Medientag bei der ELROB 2008 in Hammelburg
Mit der Eröffnungsrede des stellvertretenden Inspekteurs des Heeres Generalleutnant Günter Weiler startete die dritte Leistungsshow Robotik (ELROB 2008) in Hammelburg am 30. Juni. Es ist nach 2006 die zweite Veranstaltung dieser Art, die sich mit Robotern für den militärischen Einsatzzweck beschäftigt, woraus sich auch die oft genutzte erweiterte Abkürzung M‑ELROB ableitet.
ELROB 2008 / Gecko / Base 10 GmbH Quelle/Source: GlobalDefence.net |
Mit dem Medientag am 30. Juni boten die Organisatoren einen interessanten Überblick über die Fahrzeuge und die Teilnehmer. Anschließend konnten in einem statischen Display Details der Systeme aus der Nähe betrachtet werden und die Technik wurde von den jeweiligen Teams bereitwillig erklärt. Einen kurzen Einblick in die Thematik und auch Problematik der militärischen Nutzung von Robotern bot die Rede von Prof. Dr. Henrik Iskov Christensen aus Dänemark. Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher Arbeit, der Entwicklung und des realen Einsatzes der Systeme durch die Soldaten wurde besonders in der Darstellung der Steuerung klar. Ein Soldat, der sich perfekt mit kleinen elektronischen Geräten wie einer Spielekonsole; Handy oder dem PC auskennt, ist durch Computerspiele eine besondere Art der Steuerung mit PC-Maus und Gamepanel, sowie an die spiele-spezifische Benutzeroberfläche gewöhnt. Während die in der Theorie entwickelten Systeme aber noch von Notebooks aus gesteuert werden und eine gewöhnungsbedürftige Nutzeroberfläche besitzen.
Während die Soldaten größte Probleme hätten, sich in diese Art der Bedienung einzuarbeiten, hat sich in der Praxis gezeigt, dass es mit Spielekonsolen ähnlichen Steuerungen sogar dazu gekommen sei, dass der Soldat dem Wissenschaftler gezeigt hat, wie sich der Roboter am besten steuern läßt.
ELROB 2008 / Knight / Force Ware GmbH Quelle/Source: GlobalDefence.net |
Damit wurde auch gleich deutlich, wie die neue Robotertechnologie den Soldaten im Einsatz unterstützen soll. Der Bereich unterteilt sich in Systeme, die direkt vor Ort von Soldaten bedient werden können. Sei es für Transportaufgaben, in denen weitgehend autonom agierende Fahrzeuge in einem Personen-Folge-Modus die Ausrüstung aufnehmen. Eine Infanteriegruppe direkt bei der Aufklärung in gefährlichen Situationen, oder bei der Räumung von Minen und Sprengsätzen unterstützen.
Darüber hinaus werden auch wesentlich komplexere System entwickelt. Es geht dabei um eine umfassende Aufklärung, für die bekannte Überwachungssysteme wie die des Artillerieaufklärers FENNEK mit neuen Systemen kombiniert werden. Hier geht der Trend hin zu Fahrzeugen mit etwa drei Tonnen Gewicht, die neben einer Luftüberwachungsdrohne (UAV) für den Nahbereich auch kleinere Roboterfahrzeuge mitführen. Diese Kombination ermöglicht sogar die Aufklärung von Gebäuden.
ELROB 2008 / CANGURU / Diehl BGT Defence GmbH & Co KG Quelle/Source: GlobalDefence.net |
Diese Robotersysteme haben eine große Reichweite von bis zu 400 km, welche auch deshalb voll genutzt werden kann, weil die Steuerung per Satellitenkommunikation aus weit entfernten Kontrollzentren erfolgt. So wird es möglich, die Fahrzeuge als vorgeschobene Beobachter einzusetzen und in Bereichen dauerhaft und flexibel aufzuklären, die z.B. für den Soldaten zu gefährlich oder versorgungstechnisch nicht optimal zu unterstützen sind.
Ebenso wichtig und fortschrittlich wie die Trägerfahrzeuge sind die Sensoren‑, Steuer- und Kommunikationsmodule. Sie ermöglichen die wetter- und tageszeitunabhängige Überwachung. Aufklärung per Infrarot, Radar, hochauflösende Tageslichtbilder und auch Vermessungen per Lasertechnologie sind bereits heute in einsatzgerechter Weise umsetzbar. Die Steuerung der Fahrzeuge kann autonom oder durch einen menschlichen Fahrer erfolgen.
Die US-Streitkräfte setzen bereits über 3.000 Robotersysteme aller Aufgabenbereiche im Irak ein und das Thema Robotik wird auch in Europa ein wichtiger Beschaffungsbereich der Streitkräfte werden. Gerade Systeme wie z.B. in Deutschland der „Infanterist der Zukunft“ bilden die Grundlage für eine komplexe Vernetzung in Einsätzen rund um die Welt und gelten als Antwort auf die asymmetrische Bedrohung, der sich Streitkräfte zunehmend gegenüber sehen.
Die ELROB bietet den Teilnehmern noch bis 03. Juli Gelegenheit, sich zu vergleichen, Erfahrungen auszutauschen und neue Netzwerke zwischen den Entwicklern zu knüpfen.
Update:
Da sich die ELROB 2008 nicht als Wettbewerb versteht, wurden auch keine Ergebnisse der einzelnen Teilnehmer veröffentlicht.
Allerdings ließ sich an der Erfüllungsquote der einzelnen Aufgaben erkennen, dass landgebundene Robotersysteme noch einige Entwicklungsarbeit benötigen, um wirklich autonom Aufgaben wie Überwachung, Aufklärung oder Konvoifahrten zu übernehmen. Im Gegensatz zu den unbemannten Fluggeräten (UAV) stehen die Teams mit ihren Landfahrzeugen vor dem Problem der sehr unterschiedlichen geografischen Gegebenheiten, deren Erfassung und Einfluss auf die Steuerung. Ebenso können unerwartete Hindernisse zum Ausfall der Steuerungssoftware führen.
Die Entwickler haben nun bis 2010 Zeit, sich auf die nächste militärische ELROB in Deutschland vorzubereiten.
Polen ist 2009 Veranstalter der zivilen Variante.
GlobalDefence.net wird in einem Spezial über die Teams, die Fahrzeugeund die Fortschritte in der landgebundenen Robotik berichten.
ELROB 2008 / TPz Fuchs (MOUT) / Static Display Rheinmetall Quelle/Source: GlobalDefence.net | ELROB 2008 / WIESEL 2 digital / Rheinmetall Landsysteme GmbH Quelle/Source: GlobalDefence.net |