5. Phase Einsatz von EU-Kampftruppen:
Die Gemetzel führen dazu, dass in der Weltöffentlichkeit der Ruf nach internationalen Interventionskräften immer lauter wird.
UN-Generalsekretär Kofi Annan wandte sich an die europäischen Nationen – die als ehemalige Kolonialmächte ein erhebliches Maß an historischer Verantwortung für die Grenzziehungen in Afrika haben.
Auch die Bundeswehr soll sich – unter der Leitung Frankreichs — im ersten gemeinsamen Einsatz der EU als kämpfende Ordnungsmacht beteiligen. Zur Zeit ist „nur“ an den Einsatz von Transall-Transportmaschinen bis zum ugandischen Airport von Entebbe und ein „fliegendes Lazarett“ gedacht (von wo aus kleinere französische Transportmaschinen den Weitertransport nach Bunia übernehmen sollen), weil die Bundeswehr, die derzeit mit etwa 10.000 Soldaten, die zwischen Afghanistan und (bald) Zaire verteilt ist, die etwa fünffache Mannschaftsstärke – und damit einen großen Teil der für Auslandseinsätze geeigneten Truppen wie die „Division Spezielle Operationen“ in Regensburg gebunden hat. Dies resultiert aus dem Rotationskonzept, das mit Auslandseinsatz, Nachsorge, Heimaturlaub, Vorbereitung auf den nächsten Einsatz und der entsprechende Logistik etwa die fünffache Menge der tatsächlich im Auslandseinsatz befindlichen Soldaten benötigt.
Dieses Einsatzgebiet könnte sich zu einer erheblichen Belastung für eine eigenständige EU-Streitkraft entwickeln.
- Wenn die einheimischen Bürgerkriegstruppen, die sich auf Waffenhilfe aus Uganda und Ruanda stützen können (diese Waffenhilfe wird über mehrere Dutzend versteckte Dschungelpisten geliefert) nicht selbst zur Zurückhaltung bereit sind, kann sich eine sehr verlustreicher internationaler Konflikt entwickeln.
- Die Städte wie Bunia westlich des Albertsees bei Uganda oder Bukavu am Kivusee bei Ruanda zu kontrollieren, dürfte für gebietsfremde Truppen kein Problem sein. Das Problem ist das Umland. Wenn auch nur 30- 40 km von einer Stadt entfernt das Morden weitergeht, dann haben die Interventionskräfte ihr Ziel verfehlt, dann müsste das Mandat der UN in kürzester Zeit ausgeweitet werden. Dann aber muss sich die Friedenstruppe auf einen Guerillia-Buschkrieg einlassen, wie er schon in Vietnam von weit größeren, technisch auch weit überlegenen Einheiten nicht geführt werden konnte.
- Es gibt nahezu keine Infrastruktur im Ituri-Gebiet. Die Gegend ist voll von dichtem, bis zu zwei Meter hohem Buschgras, das sich – beidseits der maroden Schlaglochpisten – bestens für Hinterhalte und Guerilla-Kampf eignet. Für eine Strecke von 50 km muss eine ganze Tagesetappe eingeplant werden – bei Trockenheit, während derzeit die Regenzeit die Pisten in nahezu unpassierbare Moskito-Sümpfe verwandelt.
- Darüber hinaus ist das Grenzgebiet von Zaire zu Uganda, Ruanda und Burundi durch hohe, mit Urwald bewachsene Bergketten („Afrikanischer Grabenbruch“) ebenfalls schwer passierbar.
- Es ist abzusehen, dass neben den französischen Spezialeinheiten – wie der Fremdenlegion – bald auch die Bundeswehr, z.B. mit ihren extrem geländegängigen Unimog-Fahrzeugen für Nachschub- und Sicherungsaufgaben benötigt wird, während Hubschrauber die Kampfeinheiten und die Versorgungs-Konvois von der Luft aus unterstützen.
- Dazu kommt, dass auf Seite der einheimischen Kombattanten völlig enthemmte Kinder kämpfen, die mit Drogen auf den Krieg „abgerichtet“ wurden.
Der Einsatz von „Kindersoldaten“ ist im Übrigen keine Spezialität des Kongos. Kinder sind dankbar, leicht zu ideologisieren und bei Weitem nicht so zurückhaltend (um nicht zu sagen vorsichtig oder ängstlich), wie das ein erwachsener Familienvater wäre. Kinder empfinden auch keine Scheu vor Grausamkeiten, die sie anderen zufügen – sind also vielfach leichter „enthemmbar“.
Die Bilder, dass europäische Soldaten auf Kinder schießen, würden aber zu einem Aufschrei der Empörung in der Bevölkerung der westeuropäischen Ländern führen.
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Die beiden größten Widersacher — Überganspräsident Joseph Kabila und Vizepräsident Jean-Piere Bemba — können jeweils rund 15.000 Mann gut bewaffneter Freischärler aufbieten. Beide stehen für regionale Gruppierungendes Vielvölkerstaates. Bemba spricht Lingala, die Sprache des Westkongos, die der im Osten des Landes geborene Kabila kaum beherrscht.
Inzwischen (Sommer 2006) ist ein halbwegs eingehaltener Waffenstillstand eingekehrt. Für rund 500 Millionen Dollar hat die EU — unter Federführung und mit Unterstützung der UNO — dem Kongo freie und demokratische Wahlen finanziert, gesichert von UNO-Truppen, die ein Wiederaufflammen der Kämpfe nach dem Abschluss der Wahlen verhindern sollen. 26 Millionen Kongolesen haben isch an den Wahlen beteiligt — eine Wahlbeteiligung, die manchen demokratischen Staat neidisch werden lässt. Die Weltgemeinschaft — und die EU — wollen mt dem Sieger der Wahlen das zerstörte Land wieder aufbauen. Ob es dazu kommt? Externe Links – EU-Truppen: