Benguela-Bahn:
Im Jahr 2005 unterzeichneten Sambia und Angola ein Memorandum of Understanding, das die politische Grundlage für die Wiederinstandsetzung der rund 700 km langen Benguela-Bahn beider Länder darstellt. Die nahe Benguela gelegene Hafenstadt Lobito soll als Verschiffungshafen für Rohstoffe genutzt werden. Betrieben werden soll die Strecke von der privaten Northwest Rail. Am 18. Dezember 2004 wurde die 90 Meilen lange Teilstrecke der Benguelabahn im Abschnitt zwischen Lobito und Cubal in Zentralangola wieder in Betrieb genommen- und bis 20. September 2006 wurde die 478 km lange Teilstrecke der Benguelabahn im Abschnitt zwischen Lobito und Katchiungo in Zentralangola wieder in Betrieb genommen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat einen recht malerischen Bericht über eine Fahrt auf den ersten 300 km von Benguela nach Huambo veröffentlicht: “… Unser Zug nach Huambo war neu, die Waggons leuchteten gelb, rot, schwarz, Angolas Nationalfarben, chinesisches Fabrikat. Mehrere hundert Millionen Dollar hat Angola als Kredit von China bekommen, abzuzahlen in Öl, auszugeben für Aufträge an chinesische Firmen. Und so sahen die neuen Bahnhöfe aus wie Fertighäuschen einer asiatischen Märklin-Eisenbahn. Davor saßen Chinesen mit breiten Sonnenhüten und rauchten.
Je weiter wir ins Landesinnere fuhren, desto grüner und lebendiger wurde der Film, der draußen vorbeizog: Mangobäume und Bananenstauden, dazwischen lagen meterhohe schwarze Felsen, wie von einem Riesen in der Landschaft verteilt. Johlende Kinderscharen rannten hinter dem Zug her. Frauen verkauften an den Bahnhöfen Erdnüsse, Zuckerrohr und Hühner. … ”
“Rostige Urgetüme, überwucherte Oldtimer – so sieht es im Eisenbahn-Depot von Huambo aus. Der lange Bürgerkrieg in Angola hat die über 50 Lokomotiven in einen Tiefschlaf versetzt.
Jetzt lebt das Land im dritten Friedensjahr, und Mechaniker wie Pascal Juliao wollen die Oldtimer wieder zum Leben erwecken. …” so beginnt ein Bericht des Weltspiegel vom 05.12.2004 (WDR), in dem darüber berichtet wird, wie eine Initiative ehemaliger “Eisenbahner” die Strecke im Inneren Angolas wiederbelebt. Derzeit — so der Bericht — würde an eine Beyer — Garratt Dampflok aus Manchester, Baujahr 1956, gearbeitet. Zwei alte Dieselloks aus den 70er Jahrenwaren seien bereits “fit gemacht”. Tatsächich gäbe es auf rund 50 Kilometern wieder eine tägliche Verbindung von Huambo nach Kaala — und an dieser kurzen Strecke wiederhole sich die lokale Wirtschaftsblüte, die von der TAZARA (Tanzania-Zambia Railway) in Tansania und Sambia berichtet wird. „Dieser Zug ist ungeheuer wichtig für die Bauern. Nun können sie ihre Ernte sehr einfach zu den Märkten bringen – das macht einen großen Unterschied.“ und der Bericht geht weiter mit: “Eine banale Zugverbindung, Fahrtzeit etwa 50 Minuten – das sind die kleinen Fortschritte im friedlichen Angola.
„Der Zug ist die billigste Form des Verkehrs,.…. Früher war das teuer, denn wir mussten mit dem Bus fahren, aber so ist es für uns erschwinglich.“ Tatsächlich ist das Hochland von Angola äusserst fruchtbar. Die Küstenstädte könnten mit entsprechenden Verkehrsverbindungen aus dem eigenen Hinterland versorgt werden — allerdings wird derzeit (Stand 2005) immer noch ein Großteil der benötigten Lebensmittel importiert — aus Europa. Wann die im Juli 1931 erstmals offiziell eingeweihte Bahn nun endgültig wieder eröffent wird, ist noch unklar. Die Bahn — früher auch für den Kupfer- und Kobaldexport aus den östlichen Nachbarländern genutzt — muss mühsam von Landminen geräumt und wieder instand gesetzt werden.
Allerdings: gerade dieses Geschäft macht Hoffnung: Sambia plant, die alte Bahnlinie ebenfalls für seine Kupferexporte wieder zu beleben.
Die Produktionsaufnahme der sambischen Kansanshi-Kupfer-Mine im Januar 2005, eine der beiden an der geplanten Bahnlinie gelegenen Minen, bedeutete für den sambischen Kupferbergbau Steigerung um etwa 25%. Weitere Millionen-US$-Investitionen sollen die Produktion mittelfristig auf 145.000 jato anheben. Die zweite an die Bahnlinie angeschlossene Großmine Lumwana, nur 65 km östlich der Kansanshi-Mine gelegen, soll Ende 2006 ihre Produktion aufnehmen. Das Projekt umfasst ein Gebiet von 1.350 qkm, 220 km westlich des sambischen Kupfergürtels.
Zusatzlich wird eine neue Trasse die großen Kupferminen des Nachbarlandes mit dem angolanischen Hafen Lobito verbinden. Durch diese Art “Kupfer Korridor” werden auch die Minen Kansanshi und Lumwana profitieren. Die Trasse soll in Sambias Nordwestprovinz (Kupfergürtel) binnen drei Jahren bis 2010 fertiggestellt sein. Der exakte Streckenverlauf steht bereits fest und auch die Entschädigungszahlungen für die zu enteignenden Bewohner entlang der Strecke wurden bereits bewilligt. Die Development Bank of Southern Africa hat Interesse an der Finanzierung der 235 Mio. US$ teuren Bahnlinie erklärt. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Strecke mit der Benguela-Bahn verbunden werden.