Wirtschaft:
Über 50 % des BIP wurden 2006 durch die Landwirtschaft erzielt. Der Bergbau trug allerdings 18 % zum Bruttoinlandsprodukt bei, Handel und der langsam wieder erstarkende Tourismus (15 %), der Baubereich (vor allem im Hinblick auf den Wiederaufbau des zerstörten Landes) und Investitionen in Bereich Transport- und Telekommunikation machen jeweils etwa 4 % des BIP aus.
Nach den Bürgerkriegen — denen Millionen von Menschen zum Opfer fielen — waren die Reste eines Staatswesens mit seiner Verwaltung und Infrastruktur zerstört. Die Verkehrsverbindungen innerhalb des Landes sind zusammengebrochen. Von offiziell knapp 160.000 Kilometer Straßen sind nur noch wenige Hundert Kilometer — die Schlaglochpisten in den Städten — befahrbar. Der Kongo verfügt im Jahr 2010 nur über rund 500 Kilometer ausgebaute Straßen. 5.100 Kilometer Eisenbahnnetz rosten vor sich hin. Nur Kinshasa und Shabe haben zum Hafen Matadi (Kongomündung) bzw. zu den für Katanga wichtigen Häfen an der Ost- und Westküste halbwegs gute Eisenbahn- und Straßenverbindungen. Deshalb sind Boote und Schiffe auf den großen Flüssen des Landes ein beliebtes Transportmittel. Mit Ausnahme von einzelnen Flußschiffen (ob genug Treibstoff zur Verfügung steht gestaltet sich immer wieder zu einem Vabanque-Spiel) findet der Warenaustausch nicht innerhalb des Kongo sondern von den Randprovinzen zu den Nachbarstaaten im Süden und Osten statt. Flugzeuge sind oft die einzige Transportmöglichkeit innerhalb des Landes. Der Kongo verfügt über 230 Flugplätze — davon 24 mit befestigter Landebahn. Von den über 50 zugelassenen Fluggesellschaften hat allerdings (mit der Ausnahme eines einzigen Flugzeuges) keine einzige Landeerlaubnis in der EU erhalten — Sicherheitsbedenken. Die gebrauchten russischen Antonow-Transporter werden kaum gewartet, die Besatzungen überladen die Flugzeuge für entsprechende Unterstützungszahlungen — und entsprechende Flugunfälle sind daher nahezu an der Tagesordnung. Der Kongo — das riesige Gebiet des Kongo-Beckens, das praktisch das ganze Zentrum Afrikas vom Atlantik bis zu den Bergketten des ostafrikanischen Grabenbruchs einnimmt — ist nicht nur ein Land des Urwalds mit seinen Edelhölzern und der Wasserströme.
China hat inzwischen (Stand April 2010) mehr als acht Milliarden Dollar in die Infrastruktur des Landes investiert — nicht ganz uneigennützig, denn im Kongo finden sich reichlich Vorräte an Grundstoffen, die Chinas wachsende Wirtschaft benötigt.
Vor allem die Grenzgebiete nach Osten und nach Sambia sind reich mit Bodenschätzen gesegnet — Der Kongo beherrscht die größten kupferhaltigen Kobaltvorkommen der Welt. Im Osten wird Erdöl vermutet, im Nordosten an der Grenze zu Uganda gibt es Edelmetalle (Gold). Die Kassai-Provinz besitzt eines der größten Diamanten-Vorkommen der Welt, daneben gibt es Cadmium, Beryll, Mangan, Silber, Uran, Wolfram und Zink. Coltan (70 % der Weltreserven), Diamanten (25 % der Weltreserven), Gold, Kobalt (1/3 bis 50 % der Weltreserven), Kupfer (10 — 30 % der Weltreserven), Mangan, Silber, Wolfram, Zink, Zinn, .… bei einem Weltmarktpreis von 7.500 $ für die Tonne Kupfer und 52.000 $ für eine Tonne Kobalt (Stand 2007) müsste der Staat Kongo eigentlich zu den reichsten Staaten der Erde gehören. Inzwischen stellt sich aber zunehmend heraus, dass die ethnischen Konflikte auch von der Gier nach den Rohstoffen des Landes geschürt werden. Besonders begehrt ist Coltan (Tantal), ein Erz, das aussieht wie Steinkohle und fast das Gewicht von Gold hat — nicht nur im wortwörtlichen Sinne. Coban wird aufbereitet, und in seine Bestandteile Niob und Tantal getrennt, wobei das letztere in der Computer-Industrie heiß begehrt ist. Tantal ist extrem leitfähig und bei einem Schmelzpunkt von knapp 3.000 Grad Celsius zugleich extrem Hitzebeständig, der ideale Stoff für modernste Technologien — von Mikrochips in PCs und Mobiltelefonen bis hin zu den Hitzeschildern von schnell fliegenden Jets und Rückkehrkapseln aus dem Weltraum. Das US-Verteidigungsministerium hat inzwischen Tantal zum “strategischen Rohstoff” erklärt. Knapp 70 % der weltweiten Tantalproduktion wird in der Kondensator-Fertigung verarbeitet. Weitere 11 % des kostbaren Pulvers werden im Bereich von Elektronik und Optik verbraucht. Die Nachfrage nach dem Mineral wächst stetig — mit über 5 % jährlich, und die Vorräte sind so begrenzt wie das Erdöl. Die Reserven sollen lediglich noch für gut 100 Jahre reichen. In Afrikasind die direkt an der Oberfläche abbaubaren Reserven besonders attraktiv.
Der Stoff wird in Camps ähnlich den Goldwäschersiedlungen Südamerikas von einzelnen oder kleinen Gruppen von Schürfern gewonnen, auf Trägern zu Urwaldpisten gebracht und dann von schrottreifen Flugzeugen mit Buschpiloten aus allen Weltgegenden, vor allem auch ehemaligen Militärpiloten Russlands, nach Bukavu, dem kongolesischen Grenzort am Kivu-See gebracht. Der Flughafen weist eine Start- und Landefrequenz aus, die sich mit den großen Internationalen Airports vergleichen lässt. Von hier wird die Ladung mit Lastwagenkolonnen die wenigen Kilometer bis nach Ruanda verfrachtet und dann dem Weltmarkt zugeführt.
Ruandisches Militär hat dann auch über Jahre hin einen großen Teil des Kongos beherrscht, und dabei mit Hutu-Gefangenen die Bodenschätze ausgebeutet. Nach dem “offiziellen Rückzug” wurden die Maij-Maji Kindersoldaten als Handlanger zurückgelassen, wobei auch heute noch ruandisches Militär im Ostkongo präsent ist. Die willfährige Hilfstruppe der Kindersoldaten bewacht die Landepisten und zieht marodierend und Angst verbreitend durch die Landschaft, wo dann auch die Minenarbeiter-Camps immer wieder zum Ziel von Plünderung und Raubzügen werden. Auf diese Weise sind die Coltan-Schürfer gezwungen, weiter ihrem eigenen Glück hinterher zu jagen.
Während die Machthaber mit Coltan immer noch Millionen verdienen geht der Reichtum an der Masse der Bevölkerung vorbei.
Die Rohstoffe des Landes werden unter der Duldung oder mit fragwürdigen Lizenzen regionaler Provinzfürsten über die benachbarten Staaten ausgebeutet. Nahezu alle Verträge zwischen dem maroden Staatskonzern “Gécamines” und internationalen Minengesellschaften sollen neu überprüft werden. Die Einnahmen aus den so ausgebeutetet Minen fließen am Staat vorbei. Im Jahre 2005 betrugen die staatlichen Einnahmen aus Abgaben und Steuern gerade mal 800 Millionen Dollar. Rund 60 % des Staatshaushalts müssen von internationalen Geldern getragen werden. Bei den eigenen Einnahmen stammen 70 % aus der Erzprovinz Katanga im Süden des Landes. Gleichzeitig wird wohl auch die in den Wahlen 2006 bestätigte Regierung von Präsident Joseph Kabila, der sich mit Beratern aus der Provinz Katanga umgeben hat, in fragwürdige Provisionsgeschäfte verwickelt — was den Bergbaukonzernen, die inzwischen Milliarden für die Erschließung der Minen in Katanga investieren, eine gewisse “Rechtssicherheit” verschaffen soll. 85 Prozent der Kongolesen (mit einem Durchschnittsalter der Bevölkerung von 16,2 Jahren) sind arbeitslos, die Bevölkerungsentwicklung galoppiert vor den Wachstumsraten der Wirtschaft. 70 Prozent der Bewohner leben in absoluter Armut, 30 Prozent der Kinder sind unterernährt — ein willfähriges Potential von Minenarbeitern, aber auch für die Rekrutierung von Kindersoldaten wird hierdurch gebildet.
Externe Links:
Provinz Katanga: