika ein Auskommen gefunden. Lediglich die Devisenüberweisungen und Lebensmittelpakete dieser Exilanten verhinden den völligen Zusammenbruch des Landes.
In dieses wirtschaftliche Desasterland stößt- wie die WIRTSCHAFTSWOCHE, Ausgabe 32/2006 berichtet — China mit Landwirten, Ärzten, Lehrern, Medikamenten und technischer Hilfe vor. China bezieht Erze wie Kupfer, Kobalt. Magnesium. Platin und Chrom und liefert dafür Billigwaren eigener Herstellung — bis hin zu Militärjets. So hat die staatlich kontrollierte Zeitung “The Herald” im August 2006 die Beschaffung von weiteren 6 Trainings- und Erdkampfflugzeugen vom Typ Karakorum 8 (K‑8) für einen geschätzten Stückpreis von 20 Millionen Dollar (15,6 Mio. Euro) bekannt gegeben.
Militär:
Simbabwe verfügt damit über 12 Karakorum-Jets sowie die F‑7 Airguard, eine Beschaffung weiterer Flugzeuge dieses Modells ist daher nur logisch und konseqeuent.Der wirtschaftlich angeschlagene afrikanische Staat Simbabwe rüstet unter seinem autoritär regierenden Präsidenten Robert Mugabe weiter auf. Nach der Anschaffung weiterer sechs Militärjets des chinesischen Typs Karakorum 8 investiert Simbabwe nun in die Anschaffung von Geländewagen für seine Offiziere.
Insgesamt 127 wurden nach Angaben der staatlich kontrollierten Zeitung “The Herald“bereits für rund 1,2 Millionen Dollar angeschafft, knapp 200 weitere sollen demnächst bestellt werden. Ein ranghoher Offizier kündigte zudem Sold-Erhöhungen, neue Uniformen sowie eine groß angelegte Rekrutierungskampagne fürs kommende Jahr an.
Weitere Links:
Uni Kassel:
- Simbabwe
- Beiträge zur Geschichte, Wirtschaft und aktuellen Politik
- Ökonomische Krise und soziale Verelendung
Auswärtiges Amt:
Simbabwe
Informationsstelle südliches Afrika:
Simbabwe
SPIEGEL-Jahrbuch:
Simbabwe
AI-Bericht:
Jahresbericht 2000