Die US-Atomstreitkräfte (US Nuclear Forces)
Schnellüberblick:
Anzahl der Sprengköpfe und die geplante Verringerung | ||
2002 | bis 2007 | bis 2012 |
7.600 Sprengköpfe und ca. 3.000 “inaktiv” | 3.800 Sprengköpfe | 1.700 bis 2.200 Sprengköpfe |
Landgestützte Atomwaffen:
ICBM Intercontinental Ballistic Missile (Reichweite über 5500 km) | Anzahl d. Raketen | Sprengköpfe | Sprengköpfe Insgesamt |
LGM-3DG Minuteman III Mk12, seit 1970 - F.E. Warren Air Force Base (Wyoming) | 150 | 1 x W62 mit 170 kt Sprengkraft | 150 |
LGM-3DG Minuteman III Mk 12, seit 1970 — Malmstrom Air Force Base (Montana) | 50 | 3 x W62 MIRV mit 170 kt Sprengkraft | 150 |
LGM-3DG Minuteman III Mk 12A, seit 1979 — Malmstrom Air Force Base (Montana) und Minot Air Force Base (North Dakota) | 300 | 3 x W78 MIRV mit 335 kt Sprengkraft | 900 |
LGM-118A MX/Peacekeeper, seit 1986/87 | 50 | 10 x W87 MIRV mit 300 kt Sprengkraft | 500 |
GESAMT | 1700 |
Alle LGM-3DG Minuteman III-Interkontinentalraketen Mk12 und einige Mk12A sollen bis 2007/2009 durch den neuen Sprengkopf W87 ersetzt werden. Die LGM-118A MX/Peacekeeper sind die modernsten US-Interkontinentalraketen, die nach dem START II-Abkommen und neuere Vereinbarungen ab 2003 einer vorerst dreijährigen Deaktivierung unterliegen. Die 50 MX/Peacekeeper-Raketen mit W87 Mehrfachsprengköpfen sollen ab Oktober 2002 auf die Minuteman III-Raketen eingesetzt werden. Allerdings sollen für das 250 Mio. US-Dollar teure Umrüstprogramm SERV (Safety Enhanced Reenetry Vehicle) noch Flugtests der Minuteman III mit W87 Sprengköpfen durchgeführt werden. Die MX-Raketen des Typ s Peacekeeper können bis zu 21 Sprengköpfe tragen, sind aber durch Rüstungsvereinbarungen auf 10 Sprengköpfe begrenzt.
Ab 2018 plant das US-Verteidigungsministerium den Bau von neuen Interkontinentalraketen (ICBM’s) als Ersatz für die von Boeing entwickelten Minuteman III.
Seegestützte Atomwaffen:
SLBM Sea-Launched Ballistic (Cruise) Missile | Anzahl d. Raketen | Sprengköpfe | Sprengköpfe Insgesamt |
UGM-96A Trident I C4, seit 1979 — 7 U‑Boote (SSBN*s) der Ohio-Klasse | 168 | 6 x W76 MIRV mit je 100 kt Sprengkraft | 1008 |
UGM-133A Trident II D5 Mk‑4, seit 1992 — 9 U‑Boote (SSBN’s) der Ohio-Klasse | 216 | 8 x W76 MIRV mit je 100 kt Sprengkraft | 1728 |
UGM-133A Trident II D5 Mk‑5, seit 1990 — 2 U‑Boote (SSBN’s) der Ohio-Klasse | 48 | 8 x W88 MIRV mit je 475 kt Sprengkraft | 384 |
GESAMT | 3120 |
Die seegestützte amerikanische Atomstreitmacht besitzt rund die Hälfte der strategischen Nuklearsprengköpfe der Vereinten Staaten und sind verteilt auf insgesamt 18 Atom-U-Booten der Ohio-Klasse. 7 U‑Boote sind an der Pazifikküste stationiert und ausgerüstet mit UGM-96A Trident I C4. Im Rahmen des START I Abkommens wurden die Sprengköpfe auf diesen U‑Booten bis 2001 von 8 auf 6 verringert. Die anderen 11 U‑Boote sind mit den moderneren und größeren UGM-133A Trident II D5 Mk‑4 und Mk‑5 Raketen ausgerüstet und befinden sich an der Ostküste. Zuletzt wurde im November 2001 das Atom-U-Boot USS Alaska (SSBN-723) auf Trident II D5 umgerüstet. Folgende U‑Boote sind derzeit in der Umrüstphase zu Trident II D5: USS Nevada (SSBN-733), USS Henry M. Jackson (SSBN-730, ex-USS Rohde Island) und USS Alabama (SSBN-731).
Überwasserkampfschiffe mit Atomsprengköpfen ausgerüstete Cruise Missiles (Tomahawks) befinden sich seit 1994 nicht mehr an Bord. Allerdings können die Schiffe die Versorgung von Angriffs-U-Booten (SSN’s) mit Cruise-Missiles übernehmen. Die Angriffs-U-Boote (SSN) der Seawolf- und Los-Angeles-Klasse sind nur noch konventionell mit Tomahawks und Mk-48 Torpedos bestückt.
Um die seegestützten Cruise-Missiles mit einem einheitlichen Sprengkopf auszustatten, entwickelt die US Navy mit ihrem SWPP (SLBM Warhead Protection Program) einen neuen Sprengkopf, der die W76 und W88 ersetzen soll. Lockheed Martin produzierte seit 1976 rund 5.000 Sprengköpfe W76 für die Trident I C4 der amerikanischen und britischen U‑Bootflotte.
UGM-96A Trident I C4 | UGM-133A Trident II D5 |
Die seit 1976 im Einsatz befindliche Trident I C4 wird nach und nach ausgemustert. Bis 1986 wurden insgesamt 570 Stück produziert und 117 Flugtest mit 222 Trident I‑Raketen durchgeführt. Die Trident I C4 hatte danach eine Startzuverlässigkeit von 85 % (188), 34 Teststarts (15 %) schlugen fehl. Ab 1990 wurden auch im Atlantik Tests durchgeführt und ab 1993 im Testgebiet bei Florida. Zuletzt verschoß die USS Ohio (SSBN 726) vier SLBM des Typs Trident I C4 am 9. Dezember 2001. | Rund 390 Trident II D5 mit einer Reichweite von über 11.000 km sind im Besitz der USA und weitere 35 Stück sollen beschafft werden, vor allem wegen der Umrüstung einiger U‑Boote. Von den 425 Stück sollen 228 Stück mit Sprengköpfen auf 12 U‑Booten ausgerüstet werden, 137 Stück dienen zu Testzwecken bis 2014. Seit 1987 wurden 116 Test durchgeführt und nur 5 Tests (4 %) schlugen fehl. Die Bestückung der Trident II D5 auf den US-Booten beträgt 8 Sprengköpfe, obwohl auch 12 möglich wären. Auch Großbritannien besitzt für seine strategische U‑Bootflotte diesen Typ auf der Vanguard-Klasse, stationiert in Faslane, Schottland. |
Die vier ältesten U‑Boote der Ohio-Klasse (gebaut 1974–1976), die ihren Heimathafen an der Pazifikküste (Bangor, Washington) haben: USS Ohio (SSBN-726), USS Michigan (SSBN-727) USS Florida (SSBN-728) und USS Georgia (SSBN-729), werden ab 2003 umgerüstet und mit 154 konventionelle Cruise Missiles bestückt. Bis 2006 sollen nur noch 14 U‑Boote mit Atomsprengköpfen im Einsatz sein, u.a. auch um die jährlichen Unterhaltskosten von über 500 Mio. US-Dollar zu reduzieren. Durch die Verringerung verlegt die amerikanische U‑Boot-Flotte 4 Ohio-Boote von der Ostküste (Kings Bay, Georgia) zur Westküste Bangor, Washington). Sodann verbleiben jeweils 7 strategische U‑Boote an beiden US-Küsten. Ab 2029 sollen de ersten SSBN’s mit Trident-SLBM’s außer Dienst gestellt werden.
Ersetzt werden sollen diese U‑Boote der Ohio-Klasse in naher Zukunft durch eine modifizierte Version der Angriffs-U-Boote (SSN) der Virginia-Klasse (u.a. SSN-774) mit ihrer vertikalen Abschußvorrichtung (VLS-System) oder durch ein völlig neuen U‑Boottyp, der ab 2016 gebaut werden soll.
16 Flugzeuge des Typs E‑6B Tacamo (steht für “take charge and move out”) sollen modernisiert werden und dienen als Kommando- und Verbindungsflugzeug zu den strategischen U‑Booten (SSBN’s).
Strategische Bomber
Strategische Langstrecken-Bomberflugzeuge | Anzahl d. Raketen | Sprengköpfe | Sprengköpfe Insgesamt |
B‑52H Stratofortress, seit 1961 — 54 Bomberflugzeuge — Barksdale Air Force Base (Louisiana) und Minot Air Force Base (North Dakota)
| 20 | ALCM AGM-86B oder ACM AGM-129A- pro Cruise Missile 1 x W80 mit bis zu 150 kt Sprengkraft | 860 |
B‑2 Spirit, seit 1994 — 16 Bomberflugzeuge — Whiteman Air Force Base | 21 | 1 x B61‑7, B61-11 oder B83‑1 Bomben mit bis zu 170 kt Sprengkraft | 800 |
GESAMT | 1660 |
Die großen B‑52H Stratofortress-Bomber können im Gegensatz zu der B‑2 Spirit alternativ auch gleichzeitig Cruise-Missiles oder Gravitationsbomben B‑61 mit sich führen. Die B‑52H sollen einschl. Materialerhaltungsmaßnahmen bis 2044 im Einsatz bleiben. Die B‑52H kann die Cruise-Missiles ACM AGM-86B mit einem W80 Sprengkopf mit sich führen oder die AGM-129A mit einem W80 Sprengkopf. Im Gegensatz zu der ALCM-Version einer Cruise-Miisles verfügt die modernere ACM über eine größerer Reichweite und besitzt “Stealth”-Eigenschaften. Die US Air Force verfügt insgesamt über 1.142 ALCM’s und 640 ACM’s.
Die B‑2 Spirit sind ausschließlich auf der Whiteman Air Force Base in Missouri stationiert und seit 1994 im Einsatz. Die B‑2 soll als strategischer Bomber bis 2040 im Einsatz bleiben.
Die F‑117A kann Atomwaffen mit sich führen, ist aber nicht vom ACC Air Combat Command dafür vorgesehen. Stattdessen folgt nur das Training hiermit. Der Nachfolger der Kampfflugzeuge F‑16 und F‑15E, der Joint Strike Fighter (JSF), der ab 2012 in Dienst gestellt wird, soll in die Planung zum Tragen von Atomsprengköpfen einbezogen werden. Auch die NATO-Partner mit ihren F‑16 oder Tornado Kampfflugzeugen verfügen über die Möglichkeit, die US-Atombomben abzuwerfen.
Taktische Atomwaffen
Taktische Atomstreitmacht (SLCM, Atombomben) | Anzahl d. Raketen | Sprengköpfe | Sprengköpfe Insgesamt |
Cruise Missiles TLAM/N Tomahawk, seit 1984 | 325 | 1 W80 | 320 |
Atombomben B‑61–3, B‑61–4 und B‑61–10, seit 1979 | - | B‑61–3, B‑61–4 und B‑61–10 | 800 |
GESAMT | 1120 |
Nach Ende des Kalten Krieges wurden die taktischen Atomwaffen drastisch verringert. Die USA haben ungefähr 1.620 taktische Atomsprengköpfe, davon rund 1.300 Gravitationsbomben B‑61 in 3 verschiedenen Versionen und 320 TLAM/N (Tomahawk Land-Attack Cruise Missile), teilweise als Reserve oder “inaktiv”. Die taktischen Nuklearbomben B‑61 lagern auf der Kirtland Air Force Base (New Mexico) und der Nellis Air Force Base (Nevada) und stehen im Kriegsfall den Kampfflugzeugtypen F‑16C, F‑16D Fighting Falcon und F15E Strike Eagle zur Verfügung. Ungefähr 150 der B‑61 befinden sich in Europa, verteilt auf 10 Luftwaffenstützpunkten in 7 NATO-Ländern.
Die TLAM/N befinden sich seit 1997 nahe den U‑Bootbasen Bangor (Washington/Westküste) und Kings Bay (Georgia/Ostküste).
Zukunft der amerikanischen Aufklärungs-/ Kommunikationssatelliten
Neue Militärsatelliten sollen die Kommunikation und Aufklärung in Zukunft verbessern und gewährleisten. Zu den bestehenden Milstar-Satelliten (EHF — Extremely High Frequency) und UHF (Ultra High Frequency)-Verbindungen zählt ab 2003 das DSCS-System (Defense Satellite Communications System), das neue Navy Polar EHF-System ab 2009 und die schrittweise Ablösung der Milstar-Satelliten durch neue AEHF-Kommunikationssatelliten (Advanced Extremely High Frequency Milsatcom) namens Pathfinder ab 2006, einsatzbereit ab 2008. Ab 2009 folgt die Modernisierung des Wideband Gapfiller Systems durch das AWS Advanced Wideband System.
Die gesamte Modernisierung kostet über 2,3 Mrd. US-Dollar.
Abkürzungen:
ACM — Advanced Cruise Missiles (größerer Reichweite als die ALCM)
ALCM - Air-Launched Cruise Missile
ICBM — Intercontinental Ballistic Missile
LGM - Silo-Launched Surface Attack Guided Missile
UGM - Underwater-Launched Surface Attack Guided Missile
MIRV — Multiple Indepedently Targetable Reentry Vehicles
SERV — Safety Enhanced Reentry Vehicle
SLBM — Strategic Submarine-Launched Ballistic Missile (Cruise Missile)
SSBN — Nuclear-Powered Strategic Ballistic Missile Submarine
SSN — Nuclear-Powered Attack Submarine